Beiträge von Wolfgang Autenrieth

    ...und bei Studenten, die das eine Zeitlang auf dem Schwarzmarkt zum konzentrierten Lernen erworben haben auch nicht.

    Wie man sieht, kennst du den Wirkmechanismus von Ritalin nicht. Ritalin ist ein aufputschendes Amphetamin, das bei ADHS paraxox dämpfend wirkt. Informere dich doch einfach mal fundiert und hör auf.

    aber mich nervt das Halbwissen bei psychischen Erkrankungen, das mit einem Selbstbewusstsein vorgetragen wird, das dem Thema schlicht nicht gerecht wird

    Beim Thema ADHS kenne ich mich vermutlich besser aus als du. Ich war 10 Jahre lang als Lehrer an einem SBBZ ESE tätig und habe in diesem Bereich mehrere Fortbildungen bei hochkarätigen Fachleuten absolviert.
    Was dich nervt, ist mir wurscht. Ich weiß, was ich weiß - und auch in vielen Schulfächern ist es mehr als Halbwissen, da ich diese fundiert und jahrelang unterrichtet habe.
    Als WRS-Lehrer ist man/frau Generalist/in - und nur weil Antimon das Haber-Bosch-Verfahren beherrscht, bin ich in Chemie nicht sofort der DAU. Als Lehrer hat man besonders eines gelernt:
    Sich Fachwissen anzueignen, dieses aufzubereiten und dann anderen zu vermitteln. Das ich das kann, habe ich oft genug bewiesen, da bist du nicht die richtige Gutachterin. Also lass' deine unkollegialen Anwürfe.

    Du hast wirklich nichts verstanden. Ich habe jahrelang in der Jugendhilfe gearbeitet

    Das Kompliment und den Nebensatz gebe ich genau so zurück. Ich war 10 Jahre an einem SBBZ L/ESE mit angeschlossenem Heim tätig und war an unzähligen Hilfeplangesprächen beteiligt. Ich habe auch oft genug mit den Psychologen der Einrichtung diskutiert und dort auch mehrere Fortbildungen zu ADHS, Sozialarbeit, Familienhilfe u.v.a.m. absolviert. Was ich schreibe, kommt nicht aus dem hohlen Bauch. Dass aus Gründen der Kostenersparnis heutzutage die Inobhutnahme nicht mehr erfolgt, ist ein Elend, das man durch Amphetamingabe an die Kinder nicht verschärfen darf.

    Familienhilfe und Ritalin schließen sich aus. Definitiv. Nur weil Ritalin es für den Staat und die Jugendämter einfacher und billiger macht, bedeutet dies nicht, das es moralisch richtig ist.

    Meine Erfahrungen mit Hausärzten und Ritalin habe ich bei meiner späteren Tätigkeit als Hauptschullehrer machen "dürfen".
    Dass der Absatz an Ritalin um 10er-Potenzen höher liegt als zu Beginn der 70er Jahre kommt nicht von ungefähr - liegt aber nicht dran, dass es mehr medizinische Indikationen gäbe. Es sind genau DIESE Fälle, die du anführst - und die ich als verbrecherische Misshandlung erachte.

    Du nimmst eine bestimmte Klientel (Kinder aus verwahrlosten Familien, wie du oben selbst schreibst) und überträgst deine Erfahrungen auf alle Menschen. Das ist extrem unprofessionell. Hast du dich gefragt, wie es den besagten Kindern ohne Medikamente ergangen wäre?

    By the way: Kinder mit auffälligem Verhalten werden überproportional häufig Opfer häuslicher Gewalt. Grade für Kinder mit ADHS in schwierigen sozialen Verhältnissen, kann Ritalin /Medikinet/ Concerta & Co. schützend sein.

    Ich verkürze hier im Forum - so wie auch du und viele andere - meine Aussagen und bin dabei nicht jedes Mal wisenschaftlich präzise. Soweit d'accord. Das liegt am Medium.

