Beiträge von Wolfgang Autenrieth

    ... die alte "Buurefastnacht" (Bauernfastnacht) sich von der herkömmlichen "Herrenfastnacht" nicht nur durch das archaische Treiben, sondern durch die zeitliche Verschiebung unterscheidet?

    Die Basler Fastnacht wiederum verkürzt die Fastenzeit von weiter - hier beginnt das närrische Treiben 38 Tage vor Karfreitag, (40 Tage vor Ostern) am Dienstagmorgen um 4 Uhr mit dem ➜Basler Morgestraich und dauert exakt 72 Stunden - womit es letztendlich bei einer reinen "Fastenzeit von 35 Tagen bleibt. Am Donnerstag um 4 Uhr früh nach Aschermittwoch ist End- bzw. Ändstraich. Dass die Basler Fastnacht die Fastenzeit auf weniger als 40 Tage verkürzt, liegt daran, dass hier keine religiöse, sondern eine ➜ anarchistische Tradition zu Grunde liegt.
    Entstanden ist diese Tradition in einer Gaststätte als Protest gegen die Obrigkeit - und befindet sich auf dem Weg zum Weltkulturerbe ;)

    ... woher der Brauch der "Funken" im süddeutschen Raum kommt?

    Die Funkenfeuer, die am Sonntag nach Aschermittwoch im alemannischen Raum und auf den Hügeln in Österreich und Tirol abgebrannt werden, haben ihren Ursprung in alten Sonnwendfeiern.


    "Bereits zu dieser Zeit war der Funkenbrauch also so stark in den christlichen Kalender integriert, dass er in manchen Regionen den Termin am ehemaligen Beginn der Fastenzeit trotz deren Verlegung weiter beibehielt. Der Volkskundler Matthias Zender führt in einer europaweiten Untersuchung von Feuerbräuchen das Abbrennen des Feuers am Funkensonntag auf noch heute in Oberitalien gebräuchliche Feuer zum römischen Jahresanfang am 1. März zurück. An diesem Tag wurde im alten Rom im Tempel der Vesta das heilige Feuer entzündet. Die Feier soll später, im frühen Mittelalter, in den christlichen Kalender integriert worden sein. Der Ursprung wäre danach zwar ein heidnischer, aber römischer Brauch gewesen.

    Außerdem diente der Funken zur Verbrennung von Unrat und hatte somit eine überaus profane Funktion, die in Verbindung mit der Frühjahrsreinigung des Hauses und der Wiesen stand." (Wikipedia: ➜ Funkenfeuer)


    Im süddeutschen Raum wird der "Funken" aus den eingesammelten Tannenbäumen, gespendetem Abfallholz usw. als "hohler Bau" errichtet. Das Aufschichten beginnt am Samstag - und im Innern übernachtet die "Funkenwache", weil irgendwann die Lausbuben der Dörfer dazu über gingen, den konkurrierenden Funken des Nachbardorfes bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag abzufackeln. Am Sonntagabend versammelt sich das Dorf um den Funken, es gibt Getränke, Glühwein usw.

    Oft steht in der Mitte des Funkens ein Mast, an dem eine Hexenfigur festgebunden ist, welche die "tolle" Faschingszeit repräsentiert und nun unter Tränen verbrannt wird. Etwas makaber erinnert dieser Brauch auch an die Hexenverbrennungen des Mittelalters.

    ... dass die Fastenzeit (was viele wegen der biblischen Überlieferung glauben) keine 40 Tage, sondern 46 Tage dauert?

    Eigentlich dauert die Fastenzeit (Quadragesima) 40 Tage und erinnert an das Fasten Jesu in der Wüste ( ➜ Mt 4, 2 / ➜ Lk 4,2).


    Die Abweichung von der 40-Tage-Regel kommt daher, weil die Sonntage seit der Synode von Benevent (im Jahr 1091) zusätzlich hinzugerechnet werden. Diese sind als „Herrentage“ vom Fasten ausgenommen - vermutlich schoben die Bischöfe damals Kohldampf und legten bauernschlau die Neuregelung fest.


    Weil aber weiterhin vierzig Tage gefastet werden musste, verschob man den Beginn des Fastens um die dazwischen liegende Zahl von Sonntagen auf den vier Tage früheren Aschermittwoch und zählte noch die nicht mehr zur Fastenzeit zählenden ersten beiden Tage der österlichen Dreitagefeier, nämlich Karfreitag und Karsamstag als Fasttage hinzu - und kommt so auf 46 Tage.

    ...dass der "Schmozige Donnerstag" (Höchstheiligster Feiertag dieser Woche vor Aschermittwoch) nichts mit Schmutz zu tun hat, sondern mit dem schwäbischen Wort "Schmoz", das "Fett" bedeutet?
    Der "Schmozige" war der letzte Schlachttag vor der Fastenzeit. Dabei fiel auch viel "Schmoz" an = Schweineschmo(l)z - das dann zum Ausbacken der Fasnetsküchle verwendet wurde (und wird)?

