Beiträge von Morse

    Im Alltag in einem anständigen Kollegium wird das auch keinen Unterschied machen. Trotzdem mag es Situationen geben, in denen sich jemand gar keine Meinung bilden konnte, weil er neu an der Schule ist oder sich im Thema, das vielleicht nur einen Teil der Schulgemeinschaft betrifft, nicht auskennt. Mir wäre unwohl, automatisch irgendwo dagegen gestimmt zu haben, wovon ich aus irgendwelchen Gründen auch immer gar keine Ahnung habe.


    Aus der Praxis:
    bei mir kommt das häufig vor, dass sich ein Teil des Kollegiums enthält - unabhängig von Alter/Erfahrung.

    Dieses "Wer ist dagegen? Keiner? Also alle dafür!" mag oft schnell gehen, aber verleitet doch ziemlich dazu, andere Meinungen zu überrumpeln/überfahren.

    In so einer Situation sollte der ÖPR für Ruhe und eine richtige Abstimmung sorgen, ggfs. geheim.


    Was haltet ihr von dieser Regelung?

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies auch in der Praxis so gehandhabt wird. Was sagen die Kollegen aus Bayern?

    Wenn Dich jmd, zwingen kann, kannst Du ja eine Münze aus der Tasche holen...

    EDIT: Womit ich dich nicht in die Nähe der AfD rücken will, doch ich höre genau dieses Argument ständig von AfD-Fans.

    Danke für diesen Edit! :)

    Vielleicht ist das der Grund, warum wir uns so beharken. Mir geht es nämlich umgekehrt: ich höre ständig von Fans der anderen Parteien, wie schlimm die AfD ist, teilweise von Leuten die m.E. latent rassistisch und völkisch drauf sind.
    (Auch wenn wir hier nur teilweise auf einen gemeinsamen Nenner kommen, möchte ich mal anmerken, dass ich es toll finde, dass wir so lange "gesittet" über ein politisches Thema diskutieren, noch dazu ein so kontroverses.)

    Als Fischer Steine geworfen hat, war er kein Grüner und kein Politiker, sondern ein junger Student. In die Politik gegangen ist er erst weit später. Wie lange will man jemandem denn seine Jugendsünden vorhalten? Genau das meine ich, wenn ich schreibe, dass ich diese Argumentation von AfD nahen Leuten nicht mehr hören kann.

    Es ging nicht darum Jugendsünden vorzuwerfen, sondern ein Beispiel einer Abmilderung von politischen Positionen beim Marsch durch die Institutionen skizzieren.

    Es gibt auch Leute, die Fischer nicht das Steinewerfen von anno dazumal vorwerfen, sondern, dass er das nicht mehr tut und zum Establishment gehört. Diese Kritik gibt es also auch umgekehrt - je nach Gusto.
    Und dann natürlich auch positive Bewertungen dieses Wandels, sowohl bei der Wählerschaft (die teilweise ähnliche Viten hatten) als auch Koalitionspartnern, denen vor dieser Machtoption diese Jugendsünden noch Munition im Wahlkampf waren.


    Dabei handelte es sich nicht um "die Grünen" sondern ein paar ihrer Mitglieder, die Grünen hatten so etwas nie in ihrem Parteiprogramm. Und es wurde aufgearbeitet, von den Leuten, die damals Pädophilie verharmlost haben, ist heute keiner mehr aktive in der Politik.

    "Ein paar ihrer Mitglieder" ist gut, das war schon nicht umsonst eine große Debatte in der Partei. Interessanterweise waren da ja sogar später erfolgreiche "Realos" dabei wie Cohn-Bendit oder Beck (bei Beck ging es ja nicht mal um die Anfangszeit der Grünen) und nicht nur irgendwelche Spinner, die sich schnell wieder von der Partei verabschiedet haben.
    Darüber, ob das im Parteiprogramm stand oder nicht, kann man unterschiedlicher Meinung sein - das ist ein wenig Interpretationssache. In der medialen Berichterstattung vor ein paar Jahren war immer die Rede davon, dass es bis '93 im Programm stand.
    (Hier sind auch ein paar interessante Zitate:https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4do…beschl%C3%BCsse)
    Fun fact: die FDP hat sich teilweise auch in diese Richtung engagiert. (Womöglich war die Toleranz in den Parteien dafür wohl auch dem liberalen Zeitgeist geschuldet, "freie Liebe" auch zwischen Kindern und Erwachsenen)

    Falls sich die Radikalität der AfD verlieren sollte, könnte ich mir schon vorstellen, wie dann mit genau den gleichen Worten die jetzigen - dann: früheren - Äußerungen kommentiert bzw. entschuldigt werden.

