Beiträge von Nettmensch

    Also, meine Einschätzung nach fast einem Jahr als Berliner Quereinsteiger mit voller Stelle:



    das Referendariat - also die Lehrproben, Modulprüfungen und Seminar - sehe ich nicht als die große Belastung an, als die man es darstellt. Sofern man psychisch gefestigt ist und Kritik rein auf Sachebene annimmt ist der Stressfaktor eher sekundär. Zeitlich sind die 7 Stunden Ermäßigung nicht ganz ausreichend, da gerade die Vorbereitung von Lehrproben Zeit verschlingen kann. Dafür muss man i.d.R. für die Seminare selbst nicht viel Vorbereiten, so dass man die Stunden 1:1 verrechnen kann. Sofern man beachtet, dass man alternativ zusätzlicher Unterricht vorbereitet werden müsste, Konferenzen abgehalten und Klausuren korrigiert werden müssten, spare ich bzgl. der reinen Seminarzeiten m.E. sogar Aufwand. Zudem haben Quereinsteiger ihre Stelle selbst dann sicher, sofern sie erst im 2. Anlauf mit 4 bestehen. Das sollte selbstverständlich kein Punktziel sein, nimmt aber gehörig Druck von den Schultern.



    Die eigentlichen Knackpunkte sind die Schulform/Klassen und insbesondere die Unterrichtsvorbereitung. In Vollzeit muss deine Schwester sofort und unter Umständen ohne Vorlauf 19 Stunden eigenständigen Unterricht ohne Anleitung und mit wenig Betreuung halten. Und lernen sollen die Schüler dabei auch noch etwas. Das ist eine erhebliche Belastung, die ich nur Dank einer Reihe von Parallelklassen einigermaßen bewältigen kann. Gerade die Vorbereitung nimmt eine erhebliche Zeit in Anspruch - oft mehr als die eigentliche Stunde. Da wird sie im Vgl. zur FH zwangsläufig weniger perfektionistisch vorgehen müssen (gerade was Dinge wie Formatierung etc. angeht kann man ja unendlich Zeit für Kleinigkeiten investieren). Je nach Alter der Kinder sollte Sie entsprechend sofort auf Teilzeit gehen (was ich zum anstehenden Prüfungshalbjahr tue) und auch die Zuteilung vieler Parallelklassen aktiv einfordern. Selbst mit Parallelklassen reduziert sich die Vorbereitung ja selten auf Null beim 2. oder 3. mal.



    Sofern sie tatsächlich ein Angebot eines Gymnasiums hat - Ok. Die Einstellung muss dann in der Regel aber über das zentrale Verfahren laufen. Je nach Angebot und Nachfrage ist eine Einstellung dort also nicht sicher und es besteht die Gefahr auf einer Sekundarschule zu landen. Sofern sie einigermaßen hemdsärmlig und mit "Hands-On"-Mentalität auftreten kann mag sie das als nicht so schlimm empfinden. Andernfalls können Disziplinlosigkeit und resultierende Lernschwäche der SuS sehr belastend sein.


    Sie könnte auch versuchen eine attraktive Berufsschule anzuschreiben (parallel). Diese dürfen ihre Lehrerstellen direkt ausschreiben und gezielt aussuchen. Je nach dem Auftreten deiner Schwester und Ausrichtung des OSZ können die älteren Berufsschüler auch deutlich pflegeleichter sein.

    ... und bevor jetzt jemand kommt und einen Zahlenstreit anfängt ("Es sind ja nur 2000, 1500, 1000, 500... echte Obdachlose"):


    wenn es "nur" 500 Obdachlose sind, könnte man für Kosten der Elbphilharmonie Notunterkünfte sogar über 600 Jahre in die Zukunft finanzieren. Das macht es sogar noch perverser, dass man das Geld dafür nicht bereit stellt.

    Das Thema ist jetzt vollkommen Off-Topic, hat mir aber zu denken gegeben:


    http://www.zeit.de/hamburg/sta…estmarsch/komplettansicht



    Hamburg ist ein reiche Stadt. Der aktuelle Haushaltsüberschuss beträgt laut Medienberichten 400 Millionen Euro.


    Hamburg leistet sich für seine Orchester ein neues Konzertgebäude für fast 800 Millionen Euro. Dieses wird zudem tendenziell eher von den einkommensstärkeren 50% der Bevölkerung in Anspruch genommen.



    Gleichzeitig weigert sich die Stadt - anders als früher - den obdachlosen Bürgern einen Schlafplatz für die Nacht bereit zu stellen.
    Wohlgemerkt liegen die Kosten dieser Schlafplätze deutlich unter denen von Hartz4 (= Recht auf Wohnung + Krankenversicherung + 400 Euro/Monat). Und die meisten der Obdachlosen hätten definitiv Anspruch auf Hartz4.


    Nun sind die meisten Obdachlose sicher keine seligen Sympathieträger - das trifft aber sicher auch auf viele in den oberen 10.000 zu. Und das ist ebensowenig eine Rechtfertigung der Stadtregierung, ihnen Schlafplätze für die Nacht zu verweigern. Da Obdachlose aber sozial isoliert sind, sich selbst aufgegeben haben und nicht mit dem Anwalt drohen, scheint man deren Armut (und sie sind nun einmal die ärmsten Mitmenschen) seitens der Staatmänner und -frauen ignorieren zu können - die wählen ja mangels Postzuschrift nicht einmal.

    Ich hätte gedacht, dass tausende Mitbürger für die es keinen Platz in Notunterkünften für die Nacht gibt, die höchste politische Priorität haben sollten
    - finanziell und bzgl. Taten seitens des Staates. Ein neues Konzerthaus (die alten sind noch immer gut bespielbar!) und selbst der Hamburger Schulstreit nehmen sich als Anliegen doch bescheiden dazu aus, respektive sind fast ein Affront angesichts dieser Not vor der eigenen Haustür.



    P.S.


