Beiträge von morgensrechtnachmittagsfrei

    Hallo Julie,


    kannst du bitte nochmal beschreiben (falls das Problem für dich überhaupt noch besteht) wie dich die Schüler genau testen wollen?


    Ich hatte deinen ersten Eintrag so verstanden, dass die Schüler sehr hartnäckig sind und sozusagen versuchen, dir jeden Stand in der Klasse zu rauben.


    Die Beschreibung der Situation in deinem zweiten Eintrag klang aber eher harmlos.


    Also: Wie läuft es denn gerade so bei dir und welche Motive vermutest du bei den Schülern? Ein bisschen Abwechslung haben? Sich vor den anderen brüsten? Deine junge Karriere zerstören?


    Wie auch immer, ich pflichte (fast) allen anderen bei: meistens ist es nicht persönlich gemeint (das muss man sich als Lehrer immer wieder klar machen, aber es stimmt).


    Liebe Grüße

    Die Lernfelder sind der grobe Rahmen, es gibt auch Angaben im Rahmenlehrplan (des Bundeslandes - Kulturhohheit), welche Inhalte innerhalb des LF zu vermitteln sind. Die Schule muss dann daraus mehrere Lernsituationen basteln, also das LF in kleinere Untereinheiten einteilen. Dabei ist auch noch zu beachten, ob das LF in einem einzigen Fach unterrichtet wird oder ob sich mehrere Fächer das LF teilen (dürfen), wie viele Stunden dafür vorgesehen sind usw.


    Wie die Schule das macht, hängt ganz von ihr ab. Sowohl inhaltlich als auch organisatorisch kann man da zu ganz unterschiedlichen Lösungen kommen. Als in meinem Bereich (Gast- und Nahrungsgewerbe) die Berufe neu geordnet wurden, gab es plötzlich kein Mathe, Technologie und Wirtschaftslehre mehr (ich kürz mal ab), sondern in einem LF das auch nur in genau einem Fach unterrichtet werden durfte kamen Inhalte aus allen drei Bereichen vor. Wenn man Lehrer hat, die alles können, kein Thema. Man kann aber auch wenn für das Lernfeld 3 Wochenstunden vorgesehen sind zwei davon von dem Kollegen machen lassen, der Technologie kann und eine von dem ehemaligen Wirtschaftslehre-Lehrer (Mathe kann jeder ;-)). Noch viele andere Konstruktionen sind denkbar, die man sich erst mal überlegen muss, zumal meist nicht so viel Zeit zur Verfügung steht, wie der Lehrplan eigentlich vorsieht (Lehrermangel).


    Inhaltlich hat man also schon Vorgaben aus dem Rahmenlehrplan. Was man genau macht und welche Details man weglässt, hängt dann auch von der Schule ab. Wir haben uns nach den Anforderungen in den Abschlussprüfungen gerichtet und nach dem, was wir meinten, was man für's Leben brauchen kann. Wir mussten nicht allesd neu erfinden, wir haben teilweise auch einfach die Inhalte von den Vorjahren umsortiert den Dreisatz bleibt Dreisatz und muss möglichst am Anfang mal gelehrt werden. Neuer Lehrplan heißt ja nicht, dass alles alte in den Müll kann.


    Das ist natürlich für Anfänger extrem schwer zu durchschauen und zu überblicken. Ich habe mich damit sehr schwer getan und erst mal an die Kollegen drangehängt.


    Konkret sah das bei uns so aus (wir haben mehrere lange Dienstbesprechungen dafür gebraucht): wir haben alle relevanten Inhalte (z.B. Serviettenfalten, Helle Soßen, Dreisatz usw.) die wir beibehalten wollten oder mussten notiert. Dann haben wir den Lehrplan genommen und soweit wie möglich die alten Inhalte den LF zugeordnet. Dabei mussten wir manchmal aufpassen, dass grundlegendere Inhalte auch zeitlich früher dran kommen würden, als das, was darauf aufbaut (war mit den mathematischen Dingen manchmal ganz schön kniffelig). Dann haben wir geschaut, welche Problembeschreibungen ungefähr das umfassen, was in dem LF dran kommen soll. Den fertigen Plan musste dann noch die Bildungsgangskonferenz absegnen.