    Das Parteiausschlussverfahren gegen Hoecke war eine Farce, da sind wir uns doch hoffentlich einig. Ich wüsste gerne mal mehr über die Rolle, die Herr Maaßen da als "beratender Verfassungsschützer" gespielt hat. "Tut mal so als ob, wahrt den Schein, dann brauchen wir nicht tätig werden und euch beobachten".


    Ja, Hoecke ist wahrscheinlich auch einfach zu Mächtig innerhalb der Partei. Es gab ja aber noch einige andere Fälle von Ausschlußverfahren. Ich kenne allerdings keinen Fall, wo das auch zum Ausschluss geführt hat.
    Für mich ist das dennoch ein Indiz dafür, dass in der Partei noch Bewegung ist, was das angeht, sonst gäbe es diese Fälle nicht. Dass es keine Ausschlüsse gibt, kann man als Indiz dafür nehmen, welche Seite den Kampf so gut wie gewonnen hat.

    Wg. Maaßen: wer Lust hat, kann auch darin eine Parallele zu Weimar sehen. Sozialdemokraten (!), die Monarchisten und Nazis deutlich näher standen als Kommunisten und wenn es sein muss, schon mal denen den Weg frei schießen.
    Flapsige Randnotiz: bei Nazis an der Macht ist immerhin offenbar, was Sache ist, im Gegensatz zu Schützern der demokratischen Verfassung, die aus Versehen reihenweise Beweise gegen massenhaft Nazi-Morde verschwinden lassen und von ihren Dienstherren auch noch in Schutz genommen werden.

    Das kann die AfD schon gar nicht mehr. Die Grünen und die Linken sind "radikal" (bewusst in Anführungsstrichen) gestartet und im Laufe der Zeit in der Realpolitik angekommen. Die Entwicklung der AfD verläuft genau andersherum. Die radikalisieren sich.

    Ich glaube nicht, dass es nicht auch wieder in die andere Richtung gehen könnte (aus verschiedenen Gründen), aber das ist schon ein äußerst bemerkenswerter Punkt, da hast Du Recht!

    Ich finde es sehr bedenklich, abzuwarten, ob eine Partei die Verfassung abzuschaffen versuchen wird. Wehret den Anfängen, sonst ist es vielleicht zu spät. Schon der entsprechenden Agitation ist entschieden entgegen zu treten.

    Das soll man ja auch machen.

    Wenn ich sage "wir werden es erleben" meine ich nicht, dass man sich im Sessel mit Pfeife zurücklehnen sollte anstatt zu versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Ich wollte darauf hindeuten, dass wir über etwas spekulieren, dessen Ausgang ungewiss ist, aber wir es zeitlebens noch erleben werden. Womöglich wird dieser Thread in ein paar Jahren nochmal ausgegraben und dann - je nach Lage - gesagt "Siehst Du!".

    Ich seh da schon einen Unterschied. Von der Grünen Partei sind nie Steine auf Polizisten geflogen. Von der Partei wurde niemals das Grundgesetz in seinen Fundamenten in Frage gestellt. Die AfD hat bereits eine Entwicklung durchgemacht ... von einer Europa-kritischen Partei zu einer rechtsextremen.

    An die Frankfurter "Sponti"-Geschichten der Grünen habe ich gar nicht gedacht. Aber Fischer z.B. ist ja auch ein gutes Beispiel für meine These: als Student Steine werfen auf Polizisten, als Abgeordneter Turnschuhe tragen, als Außenminister gut essen.
    Ich dachte dabei eher an die Pädophilie-Debatte der Grünen, die ja erst vor ein paar Jahren aufgearbeitet wurde.