    Ich schreibe hier nur über Hamburg, da ich es gerade las. In Berlin und andern Orten ist es vorr. nicht viel besser. Und noch ein toller Vergleich: bei Monatskosten für einen Nachtschlafplatz in einer Notunterkunft von 220 Euro könnte Hamburg für die Kosten der Elbphilharmonie die bis zu 3000 Obdachlosen 101 Jahre lang unterbringen - also die schlimmste Armut ein Jahrhundert im voraus beenden. Der aktuelle Haushaltsüberschuß würde noch immer für 50 Jahre reichen.

    Hier eine Übersicht über die Bewerbungen und Einstellungen zum 1. Schulhalbjahr 2014/15 inklusive Warteliste:


    https://www.bllv.de/September-2014.10669.0.html (Gymnasium)


    https://www.bllv.de/September-2014.8206.0.html (Realschule)


    Es lässt sich aus der Darstellung nicht genau ermitteln, wer Geschichte kombiniert. Aber auch bei konservativen Annahmen kommt man auf einige hundert unversorgte Geschichtslehrer aus dem Halbjahr. Allein in Bayern.



    In NRW sieht es ähnlich aus (prozentual, absolut sind die Zahlen noch etwas größer), aber auch in BW und Thüringen gibt es offenbar einen ganz erheblichen Überschuss in Geschichtskombinationen. Die genaue Lage aus anderen Ländern ist mir nicht bekannt, es steht aber zu vermuten, dass die Lage für Geschichtslehrer dort nicht viel besser ist.


    Und das bei einem prognostizierten Einstellungsbedarf von 35 VZE pro Jahr in Berlin für alle Schultypen bis 2022. Allein in dem einen Halbjahr wurden mehr unversorgte Geschichtslehrer in der BRD produziert, als Berlin in den kommenden 20 Jahren einstellen kann. Und der Berg schrumpft auf absehbare Zeit nicht - im Gegenteil; er wächst mit jedem Halbjahr.

    @kecks:


    der TE hat sich nach den Aussichten als Lehrer erkundet - wohl in der Absicht/Interesse in diesem Bereich arbeiten zu können.



    Die ehrliche Antwort ist, dass er das mit Geschichte als Fach völlig vergessen kann. Die Option B (freier Journalist etc.) wird dabei automatisch Option A. Und dann kann und muss er sich auch gleich zu Beginn darauf fokussieren - jeder andere Rat ist fahrlässige Schädigung seiner beruflichen Zukunft unsererseits. Die Masse der Geschichtslehrer und Konsorten (im letzten Jahr immer wieder Medienwirksam in den Zeitungen) die keine Stelle finden haben doch eben nicht die Einstellung "Ich habe mich im Studium mit meinem Interesse an Geschichte und Lehramt selbst verwirklicht - vor allem das zählt, auch wenn ich jetzt keine Stelle bekommen kann." Die haben ernsthaft gefordert, dass der Staat die überschüssigen Lehrer einfach mal so mit Beamtenposten versorgt. Ich kenne sogar einen GE-Vertretungslehrer, der sich ernsthaft beklagt, dass Quereinsteiger in Physik Planstellen bekommen, während Geschichtslehrer leer ausgehen (ein Historiker beklagt sich ja auch nicht, dass Siemens einen Physiker auf eine Stelle als Elektrotechnikingenieur einstellt, statt einen Historiker).



    Die Leute sind bitter enttäuscht, sofern sie keine Stelle bekommen, obwohl dieses bereits Jahre vorher fest stand. Der TE kann sich darum eben nicht auf die Lehrerausbildung konzentrieren und für den Notfall ein kleines Journalistenpraktikum einschieben. Das ist vergeudete Zeit. Er wird zu 90%-95% mit Geschichte und seiner Beschränkung auf Berlin keine Stelle als Lehrer bekommen. D.h. jede Stunde Arbeit hin zur Lehrerausbildung ist Zeit die er bereits jetzt absehbar besser in seine Option B investiert - und das wird er garantiert im Nachinein auch so beurteilen.

    Noch einmal:


    nimm bitte nicht Geschichte!



    Natürlich ist nicht der gesamte Lehrerarbeitsmarkt tot (ich bin das beste Beispiel, dass in einigen Fächern sogar viele Quereinsteiger genommen werden - nachdem also jeder reguläre Lehramtsabsolvent versorgt ist).


    Deutsch ist eines der 3 Hauptfächer in Berlin und wird über die gesamte Schuldauer mit erhöhter Stundenzahl unterrichtet - dadurch der große Bedarf. Auf der anderen Seite gibt es auch deutlich mehr Deutschlehrer, die das Studium beenden, als es entsprechende Mathelehrämter gibt. Die Einstellungschancen (aus Angebot und Nachfrage) sind in Mathematik folglich deutlich besser.



    Geschichte ist aber einfach aussichtslos - vergiss dein Interesse! Was für ein Idee, auf das Interesse unabhängig vom Arbeitsmarkt zu schauen! Was nützt dir das Studium und dein Interesse, sofern du später keine Chance hast damit einen Job zu finden? Garantiert deutlich über 50% der Arbeitnehmer im Lande machen ihren Job nicht, weil sie sich damit super selbstverwirklichen (das bedeutet nicht, dass sie ihren Job hassen... Geld zu verdienen um eine Familie zu ernähren ist aber eben auch ein legitimes Motiv). Ich zitiere mich noch einmal selbst:


    "Berlin braucht 280 Lehrer für Geschichte+Sozialkunde+Politik zusammen an allen Schulformen zusammen - und das über einen Zeitraum von 8 Jahren, das sind 35 pro Jahr. Angenommen die Hälfte ist für Geschichte - das sind 140 über 8 Jahre. Allein der Überschuß aus Thüringen NUR AUS DIESEM JAHR könnte das für die kommenden 8 Jahre decken. Und der große 4-stellige Berg aus Bayern und NRW aus dem aktuellen und letzten Prüfungsjahrgang ist da noch gar nicht einkalkuliert. Selbst falls sich der Bedarf in Berlin verdoppelt ist das noch immer beruflicher Selbstmord. "



    Nimm nicht Geschichte - egal in welcher Kombination; erkenne einfach an, dass die Lage ganz objektiv auf absehbare Zeit sehr schlecht ist. Wäre dein Interesse Informatik würde ich auch sagen - tu es, geh nach deinem Interesse. Aber eben auch nur, weil dort der Arbeitsmarkt gut aussieht.



    meike:


    das meine ich - jetzt hat der TE wieder ernsthaft in Betracht gezogen, Geschichte auf Lehramt zu studieren... Menschen hören, was sie hören wollen.

