Beiträge von Firelilly

    Ich habe ja selbst jahrelang (fachfremd) Chemie unterrichtet, und ich habe nie verstanden, wozu man das ganze Giftzeug alles braucht. Ich habe damals meinen ganzen Unterricht so organisiert, dass alles problemlos über den Ausguss entsorgt werden kann, indem ich nur Supermarktprodukte (Haushaltschemikalien, Lebensmittel) verwendet habe. Zumindest bis Klasse 10 war das problemlos möglich, auch so alle Versuche durchzuführen. ich bin mir sicher, dass sich auch in einer Oberstufe die Giftchemie zumindest stark reduzieren lässt.
    Ich denke, der Grundsatz sollte sein, dass man vor jedem Versuch in der Schule überlegt, ob man das didaktische Ziel auch ohne Giftstoffe erreichen kann.

    Mit Supermarktprodukten (alleine) lässt sich meiner Meinung nach nur ein sehr reduzierter Chemieunterricht bestreiten. Lebensmittel sind zum Beispiel ein eigenesThema, da passt es natürlich gut, aber für manche Themen sind sie eben einfach ungeeignet. Die SuS sollen ja neben allem Alltagsbezug auch Grundlagen vermittelt bekommen, die sie im Chemiestudium benötigen. Es ist meiner Meinung nach falsch zu glauben, dass man, wenn man SuS auf moderne Chemie vorbereiten möchte, um Industriechemikalien herumkommt. Da kommt man meiner Ansicht nach nicht einmal um Brom für eine SR Reaktion herum. Oder wie möchtest Du beispielsweise die chemischen Eigenschaften von Alkalimetallen oder Halogenen demonstrieren, ohne auf potentiell gefährliche Stoffe zurückzugreifen? Klar gibt es zu den meisten Versuchen Videos, aber ich denke man ist sich in der Chemiedidaktik einig, dass "echte" Experimente vorzuziehen sind. Wenn man junge Menschen zur Chemie motivieren möchte, dann sollte man eben auch mal Eisenwolle in einem Standzylinder mit Chlorgas "verbrennen".
    Und wenn die Rahmenbedingungen (funktionierende Abzüge, belüftete Schränke zur Lagerung) stimmen, dann ist es relativ unbedenklich den SuS auch solche Experimente live zu bieten. Die weniger giftigen Stoffe und Alltagschemikalien setzt man eben in Schülerexperimenten ein.


    chemikus08 und viele andere:


    Danke für die Hinweise, ich werde mir über die Ferien mal das weitere Vorgehen überlegen. Da die Schulleitung wirklich sehr vernünftig ist, würde ich die gerne konstruktiv mit ins Boot nehmen. Bei allem Druck machen muss ich irgendwie einen Weg finden nicht übers Ziel hinauszuschießen bzw. die Schulleitung vor vollendete Tatsachen zu stellen. Schließlich möchte ich noch länger (aber eben auch gesund) an der Schule bleiben.

    Hallo,


    danke für die Ideen. Die Schulleitung zeigt sich des Problems bewusst und hat bereits Fachleute eingeladen gehabt um über den Einbau eines neuen Lüftungssystems zu sprechen. Das Problem ist, dass bis zur Umsetzung eben wohl noch sehr viel Zeit vergehen wird, da es anscheinend von der höheren Stelle nicht so schnell Gelder für die Umsetzung gibt. Aus meiner Sicht nimmt man damit billigend in Kauf, dass Gesundheitsschäden entstehen.


    Mir geht es vor allem darum, wie ich nachweisen und absichern kann, dass ich täglich Dämpfe einatme. Sollten sich langfristige, gesundheitliche Konsequenzen ergeben möchte ich auf der sicheren Seite sein.
    Macht es also Sinn, dass ich meine Bedenken auch einmal schriftlich äußere und mir von der Schulleitung unterschreiben lasse?
    Weiterhin fragt es mich, wie man später eben nachweisen kann, dass tatsächlich eine erhöhte Konzentration an organischen Lösungsmitteln und anderen Stoffen in der Luft war. Offensichtlich ist es, aber wenn so etwas nie gemessen und schriftlich festgehalten wird, dann könnte sich eine Versicherung doch eventuell herauswinden?
    Nachher heißt es, Sie haben lediglich bestätigt bekommen von der SL, dass Sie Bedenken haben, das sagt aber nichts darüber aus, dass tatsächlich eine Belastung vorgeherrscht hat.