    Ich habe mich oft gefragt, wie es diesen Schülern ohne die Medikamente gegangen wäre - wenn sie fachlich kompetent und familientherapeuthisch unterstützt worden wären. Meine Professionalität musst du nicht anzweifeln.

    Dein BTW ist menschenverachtend. Kinder chemisch "abzuschießen" um sie vor gewattätigen Eltern zu schützen kann ja wohl nicht dein Ernst sein. Obwohl das gerne getan wird. Schließlich spart das Kosten.
    Ein Platz in der Jugendhilfeeinrichtung kostet 3000-6000 € pro Monat. Da sind die Pillen deutlich billiger. Schon wahr.

    Nach deiner Theorie ( zu viele ADHS Diagnosen) dürfte Ritalin bei ganz vielen dann gar nicht wirken, weil es nichts zum andocken hat.

    Da solltest du dich bitte genauer über die Wirkmechanismen von Amphetaminen informieren, bevor du mir unqualifizierte "Theorien" unterstellst - und nicht reflexartig aus der Hüfte schießen.

    Hör bitte auf über einen Kamm zu scheren.

    Kein Kamm - sondern Erfahrungen mit mehreren Schülern, die ohne Fachkonsultation und Diagnose von Spezialisten durch Hausärzte auf Elternwunsch mit Ritalin "auf Spur gebracht wurden". Sicher ist das nicht die Regel. Über die Jahre hatte ich jedoch mehrere Schüler, denen diese "Maßnahme" durch Hausarztrezept widerfahren ist. Dass mich eine derartige chemische Ruhigstellung wütend macht - wo Psychotherapie und Familienhilfe angesagt gewesen wäre, musst/kannst/darfst du mir nachsehen.
    Dazuhin war die Gabe nicht über den Tag verteilt dosiert, sodass die Schüler einer ständigen emotionalen Achterbahn ausgesetzt waren.

    Nun - die Abkürzungen sind ja nichts im Vergleich zu den unterschiedlichen Bezeichnungen der Unterrichtsfächer oder Schularten der 16 Bundesländer. WaPWuI wurde im BP von BaWü vor geraumer Zeit wieder gecancelt. Ebenso MSG u.v.a.m. ;)

    Nee, du behauptest irgendwas und ich bitte dich um eine Klarstellung. Dieses Mal möchte ich nicht auf deine Linksammlung verwiesen werden.

    Du sprichst explizit von "zahlreichen Fällen, bei denen hirnorganische Störungen vorliegen", dazu würde ich gerne einen Nachweis lesen

    Ich hab' dir den entsprechenden Passus der WP angehängt - den du auch leicht selbst finden könntest.

    Entschuldige, dass ich dir hier keine wissenschaftliche Abhandlung verfasse, nur weil du wissenschaftliche Forschungsergebnisse infrage stellst.

    Nochmals:

    Zu hirnorganischen Ursachen besonders

    https://de.wikipedia.org/wiki/…t%C3%B6rung#Neurobiologie

    Hast du belastbare Zahlen zu "hirnorganischen Ursachen" bei ADHS?

    ADHS wird bei Betroffenen hirnorganisch ausgelöst durch ein "Störfeuer", eine Dauerreregung am synaptischen Spalt. Hier setzt Ritalin an, indem es diese Reizübertragung am synaptischen Spalt hemmt.
    Falls du dich genauer einlesen möchtest, findest du hier Linkhinweise zu wissenschaftlichn Seiten:
    https://www.autenrieths.de/verhalten.html#ADHS

    Zu hirnorganischen Ursachen besonders
    https://de.wikipedia.org/wiki/Aufmerksa…g#Neurobiologie

    Entschuldigung, aber du kannst doch Kinder aus zerrüteten Verhältnissen nicht mit allen Kindern über einen Kamm scheren. Selbstverständlich gibt es auch Kinder aus bildungsnahen Haushalten. Die Probleme mit LRS, Dyskalkulie oder ADHS haben. Diese Probleme können durch Vernachlässigung deutlich verstärkt oder durch entsprechende Förderung abgebildet werden.

