Beiträge von Stille Mitleserin

    Ich würde gern noch zwei Gründe anführen, warum "es so wenig Grundschullehrer gibt".

    Viele Kolleginnen arbeiten in Teizeit, die Männer häufiger in Vollzeit. Der hohe Frauenanteil im Primarbereich führt zu einer sehr hohen Teilzeitquote. Das kann man auch an den beruflichen Schulen ablesen: an den hauswirtschaftlichen Schulen herrscht ein Frauenüberschuss, was grundsätzlich dazu führt, dass diese Schulen stets größere Kollegien haben als vergleichbare gewerbliche Schulen mit hohem Männeranteil im Kollegium.

    Bei ländlichen Schulen mit Lehrermangel kommt hinzu, dass die Damen sich immer noch früher binden als die Männer und daher bei Einstellung nicht mehr so flexibel sind - der Arbeitsort des oft besserverdienenden Gatten gibt den Ausschlag.

    In Berlin kommt hinzu, dass dort lange nicht verbeamtet wurde.

    Hier in Bawü wurden die Studienzeiten Primar und SBBZ heraufgesetzt - also kommt da jeweils ein Jahrgang komplett ohne Absolventen. Und bei schlechtem Forcast tut das dann auch mal weh.

    Viel Glück in Berlin. Als Berufsschulkollege würde ich mir da keine Sorgen machen, ich denke, wir sind für alle Fälle gewappnet. Zumindest kann kein Allgemeinbildner behaupten, so viele schwere Jungs (mit Knasterfahrung) unterrichtet zu haben wie ein Berufler.

    Äh, als Kind bin ich jetzt nicht betroffen. Als Frau durchaus. Öfter mal. Auch im Unterricht. Geht den Kolleginnen übrigens ähnlich, der honeymoon ist nun mal vorbei. Wenn alles harmonisch läuft - prima. Bei Konflikten reagieren viele der jungen Männer auch schon mal offen aggressiv, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen. Zum Beispiel Noten. Oder Anwesenheitsbescheinigungen (bei Abwesenheit). Ist einfach eine kulturelle Geschichte, ein echter Mann muss sich in der patriarchalischen Gesellschaft durchsetzen, sonst verliert er das Gesicht.

    Das mit der Protestwahl hast du schon verstanden? Ich habe übrigens nicht geschrieben, dass ich die Haltung des Jugendfreundes gut finde.

    Hallo Krabappel,

    du hast Recht, wenn du sagst, dass meine libanesischen Schüler und andere Flüchtlinge und Migranten mit den Problemen nichts zu tun haben.

    Man soll eigentlich nicht den Einzelfall beschreiben, um daraus abstrakte Schlüsse zu ziehen, ich versuche es trotzdem:

    Die Mutter eines Jugendfreundes hat sich vor zwei Jahren mit starken Kopfschmerzen an ihren Hausarzt gewandt. Der verschrieb Migränetabletten. Sie kam regelmäßig wieder, die Tabletten halfen nicht. Der Arzt stufte sie schließlich als hysterische Frau in den späten Wechseljahren ein. Erst als ihr Mann sie nach mehreren Monaten begleitete, weil sie den Alltag kaum noch bewältigte, leitete der Arzt Untersuchungen ein. 4 Monate später ist sie an ihrem Hirntumor verstorben.
    Meinen Freund, gut verdienend und gut gestellt, hat das sehr verbittert. Als Berichte darüber kamen, dass osteuropäische Flüchtlinge das Asylrecht in Deutschland dazu nutzten, sich hier kostenlos ärztlich behandeln zu lassen, hat ihn das dazu veranlasst, die AFD zu wählen. Er hält unser "System" für marode und ungerecht, die etablierten Parteien für nicht regierungsfähig und selbstgerecht. Er ist kein Nazi und arbeitete stes mit Ausländern zusammen, unter denen er auch viele Freunde hat. Er wollte mit seiner Wahl seinen Protest zeigen, weil er der Meinung ist, dass sich in unserem Staat viel ändern müsse. Die Flüchtlingspolitik interessiert ihn dabei nur ganz am Rand.

