Beiträge von Alte Dame

    Ich habe die Umfrage gemacht...


    Immerhin geben die beiden Jungforscher einem am Ende eine Auflösung, worum es bei ihrer Forschung geht. Auf der Seite davor wird man allerdings gefragt, was man selbst denkt, was die beiden untersuchen wollen. (Überraschungsei! *g*)


    Das hier habe ich ihnen geschrieben:


    Sie wollen untersuchen, ob Lehrer ihre Benotung von Äußerlichkeiten und Sekundärinformationen abhängig machen.
    Solche Umfragen gibt es Tausende, Sie sind nicht die ersten (was bedauerlich ist, denn eigentlich sollte Forschung ja Neues hervorbringen und nicht Altbekanntes wiederkäuen). Übrigens werden auch wir Lehrer in der Ausbildung mit der Wirkung sekundärer Effekte vertraut gemacht (z.B. dem Halo-Effekt, dem Pygmalion-Effekt). Dass es sie gibt, wissen wir. Dass wir ihnen dennoch manchmal erliegen, wissen wir auch.



    Zurück zu Ihrer Untersuchung: Ich finde es immer schwierig, wenn als Forschungsgebiet etwas gewählt wird, von dem man nur in der Theorie etwas weiß. Im Lehrerforum gab es viel Kritik an Ihrer Umfrage, zu Recht. Ihre Umfrage basiert auf falschen Grundannahmen, darum werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu falschen Schlüssen kommen. Gut, es wird vermutlich keinen interessieren, da es, wie gesagt, eh nur Wiedergekäutes ist ;-). Aber ich denke, Sie sind jung genug, dass Sie noch etwas erreichen wollen. Was also tun? - Schauen Sie sich Schulen an, direkt, unmittelbar. Versuchen Sie, eine Schule zu finden, an der man Sie mit den Schülern arbeiten lässt. Natürlich ersetzt das keine Berufspraxis im Lehramt, aber es sorgt vielleicht für einen etwas realistischeren Blick.


    Bei Ihrer Untersuchung kommt sonst heraus, dass ich Helena mit "gut" bewertet habe, weil sie blond ist, eine Stupsnase hat und hübsch ist.


    Nein. Helena hat einen Aufsatz geschrieben, der stilistisch gesehen nicht gut ist, gerade mal ausreichend. Aber Mädchen in Helenas Alter (und dann auch noch an der Realschule, ich bin am Gymnasium) schreiben oft nicht besser. Das liegt daran, dass Lesen als Hobby völlig nach hinten gerutscht ist. Der Sprachgebrauch der meisten Schülerinnen und Schüler ist durch das Internet geprägt. Ihr "Beispielaufsatz" ist folglich viel zu erwachsen, er besteht aus vollständigen Sätzen, und die Rechtschreibung ist, wie meine Schüler sagen würden, "leider geil"!


    Ergo ist der Aufsatz trotz des schlechten Stils mit "gut" und einem Minus wegen des aufzählenden Charakters zu beurteilen.


    Sie sehen: Ich bin Lehrerin. Wir gehen von völlig unterschiedlichen Voraussetzungen aus und die Gefahr ist hoch, dass man deswegen ständig aneinander vorbeiredet und -arbeitet.


    Ich hoffe, meine Ausführungen haben Ihnen etwas gebracht und Sie haben verstanden, was ich Ihnen sagen wollte. Viel Erfolg bei Ihrem weiteren beruflichen Weg.


    Freundliche Grüße
    die "Alte Dame" aus dem Lehrerforum


    2. es reizt mich, meine Arbeitszeit flexibler an meine Familie anpassen zu können, als Karriere zu machen. Ich würde gerne Nachmittags für meine Kinder da sein und dafür abends weiter arbeiten. (neudeutsch Work-Life-Balance)

    Meinst Du damit, dass Du Dich abends nochmal an den heimischen Schreibtisch setzt, oder meinst Du damit, dass Du abends nochmal zur Schule fährst und dort unterrichtest? ;)
    - Hier musst Du nämlich aufpassen, die BKs sind keine Halbtagsschulen, der Betrieb läuft ganztägig. Bei uns ist bis 22:00 Uhr abends Unterricht für die Schüler, die berufbegleitend in der Abendschule ihre Abschlüsse nachmachen bzw. aufwerten.


    Ein Chef, dem Du vermittelst, dass Du aus familiären Gründen gerne die Nachmittage freihättest, dafür aber bereit wärst am Abend zu arbeiten, wird sicherlich versuchen, es Dir so einzurichten und Dir etliche der Stunden auch in der Abendschule legen. Ich vermute aber, dass Du es Dir so nicht vorgestellt hast - insofern finde ich den Plan, sich eine solche Schule mal von innen anzusehen, zumindest zu hospitieren und die Lehrkräfte über ein paar Tage zu begleiten, absolut sinnvoll.


    Zur Familienfreundlichkeit: Gemeinsame Ferien sind super und lösen viele Probleme. Die Einteilung der Schultage (absolut starr und unflexibel! - Ist wirklich so, wie meine Vorschreiber schon gesagt haben, viele "normale Arbeitnehmer", die Gleitzeit, Überstundenabbau etc. gewohnt sind, machen sich davon keinen Begriff) schafft dafür etliches an Problemen.