    Wg. der Entwicklung der AfD von Luckes Eurokritikern zum heutigen Stand transformiert hat, finde ich auch sehr interessant. In der Partei scheint es ja auch weiterhin diverse Machtkämpfe zwischen den Flügeln zu geben, auf Bundes-, Landes- und kommunalen Ebenen, inkl. Parteiausschluss usw. Für mich ist das ein Indiz dafür, dass die Ausrichtung der Partei noch nicht abgeschlossen ist.


    Davon abgesehen: nur weil die Chance besteht, dass eine Partei sich positiv entwickeln könnte, heißt das ja nicht, dass man sie nicht kritisieren darf. Die AfD ist nicht verboten, sie kann also gewählt werden und könnte (!) sich entwickeln (das tut sie auch, aber in die falsche Richtung). Man darf eine Partei, die im momentanen Entwicklungsstand so da steht wie die AfD sicher auch schärfer kritisieren und kritischer sehen, als andere Parteien.

    Meiner Meinung nach sollte man immer alle(s) kritisieren - egal ob neu oder alt :)
    Am besten ohne Zorn und Eifer!


    Die Gefahr für die Demokratie wird evtl. deswegen auch als größer eingeschätzt, weil die Sprache der Partei "gewaltbereiter" ist, weil mehr Wähler gewinnt (siehe oben, warum NPD nicht verboten wurde). Ich hoffe (glaub das auch) unsere Demokratie wird es überstehen, der Schaden für die politische Kultur wird aber groß sein (ist er schon).

    Wenn die Partei weiterhin erfolgreich sein wird, werden wir wohl (oder übel) erleben, ob die "gewaltbereite Sprache" nach und nach - beim Marsch durch die Institutionen - verschwindet und später als so etwas wie Fischers Steinewürfe oder die Pädophilie-Debatte gelten wird, oder sich das hält bzw. umgesetzt wird.
    Ein gutes Argument dafür, dass die Partei gefährlich ist, ist es allemal (das sage ich auch wenn ich am Ende zu einer anderen Beurteilung komme was die, ich sag mal, historische Relevanz angeht, oder den Vergleich mit der NSDAP).

    Xiam: das soll kein Argument dafür oder dagegen sein, ob man die Partei wählen soll, sondern ein Argument dafür, dass die Gefahr für die Demokratie womöglich nicht so groß ist, wie es häufig scheint (Beispiel Höcke usw.).
    Ob diese Beurteilung zutrifft oder nicht, kann natürlich niemand mit Sicherheit sagen, da müssen wir die Zukunft abwarten.

    Ich kann diese "Das sind doch alles ehemalige CDU-Positionen" nicht mehr lesen, das ist für mich überhaupt kein Argument. Was vor 40 Jahren mal irgendjemand gesagt oder gefordert hat, spielt in der heutigen politischen Debatte keinerlei Rolle mehr, das ist allenfalls historisch. Die Gesellschaft hat sich (zum Glück) verändert und tut das auch weiter. Wer sagt, dass man die AfD heute problemlos wählen kann, weil die CDU vor 40 Jahren mal ähnliche Positionen hatte, dem kann ich nur entgegnen, dass derjenige wohl in der Zeit stehen geblieben ist und sich kein Stück weiter entwickelt hat.
    Ähnliches gilt für die Argumentation, die Grünen seien unwählbar, weil 1968 mal Steine auf die Polizei geflogen sind...

    Genau das ist ja meine These, dass die AfD eine ähnliche Entwicklung durchmachen wird wie die Grünen und Linke.

    Ich habe weder gesagt, dass alles egal wäre, noch, dass sich alles wiederholt.
    Meine Argumente habe ich vorgebracht, die kann man zutreffend finden, oder halt nicht und ggfs. weiterhin die Gegenrede bringen. (Diskussion)
    Ich selbst habe ja bzgl. Meikes Beträgen konstatiert, dass es Unterschiede gibt, nur beurteile ich diese Unterschiede anders - weil sie und ich andere Beobachtungen und unterschiedliche politische Prioritäten haben, aus denen sich deshalb unterschiedliche Beurteilungen ergeben.

