Beiträge von Ratatouille

    Das kommt bei uns auch immer wieder vor. Die Schüler können dann an die Realschule Plus gehen, wo es wohl Deutschförderstunden gibt, oder das Gymnasium besuchen und sich Deutschkurse extern selbst organisieren. Das ist echt traurig, aber so ist es nun mal. Wenn ich solche SUS habe und sie das wollen, stelle ich im laufenden Deutschunterricht DAZ-Materialien bereit. Umsonst Förderkurse würde ich aber aus politischen Gründen ganz sicher nicht geben. Ich unterrichte an einem der Migrantenhotspots in Deutschland. Und bei uns gibt es so gut wie keine Deutschförderstunden am Gymnasium, mit der Begründung, dass die meisten SuS ja die deutsche Staatsbürgerschaft hätten, als ob das der Punkt wäre. Das ist wirklich kurzsichtig und hochgradig ärgerlich. Zur Zeit gibt es aber Willkommensklassen für Asylbewerber, die diese Schüler auch besuchen könnten.

    Es wundert mich immer, dass Lehrer verhältnismäßig wenig Übergewicht haben, obwohl wir viel Stress haben und es auf Tages-, Wochen- und Jahresebene schwierig ist, einen guten Rhythmus beizubehalten. Ich nehme in Hochstressphasen zu. Mittlerweile hab ich eingesehen, dass das halt so ist. Aber ich halte dagegen, sobald ich wieder bei klarem Verstand bin. Kontrollierter essen muss schon sein, wichtiger ist aber, den Stress zu bekämpfen, wo es geht. Wenn man sich mit dem Essen auch noch Stress macht, wird es eher nicht besser. Hungern treibt den Cortisolspiegel hoch.


    Ich habe immer mal wieder für mich Ideen gesammelt, einige davon konkret im Alltag verankert, halte die Dinge möglichst einfach, so dass ich nicht denken muss, mache längere Zeit das gleiche, um Gewohnheiten zu bilden. Viele kleine Maßnahmen, statt des einen großen Wurfs, die ich im Stress nicht alle durchhalte, die ich aber schnell wieder aufnehmen kann. Wenn ich was nicht hinkriege, denke ich nach, was mich genau abhält, zum Beispiel hatte ich erstmal 1000 Gründe, nicht mit dem Rad in die Schule zu fahren, die ich aber aus dem Weg räumen konnte.


    Was mir zum Beispiel gegen Stress hilft:

    • mit dem Rad in die Schule fahren oder laufen
    • rechtzeitig am Stück kopieren und die Sachen in der Schule lassen
    • regelmäßig zwischendurch Kurzpausen in freien Klassenräumen, am offenen Fenster, im Hof, im Auto etc. und eben nicht im Lehrerzimmer machen
    • genug Wasser trinken, Durst ist Stress, auch heißes Wasser oder Tee, da entspannend, wenig Kaffee
    • konsequent für Ruhe im Klassenraum sorgen, die SuS brauchen das auch! Stillarbeitsphasen
    • Lüften! Ich komme fast immer in unfassbar stickige Räume, was sicher schon einige Zeit purer Stress war usw., usf.

    Ich hab mir mal das Rauchen abgewöhnt, indem ich mir bei jeder einzelnen Zigarette des Tages klargemacht habe, warum ich sie rauche, das waren ganz verschiedene Gründe, und wie ich sie also am besten ersetze. Wenn ich meine Ernährungsgewohnheiten ändern wollte, würde ich es so ähnlich machen. Sehr konkret am Anfang, zum Beispiel einige wenige genau geplante schnelle und einfache Mahlzeiten für Frühstück, Snacks und Abendessen ausdenken, die die ich wirklich mag, nicht um mich sklavisch dran zu halten, sondern damit ich mir schnell was machen kann, ohne lang übers Essen nachdenken zu müssen. Immer Tiefkühlgemüse und Fisch im Froster. Wenn man Lust und Ruhe hat, kann man sich ja immer noch etwas Komplizierteres zurechtmachen. Oder über seine anderen Bedürfnisse (Familie, Freunde, Interessen, Muße) nachdenken und Zeit dafür einplanen und verteidigen.

    Das ganze wirkt so wie "Wir verkaufen unser Spielzeug jetzt mit einer Nawi-Tünche auch an Schulen".

    Was kostet denn das Vergnügen im Klassensatz?

    Gute Frage.


    Ich war mal auf einer "Lehrerfortbildung". Da gab es das unfassbarste Zeug, zum Beispiel einen wadenhohen Roboter für 2000 Euro, mit dem man nichts machen konnte, außer Schüler auf Robotik aufmerksam machen oder eine Kiste blaue und eine Kiste weiße legoartige Bauteile, mit denen die Schüler am eigenen Leib erfahren können sollen, dass Produktionsinseln wie bei der Fa. Daimler Benz für die Mitarbeiter motivierender sind als Produktionsstraßen. Da gabs auch Lego Education. Samt Tipps, wie man die Elternschaft dazu bringen könnte, die immensen Kosten schultern zu wollen.