    Ich will das jetzt nicht beurteilen. Ich will damit nur zeigen, dass es m.E. nach eine ganze Menge AFD-Wähler gibt, die die AFD aus Protest gewählt haben. Nichtwählen hat ja bei uns keine Auswirkungen (außer, dass ich in GK die Politikverdrossenheit behandle) und für die Gruppe der Unzufriedenen hat sich nun eine Chance ergeben, ihren Unmut so zu zeigen, dass es wahrgenommen wird und auch weh tut. Und das tut es ja. Dem Jugendfreund ist übrigens völlig klar, dass von der AFD keine Lösungen zu erwarten sind, das Personal der Partei findet er nicht gut.

    Im Übrigen denke ich, dass diese öffentliche Sicherheit (siehe Hobbes) ein Thema ist, das wirklich mit den Urängsten der Menschen spielt. Die Bedrohung ist eben nicht mehr nur diffus nach Fällen wie in Kandel oder Freiburg. Und es trifft Frauen und Kinder besonders häufig, die Wehrlosen also. Da verstehen die Leute keinen Spaß.

    Thomas Hobbes schreibt im Leviathan: „Die Verpflichtung der Bürger gegen den Oberherrn kann nur so lange dauern, als derselbe imstande ist, die Bürger zu schützen; denn das natürliche Recht der Menschen, sich selbst zu schützen, im Fall dies kein anderer tun kann, wird durch keinen Vertrag vernichtet.“

    Krabappel, das ist, denke ich, der Kernpunkt der Reaktionen in Chemnitz. Der Staat hält sichtbar und nachweisbar ein Versprechen nicht ein. Die Menschen fühlen sich ungeschützt, zumal die wenigsten von uns ja Waffen besitzen. Mussten wir ja nicht haben, das haben andere für uns getan. Insofern passt sogar der Spruch "Die Straßen gehören uns" gut, was ich in dem Zusammenhang gar nicht so schlimm fand: Die (friedliche) Mehrheit will es mit friedlichen Menschen zu tun haben.

    Ich beziehe mich dabei aber wirklich nicht auf die Ausschreitungen und Hitlergrüße, die indiskutabel sind und schmerzhaft korrigiert gehören.

    Der große wunde Punkt ist aus meiner Sicht die reformierte Rente: man hat vielen Menschen mit den Rentenreduzierungen und mit dem Heraufsetzen des Rentenalters ein Versprechen auf ein Auskommen im Alter genommen (wenigen hier im Forum). Die Riesterverträge lohnen sich nur für die Versicherungswirtschaft, bei einer Nullzinspolitik muss man ein gutes Aktiennäschen haben, um sein Geld gewinnbringend anzulegen. Das war alles handwerklich sehr schlecht gemacht und hat die Rentenversicherung als gesellschaftlichen Kitt nachhaltig beschädigt.

    In Schweden und Norwegen gibt es jeweils einen staatlich aufgelegten Fond, in den die Bürger freiwillig einzahlen können und der mit minimalem Aufwand (und Kosten) gemanagt wird und sehr ertragreich ist. Viele legen ihr Geld dort an, es gibt auch Garantien des jeweiligen Staates dazu. Das baut Vertrauen auf.

    Ein Staat, der wie der unsere fast alles privatisiert hat, auch Themen wie die Gesundheit, übersieht, dass Märkte und Gewinnorientierung eben nicht sozial sind. Damit hat unser Land ganz viel Vertrauen verspielt. Unterfinanzierte Bildung und eine unterfinanzierte Polizei tun ein Übriges - die Kernthemen, die eben noch nicht privatisiert wurden und auf denen der Staat punkten könnte. Tut er aber nicht.

    Hohe Mieten und hohe Energiepreise sowie die höchsten Steuern europaweit tragen nicht dazu bei, dass die Menschen mit ihrem Staat zufriedener sind.

    Hallo krabappel,

    ich sehe es genau anders herum:
    Ich halte die Bundesrepublik für eine stabile Demokratie, auch, wenn es definitiv eine Gruppe Unbelehrbarer gibt und immer gab. Ich sehe auch momentan ein Auseinanderdriften der Gesellschaft und das hat keineswegs nur mit der Flüchtlingspolitik und rechts und links zu tun: Ich sehe eher ein Problem zwischen arm und reich, das sich nun an einem Problem deutlich zeigt. Pluralismus wurde hierzulande immer groß geschrieben, und dazu gehören auch nationalkonservative Ideen (nein, rechte Schläger gehören nicht dazu).

