Beiträge von Stille Mitleserin

    Aber das Gespräch bringt uns nur weiter, wenn wir konkret werden - was für Maßnahmen strebst du denn für die "Gleichberechtigung" konkret an? Was stellst du dir vor?

    Diese "Nicht-Beschreiben-können" - wie genau willst du das den Flüchtlingen beschreiben? Du kannst dich ja nicht in eine VABO-Klasse stellen und sagen "wir leben hier irgendwie, es gibt keine Regeln, macht, was ihr wollt." Also, werd konkret und versteck dich nicht hinter der Breite der Debatte - was stellst du dir konkret vor?

    Das benannte Wortgefecht hat mich davon überzeugt, dass es mit dem Pluralismus nicht so weit her ist. Eigentlich stand ich immer in der politischen Mitte, bewschwichtigte Nachbarn und Bekannte (und Verwandte), die wesentlich weiter rechts standen und heute noch weiter rechts stehen. Habe versucht, mit logischem Menschenverstand Dinge zu betrachten und anderen neue Blicke zu eröffnen. Hier in diesem Forum fühle ich mich in der Ecke - in der rechten.

    http://www.achgut.com/artikel/sie_be…_bin_der_unfall

    Nur fürs Protokoll:

    Kecks hat mich beleidigt, indem sie mir in der allgemeinen man-Form unterstellte, ich würde in meinem Unterricht die Verfassung nicht einhalten.
    Ich habe geantwortet, indem ich kecks beleidigte und ihr, in der allgemeinen man-Form, Verstöße gegen das Überwältigungsverbot im Beutelsbacher Konsens unterstellte.
    Daraufhin hat kecks ihren Beitrag abgeändert und geschrieben, sie habe mich nie beleidigt - zusätzlich hat kgF als Mod mich aufgefordert, meine Beldeidigung zurückzuziehen, was ich hiermit tue.

    Ich entschuldige mich in aller Form für meine Unterstellung.

    Diese Form des Klitterns erscheint mir aber der Diskussion nicht angemessen und eine offene pluralistische Gesellschaft müsste auch was aushalten- wie zum Beispiel die Angriffe gegen mich, ich würde nur gequirlte Kacke von mir geben. Aber das scheint dann ganz in Ordnung zu sein, ich rechtsgerichtete autoritäre Tusse kann mir Dünnhäutigkeit wohl nicht leisten.

    Nur leider kommen aus diesen Staaten so gut wie keine jungen Frauen zu uns, die vor Beschneidung oder Zwangsverheiratung fliehen. Die Männer kommen, die das Geld und die Kraft (und die Familie hinter sich) haben, sich in ein Land zu begeben, in dem sie besser leben können.
    Das würde nur eine aktive Aufnahme ermöglichen - die wir so gut wie nicht betreiben.

    Wir drehen und ziemlich im Kreis - auf jedes meiner Argumente kommt von euch die Moralkeule "Wir müssen doch helfen." Wie, wo und wem wir helfen sollen wurde von euch an keiner Stelle konkret gemacht. Die Diskussion bewegt sich fast durchgängig auf einer theoretischen Ebene und immer wieder kommt, dass wir eine Diskussion bräuchten. Aber nicht wer mit wem diskutieren soll. Das bleibt alles sehr schwammig und emotional und führt nicht weiter.

    Mit Emotionen kann man keine gute Politik machen. Ich wünsche mir, das hier jemand einmal konkret benennt, wie er/sie sich den Umgang mit schon sich in Deutschland befindlichen und noch ankommenden Flüchtlingen vorstellt - in allen Facetten. Und wie er/sie sich eine Integration konkret vorstellt. Gesellschaftlich. Auch finanziell. Sollen die Migranten eigene Parteien haben dürfen? Wählen dürfen? Wie sieht es mit z.B. den Türken in Deutschland aus? Müssten die nicht auch endlich wählen dürfen, auch ohne deutschen Pass? Und wie geht ihr damit um, wenn sich in der politischen Meinung die Kultur niederschlägt und Herr Erdogan uns dann mal beibringt, was Demokratie ist?

    Ein Freund von mir stammt aus dem Iran (hat im Iran-Irak-Krieg gekämpft) und hat vor einigen Jahren, bei einer hitzigen Diskussion der Biodeutschen am Tisch, geäußert "Ihr lebt hier auf einer friedlichen Insel. Von Krieg wisst ihr gar nichts und ihr ahnt nicht einmal, was alles in den Menschen schlummert."

