Beiträge von Morse

    Als jmd. der hier indirekt selbst schon Religion kritisiert hat, möchte ich folgendes zu bedenken geben:


    Im Fach Gemeinschaftskunde gibt es auch ein Dogma:
    "[...] wobei jedoch die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wie in Grundgesetz und Landesverfassung verankert, nicht in Frage gestellt werden darf," (Bildungsplan B.-W.)

    Was genau ist die Kritik am Religionsunterricht? Ist es wirklich das Vorhandensein eines Dogmas per se? Oder ist es nicht eher der konkrete Inhalt bzw. ein ganz bestimmtes Dogma, gegen das sich die Kritik richtet?

    Klar, Religion ist quasi ein Fach wie jedes andere auch. Der Lehrer darf halt z.B. nicht ein zweites Mal heiraten oder schwul sein, aber sonst ist alles total locker und undogmatisch...


    Wikipedia mit Bezug aufs GG u. Bundesverfassungsgericht:

    "Religionsunterricht, Art. 7 Absatz 2, 3 GG
    [...]
    Religionsunterricht hat die Vermittlung von Glaubenssätzen einer Religionsgemeinschaft zum Gegenstand. Er beschränkt sich nicht darauf, diese mitzuteilen, sondern lehrt sie als Wahrheit."


    Da wir nicht mehr nur mit dem Nachbarn Waren tauschen, sondern von überall Waren importieren sind wir nicht unabhängig von den Arbeitsbedingungen in anderen Ländern. Warum sollten europäische Regierungen keine Einfuhrkriterien festlegen? Wäre doch sogar in ihrem Interesse, wenn Waren aus anderen Kontinenten teurer würden, oder nicht?

    Europäische Regierungen legen Einfuhrkriterien fest.

    Das kommt ganz auf die Waren an, z.B. ob es sich um Rohstoffe oder Fertigprodukte handelt, aber vor allem darauf aus welchem Land diese eingeführt werden.
    Begrifflich läuft das ganze in der Presse unter "Strafzölle", "Vergeltungszölle", "Rachezölle". Dabei geht es nicht um ethische Korrektheit, sondern um die Konkurrenz auf dem Weltmarkt.
    Es gibt keine Moral, die Grundlage der Politik ist, sondern für jede Politik eine Moral, die sie rechtfertigt. So auch im Handelskrieg zwischen der EU und den USA oder Russland, den USA und China usw.


    Ich habe seit gut 20 Jahren das Gefühl, dass die Parteien im Wesentlichen ihren Willen in der Politik durchsetzen und hoffen, dass durch ein paar Wahlversprechen doch noch genug Wählerstimmen für sie zusammenkommen.
    Somit würden die Parteien nicht bei der Willensbildung des Volkes mitwirken sondern diesen im Wesentlichen selbst definieren. Das ist wohl auch ein großer Teil dieser "Abkopplung" von der Gesellschaft, die oft kritisiert wird.


    Gewählte Regierungen an ihren Wahlversprechen zu messen gilt irgendwie als naiv und pöbelhaft, man wisse doch ganz genau dass Wahlkampf eben Wahlkampf sei, so der onkelhafte Erklärbär aus der SZ, Der ZEIT, oder der FAZ. Das soll aber bitte niemand als Einwand gegen das beliebte Abwägen und Gegenüberstellen von Positionen, geschweige denn gegen das Wählen selbst verstanden wissen, das ist natürlich irgendwie super wichtig.

    Freud schreibt über den Fetischisten: "Die wunschgerechte wie die realitäts­gerechte Einstellung bestanden nebeneinander."

    ...sollte sie sein. Kriegt sie aber immer weniger gebacken.Bevormunden soll sie nicht. Aber gewissen "Mist", im Sinne von untragbare Zustände entfernen, schon.


    Das ist schon ein merkwürdiger Gedanke.

    Ausgerechnet die Verursacher von 'untragbaren Zuständen', sollen deren Entfernung regeln.

    Als ob diese Zustände ein Betriebsunfall wären, ohne Willen und Interesse zustande gekommen, als wär's ein bloßer Zufall oder aus Versehen.

    Ich verstehe nicht ganz, worauf Du hinaus willst. Die Religionsunterrichts-Befürworter hier argumentieren ja, dass es um Aufklärung gehen soll.

