Beiträge von Stille Mitleserin

    Ich stimme nur bedingt zu bei - Arbeit mit nach Hause nehmen - da gibt es eine menge Leute, die auch zu Hause arbeiten, ab dem
    mittleren Management bleibt einem gar nichts anders übrig. Daneben: Telearbeitsplätze.

    Und natürlich gibt es eine Menge AN, die sich weiterbilden und sich zusätzliche Dinge anschaffen - für die Ausbildung, für den Betriebsrat, als Ausbilder etc.

    Gar so weit auseinander ist das gar nicht.

    Liebe Grüße von jemand, der schon mal AN war und jetzt Beamter ist.

    Liebe Firelilly,

    nehmen wir mal an, du wärest nicht Lehrerin geworden, sondern hättest heute eine Labortätigkeit.

    Würde dir alles Arbeitsmaterial vom AG gezahlt werden? Auch dein Kittel/Schutzkleidung/zusätzliche Fachliteratur?

    Die Antwort lautet: Wie bei den Lehrern würde dir dein AG einen Teil des Materials zur Verfügung stellen, den Rest (Kittel schuhe) müsstest du selbst zahlen.
    So geht es den AN in der Wirtschaft - mein Gatte bekommt viel gestellt, aber nicht alles, so muss er sich seine Sicherheitsschuhe und seine Spezialunterwäsche selbst kaufen,
    die dieser dann bei der Steuer wider absetzen kann.

    warum sollte es bei Lehrern anders sein?
    Wenn du massive Problem hast, schlage ich dir vor, innerhalb der Fachschaft zu beschließen, dass geisse Werke für die Bibliothek angeschafft werden - diese Gelder gibt es ja auch noch.

    Im Einverständnis mit der Schulleitung würde ich den Fall an die Schulaufsichtsbehörde weitergeben.
    Da lässt sich dann einiges erreichen, wenn man dran bleibt.

    Ansonsten: Habt ihr schon die Eltern des Mädchens informiert...
    Wenn der Vater aus einem gewissen Kulturkreis stammt, könnte das den Stein ins Rollen bringen.

    - spannend vorlesen - mit ausgeschnittenen pappfiguren, dem kommentierenden Monster, ... Aufnahmen anfertigen!
    - ein spiel aus einem Buch machen
    - kreativ mit Sprache umgehen - ottos mops - jedes Kind sucht sich ein zu seinem Namen passendes Tier (Vokal/Konsonant oder beides) und schreibt ein eigenes Gedicht( da kann dann auch gemalt werden)
    - mit Büchern kreativ umgehen - künstlerisch: ein altes Buch anmalen, einen neuen Einband gestalten, jede Seite mit Eselsohr versehen, etwas aus den Seiten ausschneiden, ...

    - Erfindungen rund ums lesen - den Nackengeradehalter, das Umblättertier, den im Liegen Buch aufrechthalter - entwerfen, zeichnen, basteln
    Kommt ein wenig auf die Klassenstufe an, mit erstklässlern geht einiges davon noch nicht.

    Wenn du darüber nachdenkst, verschiedene Werke zur Wahl zu stellen lass die Schüler doch gruppenweise referieren.
    Dann sind schon einmal ein paar Punkte bekannt und die Schüler können unter den Büchern frei wählen.

    Das erhöht sicher den Spaßfaktor.

    Mit Lesetagebüchern habe ich gute Erfahrungen gemacht, diese enthalten für gewöhnlich einen Pflichtkatalog (dann sind die Portfolios auch vergleichbar)
    und Wahlaufgaben, von denen eine Mindestanzahl anzufertigen ist.

    So kannst du das Portfolio auch im Unterricht anfertigen lassen, denn die Mindestzahl an zu bearbeitenden Aufgaben bemisst sich an den schwächsten SuS, die Stärkeren
    bearbeiten mehr Wahlaufgaben.

    Ich habe gute Erfahrungen mit kreativen Wahlaufgaben aus anderen Bereichen gemacht: Zeichne/male eine Szene/Figur,
    welche Musik oder Geräuschkulisse passt zur Szene x, wenn man verfilmen würde, Umwandlung einer Szene in ein Drehbuch,
    stellt eine Szene als Standbild dar (in der Gruppe) und nehmt das Foto mit auf, überhaupt Fotos sind hilfreich,
    male das Zimmer/den Park in Szene x usw., welche Kleidung trägt x/Beschreibung, ....

    ich habe natürlich große Leute, aber vielleicht ist auch was für die Kleinen dabei.