    Hallo,


    ich habe folgendes Problem. In der Schule an der ich nun bin sind in der Chemikaliensammlung keinerlei abgesaugte Schränke zur Lagerung von organischen Lösungsmitteln, und auch keine speziellen, abgesaugten Schränke zur Lagerung von Stoffen wie Brom vorhanden. Mal ganz abgesehen davon, dass in nur wenigen Chemie Unterrichtsräumen die Abzüge überhaupt funktionieren.
    Die Folge ist, dass einem immer ein extrem unangenehmer Geruch entgegenschlägt, wenn man die Chemievorbereitungsräume betritt. Ein Raum ist so stark betroffen, dass man den nur mit angehaltenem Atem länger als 2 Minuten betreten kann.
    In den anderen Räumen merkt man die Geruchsbelastung nach einiger Zeit nicht mehr so (Anpassung der Wahrnehmung?).
    Ich bin jemand, der eigentlich nie Kopfschmerzen hatte, aber seit ich an der Schule bin, habe ich abends verstärkt damit zu tun.
    Laut Auskunft der anderen Chemielehrer (von denen ich fast der einzige bin, der Vollzeit arbeitet und entsprechend oft und lange in der Sammlung ist) wurde die Sammlung von damaligen Sammlungsleitern entsprechend schlecht gepflegt. Neben dem Mangel an geeigneten, belüfteten Schränken zur Lagerung von Chemikalien kommt hinzu, dass die Sammlung aussieht, als hätte ein Messie dort gewohnt. Es müssten massiv Schränke ausgemistet werden, alte Materialien entsorgt und überall Staub gewischt werden.


    Es wurde mir gesagt, dass im Moment keine Gelder zur Verfügung stünden, den Raum, in dem ein Teil der Chemikalien (u.a. Brom, organische Lösungsmittel, Säuren) stehen, zu sanieren. Man sei allerdings an der Sache "dran", aber es könnte noch Jahre dauern bis entsprechende Schränke kämen.


    Aus genanntem Sachverhalt ergeben sich mir folgende Fragen:


    1) Wer stellt den Arbeitsplatzgrenzwert fest und an wen muss ich mich da wenden, damit dieser für die Räume bestimmt wird. Ich sehe Gesundheitsgefahr für mich und andere im Verzug und würde gerne eine offizielle Messung der Luftbelastung durchführen lassen und die Messergebnisse schriftlich bekommen.


    2) Wenn man als neuer Lehrer an eine Schule kommt und die Sammlung in so einem extrem desolaten Zustand ist, inwiefern ist man verpflichtet, auch Arbeiten wie das Putzen oder Entstauben von Schränken zu übernehmen?



    Zum zweiten Punkt. Ich räume als Chemiker natürlich immer auf, was ich selber verursache, aber wenn ich (zusammen mit den anderen, relativ neuen Lehrern der Fachschaft Chemie) vor der Aufgabe stehe, hunderte Stunden eine Messiesammlung zu reinigen und ordnen, dann sehe ich das nicht ein.
    Sagen wir so, ich würde da sogar selbst Hand anlegen, aber ich müsste dafür freigestellt werden in der Zeit. Sei es bei einer internen Fortbildung oder wo auch immer man vielleicht mal auf meine Anwesenheit verzichten kann. In den Ferien werde ich diese Zusatzarbeit sicher nicht verrichten.



    Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich fühle mich sonst an der Schule sehr wohl, was Schüler, Kollegen und Schulleitung angeht und möchte gerne bleiben.


    Viele Grüße,


    Firelilly

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