Beiträge von WillG

    @ Firelilly, Avantasia et al.:

    http://www.washingtonpost.com/posteverything…631427647328427

    Das hier ist im Kontext eurer Argumentation sehr lesenwert!
    Kernaussage:

    Zitat

    As a chemist, I agree that remaining competitive in the sciences is a
    critical issue. But as an instructor, I also think that if American STEM
    grads are going lead the world in innovation, then their science
    education cannot be divorced from the liberal arts.

    Wobei ich oft den Eindruck habe, dass heutzutage oft versucht wird durch diversen technischen Schnickschnack oberflächlichen Eindruck zu schinden, um von inhaltlichen Schwächen abzulenken. Das betrifft aber nicht nur die Schule.


    Volle Zustimmung. Aber um mit den Medien so umzugehen, dass sie Inhalte sinnvoll vermitteln und unterstützen statt nur inhaltliche Schwächen zu überdecken, braucht man eben Medienkompetenz. Und die muss nun mal die Schule vermitteln. Und wohin passt das in diesem konkreten Fall besser als in den Deutschunterricht, wenn gerade Präsentationen anstehen.
    Von alleine lernen die SuS das nicht richtig. Wie halt bei allen Inhalten, sonst könnten wir uns Schule auch gleich ganz sparen.

    Ich stimme meinen Vorrednern zu, möchte aber noch etwas ergänzen:

    Meiner Meinung nach geht das weit über Word, PPT und Excel zu lernen (das können sowieso die meisten Schülern schon).

    Meike hat es auch schon erwähnt. Ich halte es für einen Trugschluss, dass die Schüler die Officeanwendungen bereits richtig beherrschen. Am ehesten noch PowerPoint, bei Word wird die Luft ganz schnell dünn und bei Excel sieht es düster aus. Das müssen die Schüler tatsächlich grundständig lernen, und zwar nicht nur im Sinne von Kochrezepten (erst klicke ich da, dann da), sondern eher so, dass sie das Prinzip hinter so einer Anwendung verstehen und sich dann auch schnell und effektiv alleine in neue Versionen oder andere Programme reindenken können.
    Dass damit Informatik und/oder Medienkompetenz noch nicht abgehakt ist, sondern noch ganz viele andere Themen wichtig sind, ist sowieso klar!

    Im Ernst: lass das mal mit den Einstellungquoten nach Fächern. Kümmer dich drum, dass du weißt, was du tust und es nicht nur willst, sondern KANNST! Da haste mehr von. Und gute Leute finden auf Dauer immer was. Ehrlich.

    Das würde ich unterschreiben: wenn die Situation schlecht ist, dann meistens für viele Kombis. Wenn es aber in irgendeiner Form Stellen gibt, dann kommt man auch irgendwie rein, wenn man gut war. Allerdings würde ich trotzdem eine Einschränkung/Ergänzung machen: Ich würde bei der Wahl meiner Fächer auch auf die spätere Arbeitsbelastung achten. Korrekturen sind die Hölle, zwei Korrekturfächer (Sprachen! V.a. Deutsch!) deshalb wirklich eine nicht zu unterschätzende Belastung für die Arbeitszufriedenheit. Das heißt jetzt nicht, dass man sich ein auf Teufel komm raus ein Nebenfach suchen soll, auch wenn man dazu keinen Bezug hat. Wenn man aber ohnehin - wie die meisten - eine gewisse Wahlmöglichkeit hat, ist es durchaus sinnvoll, diesen Aspekt einzubeziehen. Und zwar nicht nur sekundär!

    Bis ich das gut konnte, sind bei mir fünf bis sechs Jahre (nach dem Referendariat!) vergangen.

    Auch das würde ich (für mich) unterschreiben. Die ca. fünf Jahre nach dem Referendariat sind auch eine Zeitspanne, die mir von vielen Kollegen so bestätigt wurde. Bei vielen - auch bei mir - wurde es aber interessanterweise dann nicht nach und nach und beinahe unmerklich besser, sondern es ging ganz plötzlich, quasi über Nacht. Plötzlich ist man souveräner, lässt sich nicht mehr so stressen etc.
    Voraussetzung ist aber dafür, dass man in seinen Fächern auch fachlich fit ist und nicht zu der Gruppe gehört, die im Lehrerzimmer gerne mal blökt, dass einem "die Inhalte des Studiums für den Schuldienst gar nichts bringen..."