    Ich finde es wichtig, dass alle Sinne angesprochen werden. So können manche unbekannte Talente entwickeln.

    Im vierten Unterrichtsjahr am BK? Was für BKs habt ihr bei euch?

    Auf dem Weg zu einem höheren Abschluss ist das auch etwas anders - hier bringen die Schüler schon einen Abschluss mit, mit dem sie ins Berufsleben starten könnten.
    Interessanterweise sind aber eben die Grundkenntnisse häufig nicht da, nicht einmal bei ehemaligen Realschülern. Das könnte aber vielleicht daher kommen, dass diese Schüler einfach ignoriert und irgendwie durchgeschoben werden und dann auf den weiterführenden Schulen landen....
    Und: es muss nicht jeder ein Abi/Fachabi machen.

    Aber darüber sprachen wir ja nicht - wir reden über Personen noch ohne Schulabschluss, die die Grundlagen erwerben und sich dafür nicht motivieren können.
    Und meiner Meinung nach muss eben alles getan werden, um diesen Jugendlichen die Basis mitzugeben, damit genau das, was du beschreibst, nicht passiert.

    Ich will mich hier wirklich nicht als Weltverbesserer aufspielen und natürlich habe ich auch Schüler, die ich trotz aller Bemühungen nicht erreiche.

    Aber:

    Im geschilderten Fall, marie, (solche Klassen habe ich auch)

    - hätte ich die Klasse in Absprache mit der Klassenkonferenz zunächst einmal umgesetzt.
    - persönliche Gespräche geführt.
    - unwillige Personen während der Stunde in den Betrieb geschickt - mit einem netten Begleitanruf.
    - hätte schnell ein klärendes Gespräch mit Ausbilder und Azubi geführt.
    - hätte zusätzliche machbare Maßnahmen zur Nachhilfe empfohlen - in Form einer zu unterschreibenden Zielvereinbarung, dass bei Nichterfüllung eine Abmahnung des Betriebs nach sich zöge.

    Gerade in der BS stehe ich oft in enger Verbindung mit den Betrieben (besonders, wenn ich Klassenlehrerin bin, das mache ich aber auch als Fachlehrerin), das macht zwar Arbeit, aber meine Schüler wissen das und viele (nicht alle) schätzen das. So halten sich eben die Motivationsprobleme in der BS in Grenzen.

    Aber hier ging es ja um die Vollzeitschule, da geht der Druck über die Betriebe nicht. Man kann, wie schon vorgeschlagen, das Elternhaus einschalten, wenn es denn kooperiert.

    Lieber Chris,
    ich sprach von differenziertem Arbeiten, nicht von Aussetzen.
    Die, die mitkommen, arbeiten sich in kleinen oder größeren Schritten vor.
    In meinen KAs verlange ich eine Menge.
    Dazwischen bin ich aber bereit, auch kleine Schritte zu goutieren und mit mutmachenden Noten zu versehen.
    Wer das 1x1 nicht beherrscht, bekommt ein Mal die Woche eine 2-minütige Abfrage. Ganz persönlich. Darauf gibt es eine mündliche Note. Nur für ihn.
    Die Formeln stehen natürlich in einem separaten Formelheft - natürlich mit Heftnote. Und können da nachgeschlagen werden.
    Ich denke, die Probleme haben auch etwas mit Organisation zu tun.

    An manchen Stellen könnte es hilfreich sein, eine Fachschaftsentscheidung zu erwirken - zum Beispiel eben, dass jeder Mathekollege ein Formelheft führen lässt, das die schüler auch in den Arbeiten verwenden dürfen. So sind die Formelhefte aus den vorausgehenden Jahren vorhanden - das müsste man natürlich auch an die Schüler kommunizieren. wer das Heft in der Arbeit nicht dabeihat, hat dann Pech.

    ich finde gerade diesen Anteil an meiner Arbeit spannend - was kann ich in dieser Klasse tun/verändern, damit es Wirkung zeigt. Darüber hilft auch der Austausch mit den Kollegen - ich finde das bereichernd. Für mich sind solche Klassen besondere herausforderungen, die mir Spaß machen, da werde ich dann wirklich kreativ, ziehe alle Register und nehme ein Erfolgserlebnis mit, wenn ich ein paar erreiche. Bisher wurde ich noch nie enttäuscht.