    Der Lehrerarbeitsmarkt ist insbesondere für die Klassiker Geschichte, Sozialkunde, Geographie etc. tot. Die Prognose für Berlin:



    in den 8 Jahren 2014-2022 und umgerechnet auf VZE gibt es einen Einstellungsbedarf (Prognose basierend auf absehbare Pensionierungen und Anstieg der Schülerzahlen) von:



    280 Lehrern für Geschichte+Sozialkunde+Politik zusammen an allen Schulformen zusammen - und das über einen Zeitraum von 8 Jahren, das sind 35 pro Jahr. Angenommen die Hälfte ist für Geschichte - das sind 140 über 8 Jahre. Allein der Überschuß aus Thüringen NUR AUS DIESEM JAHR könnte das für die kommenden 8 Jahre decken. Und der große 4-stellige Berg aus Bayern und NRW aus dem aktuellen und letzten Prüfungsjahrgang ist da noch gar nicht einkalkuliert. Selbst falls sich der Bedarf in Berlin verdoppelt ist das noch immer beruflicher Selbstmord.

    meike:


    es gibt im Lehrerarbeitsmarkt ausgeprägte Wellen, das ist durchaus richtig. Und natürlich kann es sein, dass man bald G8 rückgängig macht und flächendeckend auf G9 umsteigt - das ist nicht berechenbar. Wir sollten, wenn hier gelegentlich ein junger Mensch ohne viel realweltlichen Berufskontakt vorbei kommt, aber vorsichtig mit solchen Relativierungen sein. Gerade weil diese ihre Fächer so gut finden (oder die anderen so schlecht), klammern sie sich nicht selten an solche Aussagen, nach dem Motto "wird schon alles gut gehen" - egal wie objektiv aussichtslos die Lage ist.


    Geschichte ist ja nicht erst seit gestern ein prekärer Fall, von Einmal-Alle-25-Jahre-Einstellungsschüben mal abgesehen. Und mit hunderten GE-Junglehrern aus Bayern und hunderten GE-Junglehrern aus NRW die allein aus den aktuellen Prüfungsjahrgängen keine Stelle bekommen haben (+ eine atemberaubende Quote von fast 50% der Ref-Absolventen in Thüringen, die GE oder Soz kombinieren) - und in den meisten anderen Bundesländern sehen die Chancen nicht besser aus - ist der GE-Lehrermarkt auf absehbare Zeit vollkommen überfüllt. GE bringt einem für das finden einer Stelle de facto rein gar nichts.


    Alles darüber hinaus ist pure Spekulation und kann nicht Basis einer derart bedeutenden Lebensentscheidung sein (es geht hier schließlich um das berufliche Schicksal junger Menschen, mit allen Folgen für ihr Privatleben in den kommenden 40 Jahren). Der TE hat bereits 3 Semester Geschichte studiert und wird psychologisch entsprechend nach jedem Funken an Rechtfertigung suchen, dieses in das Lehramtsstudium einzubringen (so funktionieren Menschen). Relativierende Aussagen sind angesichts der Lage da leider nicht hilfreich.

    Ohne jetzt einigen anderen Kommentaren in die Parade fahren zu wollen - Apfelkuchen hat dir einige bedeutende Anstösse gegeben, die ich hier zur Bekräftigung noch einmal zitiere:


    - Bist du bereit, dich bundesweit zu bewerben?


    - Bist du bereit, dich nach dem Referendariat zwei, drei, vier oder mehr Jahre mit befristeten und eher schlecht bezahlten Verträgen zufriedenzugeben? (Ergänzung: und dich in der Zeit mit Zusatzaktivitäten zu überladen, um Punkte zu sammeln)


    - Bist du bereit, schulartfremd und fachfremd zu unterrichten? (Ergänzung: in Berlin bedeutet das Grundschule in Neukölln oder Marzahn)


    - Schaffst du einen sehr guten (d.h. besser als 1,5) Abschluss? (Ergänzung: denkst du, dass du inklusive Referendariat besser als 70% deiner Mitstudenten bist?)


    - Bist du bereit, dich notfalls auch komplett umzuorientieren, wenn im Lehramtsbereich kein Job zu finden ist? (Ergänzung: und du in all den Jahren kein Praktikum außerhalb der Schulsystems absolvierst)



    Die Kombination Geschichte-Philosophie ist einfach extrem ungünstig.
    Der Arbeitsmarkt für Geschichtslehrer ist keinen Deut besser als der Arbeitsmarkt für Historiker - bei einer unterstellten hälftigen Aufteilung des Deputats hat man für BW vor 2-3 Jahren ausgerechnet, dass dort 5 mal so viele Personen im Ref. sind, wie am Ende benötigt werden. 80% der Junggeschichtslehrer nach dem Ref. konnten dort entsprechend rechnerisch prinzipiell nie eine Stelle bekommen. In Bayern und NRW sieht es aktuell noch düsterer aus.