    Sicher ist: Die Aufnahme von Flüchtlingen im Millionenbereich wird unsere Gesellschaft verändern - so oder so.

    Toll, dass ihr so offen seid und alle Kulturpraktiken einschließlich der weiblichen Beschneidung und Zwangsverheiratung von minderjährigen Schülerinnen während der Sommerferien
    akzeptieren könnt, auch, wenn die Betreffenden Verantwortlichen in Deutschland leben sollten und hier auch eine hohe Bildung genossen haben.

    Das zeigt wirklich eine tolerante Einstellung - ohne jegliche Einschränkung.

    @alias, mir ging es nicht um die Zahlen, sondern um die Einstellung der Männer, die ich nur grässlich nennen kann.
    Ich finde (Bangladesch war euer Beispiel) es schwierig, mir die Lebenseinstellung der Bangladeschi hier in Europa vorzustellen.
    Glaubst du, ein Mensch, der bisher so gelebt hat, kann seine komplette Lebensweise und Kultur einfach abstreifen?

    Natürlich hilft Bildung, aber was machst du, wenn die Mädchen nicht zur Schule geschickt werden?

    Gehen wir doch bitte mal zurück in den arabisch-afrikanischen Raum, den ich hier auch zahlenmäßig wichtiger finde 8und den ich besser kenne).
    Ich habe Kontakt zu einer Studienkollegin von mir, die in Deutschland studiert hat und mittlerweile mit Mann und Tochter in Ägypten lebt und als
    Reiseleiterin arbeitet. In einer vertrauten Minute unter Frauen hat sie mir auf typisch deutsches Nachhaken erklärt, dass ihre kleine Tochter natürlich auch beschitten werden wird, da sie gebildet ist, lässt sie dies in einer Klinik unter hygienischen Bedingungen durchführen. Ich war recht geschockt und habe argumentiert, schließlich ist sei ja eine westlich gebildete Frau, die ein Universitätsstudium vorweisen kann, sie meinte aber, dass ihr Kind später nicht heiraten könne, wenn sie nicht beschnitten sei. Wir reden hier von pharaonischer Beschneidung an Mädchen.

    Das war im Jahr 2010.

    Ich möchte eure Vorwürfe hier etwas aufdröseln - ihr mischt nämlich zwei Themenbereiche.
    Auf der einen Seite steht die wirtschaftliche Ausbeutung, die durch die Globalisierung zugenommen hat. Hier schöpfen Firmen und damit auch Verbraucher ab, was die Menschen in Entwicklungsländern zu Hungerlöhnen und unter schwierigsten bedingungen leisten.

    Auf der anderen Seite steht die Umsetzung der Menschenrechte im jeweiligen Land.

    Bangladesch - ein gut gewähltes Beispiel.

    Per Verfassung gilt die Gleichberechtigung der Geschlechter und deren Gleichstellung vor dem Gesetz. Frauen haben auch das Wahlrecht. (...) Seit 1960 existiert ein Gesetz zum Schutz der Frau vor Gewalt, das 1983 erneuert wurde.


    Soviel zur Theorie - es hält sich halt keiner daran. "In Bangladesh leiden immer noch viele Mädchen und Frauen unter Kinder-Zwangsehen (oft mit Ausgangs- und Kontaktsperre zu Eltern und Geschwistern) - kein Schulbesuch - keine medizinische Versorgung - keine Rechte wegen fehlender Eheverträge - Brautgeld (dowry) - häuslicher Gewalt - Säureatten-taten - Mitgiftmorden - Shallish (dörfliche Scheidungs-gerichtsbarkeit bis hin zur Steinigung) - Kidnapping ins Ausland (zur Zwangsprostitution und zu Organdiebstahl) und Vergewaltigung."

    Das sind kulturell bedingte Dinge, die aus einem stark patriarchalischen System stammen. Auf diese Auswüchse im familiären Zusammenleben habe ich wenig Einfluss. Bei den wirtschaftlichen Punkten kann ich wenigstens noch Kaufentscheidungen treffen, die, in der Masse, vielleicht etwas bewegen.

