Beiträge von Morse

    Ach was. Und wer bringt die vom Verteilerzentrum da hin? Wer fährt z. B. den ganzen Tag lang Wirtschaftsgüter von A nach B über Deutschlands Autobahnen? Der Herr Diplom-Lastwagenfahrer, oder wie?

    Na das ist aber schon eine ziemliche Unterstellung.

    Deshalb meine Nachfragen, wie es denn gemeint ist.

    Weitere Nachfrage:
    Möchtest Du mit dem "Diplom-Lastwagenfahrer" sagen, dass es nicht wünschenswert oder gar undenkbar wäre, dass ein Lastwagenfahrer oder Paketbote ein besseres Auskommen hat als derzeit üblich?

    Auch den Beiträgen hier im Thread kann man entnehmen, dass es die Art und Weise der wirtschaftlichen Produktion ist, die über die Bildung bestimmt und nicht umgekehrt.

    Neben den bereits genannten Faktoren ist, glaube ich, auch die internationale Angleichung von Abschlüssen - zur Vergleichbarkeit und damit erhöhten Konkurrenz - ein Grund für die Veränderungen im Bildungswesen.

    ... was Firelilly mit keiner Silbe angesprochen hat, weshalb Dein Posting mit der Kinderarbeit auch irgendwie unpassend war. Es wurde lediglich festgestellt, dass es auch Paketzusteller braucht und die wohl nicht dringend Abitur haben müssen. Das ist eine Tatsache. Punkt.

    "Tatsache", "Punkt", aha. Kannst Du auch erklären, weshalb das so ist? Woran liegt es, ob es etwas "braucht", oder nicht?
    Mir schien das Argument hierfür sei lediglich der Status Quo, deshalb auch meine Aufzählung von existierenden "unschönen" Jobs. Die "braucht" es dann, so gesehen, ja ebenfalls.
    Ich sag mal ganz bewusst blöd daher: "für mich bräucht's keine Zusteller, ich kann meine Pakete auch bei der Post oder im Lädle selbst abholen."

    Das Problem bei diesen Jobs ist ja nicht nur, dass die Tätigkeit selbst keinen Spaß macht, sondern vor allem der dafür bezahlte Dumping-Lohn:
    "In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit wächst, nimmt daher der Lohn ab."

    Ich wollte Firelilly nichts böses unterstellen, sondern mal nachfragen wie das mit dem "brauchen" gemeint ist - denn die Aussage kann man ja, gerade wenn teilweise die "Leistungsgesellschaft" gefeiert wird, durchaus so verstehen, dass sie eine Freude darüber ausdrückt, dass es Menschen gibt, die diese Jobs tun MÜSSEN.
    Dagegen wollte ich was gesagt haben.

    Der Bezug zum Ausgangsthema ist (nicht durch mich) etwas abhanden gekommen. Bei dem Exkurs war es meine Intention, zu verdeutlichen, dass Leistung zählt und die bei einigen nicht mit ihrer Gehaltsvorstellung zusammenpasst. Beim Ausgangsthema war es schlichtweg die Frage nach Möglichkeiten, wie man Plattypus' grundsätzlich leistungsfähige, aber nicht -willige Schüler zu mehr schulischem Engagement zu motivieren kann...

    Ok, verstehe.
    Ich wollte darauf hinaus, dass so ein Schüler in seinem zukünftigen Job noch so gute Arbeit leisten kann, sie dennoch extrem gering entlohnt wird - z.B. als Paketzusteller.
    Wenn er Frisör wäre, könnte ich mir vorstellen, dass Du sagen würdest "Klar, da verdient er wenig, aber wenn er richtig fleißig ist, kann er ja irgendwann seinen eigenen Laden aufmachen und dann lohnt es sich". Da würde ich entgegnen, dass ihm dazu das Startkapital fehlt und er einen Kredit wenn, dann nur zu sehr widrigen Bedingungen bekommt (einer Bedingung, die sich für die Bank lohnt).

    Kurzum: ich sehe die "Leistungsgesellschaft" nicht als Chance für Fleißige, sondern als Mittel zur Maximierung der Rendite über Anreize wie Prämien.
    Manchmal habe ich den Eindruck, dass z.B. Lehrer oder ähnliche Gehaltsklassen sich materiell gesehen mehr oder weniger als Gewinner in dieser Gesellschaft sehen, obwohl sie ihre Arbeitskraft genau so verkaufen müssen wie andere - ganz im Gegensatz zu denen, die über Kapital verfügen.

    OK, ich verstehe, wo das Problem ist: Es geht um die Ausführung der Tätigkeit im Vergleich zu anderen Mitarbeitern in der selben Branche bzw. den gesetzten gesellschaftlichen Standards. Also nicht "weltklasse Straßenkehrer" vs. "mieser Chirurg", sondern "weltklasse Straßenkehrer" vs. "mieser Straßenkehrer". Im Moment fallen mir insbesondere Negativbeispiele in Berufen mit regem Kundenkontakt (z.B. Callcenterangestellte der Einzelhandelskaufmänner), also gerade Berufe, in denen eine guter Umgang mit Kunden von großer Bedeutung ist und dass leider nicht jedem, der die Tätigkeit ausübt, bewusst ist :/ . Das Phänomen gibt es aber auch in anderen Berufen...