    Es geht für die Kinder ohne NTA also bei jeder Arbeit Lernzeit verloren, weil sie auf die anderen warten müssen?

    Offen gesagt finde ich es ziemlich fahrlässig, wie hier mit der Lernzeit der Kinder umgegangen wird.

    Hm, ich bin mir nicht sicher, ob ich deutlich machen kann, was ich sagen will. Ich versuche es mal.
    Ich stimme dir eigentlich zu. Wie mit der Lernzeit der Kinder umgegangen wird, ist unverantwortlich und ziemlich fahrlässig. Aber das ist ein generelles Problem, das weit über die Prüfungszeit hinausgeht. Die Kinder verlieren Unmengen an Lernzeit durch Unterrichtausfall, der aufgrund mangelnder Personaldecke unzureichend aufgefangen werden kann (vgl. Thread zu Vertretungkonzepten), durch eine Vielzahl an standardisierten Tests mit zweifelhaftem diagnostischem Wert (Jahrgangsstufentests, VERA etc.) übertriebenem Exkursionswahn einzelner Kollegen, Schulgottesdiensten etc. Die Zeit, die Kinder wegen des NTA damit totschlagen, dass sie Bilder malen, gehört da absolut dazu, ist aber nur Teil einer generellen Einstellung zur Unterrichtszeit, die zum Teil durch das System bedingt wird und deshalb hausgemacht ist. Dieses spezielle Problem gibt es an meiner Schule nicht, da meine Schulleitung uns bei solchen Fällen viel logistische und organisatorische Hilfe zukommen lässt. Das geht sogar so weit, dass wir NTA-Kinder zum Teil im Direktorat weiterschreiben lassen können, wenn sich keine andere Betreuungsmöglichkeit findet. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es auch Schulen gibt, in denen die Kollegen mit solchen Problemen alleine gelassen werden. Dass man dann irgendwann einfach Mandalas austeilt, kann ich nachvollziehen.

    schön, dass in bayern jeder lehrer wohl a 14 verdient, wenn er 45 ist.


    Nur die Gymnasiallehrer. Und 45 Jahre kommt so ungefähr hin. Plus/minus fünf Jahre, je nach Beurteilungen.

    Dass wir uns nicht falsch verstehen: Die ungleiche Bezahlung zwischen den Lehrämtern ist ein unterträglicher Missstand, der meiner Ansicht nach auf veraltete Klassenvorstellungen zurückgeht und heute absolut nicht mehr tragbar ist. Dann schon eher die Bezahlung nach Leistungskriterien, aber das ist jetzt eine völlig andere Büchse der der Pandorra, die ich eigentlich nicht öffnen möchte.

    Die Polemik bezieht sich vor allem auf den letzten Satz, den ich denn dann auch mehrfach zitiere.
    Sicherlich gibt es einen großen Unterschied, ob man die Schüler dazu anhält, den Klassenraum zu putzen oder ob man selbst Zeit, Arbeitskraft und Geld in Bereiche investiert, für die der Dienstherr oder der Sachaufwandsträger verantwortlich sind. So gesehen passen meine Beispiele nicht bzw. unterstellen sie dir eine Aussage, die du so nicht gemacht hast. Das tut mir leid, da ist es wohl ein wenig mit mir durchgegangen.
    Trotzdem habe ich den Satz "Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt." so verstanden wie neulich schon den Kommentar von C.B. im Promotionsthread zu Lehrversuchen, nämlich dass es nicht das Problem des Einzelnen ist, wenn seine Handlungen politisch das falsche Signal senden.
    Das hat mich sehr stark an eine unvergessliche Lehrerkonferenz kurz nach der G8-Einführung erinnert. Das Kollegium war sich beinahe einstimmig einig, dass wir, zum Ausgleich der Mehrbelastung, nur noch die allernötigsten Schulfahrten durchführen, von denen auch die Reisekosten komplett vom Budget gedeckt sind (- damals gab es das einschlägige Gerichtsurteil bzgl. der Reisekosten von Lehrern noch nicht). Wir waren uns also alle einig - aber dann hat jede einzelne Fachschaft darauf bestanden, dass gerade IHRE Fahrt selbstverständlichzu denen gehören MUSS, die weiter stattfinden. Dafür gab es alle möglichen Argumente. Nach langer Diskussion und nach der Erkenntnis, dass nicht für alle Fahrten das Budget da ist, ging es los, dass wieder darüber verhandelt wurde, welche Fahrten man auch aus eigener Tasche zahlen sollte. Das Ende vom Lied war, man kann es sich vielleicht denken, dass natürlich alles beim Alten geblieben ist. Natürlich ändert sich so nichts. Und schon gar nicht politisch.
    Ich bin also ein gebranntes Kind in diesen Diskussionen, deshalb habe ich vielleicht ein wenig heftig reagiert. Tut mir leid.

