nur als beispiel, weil das viele nicht verstehen wollen: ich sitze heute seit ca. 9.20 am schreibtisch. ich korrigiere eine ex aufgabenweise, die ich bereits vor pfingsten in der schule teilweise angeschaut hatte. dazwischen schreibe ich bei twitter diversen kollegen, weil sie nach ideen für eine u-einheit suchen, und mir spontan passendes einfällt. in den antworten ist ein link, der mich sofort anspricht. ich finde die methode faszinierend und google sie. anschließend verbringe ich eine gute stunde damit, mich quer durchs netz in diese methode einzulesen. dazwischen fällt mir ein, dass ich einem freund noch nicht geantwortet habe. ich schreibe ca. 15 minuten eine mail an diesen freund (ein ex-refi von mir und aktuell nicht in der schule, aber beruflich in einem bereich, der auch meine schulische arbeit betrifft, die mail enthält sowohl schulrelevantes als auch die planung einer gemeinsamen wanderung) und mache mir danach frühstück. nach zwei weiteren exen habe ich gar keine lust mehr und gehe spontan laufen. als ich nach gut einer stunde mit dehnen und duschen fertig bin, muss ich dringend aufschreiben, wie die vorhin recherchierte methode in die restliche jahresplanung meiner aktuellen fünften klasse passt. das ist mir irgendwo nach zwei dritteln der seerunde eingefallen, als ich sehr schnaufte. ich öffne deren jahresplanung, bleibe dort hängen, stelle fest, dass mir noch eine klassenlektüre für diese klasse fehlt und ich die mal aussuchen müsste. ich besuche die seite des deutschen jugendbuchpreises und lese mich fest. schließelich ist es nach zwei, ich habe mehrere stunden diverse leseproben aus diversen young adult-texten gelesen und mir schließlich eins davon als e-book gekauft, das vielleicht was für die klasse ist. ich lese rein und finde es toll. unsicher, ob es für die klasse geeignet ist, muss ich noch drüber nachdenken, aber ich lese das jetzt fertig. ich nehme das kalte wasser aus dem khlschrank, gehe in den park nebenan mit ebook und lese es fertig. und jetzt bin ich wieder am rechner, um die restlichen exen zu korrigieren, habe aber so gar keine lust und tippe lieber hier im forum herum. was war davon jetzt arbeitszeit? was nicht?
Ich bin da ganz bei Nele:
Ich halte das Argument, dass man ja nicht aufhören könne, in seiner Freizeit über Schule nachzudenken, oder dass ich, ich beziehe das jetzt auf mich, auch in meiner Freizeit historische Darstellungen und Quellen lese, weil ich mich persönlich sehr dafür interessiere, für ein Scheinargument.
Jeder hier von uns weiß doch, welche dienstlichen Tätigkeiten so zeitraubend sind und vor dem heimischen Schreibtisch in der Unsichtbarkeit versickern: Korrekturen, praktische Unterrichtsplanungen wie das xte langweile Arbeitsblatt über das immer gleiche, Berichte, Statistiken, Schülerverwaltung, Elternbriefe, Vorbereitungen für Klassenfahrten und Exkursionen, dienstliche Telefonate mit Kolleginnen und Kollegen etc. pp. Und jenseits des Schreibtisches natürlich andere außerunterrichtliche Tätigkeiten wie außerdienstliche Fortbildungen, ein Mehr und Mehr und Mehr an Konferenzen und Dienstbesprechungen und so weiter.
Die Frage, ob es Arbeitszeit ist, wenn du dir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holst oder eine Ex-Ref schreibst und dabei schulische Themen mit privater Planung vermischst, ist müßig. Ebenso die Frage, ob es jetzt Arbeitszeit ist, wenn ich nachts um 4 Uhr mal 10 Minunten über Kevin nachdenke.
Die eigentlichen Aspekte, die den Großteil der Arbeitszeit ausmachen, kommen an anderer Stelle. Und das lässt sich auch in deiner Beschreibung recht klar benennen. Ich habe das mal hervorgehoben. Beim Lesen der Lektüre, nachdem du dir einen Eindruck verschafft hast, könnte man streiten, ebenso beim Lehrerforum, aber das macht insg. echt keinen großen Unterschied.
Es ist mir auch nicht so ganz klar, warum es die Kollegen so unerhört einschränken soll, wenn sie zu Beginn der Arbeitszeit per Klick oder Tap kurz "einstempeln" und am Ende wieder "ausstempeln". Da darf trotzdem jeder zwischendrin laufen gehen, seine Lektüre mit in den Park nehmen oder nachts um 4 für Kevin Förderpläne schreiben. Wie er eben will.