    Da habe ich doch nicht infrage gestellt. Meiner Meinung nach wird jedoch die Diagnose "ADHS" samt Ritalingabe zu leichtfertig gestellt - zumal jeder Allgemeinmediziner sich dazu berufen fühlt.

    Vorsicht: Mit schlechter als 3,5 im 1. ODER 2. Staatsexamen wirst du in Bayern nicht dauerhaft in den Schuldienst übernommen.

    Das ist nicht in Stein gemeißelt. Es kommt auf den Bedarf an. Ob ein Quereinsteiger als qualifizierter angesehen wird als jemand, der grundständig studiert hat dürfte die Glaskugel des Kumi entscheiden.

    Mittelschule gibt es nach meiner kurzen Recherche nur in Bayern.

    Dort steht in der Info zum Lehramtsstudium:

    Zitat

    Erste Staatsprüfung

    Die Einführung der Module und der ECTS-Punkte bedeutet, dass sämtliche, während des Studiums erworbene Leistungen Auswirkungen auf den Studienerfolg und somit auf die Abschlussnote haben. Den Abschluss des Lehramtsstudiums bildet die erste Staatsprüfung, die aus zwei Teilen besteht: aus den Ergebnissen der Modulprüfungen während des Studiums (40%) und aus dem ersten Staatsexamen (60%). Sobald die Anzahl von 213 ECTS-Punkten erreicht ist, kann man zum ersten Staatsexamen zugelassen werden. Sie besteht aus einer Reihe von schriftlichen und mündlichen (in den Fächern Musik, Kunst und Sport auch praktischen) Prüfungen, die die oben genannten Teile des Studiums des Lehramts an Mittelschulen abdecken. Die Zahl der Prüfungen ist je nach Wahl des Unterrichtsfachs und der Didaktikfächer verschieden. Über die Frage, wie viele und welche Einzelprüfungen im Rahmen der ersten Staatsprüfung abzulegen sind, gibt die LPO I Auskunft. Die Prüfung im Fach Erziehungswissenschaften kann vorgezogen werden, muss also nicht gleichzeitig mit den Prüfungen in den übrigen Fächern abgelegt werden.

    Freiversuch

    Studierende, die die Erste Staatsprüfung nach spätestens sieben bzw. im Erweiterungsstudium mit Schulpsychologie nach neun Hochschulsemestern ablegen, haben die Möglichkeit zu einem risikofreien Prüfungsversuch. Dies bedeutet, dass die Prüfung bei Nichtbestehen als nicht abgelegt gewertet wird und dass sie zweimal (statt üblicherweise einmal) wiederholt werden kann. Hierbei werden allerdings auch die Semester mitgezählt, die nicht für das konkrete Fachstudium verwendet wurden (z.B. im Falle eines Studiengang- oder Fachwechsels).

    https://www.lmu.de/de/studium/stu…hule/index.html

    Die Abschlussklausur ist demnach nicht alleine Ausschlag gebend.

    Mir fallen Kinder auf und es gibt ganz unterschiedliche Ausprägungen und Gründe für den Verdacht ADHS, LRS oder Dyskalkulie, alles halte ich nicht ausreichend erforscht, zudem sehe ich weitere Beeinträchtigungen, die dann in schwachen Leistungen sichtbarer werden als zuvor (Schwierigkeiten im Bereich Raum-Lage, Wahrnehmungsverarbeitung untersch. Sinne).

    Gerade wenn man bemerkt, dass es schon zu Beginn der Schulzeit schwierig ist, müsste man das Gewicht auf den Unterricht und die frühe Förderung setzen.

    Vielleicht könnte man sogar vor der Schule Vorläuferfähigkeiten erfassen, parallel zur anstehenden Alphabetisierung. Das ist üblich für die Lernausgangslage, wenn ich aber dann beginnen muss, mit einzelnen Kindern das Zählen bis 5 zu üben, müssen diese Kinder die fehlenden Fähigkeiten zügig entwickeln.