    Die "diffusen Ängste" sehe ich keineswegs als diffus an: Die bereits gescheiterte Integration von libanesischen Clans zeigt einen Weg, der mir nicht gefällt. Ich sehe auch bei der Integration vorherrschend junger Männer aus patriarchalisch geprägten Gesellschaften Probleme, die ich im schulischen Alltag immer wieder bemerke. Ich habe auch große Zweifel, ob wirklich so viele der Analphabeten und schlecht Gebildeten in meiner Vorbereitungsklasse einen guten Beruf ausüben werden - ich sehe sie in einer unbefriedigenden Position als Hilfsarbeiter + HartzIV ihr Leben fristen. Und darin liegt ein sozialer Sprengstoff, der sich in der nächsten Wirtschaftsflaute noch deutlicher zeigen wird als bisher. Ob die Sozialkassen den Andrang dann noch aushalten, wird man sehen.

    Im Übrigen: wenn die Regierung eine gut gemachte Asylpolitik macht, hat sich Problem 1 ganz schnell erledigt.

    Hallo Dead poet,

    das freie Europa ist übrigens auch nur für Arbeitsmigration frei. Oder wenn man genug Geld hat, seinen Aufenthalt selbst berappen zu können.

    Für soziale Hilfen sind auch in der heutigen EU die Herkunftsländer verantwortlich. Und solange wir keinen EU-Sozialtopf oder zumindest eine Angleichung der Geldwerte und Preise haben, sehe ich da auch keine Änderung.

    So kannst du eben nicht nach Südfrankreich ziehen, als arbeitsloser poet leben und aufs Amt gehen und Gelder beantragen.

    Ein Staat sollte wissen, wer sich im Inland aufhält. Das ist sein Job. Wenn meine Familie in den Schwarwald auf den Bauernhof fährt, müssen wir von uns allen die Ausweisnummern angeben. Und wie gesagt, wir halten uns im Inland auf.

    Neben der Strafverfolgung in einem Rechtsstaat gibt es auch noch eine Prävention von Kriminalität. Und dazu gehört einerseites eine gute Integrationsarbeit für Neubürger, Bildung und Erziehung aller hier Lebenden (z.B. in den Schulen) zum Thema Zusammenleben und eine leidlich gute Versorgung aller Bürger, damit diese nicht aus Not in die Kriminalität gedrängt werden.

    Alle diese Dinge stehen weder Touristen noch sich hier illegal Aufhaltenden zur Verfügung. Wir kommen also gar nicht präventiv an diese Leute heran. Bei Touris ist das auch nicht schlimm.
    Die gehen ja wieder. Die Illegalen gehen nur zu einem kleinen Teil wieder, viele tauchen ab (übrigens auch viele meiner Schüler, die die Schule abgebrochen haben und von denen einige illegal als Tagelöhner tätig sind). Ich halte das für keinen dauerhaft gangbaren Weg, weder für die öffentliche Sicherheit noch für die Gesellschaft an sich.

    Ausländer raus-Geschwafel ist natürlich Quatsch, aber ich wäre sehr dafür, an rechtsstaatlichen Lösungen zu arbeiten. Und kein Rechtsstaat ist verpflichtet, Illegale im Land zu dulden.

    Hallo Deadpoet,
    die Uno sieht ganz selbstverständlich vor, dass vor Krieg Flüchtende in den Nachbarstaaten unterkommen, da dort die eigene Sprache idr verstanden wird und man sich auch kulturell nahe steht. Diese Länder sollen durch die Gemeinschaft der Völker finanziell unterstützt werden (woran es hapert).

    Hallo kleiner grüner Frosch, ich bitte dich doch sehr, einen Unterschied zu machen zwischen Menschen mit einem Aufenthaltsstatus und Menschen, die sich hier illegal aufhalten.
    Und es macht einen Unterschied, ob ein Mitbürger (mit legalem Aufenthalt) einen Mord begeht oder jemand, der gar nicht hier sein dürfte.

    Die Sicherheit der Bürger ist der Job des Staates, der Staat hat das Gewaltmonopol, wir nicht. Wir lassen uns schützen. Das ist der deal. Und der ist gut.
    Wenn der Staat dem Job nicht mehr ausreichend nachkommt, wird der Bürger anfangen, sich selbst zu schützen und sich bewaffnen.

