Beiträge von Exodus

    Seit diesem Schuljahr bin ich eine neue Stelle an einer Grundschule in einem sozial schwachen Milieu angetreten. Sie ist an ein berufsbegleitendes Ref gekoppelt und ich kann mir bisher nicht vorstellen wie ich das neben einer bereits auf Teilzeit verkürzten Arbeitszeit mit zwei sehr kleinen Kindern (zwei und vier Jahre alt) schaffen soll.


    Gibt es in diesem Forum Personen, die ein berufbegleitendes Ref mit Kindern geschafft haben? Wie habt ihr das gemacht?


    Ich bin kein Seiteneinsteiger, habe einen Master of Education in Brandenburg in Musik und Deutsch auf Lehramt Sek. 1 und Primarstufe ohne Schwerpunkt Primarstufe, der aber kaum PAssung mit dem sächsischen Bildungssystem hat. Mir fehlen Grundlagen im reinen Primarbereich vor allem in der reinen Mathematik- und Deutschdidaktik sowie Sachunterricht und das wird im Ref ja Prüfungsgegenstand :traenen:


    Ich fühle mich hier noch relativ verloren und führungslos an meiner Schule, obwohl ich mich sehr gut von meiner Schulleitung aufgenommen fühle. Die SL berücksichtigt meine Kompetenzen und Wünsche, sodass ich bis jetzt ca. 40% der Stunden vertreten habe (vor allem Deutsch, Mathematik, Ethik und Englisch) und hauptsächlich Fächer unterrichte (Werken, GTA GItarre, Schulgarten und Anfangsunterricht), in denen es durch Doppelsteckung oder halbierte Gruppengrößen einen sicheren Boden gibt.


    Wie kann ich mich hier pädagogisch vorausschauend sinnvoll einarbeiten, um nicht auf so einem unangenehmen Status des Türschwellenpädagogen zu verharren?


    Donnerstags besuche ich verpflichtend eine Fortbildung, die sich an Lehrkräfte richtet, die schulfremd an der Grundschule arbeiten und das hilft mir auch schon sehr.

    Ich bin neu an meiner Schule und kämpfe mich da als "Frau, die mal alle Fächer an der Grundschule unterrichten soll" durch das sächsische Schulsystem.


    Ich habe das Lautstärkeproblem auch besonders in meinen Vertretungsstunden in Klasse 4 in Musik, aber eigentlich ist es mir in 60-70% aller meiner Stunden zu laut und ich sehe ja, dass es Unterricht von Klassenlehrern in der eigenen Klasse gibt, in dem ich eine Stecknadel fallen hören würde. Da ich periodisch zu Hause einen Brummtontinnitus im Ohr habe, setze ich bewusst im Unterricht Ohropax ein. Ich war überrascht, dass meine Schüler mir gegenüber dies als Respektlosigkeit zur Sprache brachten (in Klasse 4), selbst aber über die von ihnen erzeugte Lautstärke klagen.


    Ich denke CaroO7s Vorschläge sind schon sehr gut im unteren Klassenstufenbereich. Aber ich beobachte, dass es schon sinnvoll ist, die Schüler mit immer wieder neuen Ideen zu überraschen (z.B. forderte gestern die Klassenlehrerin einer ersten Klasse ihre Schüler auf, einen nicht vorhandenen roten Punkt an ihrer Stirn zu suchen und die Aufmerksamkeit der SuS war sofort da). Die Signalkarten im Primarbereich können sich auch vernutzen oder werden von den SuS schnell nicht mehr wahr- oder für voll genommen, wenn es inflationär benutzt wird. Auch Krabappels Hinweis mehr Wert auf kleinschrittige Unterrichtsplanung zu legen, halte ich für sinnvoll, solange es dich nicht wieder im Unterricht blockiert, weil du dir zu viel einplanst, aber da ist jede Lehrperson ja sehr unterschiedlich.


    Zur Zeit betreibe ich fast ausschließlich Türschwellenpädagogik, was mich langsam unglücklich macht, aber von allen von mir gehaltenen Stunden sind doch zunehmend immer mehr gelungen oder zumindest erhalte ich zunehmend positiveres Feedback von Kollegen...

    Ich habe nie behauptet, dass MEIN Ehrgeiz und mein BURNOUT etwas mit den Problemen der Jugendlichen zu tun haben.


    Warum klingt denn das alles so vorwurfsvoll? Warum sprichst du mich nicht direkt an oder schreibst mir eine persönliche Nachricht, wenn du irgendein Problem bei mir vermutest?


    Ich nutze dieses Forum hier, um mir mit Hilfe von anderen ehrlich Fragen zu beantworten, die mir einen Beruf erleichtern, den ich sehr liebe und die Frage dieses Threads find ich einfach gut.