    Ein Schüler hat mir zu Beginn jeder Stunde sein gefülltes Mäppchen zeigen müssen (hat eine Sekunde gedauert, er hat es hochgehalten oder eben nicht, ein Blick meinerseits, 19 Jahre alt, weil er nie Material dabeihatte), bis es ihn genervt hat und er meinte Frau Mitleserin, ich habs kapiert.
    na also.

    Ich ertappe mich (und auch Kollegen bei Unterrichtsbeobachtungen/ kollegialen besuchen) oft dabei, zu wenig Orientierung zugeben, wo wir sind und was wir gerade machen. Uns ist das klar, wir haben die Stunde im Kopf, aber unseren schülern oft nicht. Das bedeutet zum beispiel, dass man jede Stunde mit einem Überblick beginnt. "Wir sind immer noch in der Weimarer Republik und gerade bei Problem Nummer 7, der Hyperinflation. Kann bitte noch mal jemand erklären, as die Hyperinflation ist. Aha, es wissen nicht alle, ich komme bei Jonas vorbei und erkläre das nochmal, die anderen lesen im Buch bei Deflationspolitik weiter."

    Für Mathe würde das bedeuten - wir sind immer noch bei den Flächen, schlagt mal euer Regelheft auf, da müssten jetzt x und y stehen. Ist das bei jedem da? Heute erweitern wir das Problem auf xy, wer kann noch nichts mit dem Rechteck anfangen? ich komme vorbei, die anderen machen weiter mit x".

    Da hilft es, die Gebetsmühle immer dabeizuhaben.

    Das sind dicke Bretter und man erreicht nie alle, aber es gibt sogar Fortbildungen für so etwas.
    Das ist unser Job. Ich mache ihn gern.

    Die finden es cool, nichts zu können.
    Gute Noten hätten sie sogar gern. Aber halt ohne was dafür zu tun.

    Das hört sich für mich nach einem guten Startpunkt an.

    Beispiel: Ich erkläre die Konjunktivbildung. So lange, bis es der Letzte kapiert hat und mir erklären kann;
    und dann schreibe ich einen Test - mit dem Vorgehensangaben an der Tafel. Sichtbar.

    Sie müssen nur noch umsetzen, das gerade Verstandene anwenden. Und dann gehen Schüler mit einer 2 da raus und sind glücklich und sagen - jetzt habe ich das mit dem Konjunktiv verstanden. Die Einstellung ist dann eine andere, dieses Gefühl "ich kann das". Darauf kann man aufbauen.

    Dass du genervt bist, kann ich gut verstehen. Das bin ich auch oft.

    Liebe Piksieben,

    ich oute mich jetzt mal als mathematisches Untier - ich habe Mathe nie verstanden, es hat mich auch lange Zeit nicht interessiert. Für mich waren das immer böhmische Dörfer. Frag nicht, wie ich mein Abi ohne Mathekenntnisse geschafft habe - es ging aber irgendwie.
    Erst im Beruf hatte ich dann mit Mathe zu tun - und siehe - es ging, es hat mich interessiert und ich hab mich dahintergeklemmt.

    Heute schaue ich meinen Kindern über die Schulter und langsam fängt die Mittelstufenmathematik an, Gestalt anzunehmen. Und jetzt laufen mir Probleme der Kinder über den Weg. Was ist die kleinstmögliche Variante von gerundeten 3,52 mit drei stellen hinterm Komma? da fange ich an zu knobeln. Du lachst mich sicher dafür aus und hältst mich für dumm.

    Du verzeihst also, dass ich volles Verständnis für Schüler aufbringe, die sagen, dass sie Mathe nicht können.

    Ich bemühe mich übrigens auch um das gleiche Verständnis für Schüler, die sich mit Deutsch schwertun - auch, wenn mir das alles ganz klar ist.
    Es ist als Fachmann nicht leicht, die Probleme der Schüler zu verstehen - aber das ist unser Job als Pädagoge.