    Hier bleibt nur den Menschen im Land auf Dauer festzustellen, dass Frauen wichtig sind. Spätestens, wenn es nur noch wenige Frauen gibt, werden die Brautpreise entfallen und sich mehrere Bewerber um eine Braut rangeln. Dann wird vielleicht in den Augen der Väter der Wert der Mädchen steigen - folglich würden sie besser behandelt werden.
    Oder die Frauen gehen auf die Barrikaden oder verbünden sich untereinander - mit den Schwiegermüttern gegen die Männer, so dass die Knaben zu Respekt vor Frauen erzogen werden.
    So weit sind wir noch nicht, im Gegenteil, im Moment sind Vergewaltigungen das Mittel der Wahl für Männer, die keine Frau abbekommen.

    Aber seid mal ehrlich - wollt ihr die Knaben alle hier haben?

    Ich habe ein anderes Menschenbild als fro - vielleicht ist das das Problem.
    Meiner Meinung nach existiert die Variante "am falschen Ort im falschen Land geboren" nicht.
    Jeder Mensch ist fähig, sich und sein Schicksal zu verändern.
    Unsere Eltern sind noch in ein politisch und wirtschaftlich zerstörtes Land hineingeboren worden. Die Generation unserer Großeltern hat hart daran gearbeitet, die Bedingungen zu verbessern. Wenn sie es nicht getan hätten, würden wir heute nicht im Wohlstand leben.

    Wie alias sagt gibt es sehr positive Beispiele in der Entwicklungshilfe. So betreibt die Regierung des Senegal eine großangelegte Kampagne für Verhütung, die langsam Erfolge zeitigt. http://www.zeit.de/wirtschaft/armut/texte/senegal

    Aber auch allein, ohne westliche Hilfe, können die Menschen in Entwicklungs- oder Schwellenländern Verbesserungen durchführen - siehe Ruanda mit seinem rigorosen Plastiktütenverbot. Hätte ich auch gern, ein echtes Vorbild für uns.

    Aber es gibt auch kulturelle Grenzen - so baut das reiche China bis heute sehr ungern Kläranlagen, obwohl es die mittlerweile billig und patentfrei gibt. Kacke hat keinen schönen Nimbus, da macht ein Transrapid mehr her. Auch in Afrika sind Fernseher beliebter als Kläranlagen. Das muss man erst einmal akzeptieren, niemand will den Menschen diktieren, worauf sie Wert zu legen haben.

    Hallo Schantalle,

    schade, das sdu mit dem Konjunktiv noch Probleme hast.

    In der Diskussion ging es um um Dinge, die die Gesellschaft zusammenhalten.
    Du nanntest das GG und die Demokratie als gemeinsamen Konsens aller in Deutschland lebenden Menschen.

    Ich habe meine Zweifel geäußert, inwiefern der Inhalt des GG überhaupt bekannt geschweige denn Konsens ist, ebenso wie ich Zweifel daran äußerte, ob alle in Deutschland lebenden Personen einer Demokratie etwas abgewinnen können und an ihr teilnehmen.

    Übrigens: Zahlen. Offenbar hast du meine Ausführungen nicht verstanden. fro möchte Solidarität mit allen Menschen und ich habe nachgefragt, wie er sich das beim Zahlenverhältnis von 42 Mio Zahlern zu 3,5 Mrd (Angabe der UNO) Hilfebedürftigen vorstellt. Es ging hier nicht nur um Flüchtlinge (woher sie auch immer kommen mögen), sondern um mathematische Machbarkeit.

    Apropos Zahlen:

    http://www.welt.de/politik/auslan…uechtlinge.html

    Ich finde es unschön, dass du dich dermaßen im Ton vergreifst, insbesondere, wenn du der Diskussion nicht folgen kannst.

    fro: Und noch einmal: Wir haben ca. 42 Millionen Steuerzahler. Du möchtest, dass diese Personen aus Gründen der Moral und der Gleichstellung der Menschen ca. 3,5 Milliarden Menschen durchfüttern. Das sind alle die, die unter Ungleichheit und Armut zu leiden haben. Interessant. Du unterrichtest nicht Mathematik, oder? Und hoffentlich auch nicht Wirtschaft!