    Ja, z.B. auch in höherbezahlten Berufen wie im Consulting.
    Deshalb verstehe ich nicht ganz den Bezug zum Thema. Beklagst Du Gier im Allgemeinen, bei Armen wie Reichen?

    Muss ich das wirklich erklären? Ich denke, dass das offensichtlich sein dürfte.

    Ich verstehe nicht, was Du damit meinst.

    Bezieht sich das "mittelprächtig" auf deren Bezahlung im Vergleich zu anderen, oder auf die Art und Weise wie - gut oder schlecht - eine bestimmte Tätigkeit ausgeführt wird (z.B. ein weltklasse Straßenkehrer, mieser Chirurg, mittelmäßiger Paketbote etc.)?

    Die Frau hat aber auch 7 Kinder. Wer eine solche Truppe erfolgreich managen kann, schafft das auch mit "ein paar" Soldaten :P .

    Solche Homestories sind ja mit das wichtigste im Wahlkampf.
    Das Fehlen konkreter Inhalte wird durch blindes Vertrauen ersetzt. Wer sich als "Sympathieträger" und vermeintlich kompetent darstellen kann (Plagiatsaffären lassen grüßen), dem wird der Blankoscheck ausgestellt.
    Politiker und ihre Wähler sind sich einig: Wahlversprechen sind eben Wahlversprechen.

    Was vlt. auch daran liegt, dass sie (zumindes der Teil von Plattypus' Schülern, um den es geht) in Schule und Beruf schlechte Leistungen zeigen und dann eben nicht in der Position sind, großartig finanzielle Anforderungen aufzustellen. Nach dem Motto: Wenn ich nichts kann und nichts bin, habe ich mich erst einmal gaaaaaanz weit hinten anzustellen. So sollte es zumindest in einer Leistungsgesellschaft laufen.

    Was heißt "sollte"? Eine Beschreibung des Ist-Zustands:

    "Arbeiter, die sich stückweis verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsartikel und daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des Marktes ausgesetzt."

    Gilt übrigens auch für Lehrer.

    Wir brauchen nicht noch mehr linke Wischwasch-Pädagogen, die meinen, alle Kinder seien ja gleich und alle müssten das Abi haben. Und man müsse ja mal ein Auge zudrücken. Nein. Muss man nicht. Darf man nicht. Eine Abiturientenquote wie in der Schweiz (ca 20%) wäre ein Traum.

    Den 68ern ging es in dieser Hinsicht darum, den Hochschulzugang von der materiellen Situation unabhängig zu machen (z.B. BAföG '71).
    Der heute aktuelle Ruf "Wir brauchen mehr Akademiker" kommt von der Politik und Wirtschaft (und nicht von irgendwelchen Hippies).

    Was ist das denn jetzt für ein seltsamer Kommentar? Hecken schneiden und Brötchen verkaufen mit Kinderarbeit vergleichen? Häh? :gruebel:

    Mich hat das "braucht" irritiert, bzw. ich verstehe nicht, was genau damit gemeint ist. Für mich klang es nach:

    "Es ist gut, dass manche selbst zu äußerst gering bezahlten, miesen Jobs gezwungen sind - denn sonst würde sie ja keiner machen."

    Was tut es zur Sache, ob ein Kultusminister früher Lehrer war oder nicht?
    Eine (Landes-)Regierung setzt Ihre Interessen durch. In einem Fall mag sie den Interessen der Lehrer entsprechen, im anderen Fall denen entgegenstehen. Aber die Interessen der Lehrer per se spielen überhaupt keine Rolle. Nochmal: eine Regierung hat eigene Interessen.

    Mich erinnert das an Wahlkampf, wo Wähler das wohlige Gefühl bekommen sollen: "Er ist einer von uns!"

    Habe neulich eine KA rausgegeben, bei der die Hälfte 6er waren.
    Ich hatte überlegt, ob ich die Arbeit entgegen meiner Gewohnheit erst am Ende der Stunden rausgebe, aus Angst vor großem Gezeter, aber mich dann doch dagegen entschieden.
    Zu meiner Überraschung nahmen sie es mit Fassung und schienen die Benotung gerecht zu finden. Der Unterricht danach lief besser als sonst.

    Das hat mit Gängelei durch den Schulleiter nichts zu tun. Wenn Klage erhoben wird, muss selbstverständlich eine Stellungnahme des Lehrers aktenkundig werden, in der die Bewertung ausführlich begründet wird. Wie soll das Verwaltungsgericht sonst ein Urteil fällen?
    Wenn das nicht der Fall wäre - wollen wir wirklich einen Staat, in dem ein Verwaltungsentscheid im Zweifelsfall nicht begründet werden muss? "Das habe ich so entschieden, warum, das geht Sie nichts an?"

    Pardon, das war blöd formuliert - mein Fehler!
    Ich wollte mit dem "verdonnert" sagen, dass Druck ausgeübt wurde nicht gemachte Fehler zuzugeben.

    Was denn auch sonst. So eine Prüfung wird von einem dreiköpfigen Gremium abgenommen, die mehrheitöih oder einstimmig für diese Note votieren. Wie soll man das als Prüfer allein im Nachhinein abändern können?

    Indem man zusammen mit den anderen zwei der SL nachgibt und diese dann den Vierer aufs Zeugnis schreibt.

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