    Lunaa, du hast schon verstanden, dass Werbung hier unerwünscht ist?

    Hallo Kopfschloss,


    nimm wirklich jemanden mit. Das muss nicht unbedingt die Gleichstellungsbeauftragte oder ein Personalratsmitglied sein (schadet aber auch nichts). Man hat das Recht, eine Person seines Vertrauens mitzubringen. Du weißt ja auch nicht, ob dir mehrere Personen gegenüber sitzen werden. Eine Person mitzubringen, dämpft nicht nur die Lust auf Spielchen auf der anderen Seite, sondern beugt auch falschen Darstellungen vor, wie du dich geäußert hättest, weil es einen Zeugen gibt.


    Wenn die SL sich entschuldigen wollte, was ja angebracht wäre, müsste sie nicht so ein Geheimnis daraus machen. Wer jemandem ein Gespräch ankündigt und nicht sagt, wann das genau stattfinden soll und worüber es gehen soll, der treibt wahrscheinlich ein Machtspiel. Da man dir absolut nichts vorwerfen kann, kannst du in sachlichem Ton einfach die Schallplatte machen:


    Ja, verstehe ich, schwierige Situation. Nein, ich konnte nicht kommen, mein Kind war krank. Ja, das war sicher schwierig. Nein, leider, mein Kind war krank. Nein, sorry, mein Mann konnte es nicht betreuen. Nein, auch jemand anderes nicht. Ja, schon klar, aber mein Kind war leider krank. Nein, es gab keine andere Lösung. ...
    Nach einer Weile: Möchten Sie sonst noch etwas mit mir besprechen? Dann möchte ich Sie nicht länger aufhalten.


    Ich würde auf Erklärungen, Rechtfertigungen, eigene Vorwürfe usw. verzichten. Irgendwann sagst du sonst etwas, was man dir im Mund umdreht. Dann wird die Situation nur immer verfahrener und ärgerlicher.
    Außer du hast den Eindruck, die SL denkt, du hättest in einer schwierigen Situation gezielt krank gemacht, weil du schon Materialien auf deinen Tisch gelegt hast. Dann lohnt es sich vielleicht, die Situation kurz aufzuklären.


    Viel Glück, Kopfschloss!

    ganz wichtig - k e i n schlechtes Gewissen haben

    Genießt die Faschingstage!! Kopfkino aus!!! Ja, du darfst mit deinem Kind draußen gesehen werden, wenn es wieder gesund ist.


    Deine SL wird nächste Woche froh sein, wenn du ohne jeden Knick in der Seele deine Arbeit einfach wieder aufnimmst. Sollte die Email wirklich eine Retourkutsche gewesen sein, fühlt sie sich inzwischen damit sicherlich auch nicht mehr wohl.


    Falls es jedoch ihre Art ist, Druck zu machen, ist es umso wichtiger, dass du in solchen Situationen möglichst emotionssparend tust, was eben zu tun ist. Nicht gekränkt rumschleichen, keine Rechtfertigungsarien, keine Angst vor schlechten Stundenplänen etc. Das zieht Respektlosigkeiten nur erst recht an.


    Und wenn dich die Sache nach mehreren Tagen immer noch ärgert, machst du einen Termin und stößt ihr Bescheid.

    Aus einem anderen Thread:

    Vielleicht bist du eine, "mit der man's machen" kann?

    Schon, oder?
    Und daran gewöhnt sich eine SL schnell und ist dann sauer, wenns grade mal nicht mehr klappt. Du musst wirklich selbst für die richtige Balance sorgen.

    ehrlich gesagt bin ich gerade sowas von wütend und traurig.
    Ich komme mir vor wie der letzte Putzlappen.

    Hallo Kopfschloss!


    Deine SL hat Stress und versucht, die Situation im Griff zu behalten. Du hast sowohl heftigen Dauerstress als auch akuten Stress und versuchst dein Allerbestes, aber keiner sieht es. Das ist die Ursuppe saublöder Konflikte.


    Denke erstmal auf der Sachebene nach: Ist dein Kind über 12 (keine Betreuung nötig) oder noch klein? Ist dein Kind am 4. Krankheitstag noch recht krank (keine Fremdbetreuung möglich) oder schon wieder munter (Fremdbetreuung). Kannst du tatsächlich eine Fremdbetreuung organisieren? Wenn nicht, dann geh mit ihm zum Arzt, den Wisch holen und teile der SL das sachlich mit. Kläre andernfalls mit der SL, in welchen Stunden sie dich unbedingt braucht, in der Schule stehst du an deinem freien Tag auf keinen Fall auf Abruf bereit, allenfalls ausnahmsweise (!) zuhause.