    Ich habe neulich eine Förderstunde mit einem Mathekollegen gegeben - er ist ein guter Lehrer, hat aber mit so vielen Fachbegriffen und Geschwafel erklärt, dass ich Nichts verstanden habe, geschweige denn der Schüler, der gefragt hatte.
    Ich plädiere für ein sehr tiefes Herunterbrechen der Probleme, besonders in Grund- und Hauptschulen, wenn schon viel verpasst wurde. Übrigens in allen Fächern.

    Ich weiß nicht, wie das Forum vor 10 Jahren aussah.
    Aber ich weiß, dass sich die Gesellschaft verändert. Sie wird pluralistischer. Und das ist auch gut so.

    Ich halte wenig von der klassischen Bildungseinteilung in Grundschultussen und Co. Die Gesellschaft heute gliedert sich doch mehr
    nach der Disparität der Lebensbereiche und das ist auch hier im Forum zu merken - die jungen Mütter haben eben andere Interessen und Ansichten als
    der 50-jährige Junggeselle.

    Die Einteilung in links=gut und rechts=nationalsozialistisch halte ich für zeitlich überholt - ich bin kein 68er mehr.
    Ich halte es damit wie in meinem Unterricht: Solange es verfassungskonform bleibt, darf jeder seine Meinung äußern, muss sie aber auch begründen können.
    Wir mögen hier historisch geschädigt sein, ja, ich sehe aber keinen Grund, konservative Meinungen als rechts zu verdammen und mich damit deswegen nicht mehr auseinandersetzen zu wollen.
    Ich bin Demokrat, ich setze mich mit allem auseinander (mit der oben genannten Einschränkung) - das tut mir in meiner Arbeit gut, denn wenn ich das nicht tun würde, könnte ich auch mit den Äußerungen meiner Schüler, die sich noch ganz woanders bewegen, nicht umgehen.
    Insofern schätze ich die Beiträge (auch die von Grundschultussen) in diesem Forum, auch wenn ich mich über manche aufrege.

    Adieu Nele, jetzt wird mein Wörterbuch verstauben.

    Lieber Primarlehrer,

    da ich annehme, dass ich 1. in einem anderen BL und 2. an einer anderen Schulform tätig bin, kann ich nicht beurteilen, wie das genau bei euch abläuft.

    Bei uns ist es so, dass die Praktikanten in der Regel zwei feste Betreuungslehrer haben (oft auch mich). Es ist wie im Ref genau vorgeschrieben, wie viele Stunden hospitiert, wie viele (Teil)Stunden gehalten werden müssen, wobei der Schwerpunkt beim Hospitieren ist. Zusätzlich sind die Praktikanten in der Regel einen Tag pro Woche am Seminar und lernen Didaktik.

    Beim Hospitieren besteht die Arbeit darin, Stunden nachzubesprechen. Ich mache das aber nicht zu jeder Stunde, sondern habe ein bis zwei Termine in der Woche - am Anfang länger, später reichen auch mal 20 Minuten.
    Beim Unterrichten der Praktikanten kommt es sehr auf die Person an - ich fange nie mit einer ganzen Stunde an, sondern lasse Teilaufgaben übernehmen: Eine Hausaufgabenkontrolle, die Einführung von Fachbegriffen, die Besprechung einer Karikatur etc, damit die Studis reinkommen. Richtung Schluss sind dann natürlich auch ganze Stunden dabei - hier gebe ich gern Material, die Didaktik lasse ich die Praktikanten aber gern selbst zusammenfieseln, sie sollen ja auch ausprobieren dürfen und natürlich findet dann eine Nachbesprechung statt.

    Das Ganze ist durchaus mit einer REfbetreuung vergleichbar. Wir verteilen das auf mehrere Köpfe, so möchte ich, dass die Praktikanten auch fachfremden Unterricht erleben oder sich mal einen ganzen Tag in eine Klasse reinsetzen, um die Belastung der Schüler zu erleben.
    Manche Praktikanten kümmern sich selber darum, manche brauchen Hilfe, das spreche ich dann mit den Kollegen ab.

    Liebe/r Chris,

    an den beruflichen Schulen ist es sehr wohl so, dass viele Schüler wissen, wofür sie arbeiten oder sie kommen im Laufe der Ausbildung dahinter.
    Für die Ausbildung bekommen sie ja auch Geld, das motiviert viele, und dass es das Echte ist (wie meine Schüler sagen würden), auch.
    Das macht uns Beruflern das Leben auch oft viel leichter als den Kollegen an den allgemeinbildenden Schulen (wenn es auch Bereiche gibt, die unangenehmer sind, zum Beispiel
    die ständige Prüferei).