    [OT: Aus dem gleichen Grund habe ich auch im anderen Thread so heftig auf Elternschrecks Post reagiert. Es schadet nämlich beinahe ebenso, wenn wir unsere Situation dramatisch übertreiben, weil wir dann ganz schnell als Jammerer und Querulanten abgetan werden. Die Realität ist schon aussagekräftig genug, um überzeugend zu sein, meiner Meinung nach zumindest.]

    *Seufz*
    Dann lies doch nochmal, was generell über die Besoldung von Lehrern geschrieben habe.
    Habe ich geschrieben, dass wir zu viel verdienen?
    Habe ich geschrieben, dass wir nicht eigentlich besser verdienen müssten?
    Habe ich geschrieben, dass wir für unsere Arbeit angemessen bezahlt werden?

    Nein, das habe ich nicht. Im Gegenteil. Ich habe - meiner Ansicht nach sehr deutlich - geschrieben, dass wir natürlich für unsere anspruchsvolle und wichtige Aufgabe besser bezahlt werden müssen. Ich habe dabei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das vor allem für die Kollegen gilt, die unter A13 besoldet werden. Das habe ich nämlich auch nicht mit "Qutasch" gemeint.

    Als "Quatsch" habe ich die Jammerei abgetan, dass man sich als Alleinstehender mit einem Lehrergehalt, auch mit A12, gerade mal die Miete/Kredizins+Tilgung und vielleicht einen Hund leisten kann. Das ist nämlich genau die Art von Gejammere, das für das schlechte Lehrerbild in der Gesellschaft sorgt.
    Natürlich sieht die Sache anders aus, wenn man aus anderen Gründen weitere Auslagen hat. Wenn man beispielsweise Unterhalt zahlen muss. Oder wenn man sich beim Hauskauf verspekuliert und stark verschuldet hat. Dann kann man aber nicht mehr pauschal sagen, dass man sich als alleinstehender Lehrer prinzipiell nichts leisten kann.

    Im Übrigen kann ich es schon nachvollziehen, wenn andere sagen, sie können sich keinen Urlaub leisten. Oder nicht so viel Urlaub. Aber dann geben die mehr Geld für andere Sachen aus: Markenkleidung, Möbel, Autos - keine Ahnung. Da hat halt jeder seine Prioritäten. Und natürlich, ich wiederhole mich, sollten wir mehr verdienen und vielleicht unsere Prioritäten weiter streuen können. Aber zu heulen, dass man sich ja gar nichts leisten kann ist einfach... na ja... Quatsch eben. Zumindest wenn man keine Familie versorgen muss.

    Was genau ist denn jetzt eigentlich wirklich dein Problem? Dass das Gehalt knapp wird, wenn man eine Familie ernähren muss? Da stimme ich ja zu - deshalb habe ich ja auch wiederholt betont, dass wir mehr verdienen müssen.

    Oben jammerst du aber, wie sehr du darben musst, obwohl du alleinstehend bist. Und das ist einfach totaler Quatsch, tut mir Leid!