    Die Beziehungsebene gehört auch deutlich geklärt, aber nicht im beiderseitigen Hochstress. Ich würde die SL später in einem ruhigen Gespräch deutlich wissen lassen, wie die Aktion bei dir angekommen ist.


    Und drittens würde ich langfristig dafür sorgen, dass die Diskrepanz zwischen der in der Schule realistischerweise zu erwartenden Anerkennung und meiner diesbezüglichen Erwartungshaltung nicht zu hoch wird, denn davon wird man krank. Man kann einfach nicht erwarten, dass einem die SL übers Köpfchen streicht, weil man tapfer wieder und wieder über seine Grenzen geht. Du bist erwachsen und für zwei Kinder verantwortlich. Daher: Selbstfürsorge!!

    "Migrationshintergrund" und "türkischstämmig" meint was genau? Wirklich "frisch eingewanderte" Türken in 1. Generation und nicht gerade aus Istanbul?

    Wir haben viele Muslime aus dem Kosovo, neuerdings natürlich Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und viele Türken aus Anatolien. Sehr viele Schülerinnen tragen Kopftuch, sehr viele Erdoganwähler. Aber natürlich gibt es trotzdem große Unterschiede, was die Deutschkenntnisse der Eltern, die Bildung und die Berufsausübung betrifft. Die erfolgreichen SUS haben keine besonders gut integrierten Eltern, sondern nutzen die ihnen zugänglichen Bildungsangebote einfach sehr konsequent. Bei uns macht zum Beispiel die Stadtbibliothek einen super Job. Und in der türkischen Community hat man erkannt, dass Schule wichtig ist. Trotzdem fehlen zum Beispiel viele Mädchen dauernd einzelne Tage, meinem Eindruck nach, weil sie in der Großfamilie zum Babysitten herangezogen werden. Natürlich haben die Migrantenkinder immer noch deutliche Nachteile, meistens vor allem beim Leseverstehen.

    Ich habe eine ganze Reihe muslimischer SuS an der Schule, aber du kannst durchaus beobachten, wie die sich zusammensetzen - "Anatolien-Türken", zumindest Jungs, quasi gar nicht - wenn sie es versuchen, fliegen sie spätestens in der 6. Klasse

    Schade.


    In einer meiner letzten Mittelstufenklassen gehörten ein Junge und ein Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund zu den drei ausgezeichneten Lesern (Stufe V). In den letzten Jahren hatten wir etliche türkischstämmige Einserkandidaten unter unseren Abiturienten.


    Der Konflikt zwischen Türken und Kurden ist bei uns allerdings recht präsent. Ich würde den Leisefuchs daher niemals einsetzen.


    Wundere mich ansonsten etwas, wohin die Frage, wie wir für Ruhe sorgen, so führt...

    In letzter Zeit hat ein Schüler das System gesprengt. Er bringt immer so einen Klackfrosch oder so etwas Ähnliches mit. Das Ding ist so laut, dass die Ampel darauf immer direkt reagiert.

    :D :D :D

    Weiß jemand eine Lösung? Ich habe schon überlegt eine Videoüberwachung zu installieren um den Schüler ausfindig zu machen.
    Jetzt bin ich mir aber nicht sicher ob so etwas erlaubt ist.

    :rotfl: :rotfl: :rotfl:


    Ein früherer Kollege, Gesamtschule, Brennpunkt, ist gelegentlich in neuralgischen Stunden mit der Klampfe in den Unterricht marschiert, hat zwei, drei Strophen was Aktuelles gesungen, Schüler (Mittelstufe) fanden es cool, viele sind eingefallen, danach sofort Unterrichtsbeginn in guter Stimmung. Typischer Hauptschulkollege eben. Hut ab.

    Ich glaube nicht, dass da jemand deine Arbeit klauen will.

    Hm, doch, gibt es. Wenn du das Gefühl hast, wird es schon stimmen. Manchmal wird über Neue auch ungut getratscht. Wenn einem jemand unangenehm vorkommt, kann man Gründe haben, sich erstmal eher bedeckt zu halten.
    Frag doch mal bei passender Gelegenheit einen Fachkollegen, was er alles abgibt. Streiten würde ich mich nicht, einfach freundlich und kommentarlos nur das machen, was ich will.

    Die Korrektur kann man aber nur prüfen, wenn auch der Erwartungshorizont bei liegt.

    Finde ich gar nicht. Wenn es tatsächlich mal einen Anlass geben sollte, kann man immer noch auf den Erwartungshorizont zurückkommen.

Werbung