    Den Teil hatte ich auch so verstanden. Trotzdem vielen Dank für deinen Versuch, das direkt aufzulösen. :rose:

    Ich bin die Tage einfach sehr sehr müde, zu müde, um mir sicher zu sein gerade, wie ich das mit dem „ Nauf auf die Stang“ einordnen soll, gehe aber davon aus, dass Wolfgang Autenrieth das, was mein müdes Hirn nicht erfassen kann einfach erklären kann, so dass ich mich am Ende gar nicht erst aufregen muss, nur weil ein paar andere Beiträge eines gewissen Users „spezieller“ waren. Nachfragen hilft ja Missverständnisse zu vermeiden. :)

    "Nauf auf d'Stang" ist der Narrenruf der Sigmaringer Fasnet.
    Er fordert zum "Bräuteln" auf.
    Das ist nicht sexistisch, sondern Tradition der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet ;)
    Das gibt es - seit diesem Jubiläumsjahr nun 300 Jahre.
    Dabei tragen die "Bräutlingsgesellen" den "Bräutling" auf einer Stange um den Rathausbrunnen. Dieser wirft dabei Brezeln und Süßigkeiten in die Menge. "Gebräutelt" wird, wer im vergangenen Jahr geheiratet hat - oder zugezogen ist.
    https://www.vetter-guser.de/2023/02/09/300-jahre-braeuteln/

    Zum historischen Hintergrund: https://www.vetter-guser.de/ueber-uns/grup…tlingsgesellen/

    Hoffe, das damit "entsext" zu haben, verhext nochmal ...

    Wolfgang Autenrieth:

    Und was macht man mit der Dokumentation (die ich sehr penibel führe)?

    Ad acta lassen, bis man sie eventuell benötigt.
    Mir hat die Dokumentation über das Verhalten einer Schülerin "den Hals gerettet". Als die Mutter mich bein Schulamt angeschwärzt hatte, dass ich ihre Tochter "auf dem Kieker habe", konnte ich damit nachweisen, dass ich über moderate Maßnahmen versucht hatte, Unterricht möglich zu machen.

    Die Schülerin (6.Klasse, vollpubertär) hatte sich im Unterricht auf den Tisch gesetzt, Anweisungen ignoriert, war kreuz und quer durch das Zimmer gewandert, hatte mich und die Mitschüler ständig unterbrochen, den Mitschülern die Hefte und Bücher zugeklappt u.v.a.m.
    Es stellte sich heraus, dass Zuhause der Rosenkrieg tobte und die Ehe in die Brüche ging. Daran hatte weder das Mädchen noch ich einen Anteil. Das Verhalten war Ventil.

    Als "Berlinfahrer" mit schwierigen Klassen ein Tipp:

    a) Takte das Programm so durch, dass die Kids abends ins Bett fallen.
    b) Lege auf den Abend vor der Rückfahrt einen Programmpunkt, den sich keiner entgehen lassen möchte (z.B. den Besuch der alkoholfreien Schülerdisco am Donnerstag) - und sprecht euch ab, wer "im Fall des Falles" die Aufsicht im Hotel übernehmen wird.
    c) Lasst euch von den Eltern eine Haftungserklärung unterschreiben, in denen diese alle Kosten für Beschädigungen, die Kosten für einen außerplanmäßigen Heimflug zum nächst gelegenen Flughafen und die Verantwortung für die Abholung des Schülers vom Flughafen unterschreiben - und suche im Vorfeld bereits passende Abflugtermine aus. Diese "Drohkulisse" wirkt bereits stark deeskalierend ;)

    Könnte man eigentlich auf Bayern ausweiten, wenn es weiter so toll läuft. :) viele Grüße vom oberpfälzischem Gutzagagl, der im Schrank wohnt und schaut, dass die Kids nicht böse sind.

    Ein Teil von Bayern - Bairisch Schwaben und das Allgäu - sind schon enthalten und "wachsen sich aus".