    Ich finde es sehr anstrengend, wie in der Diskussion "Lehrer gg. den Rest der Welt" immer nur in Extremen argumentiert wird. Das geht schon bei der ewigen Diskussion um die Arbeitszeit an.
    Rest der Welt: "Lehrer haben ständig Ferien und jeden Nachmittag frei!"
    Lehrer: "Ich korrigiere ALLE Ferien - außer vielleicht die Sommerferien - 24/7 durch und bin jeden Tag bis zum Abend an der Schule."
    Als Gymnasiallehrer mit Deutsch und Fremdsprache, der viel Oberstufe unterrichtet, korrigiere ich auch sehr viel. Trotzdem habe ich in allen Ferien mehrere Tage frei. Manchmal auch eine ganze Woche. Gelegentlich auch die ganzen Ferien. Keinem ist geholfen, wenn man gegen ein (extrem) einseitiges Argument mit einem anderen Extremfall argumentiert.
    Hier ist es die gleiche Problematik. Ich finde durchaus, dass man als Lehrer mehr verdienen sollte - das gilt vor allem für die Lehrämter, die weniger als A13 bekommen, also für den Großteil. Dafür haben wir studiert und dafür arbeiten wir viel. Und wir erfüllen eine gesellschaftlich wichtige Rolle.
    Trotzdem hungert man mit dem Gehalt nicht am Hungertuch. So Beispiele wie von Elternschreck kann ich nicht recht nachvollziehen:

    Ein kleines gebrauchtes Reihenhaus, das ich zur Zeit noch abknacke (Eine vergleichbare 4-Zimmer-Wohnung wäre in der Miete etwas höher als meine monatliche Darlehensbelastung), ein in die Jahre gekommener klappriger Skoda Fabia, selten Ausgaben für Bekleidung, seit Jahren keinen Urlaub mehr gegönnt, sparsam im Lebensmittelverbrauch, kein Alkohol, kein Tabak (der sonst einige hunderte Teuronen/Monat kosten würde), kaum Besuche von Theatern und Konzerten..Einziger Luxus, mein kleiner Hund, der aber im Unterhalt, auch Tierarztkosten, recht bescheiden ist. -Das sind meine hohen Lebensansprüche !

    Gegenbeispiel für alleinstehend, A13, deutlich jünger als Elternschreck zu sein scheint (zumindest habe ich noch kein Maßband bis zur Pension):
    Kleine Mietwohnung im innerstädtischen Bereich, neuer Kleinwagen vor der Türe, immer mal wieder Shoppingtouren für Bekleidung (allerdings nicht spezielle Markenkleidung, mal so mal so), mindestens ein großer Urlaub im Jahr (Fernreise, ca. 2-3 Wochen) und mehrere kürzere Städtetrips ins Ausland (jeweils zw. 3 bis 5 Tage); gerne mal an Wochenende unterwegs (mit und ohne Alkohol), viel Theater/viele Konzerte. zwei Katzen, und nebenbei private Altersvorsorge und diverse Sparpläne.
    Mir geht es ohne Familie mit dem A13-Gehalt sehr, sehr gut. Mit Famile wäre es weniger, klar - trotz diverser Zuschläge und Freibeträge. Deshalb nochmal: Ja, in unserer Position und bei unserer Arbeit sollten wir mehr verdienen. Familien kann man alleine sicherlich durchbringen, allerdings natürlich mit deutlichen Einschränkungen. Aber als Single kann man trotzdem nicht jammern.

    Mir ist staatlich kontrollierter Religionsunterricht aber immer noch lieber, als wenn Eltern ihre Kinder dafür in irgendwelche "Madrassen" geben, die unkontrolliert radikale Dogmen über den Kindern ausschütten. Von meinen Kollegen weiß ich wenigstens, dass sie sich an ministeriale Lehrpläne halten und zu kritischem Denken willens und fähig sind.

    Dieses Argument macht schon Sinn. Allerdings können Kinder bzw. Menschen im Allgemeinen immer unter irgendwelche negativen, manipulativen Einflüsse fallen. Fundamentalisten, Sekten, Drogen, dysfunktionale Beziehungen etc.
    Die Lösung kann hier nicht sein, möglichst alles in die Hand von Organisationen zu übergeben, die vermeintlich das kleinere Übel darstellen, sondern nur eine Stärkung der Persönlichkeit und der eigenen Kritikfähigkeit. Alles andere ist nicht nachhaltig.