    Das mit den Prognosen ist zudem nicht ganz richtig - diese gibt es, und sie sind sogar einigermaßen zuverlässig, was den relativen Fächerbedarf betrifft. Nur kümmert sich in der Politik niemand darum, Konsequenzen aus den Prognosen zu ziehen. Beispiel Bayern: es wurde bereits 2010 gewarnt, dass es bald einen de facto Einstellungsstop gibt - trotzdem hat man Seitens des Kultusministeriums noch unbegrenzt Referendariatsstellen in aussichtslosen Fächern besetzt, obwohl klar war, dass viele davon in Bayern (und auch andernorts) nie eine Stelle bekommen können. Beispiel Thüringen: die Hälfte der Junglehrer hat Geschichte oder Sozialkunde in der Kombination, trotzdem seit Jahren klar ist, dass diese keine Stellen bekommen http://www.thueringer-allgemei…ten-importieren-960913740 ... Hier ist die Prognose für Berlin:


    http://www.gew-berlin.de/publi…gnose_Berlin_bis_2021.pdf



    die letzte Seite gibt den relativen Einstellungsbedarf nach Fächern an, aufgeteilt in Gymnasien (Studienrat) und sonstige Schulen (Lehrer). Ein paar Zahlen:


    5% relativer Bedarf für Geschichte+Sozialkunde+Politik kombiniert (!) an Gymnasien (keine 50% wie es bei den Absolventen in Thüringen der Fall ist) und nur 1% an übrigen Schulen. Für Philosophie/Ethik sind die entsprechenden Zahlen 4% und 1%. Für Physik allein ist der Wert dagegen ca. 7% und 4%, für Mathe 12% und 18%.



    Es ist nun aber nicht so, dass entsprechend der Nachfrage nur 5% der Lehramtsstudenten Geschichte/Sozialkunde/Politik in der Kombination haben und 7% Physik (dann würden es mehr Lehrämter mit Physikkombis geben als solche mit Sozialkunde oder Geschichte in der Kombination). Im Gegenteil - es gibt auch in Berlin sehr viel mehr Lehrämter mit Geschichte, als Berlin verkraften kann (in Thüringen sind es sogar 50% der Junglehrer, die Ge oder Soz kombinieren). Noch dazu strömen die abgelehnten Bewerber aus allen anderen Bundesländern nach Berlin, da man dort aktuell noch die besten Chancen hat. Anekdotisches Beispiel: ich als Physik-Quereinsteiger habe sofort eine Planstelle mit berufsbegleitendem Ref. bekommen, während es bei uns bereits zuvor und noch aktuell 2 voll ausgebildete befristete Geschichts-/Sozialkunde-Vertretungslehrer gibt. Und das ist Berlin auf dem Zenit des Lehrermangels. Kurzer Sinn:



    Lass die Finger von Geschichte. Philo vielleicht ok, aber dann ein sinnvolles anderes Kombinationsfach - oder gleich Grundschullehramt (dort ist aber aktuell Mathe als Kombinationsfach Pflicht).

    Hi Thamiel; du wiederholst dich, also wiederhole ich mich ebenfalls:



    Nö, meinte ich nicht. Ich sagte schon, dass dies nicht mein Argument gegen Streik ist. Ich bin da hinreichend unsozial gegen meine Kolleginnen, ganz im Gegensatz zu diesen, denen war/ist das mehrheitlich wichtig.


    Ok, da sind wir dann auf einer Wellenlänge.


    Zitat von Thamiel


    Das macht er so doch auch schon. Was kümmern ihn Warnstreiks in Mainz und anderswo? Das kann ihm egal sein. Ich sagte es schon zu Anfang: selbst die Müllabfuhr streikt effizienter als wir. Die müssen nach dem Streik die Streikfolgen auch mit Überstunden selbst abarbeiten. Nur im Gegensatz zu uns, stinken deren Streikfolgen bis dahin unübersehbar vor jeder Haustür vor sich hin. Bei uns bleiben Kinder zu Hause und werden nicht unterrichtet. Selbst wenn das 3 Monate lang passieren würde: wenn nicht gerade Abschlussklassen bestreikt werden, wen kümmert das? Die Länder? Das kümmert vielleicht die Eltern, weil den Plagen zuhause die Decke auf den Kopf fällt. Sind wir wieder bei der Geiselhaft.


    "Geiselhaft" - erneut: es ist eben unausweichlich, dass bei Dienstleistungen - die man eben nicht auf Vorrat erbringen kann - die Kunden direkt betroffen sind. Das ist aber nicht das sadistische Kernanliegen der Streikenden. Ärzte freut es nicht, das wichtige OP-Termine verschoben werden. Auch Lehrer bestreiken ungern Abiturphasen. Wenn der Arbeitgeber aber kein offizielles Angebot vorlegt und die Verhandlungen damit über Wochen bis in die Abiturphase ausdehnt muss man eben in den sauren Apfel beißen. Deine Logik läuft andernfalls auf die Abschaffung des Streikrechts für Dienstleistungsberufe hinaus - ein offensichtlich unsinniger Vorschlag, in Verkennung der historischen Entwicklungen und aktuellen Umstände in Branchen mit geringem Organisationsgrad.


    Und ja: zumindest bürgerliche Eltern geht es auch um Unterrichtsausfall und Zeugnisnoten. Und zwar die unmittelbaren Zeugnisnoten, nicht nur diejenigen in 5 Jahren. Was dem Arbeitgeber dann die Relevanz der Berufsgruppe zeigt und das direkte oder indirekte (Arbeitszeiterhöhung) Kürzungen im Bildungsbereich vielleicht nicht gut sind.


    Zitat von Thamiel

    Von welchem Respekt redest du da? Respekt gegenüber angestellten Lehrern, ihren Forderungen? Ich gebe gern zu, im Osten haben sie einen Fehler gemacht, als sie zu gierig auf die Ersparnisse geschaut haben und die Beamten aus den Klassenräumen verschwunden sind. Aber hier in RLP, im Saarland? Wie kommt eigentlich das Verhältnis zustande zwischen Beamten und angestellten Lehrern? Könnte das etwas mit "teile und herrsche" zu tun haben? Mal drüber nach gedacht, das der Anteil angestellter Lehrer am Gesamtpool eines Landes gerade so groß gehalten wird, das man etwaige Spirenzchen (z.B. wie Streiks) gerade noch überspielen kann? Wir reden hier über politische Entscheidungsträger, über Machtmenschen. Als ob die sich ohne Not eine so offensichtliche Blöße geben würden, wenn sichs nicht vermeiden lässt. Sparen ist wichtig. Aber die Zügel in der Hand behalten noch mehr.


