Liebe/r Elternschreck,
ich mag Tiere, ich mag es aber nicht, wenn man den Hund mit der Verpflichtung gegenüber pflegebedürftigen Eltern oder versorgungsbedürftigen Kindern vergleicht.
Dieses Land ist ein Sozialstaat - das bedeutet nicht nur, dass der Staat Geld gibt, wenn notwendig, sondern dass sich eine Solidargemeinschaft bildet, die Rücksicht aufeinander nimmt, wenn Bedarf besteht.
Darüber hinaus gibt es auch noch Gesetze, die Rücksicht auf junge Eltern und pflegende Personen einfordern.
Also: Du hängst da mit drin, es sei denn, du wanderst aus. Es geht dich etwas an, wenn du der Leistungsfähigere bist.
Bei uns beginnt die Schule schon um 7.20 Uhr, der Kindergarten um 7.00 Uhr. In 20 Minuten habe ich es nicht in die Schule geschafft. Mein Mann arbeitet in Wechselschichten und ist viel auf Montage im Ausland, wenn er da ist, kümmert er sich um die Kinder, aber er ist nicht zuverlässig planbar da, Verwandte leben weit entfernt. Eine Tagesmutter war morgens um 6.30 nicht zu bekommen - für eine halbe Stunde, da diese meist selbst Mütter sind. Mein Kindergartenkind (damals, heute größer) um 6.45 vor dem Kindergarten abstellen und warten lassen war mit meiner Aufsichtspflicht nicht vereinbar.
Arbeiten wollte ich trotzdem, also habe ich in meiner Schule darum gebeten, erst ab der zweiten Stunde unterrichten zu dürfen.
Wo ist das Problem? Elternschaft ist ja keine chronische Krankheit, sondern ein Zeitraum, der sich beständig verändert. Natürlich übernehme ich heute wieder die erste Stunde, andererseits möchte ich maximal drei Nachmittage eingespannt werden, weil ich meine Kinder am Nachmittag betreuen muss - Hausaufgaben, für die Schule lernen, Instrument spielen, zum Sport gehen - den Tag gestalten. Natürlich gibt es eine Betreuung, für die ich (die ganze Woche) bezahle, aber dort spielen die Kinder lediglich. Lernen, lesen etc muss zu Hause gemacht werden.
In ein paar Jahren brauchen mich meine Kinder nicht mehr am Nachmittag - dann stehe ich zur Verfügung, für Kollegen einzuspringen, die Kinder haben oder pflegebedürftige Eltern.
Schließlich leben wir in einer Solidargemeinschaft, oder?