    Ich darf mal ganz sanft daran erinnern:

    - dass in den jeweiligen Ländern eine enorm reiche Oberschicht lebt, die sich auf Kosten der Armen bereichert. Ganz konkret durch direkte Ausbeutung, Sklavenhandel, Waffen- und Rohstoffhandel etc. Wie wäre es, ganz im marxschen Sinne, hier Gleichheit herzustellen? Ich habe meinem afrikanischen Kindersklaven heute frei gegeben, wie sieht es denn bei dir aus? Darum bin ich auch mit Schuld an der Misere...

    - Viele Entwicklungsländer verfügen über Rohstoffe, die heiß begehrt sind. Wenn man das Geld im Lande sinnvoll verwenden würde, wäre eine Flucht der Menschen gar nicht nötig. Übernehmen jetzt wir deutschen Brüder die gerechte Verteilung? Warum können die Menschen das nicht selbst steuern? Findest du sie zu dumm, zu ungebildet, ohne deutsche Hilfe ihre eigenen Interessen wahrzunehmen?

    - mehrere gehen hier davon aus, dass die Flüchtlinge die Armen und Gebeutelten sind. Seid ihr da so sicher? Glaubt ihr denn ernsthaft, auf einer Flucht durchzukommen bedeutet, ganz sanft und liebevoll mit dem Nächsten umzugehen? Ohne Geld zu reisen? Es hat schon seinen Grund, warum zu 70% starke junge Männer hier ankommen und die Schwachen nicht. Sie werden ihre Ellbogen schon benutzt haben, sonst wären sie nicht hier. Wir reden also nicht von den Ärmsten und Schwächsten, die sind nämlich nicht weit gekommen.

    - Ich halte sehr wenig davon, unsere Ideen von Politik, Religion oder Philosophie zu exportieren. Sie müssen sich selbst und ihr Land und ihr politisches System entwickeln. Einmischung von außen tut nicht gut.Und auch nicht, wenn alle halbwegs Fähigen nach Deutschland gehen und niemand mehr da ist, der das Land aufbauen kann. Es hilft der Menschheit auch gar nichts, wenn die Bundesrepublik untergeht, weil sie bisher der letzte einsame Rufer in der Wüste ist.

    - Mir geht dieses urchristliche Getue auf den Sack - wir sind alle gleich, wir sind alle Brüder, lasst uns ein Brot teilen. Ich halte es mit Paulus: "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen."

    - Deine persönliche Caritas solltest du vielleicht in einem Konvent ausleben. Ich nehme auch nicht an, dass du Kinder hast, denn sonst hättest du einen Hauch von Verantwortungsgefühl. Oder möchtest du, dass deine Tochter (so vorhandne) in 20 Jahren ein Tageseinkommen von 2 Dollar hat? Deine Mutter keine Rente mehr? Frag doch mal nach, es ist ja im Namen der Gerechtigkeit, scheiß auf das schnöde Geld.

    Und ganz zum Schluss. du hast einen Fehler in deiner Denke: Bei deiner Gleichheit beziehst du dich ausschließlich auf wirtschaftliche Teilhabe der armen Kontinente. Die Amis haben es nach 45 erkannt und vielleicht hat es sich schon herumgesprochen: Ein wirschaftlich saturiertes Volk neigt weniger zu Extremen in der Politik. Wer etwas zu verlieren hat, hat Angst, es zu verlieren. es steht jeder bevölkerung dieser Erde frei, sich ein solches System zu schaffen. Solange aber Menschen Menschen kaufen, ausbeuten, Frauen nicht am öffentlcihen Leben teilnehmen lassen oder die Männer ein Drohnendasein führen, die Bevölkerung massiv wächst usw - solange wird es in den Ländern, über die wir reden, auch nicht besser.

    Aber das ist jetzt alles meine Schuld? Oder deine?

    Lesen, lesen, lesen.
    Fürs Tieheim Hunde ausführen.
    Schwierige Torten backen und die Nachbarn einladen.
    Jeden Morgen Laufen gehen und dann ein ausgiebiges und gesundes Frühstück zubereiten.
    Jeden Tag ins Fitnesstudio.
    Pokemon Go spielen und die Nachbarstädte unsicher machen. Dabei lernt man richtig viele Leute kennen.
    Zwischendrin Pause im Cafe. Und ein wenig Shopping.
    Sightseeing in der Region - anschauen, was man sonst nie anschaut.
    Outdoorkinos und Lesenächte besuchen.
    Weinfeste der Region besuchen.
    Bogenschießen.
    Die Balkonpflanzen betüdeln.
    Viel Schlafen.
    Anfangen, Cremes und Seifen selber zu machen.
    Neue Kissen nähen.
    Klöppeln.
    Den alten Schrank ablaugen und abschleifen.
    Aus Europaletten eine Balkonliege bauen, die Polster selber nähen.
    Schalen aus Beton gießen.
    Ein Mosaik aus alten Kacheln auf dem alten Tisch legen.
    Senf selber machen.
    Marmelade einkochen.