    Ich hatte bereit vor ein paar Seiten geschrieben, dass ich nachvollziehen kann, sofern der Streik in Bundesländern mit nur wenigen Angestellten ineffektiv ist - sofern das dein Grund ist: bitte. Gleichzeitig gilt aber, dass sich die Angestellten Lehrer eben nicht flächendeckend auf die BRD verteilen, sondern in einigen Bundesländern konzentrieren, d.h. dort einen relativ großen Anteil haben (v.a. in den 5 Ostländern und den 3 Stadtstaaten). Dort kann der Streik auch nicht einfach durch verbeamtete Kollegen aufgefangen oder als kleine Fluktuation überspielt werden, sondern führt zu flächendeckendem Unterrichtsausfall. In Berlin waren z.B. an allen 3 Streiktagen über 15 Grundschulen auf reinem Notbetrieb - es fand also gar kein Unterricht mehr statt, nur eine Notbetreuung für die doch noch auftauchenden Schüler. An anderen Schulen gab es zudem jahrgangsweise Notbetreuung.


    Das lässt den Arbeitgeber nicht kalt.


    Zitat von Thamiel

    Das hatten wir alles schon. Hier in diesem Thread und in den entsprechenden vor 2 Jahren auch schon. SuFu ist dein Freund. Seit damals hat sich meine Position nicht verändert. Ich opponiere aus Prinzip gegen Streiks an Schulen, das fasst du ganz richtig auf. Aber mir liegt auch etwas an der Durchsetzung der Forderungen. Aus genau diesem Grund erbost mich dieser Käse so sehr. Wenn die GEW unwichtige Ziele verfolgen würde, könnte es mir ja egal sein, mit welchen Aktionen die Funktionäre sich ihre Zeit so vertreiben - irgendwas müssen sie ja in ihre Tätigkeitsberichte schreiben können.


    Du opponierst also aus Prinzip, und suchst nur immer wieder neue Entschuldigungen, warum man den Streik der Kollegen (die für die Streiktage ihr Gehalt verlieren!) sabotieren sollte? Ich kenne deine Erfahrungen mit den Gewerkschaften nicht - hier geht es aber um den Sinn eines Streiks. Und da konntest du bislang nicht schlüssig darlegen, das es sinnvoller wäre nicht zu streiken. Sofern du in den anderen 8 Bundesländern lebst, kann ich zwar nachvollziehen, dass du mit fehlender Masse argumentierst und dich darum nicht exponieren möchtest. Ok. Dann äußere das bitte auch so - "ich bin sehe keinen Sinn eines Streiks in RLP oder Bayern, aufgrund sehr geringem Angestelltenanteils".
    Wobei man auch hier gilt, dass ein völliger Streikausfall auch der wenigen Angestellten kontraproduktiv ist.


    Hör aber bitte auf mit pauschalen Äußerungen die Solidarität in der anderen Hälfte der Bundesländer zu untergraben, in denen die Angestellten einen erheblichen Teil der Lehrer ausmachen.

    ich würde zustimmen, dass es insbesondere an mangelnder politischer Bildung, aber auch Haltung liegt; allen ernstes habe 2 Kolleginnen (relativ jung und ebenfalls Angestellte) gemeint, dass sie nicht nachvollziehen können, warum die Lehrer streiken. Sinngemäß kam da unter anderem:


    "Ich wusste doch, was die Arbeitsbedingungen sind, als ich den Beruf gewählt habe. Und wenn es einem nicht gefällt kann man ja in ein anderes Bundesland gehen."


    Die Argumente sind natürlich Unsinn (von Rentenkürzung war bei meiner Vertragsunterzeichnung zumindest noch keine Rede; außerdem sollte man immer danach streben, unhaltbare Arbeitsbedingungen zu verbessern - und wer Fächer wie Geschichte oder eine Familie mit Kindern hat kann auch nicht einfach seinen Job aufgeben und in einem anderen Bundesland arbeiten). Auf die Frage, ob man im Falle einer neu entstehenden Diktatur im Land dann also auch einfach in ein anderes Land ziehen soll, kam doch tatsächlich ein "Ja" (von einer Lehrkraft!). Und diese Kollegen sollen die Schüler zu mündigen Staatsbürgern erziehen.


    Mein 2. Favorit: "Anderen Berufsgruppen und den Menschen in Südeuropa geht es doch viel schlechter."


    D.h. also, sofern unsere Lage noch nicht so desolat wie in einigen anderen Branchen ist, sieht sie keinen Grund sich gegen Verschlechterungen zu wehren. Diese Einstellung ist ein Freifahrtschein zur Wiedereinführung frühindustrieller Arbeitsbedingungen (70 Stundenwoche, kein Kündigungsschutz, reine Subsistenzlöhne und kein Arbeitsschutz). Erneut: diese Kollegin soll Schüler zu mündigen Staatsbürgern erziehen, kommt aber mit Argumenten, die auf ein Abschaffung von Grundrechten hinaus laufen und erst durch die Einführung der Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg in der Revolution erkämpft wurden.



    Ich vermute natürlich, dass sie diesen undurchdachten Blödsinn nur raus posaunen um zu kaschieren, dass sie Angst vor einer negativen Meinung der Schulleitung haben und nicht auf ihr Gehalt für die Kundgebung verzichten wollen (respektive in keinem Lehrerverband sind und darum kein Streikgeld bekommen).

    Mensch Thamiel, was ist dein Antrieb hier? Ich vermisse eine gewisse Konsistenz in deiner Argumentationslinie.