    Abgesehen davon werden die meisten religiösen Eltern nicht gerade zu den "Madrassen" - hier gemeint als Repräsentant für fanatisch-fundamentalistische Einrichtungen egal welcher Religion - rennen, um die religiöse Erziehung aufzufangen, die an den Schulen wegfällt. Und die, die das wirklich tun, würden das wohl auch mit konfessionellen Religionsunterricht tun, wenn ihnen dieser nicht weit genug geht. Das kann also nicht die Lösung sein.

    eine Klassenfahrt für die Lehrkräfte „zum Großteil (auch) Vergnügen“ sei und sie bei der Auswahl der Ziele und des Programms „eigene Wünsche und Vorstellungen umsetzen“ würden. -

    Dieses dummdreiste Statement macht mich echt immer noch sprachlos, seitdem ich es gestern oder vorgestern in deinem Post gelesen habe. Ich habe sonst eigentlich kein Problem mit dem Lehrerbild, das in der Gesellschaft vorherrst. Aber diese Aussage drückt - wohlgemerkt von Seiten unseres DIENSTHERREN! - so viel Verachtung und Geringschätzung für unsere Arbeit aus, das ich mich am liebsten bis zu den Sommerferien krankschreiben lassen würde. So kann man die Motivation seiner Untergebenen auch effektiv und nachhaltig killen. Wahnsinn!

    (Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt.)

    Aber das ist doch genau das Problem: Das Signal an die Politik steht IMMER auf einem anderen Blatt, das zu leicht unter die übrigen "Blättern" rutscht und verschwindet.

    Beispiel:
    Um meinen Unterricht gut zu machen, müsste ich mir eigentlich privat einen Beamer und einen Laptop anschaffen. "Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt."

    Um den Schülern ein ausgewogenes Fahrtenkonzept bieten zu können, müsste ich meine Reisekosten selbst übernehmen. "Dass solche Maßnahmen ein
    verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht
    aber auf einem anderen Blatt."

    Um in ordentlichen Klassenzimmern, in denen ich mich selbst wohlfühle, unterrichten zu können, müsste ich eigentlich am Wochenende die Wände streichen - mit privat gezahlter Farbe. "Dass solche Maßnahmen ein
    verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht
    aber auf einem anderen Blatt."

    Um pädagogisch sinnvolle Konzepte wie Inklusion etc. sinnvoll und funktionierend umsetzen zu können, müsste ich eigentlich viele, viele unbezahlte Überstunden leisten. "Dass solche Maßnahmen ein
    verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht
    aber auf einem anderen Blatt."

    Das kann doch nicht die Lösung sein, dass ich nur um der "leuchtenden Kinderaugen" (tm) und um des Lerneffekts willen ständig meine Arbeitnehmerrechte ausheble. So bin ich nicht bereit zu arbeiten. Und deshalb kann meine 10. Klasse gerne eigenständig (!) den Kaffee- und Kuchenverkauf am Elternabend und am Eltersprechtag organisieren, um mit dem Geld einen Musicalbesuch zu finanzieren, zumindest zum Teil. Aber ich stelle mich nichts samstags vor den Baumarkt, um Kuchen zu verkaufen.

    Ich habe diese Diskussion, wie gesagt, schon so viele Male geführt. Dabei ist deine Darstellung aber mit großem Abstand die reflektierteste. Vielen Dank dafür! Einige der Punkte, die du ansprichtst, sind sehe ich auch nicht anders, allerdings komme ich zu einem anderen Schluss.