    Wir finden immer noch Dinge, die wir nachbessern müssen :rolleyes:

    Zitat


    Selbst im Vollzeitbereich kann man bei Abhängigkeit kaum etwas machen, im Teilzeitbereich fast nichts.


    Das wusste ich nicht und es tröstet mich.


    @neleabels


    Ich bin zwar schon festangestellt, aber erst einige Jahre im Schuldienst und meine manchmal immer noch, ich müsste doch irgendwie helfen können. Aber oft geht es einfach nicht und ich bin ja auch nicht jedermanns Gute Fee...


    Aber etwas machen will ich schon. Ich werd's also erst mal mit erhöhter Wachsamkeit, Ächtung der offensichtlich unter drogeneinfluss Stehenden und dem Hausrecht (in Absprache mit der Schulleitung - die für so klare und sofort wirksame Maßnahmen zum Glück immer zu haben ist) versuchen. Vielleicht kann man ja langfristig einen Kreis engagierter Kollegen zusammenbekommen und gemeinsam Überzeugungsarbeit leisten. Wenn weniger weggeschaut würde, wäre das ja auch schon was.

    Timm: Das ist mal ein handfester Hinweis! Danke. Genau das machen wir auch, wenn ein Schüler offensichtlich bekifft oder auch betrunken ist (kommt selten vor aber immer wieder - möchte nochmal daran erinnern, dass wir 2500 Schüler haben!!).


    Manchmal merkt man es aber nicht, oder man denkt sich (ohne es beweisen zu können), dass ein Schüler Drogen konsumiert, weil er z.B. total vergesslich ist, unkonzentriert, müde, ihm alles egal ist und (was immer ein sicheres Warnzeichen für Probleme aller Art ist) das alles erst seit kurzem so ist. Die Klassenlehrer und bei Bedarf die Beratungslehrer führen dann Gespräche, aber gerade bei denen, die tatsächlich Drogen nehmen, tun wir zu wenig oder können vielleicht auch nichts tun. In den meisten Fällen wird das Therapieangebot nicht angenommen, die Leute schmeißen die Lehre oder werden gekündigt und verschwinden damit aus unserem Zuständigkeitsbereich. schön für uns, schlecht für die und beunruhigend für alle Lehrer mit etwas Mitgefühl (bitte keine philosophischen Diskussionen an dieser Stelle).


    Natürlich verweisen wir auch Personen, die hier keine Klasse besuchen des Geländes, aber die sind dann eben nach 5 Minuten an einer anderen Ecke oder warten einfach, bis man weg ist.


    Auch haben wir schon mit einigen Klassen einen "Drogentag" gemacht und u.a. ein Therapiezentrum für Drogenabhängige besucht. Die haben von ihrem Schicksal erzählt, aber - und das war sehr schockierend für mich - die Schüler haben sich davon nicht einen Deut angenommen und meinen immer noch, ihnen könnte das nicht passieren.


    row-k: da haben wir wohl gelichzeitig getippt Danke, das ist eine coole Idee, das probiere ich gleich mal aus!! Gefällt mir.

    Danke für eure guten Ideen!


    das_kaddl: In die Schulkonferenz gehört das wirklich, stimmt. Hast du zufällig Erfahrung mit dem Thema und könntest mir einen Beschluss empfehlen, den man fassen kann?


    strelizie: Spitze, das mache ich morgen mal!


    Ich hatte gehofft, hier vielleicht jemanden zu treffen, der ähnliche Probleme an seiner Schule hatte (oder hat) und vielleicht etwas raten kann - auch etwas, das nicht funktioniert hat, würde helfen, dann würden wir nicht so im Dunkeln tappen.


    Ich habe auch schon eine Weile mit Recherche zugebracht, aber leider meist nur allgemein formuliert Ratschläge gefunden, daher würden mich konkret Ausprobiertes besonders interessieren.