    Ich find's schön, wenn ich nachvollziehen kann, wie andere zu Ihrer Meinung kommen; dann kann ich mir überlegen, ob mich das auch überzeugt oder nicht. In jedem Fall verstehe ich die anderen besser, das allein ist für mich ein Gewinn. :)

    Ich muss mich mal kurz selbst zitieren:

    Das ist doch immer so, dass Lohnarbeiter nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch auf eine solche ideologische Art gegeneinander ausgespielt werden. Junge gegen Alte, Männer gegen Frauen, Familien gegen Singles, Inländer gegen Ausländer, Autofahrer gegen Radfahrer, Privatversicherte gegen gesetzlich Versicherte, Verheiratete gegen Unverheiratete, Dieselfahrer gegen ... und und und oder oder oder.
    Dafür, dass in allen Bereichen "kein Geld" da ist, sollen immer andere Gruppen von Lohnarbeitern verantwortlich sein - ausgerechnet.

    Irgendwie reden wir verschiedenes Deutsch. Was meinst du mit nicht zu einem historischen Sonderfall genau?

    Haha, das habe ich befürchtet, dass mir der Begriff um die Ohren fliegt! :) (Zurecht!)
    Der Begriff wird manchmal benutzt um auszusagen, dass manche historischen Ereignisse sehr ungewöhnlich oder quasi Einzigartig sind, so als ob sie von einer vorherrschenden historischen Gewohnheit/Normalität/Gesetzmäßigkeit (wie auch immer die sei) abweichen würde.
    Blöd gesagt: etwas sehr ungewöhnliches, eine Zäsur (wie Epochengrenzen).
    Hitlers Karriere oder der Holocaust werden von manchen so betitelt (was unter Historikern als Kontroverse gilt).


    Kurzum:
    Ich meine, dass sich die AfD, falls sie an die Regierung kommt, ihr Programm so abmildern wird, ihre Wahlversprechen so nicht einhalten wird, wie dies andere Parteien vor ihr auch schon getan haben. Z.B. die Grünen und Linken.

    Fiktives Beispiel: Es würden weiterhin Ausländer in den dt. Arbeitsmarkt gebracht um Lohnkosten zu senken "für mehr Wachstum", aber Björn/Bernd Höcke bringt das seinem Publikum natürlich in entsprechender Weise bei, so wie dies jeder andere Politiker tun wurde, je nach Klientel. Ein Grünenpolitiker würde das natürlich ganz anders begründen, auch wenn der Inhalt gleich bliebe.

    Wusstet ihr das? zur NPD (bei Wikipedia kopiert)
    [...] Verbotsantrag [...] zurückgewiesen [...] aktuell angesichts ihrer Bedeutungslosigkeit im politischen Geschehen keine konkrete Bedrohung für die freiheitliche demokratische Grundordnungdar."

    Wie krass ist das?

    Daran merkt man, dass dies in der bürgerlich-liberalen Gesellschaft gar keine Frage der Moral oder eines Herrschaftsideals ist (vgl. Majestätsbeleidigung/Hochverrat im Absolutismus), sondern wirklich nur ganz pragmatische Staatsräson.

    Morse, ich kann dir nicht mehr folgen. Oder du mir nicht. Ich weiß nicht, wie man dein Beispiel mit Strauß von vor vzig Jahren mit der Summe der antidemokratischen Haltungen, die ich oben als wenige der vielen Belege für eine bekannte gemeinsame Grundhaltung größerer Teile der AfD heute gleichsetzen kann.

    Ich kann dir - inhaltlich und syntaktisch oder inhaltlich weil syntaktisch - bei dem generellen Ziel deiner Ausführungen nicht folgen.

    Worauf willst du hinaus?

    - Die AfD ist auch nur eine Partei wie alle anderen, die aber für dich alle nicht wählbar sind? Verstehe ich das richtig?
    Was wäre dann die von dir gewünschte Staatsform, wenn alle nicht wählen, es folglich auch kein Parteiensystem gibt? Oder verstehe ich dich da miss?

    Kurz: was willst du??

    Kurz: Ich beurteile die Gefahr, die von der AfD für die Demokratie ausgeht, anders als die VorrednerInnen. Ich glaube, nach Stand der Dinge, dass sich die AfD nicht zu einem "historischen Sonderfall" entwickeln wird oder würde.

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