    Mit den häufigen Veränderungen, die durch unterschiedliche Interessensgruppen beeinflusst werden, hast du recht. Das lässt sich vermutlich nicht vermeiden, wobei das in Bayern womöglich noch deutlich weniger schlimm ist als in anderen Bundesländern. Ich bin wirklich kein Fan der CSU (- und schon gar kein CSU-Wähler), aber die Tatsache, dass wir zum Ende dieser Legislaturperiode 60 Jahre lang die gleiche Regierung hatten, hat im Vergleich zu anderen Bundesländern zu einem gewissen Schulfrieden geführt. Zumindest bis der Pisa-Schock König Ede und die infernale Straußtochter dazu gebracht haben, einfach mal alles umzuwerfen und seitdem zumindest am Gymnasium nur noch herumgedoktort wird. Na ja, anderes Thema.
    Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass das ein systemimmanentes Problem ist. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, dem Religionsunterricht gerade hie eine Sonderstellung einzuräumen, zumal die direkte Einflussnahme durch bestimmte Gruppierungen (außerhalb de Konfessionen) hier eher die Ausnahme zu sein scheint, eben WEIL es "weiche Themen" sind, wie du sie nennst.

    Den zweiten Punkt, den du ansprichst, kann ich unterschreiben. Ethikunterricht war an meiner Schule auch lange das Stiefkind. Das wurde überlasteten Kernfachkollegen zur Entlastung gegeben, weil man da ja keine Schulaufgaben schreibt. Wir hatten lange keinen Fachbetreuer, das lief irgendwie so mit der Fachschaft Religion (katholisch) so mit; der Fachbetreuer hat natürlich keine Veranlassung gesehen, die Ethikexen zu respizieren. Die Ethikkollegen haben davon erzählt, dass es ja keinen verbindlichen Lehrplan gebe (???) und von "Ich lass die zehn Gebote auswendig lernen" über "Heute haben wir mal darüber gesprochen, was für uns 'Glück' heißt" bis zu hoch anspruchsvollem Philosophieunterricht war alles irgendwie dabei, je nach Lehrkraft. Die Gruppen waren natürlich jahrgangsübergreifend und trotzdem sehr klein, so 8 bis 12 Schüler. Ein Auffangfach halt.
    Die Lösung kann aber dann ja nicht das "outsourcen" an die Konfessionen sein. Vielmehr muss das Fach gestärkt werden. Und aus meiner Sicht ist das auch passiert, zumindest an meiner Schule. Wir haben zwei Kollegen, die das Fach (also quasi Philosophie) grundständig studiert haben und zwei weitere, die in Dillingen die gesamte Ausbildung gemacht haben - die, so meine ich zumindest, auch im Vergleich zu früher deutlich angezogen hat. Wir haben einen eigenen Fachbetreuer und auch ein Lehrplan scheint irgendwo aufgetaucht zu sein.
    Ich dachte, das sei eine bayernweite Entwicklung, vielleicht hatte ich da den falschen Eindruck und es liegt an meiner Schulleitung oder an den engagierten Ethikkollegen, die halbwegs neu an die Schule gekommen sind. Jedenfalls muss DAS doch der Weg sein. Sonst kann ich auch die anderen "weichen" Fächer an Interessensgruppen abgeben, die sich dann gegenseitig darüber streiten können, wer wie viel bekommt.

    Hm... bei Fossis Tarif käme ich - wenn ich meine akutelle Klassenverteilung zugrunde lege - auf über €8000. Aufs Jahr umgelegt wären das knapp €700 weniger pro Monat. Das erscheint mir schon recht viel, vor allem, wenn man den ganzen Unsinn sowieso trotzdem selber nochmal lesen muss, weil man die Note selbst festlegen muss.
    Gegenvorschlag: Es gibt so viele arbeitslose Junglehrer, die um eine Stelle froh wären. Wie wäre es, wenn das KM einen SKS (staatlichen Korrekturservice) einrichtet, der auch die Noten festlegt. Um den zu finanzieren, wird das Unterrichtsdeputat der Lehrer, die ja deutlich entlastet sind, auf ca. 30-32 Stunden angehoben, also ca. 1-2 Klassen mehr. Das ist ja im Prinzip auch eine drastische Gehaltkürzung, würde sich aber nicht so anfühlen (- alter "Haushaltstrick" von Tante Spaenle und ihren 15 besten Freundinnen).