    Erster Schultag des eigenen Kindes, Beerdigung eines Freundes? Gnadenhalber von der Schulleitung manchmal genehmigt, aber kein Anrecht darauf.
    Der Schornsteinfeger oder die Heizöllieferung kommt? - Ellenlange Telefonate, um die Termine umzubuchen, oder der Ehepartner muss Gleitzeit/ Überstundenabbau nehmen.
    Mal eben elf Minuten länger gebraucht im Stau, an der Ampel, wegen unklarer Betreuungssituation des Kindes? - Muss sofort telefonisch gemeldet werden im Sekretariat, darf maximal einmal vorkommen, dann nicht mehr.


    Man hängt schon arg im Korsett mit Terminen, die man nicht beeinflussen kann, und die eben nicht nur die Vormittage betreffen, sondern auch die Nachmittage und Abende.


    LG
    Alte Dame

    Mir hat in dieser Situation (SuS einer störanfälligen Pubi-Klasse zischten immer hinter mir, sobald ich mich zur Tafel umwandte) der Tipp eines Kollegen einer Brennpunktschule geholfen: "Es gibt Klassen, denen man nicht den Rücken zudrehen kann. Unterricht in diesen Klassen muss so koordiniert sein, dass man die Schüler immer im Blick hat".


    Ich stellte also den Unterricht um: Statt Tafelanschrieben gab es Folien am OHD. Ich beschrieb sie zudem nicht selbst, sondern setzte eine verlässliche Schülerin mit gut leserlicher Schrift dorthin, der ich den Stoff diktierte. Der Rest der Klasse schrieb ab, ich hatte die Störer die ganze Zeit unter Beobachtung. Die Stunden waren dermaßen langweilig, dass ich nach drei Wochen einen neuen Versuch mit Tafelbildern machte. Und siehe da: Kein Zischen mehr. Es hatte schlichtweg aufgehört.

    300.000/ 350.000 für ein Haus ist derzeit ein wenig knapp, die Immobilienpreise stagnieren zwar aktuell, aber sie gehen auch noch nicht runter. Dennoch gibt es rund um Frankfurt ein paar Gegenden, wo es dezidiert billiger ist - Neu-Isenburg, Offenbach, Höchst z.B.. Also überall, wo es auf den ersten Blick laut (Flughafeneinflugschneise) oder dreckig (Chemiefabrik) ist. Besonders schick sind die Gegenden nicht, aber wenn man ein bisschen sucht und den zweiten Blick riskiert, gibt es auch dort den einen oder anderen Straßenzug, der hübsch und trotzdem bezahlbar ist.


    Ich würde an Deiner Stelle erstmal zur Miete wohnen, bis Du weißt, wo Du hinwillst und wo es Euch letztlich hin verschlägt. Du hast einen großen Vorteil, dass Deine Eltern schon in der Gegend wohnen, sie werden Euch manches erleichtern können.


    Von den Kinderbetreuungsmöglichkeiten her sind Frankfurt und sein Umkreis besser als das platte Land.


    Internationale Schule als Arbeitgeber hört sich gut an, auch hier ist Frankfurt gut bestückt, z.B. gibt es eine Phorms-Privatschule, wo viel Wert auf Unterricht in der Fremdsprache gelegt wird und häufig Lehrkräfte arbeiten, die kein Deutsch sprechen, dafür aber Englisch als Muttersprache.


    Ich würde mich freuen, wenn Du uns auf dem Laufenden hältst und häufiger mal berichtest, wie die Umstellung von England auf Deutschland, sowohl im schulischen Bereich als auch im Wohnumfeld, für Euch ist. Der Vergleich ist sicherlich interessant, und ich fände es schön, wenn wir es miterleben dürfen.


    Liebe Grüße
    von einer alten Dame

    @ Ketfesem: Wir scheinen ziemlich ähnlich zu ticken. ;)


    Allerdings, nach den anderen Antworten hier, solltest Du Dir vielleicht doch überlegen, ob Du es nicht anders angehst. Es kamen jetzt doch etliche ernstzunehmende Einwände, die eher für eine distanziertere Vorgehensweise sprechen.


    Ich frage mal so: was ist dein Ziel?


    Ich wollte Ketfesem einen guten Rat geben.

    "Ich habe so viel gearbeitet, dass ich irgendwann einfach nicht mehr konnte... kennt ihr das, wenn einfach alles zu viel wird und man am liebsten nur noch weinen will? - So ist es mir gegangen. Mein Arzt hat dann gesagt, ich muss eine längere Pause machen, damit ich mich mal richtig auskurieren kann. Das hat mir auch wirklich gut getan, und jetzt freue ich mich riesig, dass ich wieder bei Euch bin!"


    -> So würde ich es in etwa verpacken. Das ist kindgerecht, für die Schüler und Schülerinnen verständlich, und es ist die Wahrheit.
    Die Eltern können sich aus der Formulierung problemlos herleiten, dass Du einen Burnout hattest.


    Und Burnout ist nicht gleichbedeutend mit "psychisch kranke Lehrerin"! Den Schuh würde ich mir auf keinen Fall anziehen.


    Dass man überarbeitet war und alles zu viel geworden ist, dazu kann man stehen, und das dürfen andere auch wahrnehmen, dass es im Lehrerberuf dazu kommen kann.

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