    Da bin ich völlig d'accord. Eigentlich müssten in den ersten beiden Klassen Doppelbesetzungen vorhanden sein, damit man die Nachzügler auf ein akzeptables Mittelmaß heben kann, auf dem sich aufbauen lässt. Wie "Herr Schröder" in einem seiner Programme treffend meint: "In Klasse 1 können die einen keine Schere richtig halten und die anderen können schon frühchinesisch." ;)

    Wobei ich als KV¹ in Klasse 1 einen Schüler unterrichtete, der schon alle Waffensysteme beherrschte und in Doom4 unzählige Gegner getötet hatte.
    Das Game hat FSK 18. Sein Vater (geschieden) hatte es ihm geschenkt. Kinder haben die unglaublichsten Fähigkeiten.


    ¹ Akülex-Spoiler: Krankheitsstellvertreter

    Wenn du mich zitierst, dann bitte nicht selektiv und verfälschend:

    Diese Annahme geht aber davon aus, dass

    a) die Kinder das notwendige Rüstzeug mit bringen.

    Ich hatte mich auf die Folgen von Corona bezogen - und nicht auf mangelnde Förderung durch die KuK

    Zitat von Wolfgang

    Dyskalkulie hat scheinbar seit Corona stark zugenommen. Nun - die Gründe liegen sicher in weiten Teilen in dem, was Meyerhöfer kritisiert. Vielen Kindern fehlt die Basis im mathematischen Verständnis, die eigentlich in der ersten Klasse gelegt werden muss.

    Nun - ich sehe das ebenfalls nicht schwarz-weiß. Es gibt jedoch um Dyskalkuie auch auif FB einen ziemlichen Hype - und manchen Eltern wäre wohl eine Pille wie bei ADHS lieb. Ich habe einige Jahre an einer Schule für Erziehungshilfe gearbeitet, die einen E- und einen L-Zug hat. Dort habe ich Kinder erlebt, die als lernschwach/lernbehindert "angeliefert" wurden - im wahrsten Sinn. In Berlin wurde den Eltern das Sorgerecht entzogen und die Kinder kamen nach Süddeutschland ins Heim. Mit Psychotherapie, geregeltem Tagesablauf und Betreuung kamen mehrere Kinder vom L-Zug in den Hauptschul-E-Zug.
    Einer meiner Abschlussschüler, der vom L-Zug kam, schaffte durch den Perspektivwechsel von "rückwärts zum versoffenen, prügelnden Vater" zum "vorwärts - es ist mein Leben" den Abschluss mit einskomma. Ohne Ritalin etcpp.

    Es gibt zahlreiche Fälle, bei denen hirnorganische Ursachen vorliegen und Ritalin ein Segen ist. Vermutlich gibt es jedoch viel mehr Fälle, bei denen Vernachlässigung und Verwahrlosung als Ursache gelten.

    Meyerhöfer muss man sicher kritisch sehen - auch wegen der überspitzten Pharmakritik. Wobei ich auch erlebt habe, dass "Feld-Wald-und Wiesen-Hausärzte" Kindern Ritalin verordnet haben - ohne dass bei diesen in diesem Bereich eine besondere diagnostische Expertise bekannt ist. An der Werkrealschule habe ich Kinder getroffen, die unter Ritalin standen und die Eltern mit dem Leben an sich (und den Kindern im speziellen) überfordert waren. Da habe ich oft über die Henne und das Ei gegrübelt.

    Dyskalkulie hat scheinbar seit Corona stark zugenommen. Nun - die Gründe liegen sicher in weiten Teilen in dem, was Meyerhöfer kritisiert. Vielen Kindern fehlt die Basis im mathematischen Verständnis, die eigentlich in der ersten Klasse gelegt werden muss. Ist diese Basis nicht vorhanden, kann man als Lehrer im 3.Stock die wundervollste mathematische Stuckdecke einziehen - das Gebäude stürzt dennoch zusammen.

    Daher: Ein Hoch auf qualifizierten, fundierten und differenzierten Mathematikunterricht in Klasse 1!

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