    Aber hier reden wir über 14-jährige. Pubertierende Jugendliche, die zwar äußerlich sehr reif aussehen, aber oft noch nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen.
    Wer hier kein Theoretiker ist und bisher schon viel verpasst hat, weiß oft gar nicht, wie Motivation geht.
    Darum wünsche ich mir, dass gerade an der Hauptschule noch einmal praxisnahe Lernangebote gemacht werden und meine Erfahrung ist, dass man
    die Altersgruppe dann "einfängt", wenn man Interesse am Einzelnen zeigt.

    Du hast recht, wenn du sagst, dass das Leben kein Ponyhof ist. Das wollte ich auch keineswegs suggerieren. Aber was für Bindungen hat ein Jugendlicher, der sich gerade vom Elternhaus abnabelt in der heutigen Zeit? Wer eine stabile Peergroup hat, zählt oft nicht zu den Problemfällen.
    Meiner Meinung sollte die Schule hier Orientierungen anbieten.

    Das ist mit Sicherheit kein 100-Prozent-Erfolgsrezept. Soll es auch nicht sein.

    Ich ganz persönlich habe sehr wohl die Erfahrung gemacht, dass es mir leichter fällt, Schwierigkeiten von Schülern einzuschätzen, seitdem ich eigene Kinder habe.

    So sehe ich, wie und ob das Verlangte umsetzbar ist und an welchen Kleinigkeiten Leistungsprobleme hängen können. Und mir ist heute viel klarer, dass Schüler auch das Recht haben, zu versagen, dass es sogar wichtig ist für sie und ihre Entwicklung.

    Auch das Einfühlen in Pubertätsprobleme fällt mir leichter und ich finde einen besseren Zugang zu den Schülern.
    Im Gespräch mit Eltern finde ich mehr Verständnis und ich merke, wie sich viele meiner Positionen verschoben haben, z.B. dass es leicht ist, zu sagen, auch ein Hauptschulabschluss ist doch nett, solange es nicht das eigene Kind betrifft.

    Natürlich habe ich auch Kolleginnen und Kollegen, die es als Kinderlose hinbekommen, nah an ihren Schülern dranzubleiben. Aber ich sehe auch, dass das mehr Aufwand fordert.
    Insofern kann ich Sindbads Äußerung durchaus verstehen.

    Ich könnte mir mehrere Wege vorstellen:

    Wenn du die Zeit aufbringen kannst, wie wäre es mit einem persönlichen Coaching?
    Mit jedem S ein Gespräch führen- wo will er beruflich hin?
    Dann Ziele in Mathe vereinbaren - Aufgaben im Wochenplan geben, die abgegeben werden müssen - das gibt dann im Idealfall Lob.
    Und immer wieder Gespräche, Lob verbeiten für kleine Fortschritte, ernst nehmen, aber auch zeigen, was du willst und dass du darauf bestehst, dass eine ruhige Lernatmosphäre herrscht.

    So oft wie möglich klar machen, wo der Stoff Bezug zur Realität hat - bei Wahrscheinlichkeitsrechnung fallen mir da Spiele ein. Lass sie Lotto/Glücksrad/Roulette/Bingo spielen und dann rechnen. Vielleicht auch in vereinfachter Form. geht so was?

    Ich ködere Sus in der Mittelstufe gern damit, dass eine der Matheaufgaben in diesen zwei tagen auf jeden Fall in der KA drankommt - da tun dann schon ein paar mehr mit.

    Ich dene, dass Sus mit 14 oft noch nicht für sich lernen - sondern immer noch für die Erwachsenen. Stell eine Beziehung her, mach Mut.

    In den Berufsschulen haben wir oft Leute, die Probleme mit Dreisatz und Co haben - die sind, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, dankbar, wenn sie es denn endlich verstehen. Sie haben auch meist nicht keine Lust, sondern so viel verpasst oder wirklich Probleme beim Verstehen.
    kannst du nicht in der HS vom lehrplan weg und wieder bei den Grundlagen einsteigen? Bei den Dingen, die klassische Grundkenntnisse sind, die sie wirklich brauchen?
    Vielen Sus macht eine einfache Projektarbeite (wir verkaufen Cocktails - wie viel brauchen wir von welchem Saft und wie berechnet man den Preis des Getränks) klar, wozu sie das brauchen.
    Kannst du so etas aufnehmen?