    Erst meinst du, man könne unter Umständen nicht streiken, da es Mehrarbeit für die nicht streikenden Kollegen bedeutet - Blödsinn, dann fällt eben der Unterricht mit Notbetreuung aus. Beamte müssen ohnehin nicht vertreten.


    Dann beklagst du dich, dass die Leid tragenden ja die Eltern sind (was ist eigentlich mit dem Bildungsrecht der Kinder? :motz: ) - wie allen Dienstleistungen trifft es eben die Kundschaft direkt. Das ist aber sicher kein Grund das Streikrecht abzuschaffen - dann macht der Arbeitgeber ja gleich was er möchte.



    Jetzt meinst du, dass Streiks ohnehin keinen Einfluß auf die Verhandlungen haben, da man die Folgen (ungebildete Kinder) erst Jahre später merkt und gar nicht so lange streiken kann. Dann frage ich mal anders rum: es wird zum Streik aufgerufen - angenommen es würden nur 5% der Angestellten mit machen. Denkst du, dass so ein Ausfall keine signifikanten Folgen für die Rangehensweise der TdL hätte? Das bezweifele ich ehrlich gesagt stark. Falls beim Aufruf niemand mit macht, geht doch jeder Respekt für die Forderungen der Lehrer verloren ("so ernst kann es denen ja nicht sein").


    Aufgrund der hohen Rolle, welche Bildung mittlerweile in der öffentlichen Diskussion spielt, denke ich auch, dass 3 Tage Streik am Stück ein echtes Politikum wären. In Brandenburg war es bereits ein medial hoch gespielter Skandal, dass bei einem kleinen Teil der Schüler in einzelnen Fächern keine Halbjahresnoten gegeben werden konnten (Lehrermangel). Die Bildungsministerin sah sich bereits hier zu einer Reihe von Pressekonferenzen und Schulbesuchen genötigt. Sollte es also zu einem Streik kommen, ohne dass die TdL ein eigenes Verhandlungsangebot vorlegt, verspreche ich dir, dass dies medial - und damit auch politisch - eine erhebliche Rolle spielt. Mehr als bei Kitas (wie immer man das auch finden mag; noch verbinden die meisten Bürger mit denen noch nicht den zunehmenden Bildungsauftrag). Gerade bürgerlichen Eltern geht es offenbar nicht nur um den Betreuungsaspekt des Schulstreiks, sondern auch um den Unterrichtsausfall und Zeugnisnoten.




    Ich habe aber fast den Eindruck, als ob du aus Prinzip gegen Streiks opponierst. Verzeihe bitte, falls ich das falsch auffasse. Sollte dir eigentlich schon an der Durchsetzung der Forderungen liegen, kannst du ja ggf. einen konstruktiven Verbesserungsvorschlag bringen ("Alles Mist" kann jeder rufen):


    :_o_)


    https://www.youtube.com/watch?v=vhsQPbpR438

    als Ergänzung zu meinem vorherigen Post:



    die Lage ist sehr klar - die TdL hat noch kein offizielles Angebot vorgelegt. Es gibt lediglich informelle Hintergrundgespräche und die Vorbedingung die Renten zu kürzen, bevor die Länder ein offizielles Angebot vorlegen. Sie sind also eindeutig die Seite, welche sich versperrt. Sollte es zu einem längeren Streik kommen, wird man fragen, wie die Verhandlungen bloß so scheitern konnten. Die Arbeitgeber sind hier klar unter Rechtfertigungsdruck. Außerdem mögen es Politiker nicht, sofern der Eindruck entsteht, dass sie nicht Herr/Dame der Lage sind. Je länger der Streik geht, ohne dass ein erstes Verhandlungsangebot der Länder vorliegt, desto größer der Druck auf die diese.

    Gibt es Branchen, bei denen der Druck rein über den wirtschaftlichen Effekt geht? Ja. Das ist der klassische Fall in der Metall- und Elektroindustrie. Zur Not gibt es kurzfristig genug Lagerbestände für die Kunden oder diese können auf die ausländische Konkurrenz ausweichen (das bedeutet im Übrigen nicht, dass der Streik ein Grund für Produktionsverlagerung ist - im internationalen Vergleich streiken die Deutschen sehr wenig).


    Das in der Dienstleistungsgesellschaft die Kunden direkter betroffen sind - Dienstleistungen lassen sich per Definition i.d.R. nicht auf Vorrat erbringen - ist aber wohl ein unsinniges Argument gegen einen Streik. Die Bahn streikt und die Kunden kommen nicht mehr weg (in den Urlaub oder zur Arbeit). Die Piloten oder Fluglotsen streiken und der Luftverkehr steht still - wodurch wichtige Geschäftstermine etc. flöten gehen. Die Ärzte streiken und Patienten die kein absoluter akuter Notfall sind bekommen ihren OP-Termin gestrichen.


    Das Ziel der Ärzte ist es nicht, ihren Patienten durch die Verzögerung wichtiger Operationen zu schaden. Das Ziel der Lokführer ist es nicht, Arbeitnehmer den Weg zur Arbeit zu verbauen. Das sind keine Sadisten, die mit einem breiten Grinsen an den Patienten mit gestrichenem OP-Termin vorbei spazieren. Die würden viel lieber nicht streiken und trotzdem Entgelterhöhungen bekommen. Leider gilt im Arbeitskampf das Gesetz des Schulhofs - wer sich nicht wehrt, wird vom Schulhofschläger nicht ernst genommen und immer wieder abgezogen (die mögen es eben nicht, sofern es beim abziehen Unannehmlichkeiten gibt und wenden sich Opfern zu, die sich nicht wehren).



    Den Lehrern macht es genauso wenig Freude wie den Ärzten, dass die Kunden unmittelbar betroffen sind. Das ist aber bei Dienstleistungsbetrieben per Definition unumgänglich. Das zu kritisieren bedeutet de facto zu fordern, dass Angestellten im Dienstleistungsbereich universell das Streikrecht genommen wird. Man fordert also - um in der Metapher zu bleiben - dass man sich nicht gegen den Schulhofschläger wehren darf.


