Beiträge von Ratatouille

    Im real life kann man sich als Lehrer auch bestens aus dem Weg gehen, bestimmt besser als in der Behörde. Jetzt, mit wenig Corona, ist es auch nett, im Lehrerzimmer zu quatschen, aber wenn mal nicht, setze ich mich halt wieder irgendwo ins offene Fenster und genieße die Sonne und die Ruhe wie in den letzten zwei Jahren.

    Vielleicht ist die Kollegin auch keine ausgebildete Lehrerin. Das wäre an einer Schule mit schwierigem Einzugsgebiet ja leider auch keine Seltenheit. Du wirst nicht untergehen, denn du wirst vorbereitet sein. Wärm dich doch nochmal mit einem Praktikum an oder mit einer Lesepatenschaft, einer AG etc., dann erlebst du dich und die Aufgabe wieder anders.

    Auf meinem Dienst-iPad lassen sich Verlauf und Cookies nicht löschen. Das hängt offensichtlich damit zusammen, dass das System die zentral eingerichteten Beschränkungen als Kindersicherung auffasst. Auch wenn eine private Nutzung ohnehin nicht gestattet ist, finde ich das unschön. Ist das bei euch auch so und akzeptiert ihr das?

    Ich denke, dass das Thema so hochkocht, zeigt wohl einfach, wie angespannt viele von uns oft sind. Denn eigentlich ist es ja völlig normal, unvermeidlich und alltäglich, dass Menschen krank werden, auch länger, und das von den Kollegen aufgefangen wird.

    Auch dass nicht alle Mitarbeiter jederzeit hochmotiviert sind, ist normal. In Deutschland machen 60 Prozent der Arbeitnehmer Dienst nach Vorschrift und weitere ca. 16 Prozent schädigen ihren Arbeitgeber absichtlich, nur 15 Prozent fühlen sich mit der Arbeit innerlich verbunden. Das wird es auch unter Lehrern geben, wenn auch in viel geringerem Ausmaß. Obwohl Lehrer eine ausgesprochen belastete Berufsgruppe sind, gehen 75 Prozent mit Freude ihrem verantwortungsvollen und erfüllenden Beruf nach.

    Die Schaarschmidt-Untersuchung hat Anfang der 2000er Jahre ergeben, dass das S-Muster (Schonung) in allen anderen untersuchten Berufsgruppen verbreiteter war als bei Lehrern. Die Moral unter Lehrern ist überdurchschnittlich hoch. Das ist einerseits nötig und richtig so, wenn man mit Kindern arbeitet, andererseits aber auch Teil des Problems. Man ärgert sich ja nur dann übermäßig über ansich normale Widrigkeiten, wenn es einem nicht gut genug geht, sie einfach wegzustecken.

    Wenn wir an Grenzen stoßen oder sie überschreiten müssen, dann ja nicht deshalb, weil Kollegen krank sind, sondern weil zuwenige eingestellt werden. Die Lage wird nicht besser, wenn wir uns selbst zu stark unter Druck setzen (zum Beispiel krank Unterrichtsmaterial schicken) und uns gegeneinander ausspielen lassen. Es ist zum Beispiel eben nicht unkollegial, Mehrarbeit wo immer möglich konsequent abzulehnen. Auf einmal hat doch eine Vertretungskraft eine feste Stelle oder es kommen zwei neue Kollegen dazu. Verantwortlich handeln kann auch bedeuten, ein realistisches und vernünftiges Lehrerbild einzufordern und seiner Selbstausbeutungsbereitschaft Zügel anzulegen.

    Ich war auch mal von jetzt auf gleich viele Wochen krankgeschrieben. Man hat mich in dieser Zeit draußen gesehen, weil ich alleinerziehend kleine Kinder versorgen und zur Betreuung bringen musste. Es ging mir infolge einer Vireninfektion sehr schlecht, ich konnte kaum das Nötigste im Alltag organisieren, hatte Erschöpfungszustände, Lähmungen und Ängste, wie es weitergehen soll. Aber das konnte man mir von weitem nicht ansehen. Leider hatte ich auch solche geifernden Kolleg:innen, die bei mir angerufen und penetrant nachgefragt und bei Schülern und Eltern gehetzt haben. Das war eine schlimme Erfahrung und hat mich für längere Zeit in eine schwierige Situation gebracht.

    Lehrer sind nicht einfach lange krank, ohne dass sich das jemand anschaut. Recht schnell wird das amtsärztlich untersucht. Dann muss man belegen, dass man binnen weniger Monate wieder voll einsatzfähig ist. Kann man das nicht, muss man mit einer Herunterstufung oder gar einer Zwangspensionierung rechnen. Ich habe einen Kollegen, dem das mit grade 40 wegen einer Krebserkrankung passiert ist. Sei einfach froh, wenn es dir selbst gut geht. Ich finde die Vorstellung ekelhaft, dass du an seinem Garten vorbeiläufst, bis du ihn dort siehst, um dann (im besten Fall nur mit deiner Frau) darüber abzulästern. Ich wünsche dir, dass du in deinem Berufsleben keine größeren Probleme haben wirst, als mal als Vertretung eingesetzt zu werden, falls du überhaupt persönlich von der Angelegenheit betroffen bist.

    Sorry, musste raus.

    Und meine persönliche Meinung äußerte ich nicht.

    Ich schon, mich interessiert ja auch ihre. Und wenn ich eine Gefahr sehe oder einen möglichen unnötigen Nachteil, mache ich darauf aufmerksam. Ich mache Vorschläge, wie sie sich verhalten können und fühle mich dazu nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet. Aber es geht nicht um Grundschulkinder, da würde ich mich auch mehr zurückhalten.

Werbung