    Allerdings ist bereits der oberschwäbische Raum (mit Nordschweiz, weil die Herrschaftshäuser im Mittelalter andere Grenzziehungen hatten) so groß, dass ich damit ausreichend beschäftigt bin. Um die "Palz" müssen sich andere kümmern ;)

    Es ist eine interessante Zeitreise, die bis in vorchristliche Zeit hinein reicht. In vielen Gegenden Oberschwabens tauchen Erzählungen vom "Wuotes Heer" / "Muotes Heer" auf, das in stürmischen Nächten über Land fährt - reitend auf Schimmeln ohne Kopf. In einer Abhandlung über das Allgäu aus dem 19.Jahrhundert werden diese Sagen auf den germanischen Gott "Wotan" bezogen: "Heilig ist ihm darum das Licht, der in den Wolken jagende Sturm, das sturmschnelle Ross, der luftbeherrschende Adler. Als Lebensgott ist Wuotan der weise, alles leitende, die Guten lohnende, die Bösen strafende Gott, aber auch der des Krieges."
    Gott Wotan wurden beim Schlachten die Köpfe der Pferde geopfert und aufgespießt - der Ort "Roßhaupten" im Allgäu soll als Opferplatz daher seinen Namen erhalten haben.

    Einige Figuren haben sich bis in heutige Zeit gerettet - als "Larven" bei der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht - so das "Schrettele" aus Bad Wurzach, ebenso vorchristliches Brauchtum, wie die Funkenfeuer, die am Sonntag nach Aschermittwoch auf den Berghöhen in Oberschwaben lodern werden und das Ende des Winters feiern.

    Gestern habe ich den Eintrag zu Augsburg bearbeitet - der zweitältesten Stadt Deutschlands nach Trier. Dabei kamen nun zwangsläufig auch Einträge zur Geschichte der Reformation hinzu.
    Meiner "Sammelwut" kommt entgegen, dass viele Sagensammlungen des 19.Jahrhunderts nun als Digitalisate im Netz abrufbar sind - in der Regel jedoch in Frakturschrift, die ich mit einigen Kniffen in Normschrift umwandle. Als Lehrer (mit eingebauten Rotstift) korrigiere ich dabei auch "sachte" die Rechtschreibung: aus dem "Muthe" wird "Mute", aus "daß" und "muß" werden dass und muss usw., damit sich die Schüler beim Lesen auf den Text - und nicht auf die Schreibung fokussieren.

    Anmerkung: Im Ausgangsthread ist ein kleiner Fehler enthalten:

    * kennzeichnet Seiten, die Balladen enthalten
    | kennzeichnet Seiten, die Sagen enthalten
    ° kennzeichnet Seiten, auf denen historische Postkarten abgebildet sind

    Wenn der Kollege nichts Besseres zu tun hat, dann geht er stöbern.

    Im Deutschunterricht sind als Balladen meist der "Zauberlehrling", "John Maynard", "Der Handschuh" oder der Herr von Ribbek DAS Objekt.
    Nun war die Ballade im 19.Jahrhundert auch eine beliebte Form, lokale Mythen, Sagen und Geschichten in Reime zu fassen.


    Eigentlich wollte ich nur meine Fotos sortieren - nun hat sich daraus eine Sammlung der Mythen, Sagen und Balladen aus Oberschwaben entwickelt.
    Interessant ist, wie weit die Geschichten überliefert wurden. So fußen die Sagen über "s'Wuotes Heer" aus heidnischen Überlieferungen in Erzählungen und Zuschreibungen zum germanischen Gott Wotan.

    Hier sammle ich diese Sagen und den Volksglauben momentan zu den Orten aus Oberschwaben:
    https://www.oberschwabenschau.info
    Anmerkung: Im Inhaltsverzeichnis erkennt ihr Beschreibungen, die eine Sage enthalten, am Stern (Asterix *) hinter dem Ortsnamen

    Guten Abend zusammen, ich möchte mal eure Meinung hören zu dem, was mir zur Zeit in meiner Schule passiert. Ich bin 63 Jahre alt, hatte letztes Jahr eine Krebserkrankung und bin jetzt seit einem halben Jahr wieder voll im Dienst.Ich habe ein erstes Schuljahr und gebe noch einige Fachstunden.Unser Kollegium hat sich im letzten Jahr sehr verjüngt. Wir haben eine neue Schulleitung unter 40, eine neue Kollegin unter 30, eine Referendarin 25 und eine Referendarin ab Ende Februar auch gut 25. Ich bin also die Älteste inzwischen. Der nächst jüngere Kollege ist 56.

    Im letzten Jahr habe ich doch vermehrt mit Mobbing zu kämpfen---. Schade, diese Entwicklung hätte ich mir vor gut drei Jahren noch nicht träumen lassen.

    Nun - Augen zu und durch. Es ist traurig, dass die "Expertise" von erfahrenen, lange Jahre tätigen Kolleginnen und Kolleginnen nichts wert ist.
    An meiner "alten" Schule war ich der Experte für EDV und Schulentwicklung. In dieser Funktion war ich auch als Berater am Schulamt tätig. Als an der Schule die Oberstufe geschlossen wurde, musste ich an eine andere Schule wechseln. Dort war ich nur noch "der Alte", der keine Ahnung hat. Das Computersystem dort war auf Steinzeitniveau, meine Vorschläge dies (zum Nutzen der Schule und der Schüler) zu ändern, wurden abgebügelt. Damit sei eine Fachfirma betraut und ein Kollege sei Sysadmin.
    Dem Kollegen wollte ich seine Ermäßigungsstunden nicht abnehmen - aber die Firma war einfach nur inkompetent. Pro Anfrage 500 € Honorar, aber die Programmversionen blieben auf dem Niveau, das vielleicht 5 Jahre zuvor aktuell war. Aktuelle, interaktive Applets liefen nicht.