    Jeder der auch nur grundlegendes Wissen über


    a) die Geschichte des Streikrechts und den langen Weg dahin


    b) die desolate Lage der Arbeiter in der Zeit vor dem Streikrecht und die desolate Lage in Branchen, in denen man nicht streikt (aus geringem Organisationsgrad oder einfach Angst durch Drohung der Arbeitgeber)


    hat, kann angesichts solcher Verblendung nur den Kopf schütteln.



    Das schlimmste was passieren könnte wäre, die gegenseitige Solidarität unter den Angestellten zu untergraben.
    Schlimmer noch, falls einzelne Kollegen das tun. In gut organisierten Belegschaften weiß jeder Einzelne, dass bei einem Streik alle Kollegen mit auf der Straße stehen. Selbst falls er es wollte, könnte der Arbeitgeber also nicht die einzelnen Kollegen abstrafen, da es die ganze Belegschaft trifft. Auch bei befristet Angestellten kann er nicht sagen "alle die gestreikt haben werden nicht verlängert", sofern alle Befristeten im Bundesland mit machen. Denn dann hat er keinen mehr, der die Arbeit macht. Das ist der Sinn und die Stärke der Solidarität eines gemeinsamen Streiks. Darum haben die Arbeitgeber noch vor 100 Jahren Streiks mit gelegentlich sogar blutiger Gewalt bekämpft - um diese Solidarität zu unterdrücken. Damit ihnen als mächtigen Verhandlungspartnern kein mächtiger Verhandlungspartner der Arbeiter gegenüber steht.

    Sofern es mehr als ein paar Angestellte an der Grundschule sind, wäre das doch ein Grund sich so Solidarisieren - der eigentliche Gewerkschaftsgedanke - und gemeinsam zu streiken. Dann wird nichts vertreten sondern notbetreut mit der Bitte die Kinder zu Hause zu lassen.


    Sofern es nur 1-2 Angestellte gibt, könnte man den Beamten doch einmal vor rechnen, wieviel weniger man als Angestellter verdient (so mit Familie), und das davon nun noch die Betriebsrente gekürzt werden soll. Die verbeamteten Kolleginnen werden gegenüber den Angestellten nun doch nicht predigen, dass Altervorsorgung überbewertet ist und man doch ohnehin genug Geld hat (wohlgemerkt: gegenüber Personen, denen es finanziell schlechter als ihnen geht).

    Ich denke einige geben sich zu vielen Illusionen hin, was leistungsgerechte Entlohnung in der "Freien Wirtschaft"(tm) betrifft.


    Über die Hälfte der Beschäftigten - das trifft auch die meisten Akademiker - ist mit Tarifverträgen abgedeckt. In einigen Branchen sind individuelle Leistungsprämien zwar möglich, werden aber von den Gewerkschaften skeptische gesehen (als indirekte Lohnkürzung) und spielen in der Praxis kaum eine Rolle.


    Da sitzen bei Daimler, Bosch, Siemens und Co. dann Armeen an Ingenieuren, tüfteln, und sind erstmal alle durch den IG-Metall-Tarif abgedeckt, selbst in jenen Beförderungsposten, in denen sie erstmals Personalverantwortung bekommen. Ein Ingenieur ist unproduktiv und nutzt jede Gelegenheit sich krank schreiben zu lassen, der andere ist ein Überflieger - beide bekommen exakt das selbe Gehalt. Sofern die Firma nicht gerade ihr Struktur im großen Stil reformiert, wird sie einzelne Ausfälle auch nicht los - einer starken Gewerkschaft und Kündigungsschutzgesetzen sei dank.


    Generell gilt: je größer die Firma, desto weniger kann der wirtschaftliche Erfolg auf die Arbeit des Einzelnen zurück geführt werden. Und dann spielen für Beförderungen umso mehr andere Faktoren eine Rolle. Für Überflieger und echte Leistungsträger wird es auch hier eine Aufstiegsmöglichkeit geben. Aber nicht jeder Ingenieur kann Teamleiter von 10 anderen Ingenieuren sein. Oder Abteilungsleiter von 7 Teams. Die Masse der Beschäftigten bekommt damit unabhängig vom tatsächlichen Einsatz ihren 100% identischen Tariflohn. In großen Firmen auch ohne zusätzliches Kündigungsrisiko, sofern man rechtskonform bleibt (also physisch zur Arbeit erscheint).



    Der einzige Unterschied ist, dass bei der Besetzung der Berufsgruppen unterschiedliche Marktumstände bestehen. Man zahlt Altenpflegern nur so-und-so-viel Euro? Ok, dann gibt es eben zu wenige. Man möchte einen Elektrotechnikingenieur oder Informatiker einstellen? Dann muss man eben tiefer in die Tasche greifen als bei einer Bürokraft, da es andere Firmen gibt, welche einem den E-Techniker sonst abwerben. Sobald man denjenigen aber eingestellt hat, gibt es außer bei Beförderungen kaum noch Leistungskontrollmöglichkeiten die Konsequenzen nach sich ziehen. Und in Zeiten flacher Hierarchien kann eben nur ein kleiner Teil der Leute Häuptling sein.