    Ich befürworte weder das eine, noch das andere, sondern versuche zu beschreiben, welches Interesse meines Erachtens die Länder bzw. der Staat mit solchem Unterricht verfolgen.

    Um "Aufklärung" soll es in diesem Unterricht schon gehen - aber eben nur gerade die Art von "Aufklärung", die sich der Auftraggeber wünscht, bzw. konkret in Auftrag gibt.

    Um auf das Beispiel vom Islam-Unterricht zurück zu kommen: dafür braucht es eben Personal, dass die heilige Schrift so interpretiert, dass sie mit dem gewünschten Auftrag in Einklang gebracht wird. Aber genau dafür gibt es ja die professionellen Interpreten dieser Schriften. Der Staat will diesen Unterricht unter seine Kontrolle bringen, um seine Herrschaft durchzusetzen, gegen "Parallel-Gesellschaften" und deren Herrschaft, die seiner Konkurrenz macht. Den christlichen Reli-Unterricht machen ja auch nicht irgendwelche Apostelbrüder, die ihre Schüler zu Widerstand gegen die Staatsgewalt aufrufen.

    Naja, macht nichts. Einen link willst Du haben ... Oha. Soweit ich mich erinnere, ging es erst speziell um Kopftücher & Co. und dann um Religion im Allgemeinen bzw. um die generelle Frage, wie viel ein Land, das Kirche und Staat nicht trennt, einem religiösen Migranten so "verbieten" kann. Ich schrieb dazu, dass wir uns da in der Schweiz erheblich mehr erlauben können, da Religion zumindest nur eine sehr kleine Rolle im staatlichen Bildungswesen spielt.

    Ok, ich glaube ich hab's gefunden. Das hatte ich schon ganz vergessen, sorry!
    Lehrerinnen mit islamischen Kopftuch - Skandal oder Meinungsfreiheit?

    Wäre wirklich spannend mal Zahlen für die Schweiz zu haben, wenn in Deiner Erfahrung der Religionsunterricht so dermaßen wenig gewählt wird. Und für Deutschland natürlich genau so.

    Ich komme jetzt mal wieder zu meiner Einlassung über den Zweck dieses Unterrichts zurück:
    An den Diskussionen um Islam-Unterricht unter staatlicher Aufsicht merkt man meines Erachtens ganz deutlich, was das Ziel von so einem - ich sag mal polemisch - Gesinnungsunterricht ist.

    Die Diskussion hatten wir schon mal. Es *kann* Religionsunterricht geben, wenn es eine Lehrperson dafür im Schulhaus hat. Dieser ist jedoch *immer* freiwillig, genauso wie das Unterrichtsfach Ethik. Auch im Baselland ist das kein obligatorisches Unterrichtsfach, wirklich nicht. Glaub es mir einfach, ich hab ja gerade erst die Übertrittszeugnisse der SuS meiner Klasse gesehen, da hatte kein einziger dieses Fach gewählt. Mag sein, dass das in ländlichen Kantonen häufiger der Fall ist, ich habe bisher erst ein einziges Gymnasium kennengelernt, an dem es überhaupt eine Lehrperson für Religionsunterricht gab.

    Diese Diskussion habe ich nicht mitbekommen. Klingt ja so, als würde es diesen Reli-Unterricht so gut wie nur auf dem Papier bzw. als kaum gewähle Möglichkeit geben. Wäre interessant, darüber mal ein paar Zahlen zu lesen!
    In B.-W. können sich Schüler vom Reli-Unterricht abmelden - quasi umgekehrt wie bei Dir, wo Schüler sich anmelden bzw. wählen können.
    An meiner Schule z.B. wird aber, wie gesagt, gar kein Reli-Unterricht angeboten, obwohl das eigentlich Pflicht wäre.
    ("Wenn das jmd. einfordern würde, wäre der Unterricht spätnachmittags am Freitag.")

    Über Brauchtum und Kultur lernen unsere SuS im Deutsch- und Geschichtsunterricht, sowie je nach gewähltem Schwerpunktfach auch in den Fremdsprachen. Wir haben wirklich keinen Religions- und auch keinen Ethikunterricht.

    In der Schweiz gibt es doch schon konfessionellen Religionsunterricht, aber eben je nach Kanton/Gemeinde unterschiedlich ausgeprägt, oder nicht?
    In Deinem Kanton gibt es doch auch in der Primar- und 1. Sekundarstufe ein Fach "Ethik, Religionen, Gemeinschaft".