    Solche Verhältnisse (die man in jedem failing state beobachten kann) möchte ich nicht hierzulande haben. Ich mag auch nicht überlegen müssen, ob ich ein Spray oder ein Messer auf einen Spaziergang mitnehmen muss.

    Ich finde es für die Kinder sehr verwirrend, zunächst die Druckschrift zu erlernen, um dann recht flink auf eine Schreibschrift umzusteigen.

    Die meisten meiner (fast erwachsenen) Schüler haben eine Druckschrift mit Verbindungen. Die reinen Schreibschriftschreiber haben oft eine grausame Schrift.

    Besonderen Wert würde ich aus Muttersicht darauf legen, dass die Kinder aus der Primarstufe eine eigene Schrift mitnehmen. An der Schule meiner Kinder wurde eisern auf die Schreibschrift bestanden, mit dem Großen werde ich jetzt in Klasse 8 versuchen, eine eigene Schrift zu entwickeln, da er eisern Schreibschrift schreibt, die aber niemand lesen kann. Aber schnell ist er...

    Es geht mir nicht um Details über die Verdächtigen (obwohl mir die unklaren Identitäten schon mal gereicht haben).
    Mir ging es um Infos zum Tathergang.
    Was war der Auslöser? In vielen Fällen von Messerattacken handelte es sich in den letzten Jahren um kulturelle Beziehungstaten (siehe Mia, das Mädchen hat die Beziehung beendet) oder eben auch oft um Kleinigkeiten: jemand will die Zigaretten oder das Handy nicht hergeben. In einigen Fällen kam es auch zur Messerattacke, nachdem das Opfer das Gewünschte herausgegeben hat.

    Und genau diese Dinge verunsichern. Wie oft bin ich schon angesprochen worden: haste mal ne Mark/nen Euro oder haste mal ne Zigarette. Egal, wie ich mich entschieden habe, ich musste nicht damit rechnen, mit einem Messer attackiert oder verprügelt zu werden. In der Regel bin ich auch für eine Ablehnung nicht angepöbelt worden. Und ich habe, wenn ich was gegeben habe, nie überlegt, ob es clever ist, den Geldbeutel zu zücken. Ich habe auch nie damit gerechnet, dass der Bittende nach ein paar Minuten mit Verstärkung und bewaffnet zurückkommt.

    Das Unangenehme daran: mein Umfeld mag noch so gut gewählt sein, meine Familie gewaltfrei, aber das kann jeden treffen.
    Ein Tod für eine Lappalie.

    Vielleicht können wir uns einfach darauf einigen, dass Flaschenwerfen, Pöbeleien, Drohungen und das Zeigen des Hitlergrußes einfach indiskutabel sind, auch ohne Hetzjagd.

    Leider lebt meine Großmutter nicht mehr, sie hat mir aber viel von der Reichspogromnacht erzählt.
    Auch andere Augenzeugen von damals berichten von massiven Übergriffen, Brandanschlägen, Toten und Verletzten.
    Insofern sollten wir mit den Begriffen vorsichtig sein, ein Pogrom war das in Chemnitz nicht, auch nicht in dem Video. Und trotzdem darf so etwas nicht vorkommen.

    Wichtig scheint mir nach wie vor die Ursachenbekämpfung.
    Dass über den Totschlag in Chemnitz und den Untersuchungen dazu so gar nichts zu hören ist scheint mir ein schlechtes Zeichen zu sein: Die Bevölkerung beruhigende Infos scheint es wohl nicht zu geben, sonst wären diese schon längst veröffentlicht worden.

    In der Regel wird bei Mord im entsprechenden Milieu keine Mahnwache abgehalten, richtig.

    Aber bei Familientragödien, dem Mord an Kindern oder völlig Unbeteiligten und Unschuldigen sind die Menschen betroffen und möchten dem Ausdruck verleihen.
    Da gibt es Schweigeminuten, Gottesdienste etc. Auch hier im Westen.

    Ähm...
    bei einer Messerattacke wurde ein Mann getötet, zwei weitere schwer verletzt. Dies geschah am Rande des Stadtfestes.
    Genaues weiß man nicht, bisher geht die Polizei von Streitigkeiten um Zigaretten aus.
    Zwei Verdächtige wurden festgenommen, beide sind Asylbewerber, einer davon ist wegen mehrfacher Körperverletzung polizeibekannt.
    Einer der beiden Verdächtigen hätte schon längst nach Bulgarien überstellt werden sollen, dies wurde aber versäumt.