    Alternativ komme ich bei Meikes Tarif auf €2650 für dieses Schuljahr. Die würde ich gleich noch vom Geldautomaten holen um den Service für die nächsten 12 Monate fix zu buchen. Ich würde, ehrlich gesagt, auch auf €3000 aufrunden. Kein Problem. Wo muss ich unterschreiben?

    Den Spruch mit dem "Eifer" bringst du natürlich auch immer, wenn diese Diskussion kommt. Ein Argument FÜR den konfessionellen Religionsunterricht ist das aber eben auch nicht.

    Unsere Kultur fußt jedoch auf dieser Geschichte - mit Höhen und finsteren Tiefen. Daher haben die Schüler das Recht - und die Plicht - sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen. Nur mit diesem Wisen und dem "Sich-an-dieser-Geschichte-reiben" ist ein Verständnis unserer Kultur möglich.

    Ja. Das ist richtig. Aber wo widerspricht das denn meinen Vorschlägen?

    Und trotzdem... ich bin schon der Meinung, dass der Ethikunterricht ein gewisses werteneutrales Basiswissen über die verschiedenen Weltreligionen vermitteln muss. Denn immerhin bestimmen religiöse Sichtweisen noch heute leider das Weltgeschehen. Das kann man nur Ansatzweise begreifen, wenn man sich zumindest rudimentär damit beschäftigt hat. Sachlich, nicht im Sinne einer Heilsbotschaft oder so.

    Ich würde sogar so weit gehen, dass ein gewisser Schwerpunkt auf christlichen Inhalten liegen muss, denn das Christentum als Metanarrative hat unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst und manipuliert). Auch das müssen mündige Bürger nachvollziehen können und dazu brauchen sie Hintergrundwissen. Nicht zuletzt haben christliche Mythen Eingang in die Symbolik der Literatur gefunden, so dass man auch hier für eine sinnvolle Interpretation die nötigen "Bezugsgeschichten" kennen muss.
    Das sehe ich durchaus auch als Aufgabe des Ethikunterrichts an. Aber eben nüchtern und sachlich, nicht missionierend, glorifizierend oder einseitig. Das würde ich dann nicht als "traditionellen Religionsunterricht unter anderem Etikett" sehen.

    Deshalb bin ich eben dafür, den konfessionellen Religionsunterricht abzuschaffen, zugunsten von einem Unterricht ÜBER Religionen/Ethiken/Moralvorstellungen, der nüchtern, objektiv und sachlich geführt wird.

    Selbstverständlich ein Tippfehler. Sorry.

    Ich möchte natürlich JEDEM die Möglichkeit GEBEN, seine Religion zu leben und meinetwegen dafür zu werden. Meinetwegen auch in Form von Besuchen in der Schule, so wie eben auch Vereine oder sogar die Bundeswehr gelegentlich Werbeveranstaltungen machen. Alles okay für mich.
    Aber staatlicher Unterricht, in den sich die Kirchen so einmischen? Das ist einfach nicht in Ordnung.


    Wieso?

    Ich habe diese Diskussion schon so oft geführt, deshalb nur in aller Kürze:

    Es ist für mich nicht verständlich, warum gerade die Kirche so eine Sonderstellung einnimmt, dass sie in derartigem Umfang auf eine staatliche Einrichtung Einfluss ausübt (Mitbestimmung bei der Vergabe von Qualifikationen durch Missio/Vocatio; Mitarbeit am Lehrplan; Zulassung von Lehrbüchern...). Was soll das? Warum sollen die staatlichen Einrichtungen gerade im Fach Religion nicht in der Lage sein, dies eigenständig zu regeln - wie in allen anderen Fächern auch? Warum entscheidet nicht das Institut für deutsche Sprache mit darüber, wer Deutsch unterrichten darf? Warum darf sich die Academie Francaise nicht in den Französischunterricht einmischen? Warum muss die amerikanische Botschaft nicht der Zulassung von Englischlehrwerken zustimmen?
    Es steht der Kirche natürlich frei, ihre eigenen Privatschulen zu gründen, wo sie ihr Welt- und Menschenbild verbreitet - und diese auch selbst zu finanzieren. Selbstverständlich möchte ich keinem religiösen Menschen die Möglichkeit geben, seine Religion zu leben und dafür zu werben. Aber warum sich der Staat dafür hergeben muss, erschließt sich mir einfach nicht.
    Deshalb bin ich eben dafür, den konfessionellen Religionsunterricht abzuschaffen, zugunsten von einem Unterricht ÜBER Religionen/Ethiken/Moralvorstellungen, der nüchtern, objektiv und sachlich geführt wird.