    Hallo Schantalle,

    du nennst als gemeinsamen Wertekanon die Verfassung und die Demokratie an sich.

    Dabei habe ich Bauchweh.

    Demokratie: Nur noch eine kleine Mehrheit geht überhaupt wählen, bei uns leben auch eine Menge Personen, die gar nicht wählen dürfen. Aus meinen Klassen schallt mir oft ein Ruf nach einem starken Mann entgegen, der mit der korrupten Politikerschaft aufräumen möge. Auch die Diskussionen in der Politik werden als negativ empfunden, manche wünschen sich, dass die Opposition um der Harmonie willen doch endlich der Regierung zustimmen möge. Oder man wünscht sich eine Partei, die endlich allein das Sagen hat.

    Verfassung: Ein Großteil meiner Schüler kennt die Verfassung gar nicht. Sie wird in den allgemeinbildenden Schulen offenbar nicht so oft angesprochen, kaum einer hat sie gelesen. Ich bin dankbar, wenn meine Schüler den Artikel 1 kennen (was viele tun). Aber danach hört es auf. Meine Kinder haben in ihrer Schullaufbahn noch keine Bekanntschaft mit der Verfassung gemacht, das erledige ich hier zu Hause. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele in Deutschland lebende Menschen die Verfassung nicht kennen, geschweige denn, komplett damit einverstanden sind. Das merke ich an Diskussionen um die Gleichberechtigung der Frau - da ist kein Konsens in Sicht. Wie kann also die Verfassung ein gemeinsamer Wertekanon sein?

    Ich habe auch Bauchweh dabei, wenn hier im Forum gesagt wird, es sei in Ordnung, dass jeder die Werte lebt, die ihm sinnvoll scheinen, auch, wenn sie von der Verfassung abweichen. Ich denke an Frauen, Behinderte und Homosexuelle, und zu den Themen muss ich keine Flüchtlinge befragen.

    Die Hilfsbereitschaft untereinander zeigt sich zu Katastrophenzeiten - wenn hier die Nachbarschaft überspült wird. Dann ist die ganze Straße auf den Beinen und es tut den Biodeutschen gut, dass der italienischstämmige Nachbar mit Wasser schippt und die türkische Nachbarin Blätterteigteilchen für alle backt und verteilt. Das schweißt unser Dorf zusammen und sorgt dafür, dass man sich schätzen lernt.

    Also mehr Naturkatstrophen?

    Ich muss dabei bleiben: Ohne festgelegte Werte (Leitkultur?) bleibt unser Zusammenleben schwammig. Übrigens: Wenn man die Integration wirklich ernst nimmt, dann müssten auch die Migranten wählen dürfen und eigene Parteien haben.

    Claudius: Diese Form der aktiven Aufnahme gibt es. Musterländle macht es, nennt sich Sonderkontingent.
    Ich wünsche mir sehr, dass die etablierten Parteien noch die Kurve kriegen und Lösungen vorlegen, sonst habe ich ein Wahlproblem. AFD kommt nicht in Frage, ohne Lösungen kann ich aber auch niemanden wählen.

    Ich meine, dass sich bisher keiner traut (außer der CSU, klar), weil sie Angst haben, als rechts zu gelten. Interessanterweise kam eine entsprechene Meldung von den Linken (Wagenknecht), die dafür aber auch niedergebügelt wurde. Irgendwer muss den ersten Schritt machen!

    Ansonsten sehe ich braun für die nächste Wahl!

    Wir haben seit vielen Jahren sogenannte "Illegale" im Land. Interessanterweise hört man von denen ausgesprochen wenig.
    Warum?
    Die Illegalen sind massiv darauf angewiesen sich perfekt zu assimilieren. Jede Aufälligkeit, einmal Schwarzfahren oder Pöbeln mit Polizeiansprache kann zur Ausweisungshaft führen. Diese Personen verhalten sich also perfekter als die hier Lebenden, um dem zu entgehen.