    Nachdem das Stadtfest 2017 bereits wegen diverser, auch sexueller Übergriffe, frühzeitig beendet werden musste, entschieden die Stadtoberen zunächst, das Fest auch nach dem Mord/Totschlag weiterlaufen zu lassen.
    Am darauffolgenden Abend kam es zu Demonstrationen, aufgerufen hatte eine rechtsradikale Fußballvereinigung. Etwa 800 Menschen schlossen sich an, 50 davon bekannte Rechtsextreme und Hooligans. Es kam zu Pöbeleien und Drohungen, dem Werfen von Flaschen, auch zum Zeigen des Hitlergrußes. Nach Angaben des Augenzeugen Kleditzsch von der Chemnitzer Freien Presse kam es aber nicht zu Hetzjagden. Dieser Einschätzung schließt sich auch der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen, Klein, an. Allerdings behauptet die Antifa dies.

    Hallo Pottpauker,

    ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen in Chemnitz die Teilnahme an der ersten Demo als Handlungskompetenz und Partizipation einstufen würden.

    Den Vorwurf, den man ihnen machen muss, ist, sich einer Demo angeschlossen zu haben, die von einer rechten Organisation anberaumt wurde. Aber eine bürgerliche Alternative gab es ja nicht.... Klar, sie haben sich so missbrauchen lassen, aber sie haben ihrer Wut über die Vorgänge in der Stadt Luft gemacht. Die meisten übrigens friedlich.

    Diese Verwendung für radikale Zwecke gibt es auch auf linker Seite, siehe Hamburg.
    Übrigens ist der Willen, an einer Demo teilzunehmen, im Osten viel größer als im Westen. Das Demonstrieren ist positiv besetzt, schließlich hat man so ein Regime niedergerungen. Der wichtige Unterschied ist einfach der Veranstalter: 1989 waren es die Kirchen, heute sind es rechte Vereine.

    Darum muss ja eben die bürgerliche Alternative her - eben nicht AFD und Fußballhooligans.Oder meinetwegen eine kirchliche.

    Ich bin sicher, dass die meisten Chemnitzer an dem Abend lieber auf eine friedliche Mahnwache für die Opfer gegangen wären.

    Hallo Pottpauker,

    ein guter Politikunterricht sorgt dafür, dass die jungen Menschen eine eigene und begründete Meinung entwickeln und mit dieser am Staat partizipieren. Es kann weder sein, dass die Schüler die Meinung der Lehrkraft teilen sollen noch in irgendeine politische Richtung gesteuert werden. Auch sollte es nicht so sein, dass für die Politik der Regierung geworben wird.

    Das Problem ist aber nun, dass die Flüchtlingspolitik seit 2015 handwerklich einfach schlecht gemacht ist und vielerorts immer noch auf persönlichem Engagement von Privatleuten beruht. Es kann also sehr gut sein, dass ein Schüler ganz begründet die derzeitige Politik der Regierung kritisiert (begründet) und nicht gutheißt.

    Eine kluge Schülerin fragte mich kurz vor der Bundestagswahl, was sie wählen könne: Sie war kritisch gegenüber der Flüchtlingspolitik, wollte aber auf keinen Fall AFD wählen.
    Die Antwort ist mir ziemlich schwer gefallen.

    Solange die Opposition bei Flucht und Einwanderung ganz und gar der AFD überlassen wird, haben wir ein Problem. Es wird Zeit, dass eine bürgerliche Partei sich des Themas kritisch annimmt.
    So wie jetzt züchten wir rechte Gesinnungen regelrecht.Traurig.

    Miss Jones,

    ich finde, das geht zu weit.
    Politische Meinungsverschiedenheiten behebt man eben nicht, indem man den Leuten, die anderer Meinung sind, die Tür weist. Das ist recht überheblich und führt dann erst dazu, dass sich die Leute bestärkt fühlen, sich nach rechts zu neigen.

    Auch eine Aufklärung wird wenig bringen. Die Menschen haben sehr wohl verstanden, warum und wozu wir ein Asylrecht haben. Das werden übrigens die meisten Menschen auch im Osten der Republik bejahen, selbst die AFD bekennt sich zum Asylrecht.