    Deine knappe Frage auf meinen letzten Post scheint anzudeuten, dass du den konfessionellen Religionsunterricht gut und angemessen findest. Wieso?

    Und - Bingo! - sind wir wieder beim traditionellen Religionsunterricht unter anderem Etikett... :S

    Ich bin zwar noch nicht lange angemeldet, lese aber schon sehr, sehr lange mit. Und ich stimme meist mit deiner Sichtweise auf Religionsunterricht (und Religion allgemein) überein. Ja, auch als Bayer. Der konfessionelle Religionsunterricht, der v.a. hier in Bayern häufiger als nicht geradezu missionarisch ausgeprägt ist (Morgengebet, Adventsandachten, schulische Gottesdienste am Schuljahresanfang, -ende und an Weihnachten...) ist so ziemlich eines der größten Übel in unserem an Übeln nicht gerade armen Schulsystem.

    Und trotzdem... ich bin schon der Meinung, dass der Ethikunterricht ein gewisses werteneutrales Basiswissen über die verschiedenen Weltreligionen vermitteln muss. Denn immerhin bestimmen religiöse Sichtweisen noch heute leider das Weltgeschehen. Das kann man nur Ansatzweise begreifen, wenn man sich zumindest rudimentär damit beschäftigt hat. Sachlich, nicht im Sinne einer Heilsbotschaft oder so.

    Ich würde sogar so weit gehen, dass ein gewisser Schwerpunkt auf christlichen Inhalten liegen muss, denn das Christentum als Metanarrative hat unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst und manipuliert). Auch das müssen mündige Bürger nachvollziehen können und dazu brauchen sie Hintergrundwissen. Nicht zuletzt haben christliche Mythen Eingang in die Symbolik der Literatur gefunden, so dass man auch hier für eine sinnvolle Interpretation die nötigen "Bezugsgeschichten" kennen muss.
    Das sehe ich durchaus auch als Aufgabe des Ethikunterrichts an. Aber eben nüchtern und sachlich, nicht missionierend, glorifizierend oder einseitig. Das würde ich dann nicht als "traditionellen Religionsunterricht unter anderem Etikett" sehen.

    Und, beschwerst du dich nicht gerade darüber, dass viele Kollegen zu wenig Ahnung von den Hintergründen haben?

    Das ist jetzt völlig OT, weil es mit deiner Frage - und mit dir - nichts zu tun hat, aber...

    "Vermischung der Kompetenzen" ist einer der häufigsten Vorwürfe, den wir alle zu hören kriegen....

    Das ist so ziemlich der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Gerade in den Fremdsprachen ist das Ganze so viel mehr als die Summe seiner Teile. Natürlich macht es Sinn, sich auch mal Einzelkompetenzen vorzunehmen und diese gezielt zu üben, aber diese dogmatische Trennung im Unterrichtsalltag ist einfach nur Unsinn.
    In Bayern führt das dazu, dass man bei der Hörverstehensaufgabe im Abitur, die ohnehin nur aus Multiple Choice und Lückentext etc. besteht, keine sprachlichen Fehler werten darf. Also, spätenstens im Abitur sollte doch eine Kompetenzvermischung möglich sein. Konsequenterweise müsste man sonst eigentlich beim Hörverstehen und Leseverstehen die Aufgaben (und Antworten) auf Deutsch stellen, damit auch ja sichergestellt ist, dass der Schüler seine Hör- und Lesekompetenz auch dann beweisen kann, wenn er die Inhalte nicht in der Fremdsprache artikulieren kann. Das geht mir - zumindest für die gymnasiale Arbeit - alles viel zu weit!

    Sorry, du kannst ja nichts dafür, dass eure Vorgaben so sind, wie sie sind. Das musste nur mal eben raus!

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