    Aufgeben würde ich sie nicht.

    Lieber Paul,

    auch ich kann mir kaum vorstellen, dass man sich kurz vor dem Master stehend noch nie Gedanken über die zukünftige Berufstätigkeit gemacht hat.
    Eigentlich würde ich mir vostellen, dass ein moderner Geisteswissenschaftler in den Semesterferien regelmäßig Praktika in Unternehmen absolviert, nicht zuletzt, um sich ein Netzwerk aufzubauen mit Alternativen.

    Lehrer mit Reli und Philosophie? Sieht eher Mau aus ... So ein Hauptfach erhöht doch die Chancen auf eine spätere Einstellung.

    Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber bei uns gelten die sog. EPAs (Einheitlichen Prüfungsanforderungen) aus dem Abitur auch für alle anderen klassenarbeiten/Prüfungen.
    In diesen Epas sind drei Anforderungsbereiche vorgesehen -
    1. Der reproduzierende Bereich - bei diesen Fragen kann man also mit gelerntem Wissen punkten.
    2. Der Transferbereich - hier muss man schon die Grundprinzipien des Problems verstanden haben, es anwenden, aber noch nicht erklären.
    3. Stellung beziehen - hier muss man die Problematik erkennen, beurteilen, evtl. Lösungen anbieten (immer dialektisch) und seine eigene Position begründen können.

    Eine Arbeit hat stets aus allen drei Teilen zu bestehen - erkennbar für die Sus wird dies an den Operatoren (die auch gemischt sein können - "Nenne und erkläre" sind die Bereiche I und II). Natürlich sollten die Sus die Operatoren vorher kennenlernen dürfen!

    Die drei Bereiche sind je nach Schulart und Klassenstufe zu variieren - für die Kleinen heißt das mehr Bereich 1, für die Oberstufe bedeutet das, dass man mit Bereich 1 gerade mal Note 4-5 bekommt, mit Bereich I und II zusammen noch eine 3 und für die Noten 1 und 2 muss der Bereich 3 dazukommen.

    Insofern stellen sich die obigen Fragen gar nicht - es geht um die Anteile, die man eben schon bei der Fragestellung berücksichtigen muss. Folglich gibt es keine Frage ohne Operator (in Mathe sehen die etwas anders aus als in D, klar).

    Diese Systematik ermöglicht es auch, zu sehen, in welchen Bereichen der Schüler stark oder schwach ist - hat jemand nicht gelernt, kann er nicht abstrakt denken, hat er Schwierigkeiten mit der Pröblemlösekompetenz, dazu kann man dann auch beraten ... - ich schätze dieses system sehr.
    Soweit ich weiß, hat die KMK das deutschlandweit eingeführt. also, wo ist das Problem?

    Lieber Claudius,
    dass die ruhigen Sus, die eine gute Note bekommen, sich nicht beschweren, ist mir schon klar.
    Das sind aber die Schüler, die in den Feedbacks äußern, dass sie mit meiner Benotung nicht zufrieden sind, weil Kollege Claudius sie viel besser beurteilt, obwohl sie im Unterreicht genauso still sind wie bei mir.
    Und die anderen Schüler, die schriftlich schwach sind, erklären, dass sie im System von Claudius viel mehr mündlich tun müssten, um auf die selbe mündliche Note zu kommen wie die Kombischüler schriftlich gut/mündlich schweigsam.

    Führst du regelmäßig Schülerfeedbacks durch? kann sehr erhellend sein.
    Liebe Piksieben,

    ich mag besonders die Fälle, in denen zu erkennen ist, dass Schüler , je nach Fach, unterschiedlich viel Interesse aufbringen.
    Es tut mir gut, zu sehen, dass Schüler x in den Naturwissenschaften dabei ist, sich in D und GK aber hängen lässt. Das bringt mich dann oft dazu, mir Schüler x genauer anzusehen und Zugangsarten auszuprobieren, die auch dem einseitig Begabten entgegenkommen und auch Methoden aufzunehmen, die technischer/Mathematischer sind.
    Das hilft nicht immer, aber manchmal.

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