    Ein Wirtschaftsflüchtling kommt nach Deutschland, um sein Leben zu verbessern und die Sozialsysteme zu genießen - z.B Kindergeld für seine in der Heimat lebenden Kinder. Was bei uns zu relativer Armut führt ist auf dem Balkan Reichtum. Das ist gar nicht zu verurteilen. Wenn die Schweiz das Grundeinkommen für alle eingeführt hätte, hätte ich das auch spannend gefunden.

    In dem Moment, in dem die Personen an die Sozialsysteme nicht herankommen (und hier als Illegale ohne Einkommen leben müssten) und illegalen Auswüchse (Bettlerbanden, Einbruchsbanden, mafiöse Strukturen etc.) massiv bestraft werden würden würden diese Leute auch wegbleiben. Übrig bleiben die, die Hilfe benötigen und die sind mir willkommen.

    Keine Mauer nötig.

    Beim Thema Abschiebung ist es nicht ganz so einfach, wie Meike schon erkläutert hat. Aber auch Schweden lässt niemanden mehr ohne Papiere ins Land. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass alle Pässe im Mittelmeer untergegangen sind, die Handys aber nicht. Wenn die Leute wissen, dass sie Papiere benötigen, wird nur ein Bruchteil ohne Papiere kommen (die man auch abfotografieren kann etc.) Eine Lösung für Menschen ohne Pass und Staatenlose habe ich nicht so schnell zur Hand, da ist sicher eine Einzelfallprüfung erforderlich. Mit den meisten Ländern bestehen diplomatische Beziehungen und viel läuft über die türkische/kurdische Regierung (wenn das auch nicht einfach ist).
    Die nordafrikanischen Staaten sind sehr an Entwicklungshilfe und Wirtschaftsbeziehungen interessiert, ich bin überzeugt, dass man hier verhandeln kann.

    Aber Meike hat recht, das geht nicht sofort. Aber man kann ja mal anfangen.(Und ganz klar - Verhandlungen durch eine EU sind hier viel schlagkräftiger.)

    Wenn die Leute einen Pass haben kann man sie auch abschieben.

    Soviel auf die Schnelle, meine Bolognese brennt an.
    Ein fertiges programm habe ich nicht, ich würde mir aber wünsche, dass die Parteien anfangen, sich Gedanken zu machen. ich will keine AFD als Regierung!

    Liebe/r Indigo,

    du hast ganz recht mit deinen Ausführungen, ein Schließen und Bewachen der Grenzen kommt teuer und ist nicht produktiv.

    Grundsätzlich brauchen wir Zuwanderung- ganz dringend sogar. Ich frage mich aber mittlerweile, ob es zukunftstechnisch clever ist, ganz auf die Einwanderung der Ärmsten zu setzen. Als hochindustrialisiertes Land haben wir keine einfachen Jobs mehr zu vergeben und brauchen in den nächsten Jahren diese einfachen Jobs, wenn wir mit der Inklusion ernst machen wollen. Ich hatte auch gehofft, dass qualifizierte junge Flüchtlinge zu uns kommen, und es sind auch qualifizierte Personen dabei, die sich mit wenig Aufwand zu braven deutschen Steuerzahlern machen lassen (wollen).

    Aber ein großer Teil ist auch ungebildet, in meiner Klasse sind mehrere Analphabeten, die aber große Träume vom leichten Geldverdienen träumen. Jeder zweite will Arzt, Anwalt oder Ingenieur werden. Eine Ausbildung als Altenpflger, in der Gastronomie oder in einem der einfacheren Berufe,in denen man auch nicht ganz so gut verdient, wird bisher noch schockiert abgelehnt.

    In der Berufsschule fällt es (auch statistisch!) auf, dass insbesondere die jungen Männer mit Migrationshintergund große Probleme haben, sich in der Lehre einzugewöhnen. Viele lassen sich ungern Dinge sagen, werden schnell mal ruppig und nehmen es mit Pünktlichkeit und Einsatzbereitschaft nicht immer so genau. Diese Probleme haben zwar auch deutsche Jugendliche, die Zahl unter den Migranten ist aber höher. Hier reden wir von einer Personengruppe, die in der Regel schon in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland lebt.

