Ich habe diese Diskussion, wie gesagt, schon so viele Male geführt. Dabei ist deine Darstellung aber mit großem Abstand die reflektierteste. Vielen Dank dafür! Einige der Punkte, die du ansprichtst, sind sehe ich auch nicht anders, allerdings komme ich zu einem anderen Schluss.
Mit den häufigen Veränderungen, die durch unterschiedliche Interessensgruppen beeinflusst werden, hast du recht. Das lässt sich vermutlich nicht vermeiden, wobei das in Bayern womöglich noch deutlich weniger schlimm ist als in anderen Bundesländern. Ich bin wirklich kein Fan der CSU (- und schon gar kein CSU-Wähler), aber die Tatsache, dass wir zum Ende dieser Legislaturperiode 60 Jahre lang die gleiche Regierung hatten, hat im Vergleich zu anderen Bundesländern zu einem gewissen Schulfrieden geführt. Zumindest bis der Pisa-Schock König Ede und die infernale Straußtochter dazu gebracht haben, einfach mal alles umzuwerfen und seitdem zumindest am Gymnasium nur noch herumgedoktort wird. Na ja, anderes Thema.
Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass das ein systemimmanentes Problem ist. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, dem Religionsunterricht gerade hie eine Sonderstellung einzuräumen, zumal die direkte Einflussnahme durch bestimmte Gruppierungen (außerhalb de Konfessionen) hier eher die Ausnahme zu sein scheint, eben WEIL es "weiche Themen" sind, wie du sie nennst.
Den zweiten Punkt, den du ansprichst, kann ich unterschreiben. Ethikunterricht war an meiner Schule auch lange das Stiefkind. Das wurde überlasteten Kernfachkollegen zur Entlastung gegeben, weil man da ja keine Schulaufgaben schreibt. Wir hatten lange keinen Fachbetreuer, das lief irgendwie so mit der Fachschaft Religion (katholisch) so mit; der Fachbetreuer hat natürlich keine Veranlassung gesehen, die Ethikexen zu respizieren. Die Ethikkollegen haben davon erzählt, dass es ja keinen verbindlichen Lehrplan gebe (???) und von "Ich lass die zehn Gebote auswendig lernen" über "Heute haben wir mal darüber gesprochen, was für uns 'Glück' heißt" bis zu hoch anspruchsvollem Philosophieunterricht war alles irgendwie dabei, je nach Lehrkraft. Die Gruppen waren natürlich jahrgangsübergreifend und trotzdem sehr klein, so 8 bis 12 Schüler. Ein Auffangfach halt.
Die Lösung kann aber dann ja nicht das "outsourcen" an die Konfessionen sein. Vielmehr muss das Fach gestärkt werden. Und aus meiner Sicht ist das auch passiert, zumindest an meiner Schule. Wir haben zwei Kollegen, die das Fach (also quasi Philosophie) grundständig studiert haben und zwei weitere, die in Dillingen die gesamte Ausbildung gemacht haben - die, so meine ich zumindest, auch im Vergleich zu früher deutlich angezogen hat. Wir haben einen eigenen Fachbetreuer und auch ein Lehrplan scheint irgendwo aufgetaucht zu sein.
Ich dachte, das sei eine bayernweite Entwicklung, vielleicht hatte ich da den falschen Eindruck und es liegt an meiner Schulleitung oder an den engagierten Ethikkollegen, die halbwegs neu an die Schule gekommen sind. Jedenfalls muss DAS doch der Weg sein. Sonst kann ich auch die anderen "weichen" Fächer an Interessensgruppen abgeben, die sich dann gegenseitig darüber streiten können, wer wie viel bekommt.