    Naja, ich WEISS auch nicht, ob wirklich gedealt wird, wenn ich jemanden erwischt hätte, hätte ich ja was konkretes unternehmen können.


    OK, mit dem Cannabisbesitz hast du Recht, da habe ich mich nicht korrekt ausgedrückt.


    Nochmal zum Dealen: Bei so vielen Schülern und so einem unübersichtlichen Gelände halte ich es einfach für sehr wahrscheinlich, dass da auch gedealt wird. Das ist ja gerade das Problem. Man weiß nichts genaues, kann also auch niemanden verhaften lassen. Und wir können ja auch nicht den ganzen Tag "Streife" gehen um die (vermutlich anwesenden) Dealer vom Gelände zu vertreiben - außerdem würden sie sich dann eben knapp außerhalb des Schulhofes aufhalten.


    Also: Dass was unternommen werden muss finde ich auch - unbedingt!! Aber was kann man genau tun?


    Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen..

    Echt, du bist geschockt??


    Versteh mich nicht falsch, aber ist das nicht ein bisschen weltfremd? Kifft bei euch kein einziger Schüler?


    Ja, in manchen Fällen wissen die Eltern davon, aber da viele Schüler nicht mehr bei ihren Eltern leben und teilweise von sehr weit her hierhin gezogen sind, weil sie hier einen Ausbildungsplatz bekommen haben, und weil viele sich on ihren Eltern auch nichts (mehr) sagen lassen ist das mit den Eltern so eine Sache.


    Kiffen ist meines Wissens nach nicht illegal, nur der Handel mit dem Zeug sowie die Weitergabe (also z.B. wenn mand en Joint kreisen lässt). Man darf kleine Mengen mit sich führen (zum Eigengebraucht) und konsumieren - natürlich darf man NICHT bekifft (oder besoffen - dabei ist Alkohol kein bisschen illegal) in der Schule sitzen - genau wie man unter Drogeneinfluss nicht autofahren oder arbeiten darf.

    An unserem großen Berufskolleg mit ca. 2500 Schülern und einem weitläufigen Gelände (mehrere Außentoiletten, Parkplätze usw.) werden Drogen konsumiert und auch mit Drogen gehandelt. Vor allem auf den Toiletten wird gekifft, wir haben auch den Eindruck, dass sich die Schüler verabreden, da einige immer zur selben Zeit "zur Toilette müssen". Es riecht öfters mal nach Gras, Schüler sitzen bekifft im Unterricht und es lungern schulfremde Personen im Gebäude rum, die da vermutlich auf ihre Kunden warten.


    Hört sich jetzt an, wie ne Drogenhölle, so schlimm ist es natürlich nicht. Mit bekifften Schülern im Unterricht haben wir eher kein Problem. Die werden dann eben für den Tag vom Schulleiter entlassen, da sie nicht fähig sind, dem Unterricht zu folgen. Beratungslehrer und Drogenbeauftragte haben wir auch.


    Aber ihr könnt euch vorstellen, das wir es nicht besonders toll finden, dass zu Schulzeiten und auf dem Gelände gedealt und konsumiert wird. Wir (besonders ich) würden das gern einschränken. Ich weiß aber nicht wie. Die Kripo war natürlich auch schon mal da, weil einige Schüler mal den Mund aufgemacht und sich beschwert haben. Meines Wissens nach hatte das aber keinen großen Erfolg (genau weiß ich es nicht).


    Drogenprävention ist offenbar eine langfristige Sache, die vom ganzen Kollegium getragen werden muss. Schon da fangen die Probleme an, da viele denken, dass sie das nichts angeht oder sie das nicht auch noch leisten können (v.a. in den Teilzeitklassen). Dazu kommt, dass unser Schulleiter meint, mit dem Verteilen einer Broschüre der BZGA über Cannabis an alle Kollegen sei es getan.


    Wer hat Erfahrung damit? Gibt es wirksame "Sofortmaßnahmen"? Wie kann man Schüler und vor allem Kollegen motivieren, sich dem Problem dauerhaft anzunehmen? Oder reicht durchgreifen wenn man was nachweisen kann und der Rest muss eben so hingenommen werden?

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