    Wenn du das auf die Flüchtlinge beziehst, redest du von wirklich dicken Brettern.

    Vielleicht wäre es klüger, Hochleistungskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und so gleichzeitig ein bestimmtes Kontingent an Flüchtlingen betreuen zu können? So machen es klassische Einwanderungsländer auch.

    In anderen threads war zu lesen, dass Asyl ein Grundrecht ist - damit bin ich einverstanden.

    Mir schwebte auch zu keinem Zeitpunkt vor, die Grenzen zu schließen und niemanden hereinzulassen.

    Was mir vorschwebt:

    - niemand darf ohne Papiere ins Land, die Personen werden sofort erkennungsdienstlich aufgenommen und erhalten eine Art Asylpass, mit dem Sie sich (so älter als 16 Jahre) auszuweisen haben. Wenn sich Flüchtlinge nicht ausweisen können, werden sie festgehalten, bis die Identität festgestellt ist.

    - Es werden Personen aufgenommen, die die Voraussetzungen für das Asylverfahren nach GG, den Flüchtlingsschutz nach den Genfer Konventionen oder subsidiären Schutz in Frage kommen (laut EU derzeit ca. 40% der flüchtenden Personen) - 60 % sind Wirtschaftsflüchtlinge. Der Großteil dieser Personen wird nicht ins Land kommen, wenn sie keine Chance auf staatliche Hilfe haben, ergo brauchen wir gar keinen massiven Grenzschutz. An den Grenzübergängen werden Wirtschaftsflüchtlinge abgewiesen.

    - die Zahl der aufzunehmenden Personen wird gedeckelt, so dass ausreichend Plätze und Ressourcen für die aufgenommenen Personen vorhanden sind. Es werden bei der Aufnahme Prioritäten eingeräumt - Familien, Kinder, Frauen und alte Menschen haben den Vortritt.

    - Ein Familiennachzug kann erst dann erfolgen, wenn der hier lebenden Flüchtling den Bedarf der Familie durch eigenen Verdienst decken kann.

    - Die aktive Aufnahme von Flüchtlingen wird verstärkt (siehe Sonderkontingent in BAWÜ)- insbesondere traumatisierte Frauen, Kinder, Kranke und Behinderte werden aktiv aus den Flüchtlingslagern der Nachbarländer Syriens ausgewählt und nach Deutschland gebracht, um hier zu gesunden.

    - Man sucht ernsthaft nach Lösungen, wie man Straftäter abschieben kann. Gewaltauffällige Personen werden bis zu einer Verurteilung festgesetzt und müssen nach Verurteilung so lange in Haft bleiben, bis sie abgeschoben werden können. Ansonsten bleiben sie in Haft.

    - Die Infos werden auch in den nichteuropäischen Medien gestreut, damit Deutschland als Fluchtland unattraktiver wird. (Das hat Malta recht "geschickt" gemacht - erzkatholische und sozialistische (!) Malteser sind stolz darauf, dass die Flüchtlinge auf der Insel erst mal alle in den Knast gehen - ohne Ausnahme. Das Ziel ist, dass die Flüchtlinge per mobile nach Hause berichten, wie furchtbar es ist.)

    Das wäre so auf die Schnelle mein Paket, um der Verantwortung der Gesellschaft gerecht zu werden, das Ganze bezahlbar zu halten, Integrationschancen anbieten zu können und eine Sicherheit für die Bevölkerung und die Flüchtlinge herzustellen. Eine gesamteuropäische Lösung wäre mir zwar lieber, die wird aber noch schwieriger und langwieriger zu finden sein.

    Über Entwicklungshilfe und Aufbauhilfen in den entsprechenden Ländern müssen wir hier nicht sprechen, auch in der Entwicklungshilfe gilt schon lange das Montessori-Prinzip: Hilf mir, es selbst zu tun.

    Auch über das militärische Vorgehen gegen des IS brauchen wir hier nicht zu streiten - der IS wäre zwar bei einer miltärischen Intervention mit gut ausgebildeten Bodentruppen nach 14 Tagen Geschichte, aber die Gefahr, dass dadurch neuer Hass entsteht, ist natürlich groß.

    Mir wurde hier erklärt, dass eine Leitkultur anachronistisch weil nicht vorhanden sei, es sei auch nicht möglich, einen Wertekanon zu benennen, nach dem sich die Gesamtgesellschaft richtet.