    Nach 2 Jahren habe ich auf Dienst nach Vorschrift und Rückenpanzer mit Aussicht auf Pension umgestellt.
    Wenn nichts hilft, muss man den eigenen Focus anders zentrieren.
    Die jungen KuK, die glauben, dass die Alten keine Ahnung hätten, sollen den Mist selbst auslöffeln.

    BTW: Da wurden dann - weil hip - jede Menge iPads angeschafft.
    Der Rat des "alten Hasens", dass zunächst ein funktionsfähiges WLan installiert werden müsse, wurde nicht beachtet.
    Sei's drum. Ich hab' der Schule den Rücken gekehrt. Wo der Prophet nichts gilt, geht er wandern.

    "Prüfungssemester" hat nicht offiziell zur Regelstudienzeit gezählt. Also 6.

    Dass das Masterstudium eigentlich nur 2 Semester geht und die weiteren 2 Semester durch das Referendariat 'abgerechnet' werden, ist nur beim Lehramt Primarstufe der Fall, nicht bei Sek 1 (oder Sonderpädagogik oder gymnasial/beruflich). Bei Sek. 1 kommt nach 10 Semestern Regelstudienzeit erst das Referendariat.

    Ergo: 4 Semester länger.

    Dann schreib' der PH Weingarten, dass sie ihre Website korrigieren sollen ;)

    https://www.ph-weingarten.de/s…darstufe-i/studienaufbau/

    Realschulstudium (alt)
    ging 8 Semester. Anschließend (nach Referendariat) A13 lebenslang. Waren auch schon damals nur 2 Semester, die das bewirkten.

    altes GHS-Lehramt: 6 Semester Regelstudienzeit

    aktuelles Sek-1-Lehramt: 10 Semester Regelstudienzeit

    macht imho 4 Semester Differenz

    Korrektur: altes GHS waren 7 Semester (6+Prüfungssemester) + 3 Semester (eineinhalb Jahre) Referendariat
    Neues SEKI-Studium: 6 Semester Bachelor + (2+2) Mastersemester (incl. Referendariat)
    https://www.ph-weingarten.de/studium-weiter…/studienaufbau/

    In Ba-Wü wurden die (Kon-)Rektoren-Stellen angehoben - bzw. durch Zulagen erweitert (je nach Größe der Schule, für die man verantwortlich ist) - zumindest an der HS/WRS, nachdem dort die Besoldung der neuen HS-/WRS-Lehrkräfte auf A13 angehoben wurde.
    Nich spaßig daran ist, dass die "altgedienten" Lehrkräfte auf A12 verharren, während KuK, die frisch aus dem Referendariat kommen, mit A13 besoldet werden.
    Begründung: Es wurde die Studiendauer der WRS-Kräfte erhöht - und die besoldung orientiert sich an den zwei Semestern mehr - und nicht an der Tätigkeit. :autsch:

    Vorbemerkung: Also irgendwie war hier früher mehr Lametta. Und Glanz. Und kollegiale Hilfsbereitschaft.

    Hauptteil: Wobei die Vorredner*innen in einem Punkt Recht haben: Etwas mehr Infos wären nicht schlecht.
    Da es die Wahlmöglichkeit Klasse1 / Klasse 5 gibt, handelt es sich vermutlich um eine Grund- und Hauptschule oder Gemeinschaftsschule.
    Nun kommt es jedoch auch auf das Bundesland an, weil da jedes sein eigenes Lehrplansüppchen kocht.

    Zunächst würde ich dir empfehlen:
    Nimm die an der Schule verwendeten Lehrbücher/Materialien für Klasse 1 und Klasse 5 in die Hand. Schau sie an - und verteile die Seitenzahlen mal grob auf 40 Schulwochen. Dann schaust du die Terminplanung vom Seminar an und entnimmst daraus den Zeitplan für die UBs. Den legst du über den Stoffplan und klärst das zunächst mit deinen Mentoren/den KuK bei denen du derzeit hospitierst bzw. deine Unterrichsversuche absolvierst.

    Was sagt denn eure Prüfungsordnung (die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheidet)? Musst du dich nun für Grundschulstufe vs. Hauptschulstufe entscheiden - oder finden Lehrproben / Unterrichtsbesuche in beiden Bereichen statt?

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