    Jetzt weiss ich immer noch nicht, welchen Mehrwert dann ein Unterrichtsfach Ethik oder gar Religion haben sollte.

    Du formuliertest ja "Das Vermitteln von Werten ist unser aller Aufgabe. Wozu braucht es ein extra Unterrichtsfach dafür?". In Deinem Bild wäre dieser Unterricht sozusagen eine Konzentration auf etwas, das sonst zwar von allen von allen Lehrern vermittelt wird (wie Du sagtest), aber eben gewissermaßen nur "nebenher" und nicht konzentriert.

    Aus dem Schulgesetz Baden-Württembergs:

    "in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher Nächstenliebe"

    Durch das Schwinden des Einflusses der Kirchen und christlichen Religionen verliert dieser Teil auch für das Land/den Staat an Bedeutung und wirkt zunehmend wie ein Relikt.

    "Anerkennung der Wert- und Ordnungsvorstellungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu erziehen, die im Einzelnen eine Auseinandersetzung mit ihnen nicht ausschließt, wobei jedoch die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wie in Grundgesetz und Landesverfassung verankert, nicht in Frage gestellt werden darf"

    Dies gilt nach wie vor, wobei die Art der Grundordnung theoreitsch austauschbar ist bzw. sich de facto mit der Zeit ändert. Jede Zeit hat ihre Art der Herrschaft und diese ihre jeweilige Legitimation. Mal mehr religiös, mal weniger.

    Mir scheint die Diskussion dreht sich darum, wer effektiver brave Staatsbürger produziert.
    Angesichts des Trends zur synergetischen Zentralisierung ist konfessionsgebundener Religionsunterricht ein Modell von gestern.
    Dem aktuellen Zeitgeist nach scheint das GG die bessere Monstranz zu sein, aber Migranten und deren Kinder werden verlassene Kirchenbänke zunächst wieder auffüllen.

    Der Masterplan dieser Räte war es ja, Deutschland nach dem Muster Russlands umzugestalten.
    Damit hätte die Bourgeoisie entmachtet werden müssen - demokratisch wäre das sicher nicht abgelaufen.

    Die radikale Linke wähnte sich moralisch im Recht, weil Marx die Bourgeoisie axiomatisch zum Feindbild deklariert hat und man intepretierte, dass diese nun im Extremfall auch physisch eliminiert werden dürfe (vgl. Russland).

    Basisdemokratie bzw. direkte Demokratie als Prinzip wäre unter bestimmten Voraussetzungen zweifellos begrüßenswert, aber die Arbeiter- und Soldatenräte verstanden unter Demokratie etwas anderes.

    Kurz zur Rolle der Gewalt:
    Revolutionen ohne Gewalt sind ja eher selten; manch einer schließt das in seiner Definition des Begriffs sogar grundsätzlich aus bzw. macht das auch zum genuinen Merkmal.
    Die Gewalt der Revolutionen wird von der Nachwelt mal positiv, mal negativ beurteilt. Je nachdem, ob man sich in deren Tradition sieht, oder nicht. Die Kritik der Gewalt ist so gesehen nur Vorwand einer Deligitimation bestimmter politischer Ziele. Die Gewalt der 1848er Märzrevolutionäre, z.B. in den Berliner Barrikadenkämpfen, wird von niemandem kritisiert. Da ist es in Ordnung, wenn sich Bürger bewaffnen gegen die Vertreter ihres Staats - in der Rückschau sind das ja fast schon Helden, die für hehre Ziele eintraten, in deren Tradition sich der heutige Staat stellt.

    Wg. meinen "neuen demokratischen Kräften":
    Wenn man Deine Kriterien anlegt - gab es damals überhaupt Demokraten?
    Würde z.B. ein George Washington noch als Demokrat beurteilt werden?

    Was verstanden die Arbeiter- und Soldatenräte unter Demokratie, Deiner Meinung nach?
    Deren Basis- oder direkte Demokratie hast Du ja eher positiv beurteilt. Ist für Dich die Gewalt (als Mittel zur Durchsetzung eines neuen Systems) per se undemokratisch, auch wenn sie von einer Mehrheit legitimiert wird?

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