Liebe/r kecks,
mit der schulform hast du ganz recht, wenn es denn eine sek 1 ist - aber was macht man mit Kindern in der primarstufe, die schwächer sind?
Ach, Anja, glaubst du wirklich, dass Erst und Zweitklässler selbständig ohne Aufforderung an ihren Unterlagen arbeiten? Alle? Wenn du einen Hauch pädagogischer Wirklichkeit kennen würdest, wüsstest du, dass das bei vielen Kindern erst in Klasse 5-6 klappt. das ist normal und völlig in ordnung - wir reden ja über Kinder!!!!!
Bei den meisten Kleineren sind die Eltern dahinterher. Und wo sies nicht sind, wird auch nicht gearbeitet - siehe kecks Beitrag.
Und jetzt werden wir doch mal konkret: Eine Bekannte von mir, deren Sohn in die Klasse meines Sohnes geht, ist Ausländerin, alleinerziehend und voll berufstätig. Das bedeutet, dass sie den Jungen von Mo bis do gegen 17.00 Uhr von der Betreuung abholt. dann geht es heim, manchmal noch schnell einkaufen. Neben dem essen bereiten wird noch schnell aufgeräumt, eine Waschmaschine angeschmissen, die Post durchgesehen und mit dem Jungen geredet. um 18.30 gibt es dann ein Abendessen und dann, gegen 19.30, macht sich der Bub bettfein - dann wird vielleicht auch noch eine Geschichte gehört uns seit Neuestem manchmal gelesen. Um 20.00 sollte das Kind schlafen. Aus der Fassung bringt die Dame, dass der lernschwache Junge in der einstündigen Hausaufgabenbetreuung seine Hausaufgaben oft nicht fertig bekommt, nach einer Stunde ist aber Schluss. Nun haben wir eine Lehrkraft wie dich, die möchte, dass in der Schule nicht fertig Gemachtes zu hause erledigt wird. das bedeutet, dass das in das Abendprogramm der Mini-Familie reingedrückt wird - die Mutter ist müde und würde gern den Kontakt mit ihrem Kind genießen, von dem sie so wenig hat, muss aber mit ihm für die Schule arbeiten. das Kind ist müde (er muss morgens um 6 mit der Mutter aufstehen udn ist ab 7 in der Betreuung)und weint oft abends, weil er Striche für nicht fertige Hausaufgaben bekommt.
Für Sport und Spiel bleibt wenig Zeit, am Wochenende wird die Wohnung geputzt, eingekauft, Bürokram muss erledigt und für die Klassenarbeiten gelernt werden.
Die dame geht schon ziemlich auf dem Zahnfleisch und versteht nicht, warum die Grundschule ihr und ihrem Kind auch noch die wenige gemeinsame Zeit kaputt macht, zumal sie aus dem ausland kommt und ihr das sehr fremd ist.
Im zweiten Fall hat die Dame 4 Kinder - der Zweitgeborene ist ein eher verspielter Knabe, der viel träumt. Auch hier muss nachgearbeitet werden, das Problem ist, dass das Kind für die Hausaufgaben (die Mutter ist Nachmittags zu hause) mehrere stunden benötigt. es könnte sie in einer Stunde schaffen, wenn es zügig arbeiten würde, aber der Bub ist leicht ablenkbar und hat wenig Lust - in der schule zählt er eher zu den Schwachen. Die Familie hat es mit einer Hausaufgabenbetreuung versucht, da ja noch drei andere Kinder da sind und der zweite Bub die Mutter den kompletten Nachmittag kostet - mit Erklären, wie die Hausi zu machen ist, stoff erklären, den er nicht verstanden hat, Lesen, Kopfrechnen, ihn zum Arbeiten bewegen. Das hausaufgabenstudio bringt aber keine Änderung und jetzt muss auch (in der zweiten Klasse ) nachgearbeitet werden - für den Jungen bedeutet das, dass er regelmäßig bis 19.00 in seinem Zimmer sitzt und Löcher in die Luft starrt. die Mutter ist verzweifelt, weil sich das Verhältnis zum Kind wandelt, sie ist nur noch am antreiben und kritisieren, Liebe und Nähe gehen verloren.
Und jetzt zum Konkreten: was schlägst du (und auch die anderen Vertreter der Ich-lagere-Arbeit-nach Hause-aus-fraktion) in beiden Fällen konkret vor?