    Das Problem ist eben, dass manche das Asylrecht zur Einwanderung missbraucht haben, ohne Asylgrund.
    Und auch noch ein paar andere Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind, wie Identitäts- oder Altersbetrug.
    Auch, dass wir Täter schützen und Opfer nicht erscheint vielen als unpassend und nicht human.
    Auch ist die Mär vom Tisch, dass da Menschen stets vor Hunger und Hoffnungslosigkeit fliehen, seit man weiß, dass
    die Kosten für die Schlepper bei mehreren tausend Euro pro Person liegen. Die ganz Armen sitzen immer noch im Jemen und verhungern.
    Hinzu kommt, dass die Bundesrepublik in der EU ganz schön allein mit ihrer Politik steht und isoliert ist.


    Es wäre leichter, wenn eine Partei der Mitte eine Flüchtlingspolitik anbieten würde, die den wirklich in Not Geratenen hilft,
    Wirtschaftsflüchtlinge aber ab- und Kriminelle ausweist. Bei einigen nordischen Nachbarn bieten die SPD-Ableger ein solches Programm und sind damit erfolgreich.

    Und mit einer humanen, aber klaren Flüchtlingspolitik und einer Rückkehr zu einer ausgewogenen Sozialpolitik wäre die AFD Geschichte.

    Hallo Frosch,

    hier ging es durchaus nicht um diffuse Ängste sondern um einen Toten und zwei Schwerverletzte durch einen Messerangriff. Und das sind ja nun nicht die ersten Opfer.

    Das Gewaltmonopol liegt auf Seiten des Staates. Dieser hat die Pflicht, seine Bürger so gut es geht zu schützen.
    Die Menschen erwarten nicht die absolute Sicherheit, die gab es nie, fragen sich aber nicht zu Unrecht, warum sich gewaltbereite und polizeibekannte Kriminelle
    völlig frei bewegen und weiterhin straffällig werden können. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um EU-Bürger oder Flüchtlinge handelt.

    Und nun nutzen rechtsextreme Gruppen diese Unzufriedenheit aus - sie setzen den Menschen den Floh ins Ohr, sie müssten sich ab nun selbst wehren und um die öffentliche Sicherheit kümmern.
    Was tödlich für Demokratie und Rechtsstaat ist.

    Der Staat muss das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. Dringend.

    Alles auf diffuse Ängste zu schieben macht den Graben nur tiefer.

    Der Haken scheint mir zu sein, dass es auch hier im Forum nur schwarz und weiß gibt.

    Die Realität ist aber grau. Nicht alle Flüchtlinge fliehen vor Not und Verfolgung im Sinne des GG, nicht alle Flüchtlinge verhalten sich korrekt, nicht alle Bewohner der neuen Bundesländer sind Nazis.

    Chemnitz hatte im vergangenen Jahr mit einer auffälligen Kriminalität von jungen Ausländern zu kämpfen. Diese mag in der bundesweiten Statistik zwar untergehen, ist vor Ort aber aufgefallen. Die Bürger fühlten sich dadurch gestört und beeinträchtigt. Die Maßnahmen von staatlicher Seite wie Gefährdungsansprachen oder Strafen auf Bewährung haben sich nicht als wirkungsvoll erwiesen. Die Menschen fühlten sich vom Staat allein gelassen. So wurde das Stadtfest 2017 wegen erheblicher Störungen und sexueller Übergriffe abgebrochen.

    Während des Stadtfestes 2018 kam es zum Totschlag und zur schweren Körperverletzung von drei Bürgern, begangen unter anderem von einem Verdächtigen, der schon mehrfach wegen Körperverletzung aufgefallen war und gar nicht mehr hätte hier sein dürfen.

    Diese Tat haben rechtsextreme Gruppierungen für sich vereinnahmt. Den Frust der normalen Bürger kann ich aber durchaus verstehen.

    Wir kommen in der Diskussion überhaupt nicht weiter, wenn wir nicht miteinander reden und einander nicht respektieren. Unsere Exekutive und unsere Justiz werden sich sicherlich umstellen müssen, von Bewährungsstrafen und Deeskalation werden wir uns entfernen müssen zu Konsequenzen, die sehr schnell auf eine Tat folgen - das gilt natürlich auch für deutsche Täter.

    Die Zuwanderung wird die Gesellschaft und den Staat verändern (müssen).

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