Als Fischer Steine geworfen hat, war er kein Grüner und kein Politiker, sondern ein junger Student. In die Politik gegangen ist er erst weit später. Wie lange will man jemandem denn seine Jugendsünden vorhalten? Genau das meine ich, wenn ich schreibe, dass ich diese Argumentation von AfD nahen Leuten nicht mehr hören kann.
Es ging nicht darum Jugendsünden vorzuwerfen, sondern ein Beispiel einer Abmilderung von politischen Positionen beim Marsch durch die Institutionen skizzieren.
Es gibt auch Leute, die Fischer nicht das Steinewerfen von anno dazumal vorwerfen, sondern, dass er das nicht mehr tut und zum Establishment gehört. Diese Kritik gibt es also auch umgekehrt - je nach Gusto.
Und dann natürlich auch positive Bewertungen dieses Wandels, sowohl bei der Wählerschaft (die teilweise ähnliche Viten hatten) als auch Koalitionspartnern, denen vor dieser Machtoption diese Jugendsünden noch Munition im Wahlkampf waren.
Dabei handelte es sich nicht um "die Grünen" sondern ein paar ihrer Mitglieder, die Grünen hatten so etwas nie in ihrem Parteiprogramm. Und es wurde aufgearbeitet, von den Leuten, die damals Pädophilie verharmlost haben, ist heute keiner mehr aktive in der Politik.
"Ein paar ihrer Mitglieder" ist gut, das war schon nicht umsonst eine große Debatte in der Partei. Interessanterweise waren da ja sogar später erfolgreiche "Realos" dabei wie Cohn-Bendit oder Beck (bei Beck ging es ja nicht mal um die Anfangszeit der Grünen) und nicht nur irgendwelche Spinner, die sich schnell wieder von der Partei verabschiedet haben.
Darüber, ob das im Parteiprogramm stand oder nicht, kann man unterschiedlicher Meinung sein - das ist ein wenig Interpretationssache. In der medialen Berichterstattung vor ein paar Jahren war immer die Rede davon, dass es bis '93 im Programm stand.
(Hier sind auch ein paar interessante Zitate:https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4do…beschl%C3%BCsse)
Fun fact: die FDP hat sich teilweise auch in diese Richtung engagiert. (Womöglich war die Toleranz in den Parteien dafür wohl auch dem liberalen Zeitgeist geschuldet, "freie Liebe" auch zwischen Kindern und Erwachsenen)
Falls sich die Radikalität der AfD verlieren sollte, könnte ich mir schon vorstellen, wie dann mit genau den gleichen Worten die jetzigen - dann: früheren - Äußerungen kommentiert bzw. entschuldigt werden.
Das Parteiausschlussverfahren gegen Hoecke war eine Farce, da sind wir uns doch hoffentlich einig. Ich wüsste gerne mal mehr über die Rolle, die Herr Maaßen da als "beratender Verfassungsschützer" gespielt hat. "Tut mal so als ob, wahrt den Schein, dann brauchen wir nicht tätig werden und euch beobachten".
Ja, Hoecke ist wahrscheinlich auch einfach zu Mächtig innerhalb der Partei. Es gab ja aber noch einige andere Fälle von Ausschlußverfahren. Ich kenne allerdings keinen Fall, wo das auch zum Ausschluss geführt hat.
Für mich ist das dennoch ein Indiz dafür, dass in der Partei noch Bewegung ist, was das angeht, sonst gäbe es diese Fälle nicht. Dass es keine Ausschlüsse gibt, kann man als Indiz dafür nehmen, welche Seite den Kampf so gut wie gewonnen hat.
Wg. Maaßen: wer Lust hat, kann auch darin eine Parallele zu Weimar sehen. Sozialdemokraten (!), die Monarchisten und Nazis deutlich näher standen als Kommunisten und wenn es sein muss, schon mal denen den Weg frei schießen.
Flapsige Randnotiz: bei Nazis an der Macht ist immerhin offenbar, was Sache ist, im Gegensatz zu Schützern der demokratischen Verfassung, die aus Versehen reihenweise Beweise gegen massenhaft Nazi-Morde verschwinden lassen und von ihren Dienstherren auch noch in Schutz genommen werden.