    Insofern scheint es mir schwirig, von irgendeiner Art von organisiertem Zusammenleben zu sprechen. Was hält die Gesellschaft zusammen? Demokratie ist es wohl nicht mehr, dazu machen zu wenige mit.
    Gemeinsame Werte können es auch nicht sein, da es einen großen Mix der Kulturen und Religionen gibt, die alle ihre Ideen in eine Multikultigesellschaft einbringen sollen und können.

    Die hier angesprochene "Verantwortung" wird auch nur ein kleiner Teil der Gesellschaft mittragen, nämlich die, die es sich leisten können.

    Was also hält unsere Gesamtgesellschaft zusammen?
    Hält sie überhaupt zusammen oder hat sie sich in eine Disparität der Lebensbereiche aufgelöst?

    Ich fühle mich verantwortlich gegenüber meinen Kindern, damit sie in einer friedlichen Welt aufwachsen können.
    Ich fühle mich verantwortlich gegenüber meinen Eltern, die hart dafür gearbeitet haben, damit ich in einer friedlichen Welt aufwachsen konnte und die nun im Alter auf Rücksichtnahme und Hilfe angewiesen sind.

    Ich fühle mich nicht schuldig an Kriegen und Leid von Nationen, die schon lange die Chance gehabt hätten, ein friedliches System in ihrem Land aufzubauen.
    Ich fühle mich nicht schuldig am NS und habe auch nicht das Gefühl, eine Schuld abtragen zu müssen.

    Verantwortung habe ich dafür zu übernehmen, diesen Staat zu erhalten. Das nennt man Loyalität.

    Mein Ziel ist nicht, unser Durchschnittseinkommen auf das Durchschnittseinkommen der Weltbevölkerung zu reduzieren. Mein Ziel ist nicht, in die Ausgaben unserer Sozialsysteme die ganze Welt einzubeziehen, denn dann bricht das System zusammen. Eine mathematische Gewissheit. Nur die sozialen Sicherungssysteme sind noch der gesellschaftliche Kitt in einem Land, das keine gemeinsamen Werte mehr hat - wenn sie insolvent werden, brechen Verteilungskämpfe aus. Das nennt man dann Bürgerkrieg.

    Meine Verantwortung muss sein, das System so lange wie möglich zu erhalten und auf eine gerade noch aushaltbare Quote an Erstgewinnern zu begrenzen.

    Diese Verpflichtung der Familie gegenüber wird wohl nur jemand verstehen, der Familie hat. Dieses Streben nach Erhalt des Wohlstands wird nur jemand verstehen, der um seinen Wohlstand kämpfen musste und dem er nicht in die Wiege gelegt wurde.

    Mit okzidentophoben Meinungen, die darauf abzielen, den Staat und die Sozialsysteme zerbrechen zu lassen mit der festen Überzeugung, wir hätten es nicht anders verdient und sollten aus Schuldgefühlen das Erreichte aufgeben, kann ich wenig anfangen. Vielleicht sind sie interessant für den Verfassungsschutz?

    Ich habe in diesem Forum gelernt, dass es gar keine falschen Weltbilder geben kann!
    Und dass es in einer pluralistischen Gesellschaft nicht in Ordnung ist, andere überzeugen zu wollen.

    Außerdem sind wir doch alle Brüder, es gibt keinerlei Unterschiede zwischen den Menschen, wir sind alle gleich. (Auch das habe ich hier im Forum gelernt).

    Es sei denn in Erfahrungen mit Gewalt während der Flucht, die noch einen Untershcied ausmachen. Aber das ist kein Problem, denn wir haben tolle Psychiater (Leider hat uns niemand gesagt, dass Gesprächstherapien in arabischen Ländern gänzlich unbekannt sind und den Patienten Angst einjagen. Das hat auch damit zu tun, dass psychische Beeinträchtigungen mit dem islamischen Männerbild nicht in Einklang zu bringen sind, eine psychiatrische Behandlung ist eine Schande und führt zu Isolation und Ehelosigkeit (genau so wie Behinderungen übrigens.)

    Und davon mal abgesehen: unser aller Überlebensquote liegt letztendlich sowieso bei 0%, wozu sich also Sorgen machen (natürlich auch von hier).

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