    Aus meiner Sicht gleicht sich das System bei Lehrern damit aus. Jemand mit Deutsch-Geschichte oder Deutsch-Englisch hat viel zu korrigieren, dafür aber einen Job, mit dem er sehr viel mehr Geld verdient, als er es in der "Freien Wirtschaft"(tm) könnte. Ein Informatik/Mathe-Kollege hat weniger zu korrigieren, hätte mit einem vollem Fachstudium aber auf dem freien Markt ungleich bessere Chancen als der Deutschkollege, da die Nachfrage höher ist.

    hmm.... ich bin schon der Ansicht, dass meine Lage objektiv "berechtigter" ist, da durch 2 Klausuren und durch den 3-Wochen-Turnus nur wenig Spielraum besteht im Vergleich zu dem 1-Klausur-Fach - darum ja auch die Reservierung der Woche für 2-Fach-Klausuren



    das meine Streikteilnahme freiwillig ist und ich meine Situation damit selbst verschuldet habe ist natürlich richtig; Ok, dann muss die Klasse eben in den sauren Apfel beißen



    P.S.
    chili:


    es handelt sich um eine Verschiebung innerhalb der Klausurwoche; sie mag ja gute Gründe für die Unflexibilität haben - sie teilt diese bloß nicht mit (da ich meinen Sachverhalt ausführlich erläutert habe entsteht dadurch der Eindruck, dass sie uneinsichtig ist); ich kann zur Not natürlich auch über 5 Stunden eine Klausur schreiben - diese wäre dann entsprechend eintönig

    Vielleicht fällt jemanden ein Kniff ein, wie folgende Situation zu lösen ist, ohne Porzellan zu zerschlagen:



    aufgrund Unterrichtsausfalls durch meine Streikteilnahme ist es erforderlich, den Termin einer Klausur zu verlegen. Es handelt sich um eine duale Berufsschulklasse, die alle 3 Wochen in der Schule ist und 2 Klausuren pro Halbjahr in meinem Fach schreiben muss.


    Nun gibt es eine Kollegin, die an dem neuen Tag, an dem ich die erste Klausur schreiben lasse will/muss bereits eine Klausur ankündigte - Ok, Pech für mich könnte man denken. In Ihrem Fach hat sie aber nur 4 statt wie bei mir 6 Stunden in der Klasse und muss daher nur eine einzige, nicht 2, Klausuren schreiben. Zudem ist die Woche in welcher Sie ihre Klausur schreiben will explizit für die Fächer mit 2 Klausuren pro Halbjahr reserviert.


    Auf meine Erläuterung, warum leider nur dieser neue Tag in Betracht kommt (ich brauche etwas Abstand zur 2. Klausur, die ich wegen eventueller Nachschreiber auch nicht in der letzten Berufsschulwoche schreiben lassen kann) und höflich fragende Bitte, ob eine Verlegung ihrer Klausur denkbar ist, kam leider ein negative Reaktion. Es sei "nicht mehr möglich" die Klausur in ihrem Fach zu verschieben (ohne Erläuterung). Die Kollegin ist zwar nett gegenüber mir, aber offenbar auch etwas schwierig - sie hat zum Halbjahr ihre bisherigen Berufsschulklassen getauscht und ist jetzt "neu" in meinen Klassen, da es laut Auskunft eines Kollegen Konflikte mit den alten gab.



    Hatte jemand bereits eine ähnliche Situation und kann einen Tipp geben, wie man die Situation "unblutig" lösen kann? Ich könnte zwar zur Not mit der Abteilungsleitung reden, da die Woche u.a. für mein Fach reserviert ist (und sie mit nur einer Klausur im Grunde flexibel sein sollte) - das würde aber das Betriebsklima nicht gerade fördern.


    Ideen?

    Ich muss gestehen, dass ich davon jetzt zum ersten mal etwas mitbekomme - und eine kurze Internetrecherche hat hier auch nicht viele Daten zutage gefördert. Ohne umfassende empirische Vergleichsstudien lässt sich jedoch nur schwer überprüfen, wie erfolgreich diese Lehrmethode ist. Man müsste also viele demographisch vergleichbare Klassen jeweils mit der einen und der anderen Methode beschulen und dann standardisiert Vergleichsarbeiten schreiben lassen (unter den Kriterien Rechtschreibung, Wortschatz, Ausdrucksfähigkeit etc.).



    Mich würde eher interessieren, wie es denn zur Einführung dieser Methode kam. Gab es verschiedene Schulversuche? Oder wissenschaftlich-empirische Untersuchungen? Oder war es rein Ideologie-getrieben, ohne vorherige und aktuelle empirische Evaluation? Letzteres passiert im Schulsystem offenbar leider häufiger.

    UNGLAUBLICH




    http://www.morgenpost.de/berli…rlin-auf-die-Strasse.html


    Zitat:


    "An der Jeanne-Barez-Grundschule in Pankow wird wahrscheinlich nicht gestreikt. Schulleiter Thomas Emrich sagte, dass ihm keiner der angestellten Kollegen signalisiert hätte, dass er streiken wird. "Bei uns ist es personell so eng, dass die wenigen angestellten Kollegen davon absehen zu streiken", so der Schulleiter. Sonst würde zu viel Unterricht ausfallen."



    Was zum...******?


    Die Lehrerinnen der Grundschule sehen vom Streik ab, weil sonst Unterricht ausfallen würde?!? Ich glaubs nicht... Das Grundschullehrer im Schnitt ein schlechteres Abitur als Gymnasiallehrer hatten ist ja mal in einer Studie ermittelt worden. Soviel Dummheit ist aber fast nicht zu fassen.


    Demnächst kommen noch die Metallarbeiter an und sagen "wie können nicht streiken - sonst würde ja Arbeit liegen bleiben" - ist denen das Konzept des Streiks bekannt - also Druck auf den Arbeitgeber auszuüben, da er sich ohne diesen nicht von der Stelle bewegt (oder in diesem Fall einfach die Renten kürzt)?



    P.S.
    angesichts von soviel Dummheit (ich neige ja nicht zu derber Wortwahl - ist hier aber angebracht) vergeht einem etwas der Antrieb, sich für diese Kollegen morgen mit einzusetzen; sie profitieren vom Einsatz der Kollegen, die unter Gehaltsverlust an Kundgebungen teilnehmen und fallen ihnen unsolidarisch de facto in den Rücken - leisten da der Personalrat und Gewerkschaftsansprechpartner keine Aufklärung?

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