    Danke für die Beantwortung meiner Frage. Das deutet für mich ganz sicher daraufhin, dass ich noch viel mehr im Unterricht kommunizieren muss, als ich bisher annahm und viel mehr aufpassen muss, dass ich nicht wieder in ein Burnout rutsche, weil ich eigentlich sehr ehrgeizig bin und mit meinen Schülern im Unterricht wirklich etwas erreichen möchte

    Krabappel schrieb: "Ist der Wechsel innerhalb einer Generation denn so enorm? Ich behaupte mal, viele Kinder hängen zu viel am Bildschirm. Aber dass sich im Laufe ihrer Kindheit/Jugend gravierende Einschnitte ergeben, sehe ich nicht. Kein Krieg, kein Hunger, Wahrscheinlichkeit für Arbeitslosigkeit oder Beziehungsabbrüche nicht plötzlich höher. All das kann Traumata auslösen oder die Vulnerabilität für eine psychische Erkrankung erhöhen. Oder was fiele dir ein?"


    Das finde ich schon sehr gut ausgedrückt. Es geht wahrscheinlich weniger um den Generationswechsel als mehr um die Sozialstruktur in dem Viertel, in dem man unterrichtet.


    Um hier genauer zu fragen: Wie geht ihr denn mit Schülern um, bei denen erwiesen ist, dass sie schwerwiegende psychische Probleme haben und das z.B. auf die Klassenatmosphäre ausstrahlt, weil von z.B. 20 Schülern ca. 5 stark vom Verhalten her auffallen?

    Ich habe hier in diesem Thread nie behauptet, dass ich viel zu leiden gehabt hätte.


    Ich habe hier lediglich thematisiert, dass ich mich in der Funktion des Lehrers in einer stark veränderten Lehrsituation befinde und das Unterrichten nicht mehr so unbedingt funktioniert wie ich es mal gelernt habe.

    Schade, langsam driftet die ganze Diskussion zu einem sehr spannenden und wichtigen Thema sehr ab :angst:


    Ich habe gestern in meinem Chor herumgefragt (dort sind viele sehr verschieden pädagogisch arbeitende Personen dabei), was die über die Fragestellung denken und der Tenor scheint zu sein, dass allen zumindest zunehmend schneller wechselnde Lebenssituationen oder Sozialisationen auffallen der SuS - und ja, ich bin der Meinung, dass dies eine Anfälligkeit für psychische Erkrankungen erhöht.


    Wie seht ihr das????


    Dies bestätigen mir auch die ErzieherInnen meiner Kinder. Eine Förderschullehrerin sagte mir, dass sie eigentlich immer mehr nur das Sozialverhalten im Unterricht trainiert und immer weniger wirklich inhaltlich arbeitet. Auch das fällt mir an meiner Grundschule auf.


    Ich habe im pädagogischen Klima der Leistungsgesellschaft studiert, ebenso mein Abitur abgelegt und da wurde neben der Lernzielorientierung stark auch auf individuelle Kompetenzentwicklungen bei den SuS geachtet. Teilweise fällt mir das gerade auf die Füße, denn wenn etwas in einer Klasse eskaliert (ob nun durch psychische Krankheitsbilder entstanden oder nicht), kann ich nicht mehr völlig engstirnig nur auf die Wissensvermittlung gehen, um im Stoffverteilungsplan zu bleiben und das versuche ich verzweifelt seit diesem Jahr und es erscheint mir zunehmend falsch.

    Mich verunsichert eher die Tatsache, dass ich als Neuling im Kollegium mit der Problematik stark konfrontiert bin und mich oftmals hilflos im Unterricht vor den Schülern derzeit fühle genau wegen dieser Thematik.


    Ich denke für mich persönlich ist es derzeit keine Lösung, nun für jede erdenkliche Klasse, die ich unterrichte, von jedem auffälligen Schüler die Akte zu lesen.


    Ich bin derzeit eher als Fachlehrer in meiner Schule eingesetzt und vertrete ca.30% meines Stundendeputats. Die personellen Bedingungen sind derzeit in diesem Bundesland sehr gut, was das angeht. Es kann bei kleineren Klassengrößen sogar eine Lehrerdoppelbesetzung an der Schule umgesetzt werden.


    Dennoch entwicken sich zunehmend in mir Fragen.


    Hier gab es sehr gute Kommentare, denen ich zustimme. Ich empfinde auch so, dass externe Hilfseinrichtungen schlecht bis wenig mit der schulischen Institution kooperieren. Ich kriege das im Lehrerzimmer bisher glücklicherweise nur zwischen Tür und Angel mit, dass sich über zu spät kommende Fahrdienste, mangelnde Elternkooperation u.s.w. beschwert wird seitens der Lehrerschaft und der Schulleitung und das bringt mich ziemlich zum Grübeln.

    Schade, dass ich nichts zur Sek. 1 in dieser Frage beisteuern kann.


    Ich bin seit diesem Jahr wieder an der Grundschule im Schuldienst tätig und finde hier sehr veränderte Bedingungen vor, was diese Frage betrifft. Die Grundschüler in meiner Grundschule haben teilweise große Probleme, die sehr unterschiedlich geartet sind.


    Ich finde in den Klassen die Kinder mit den sogenannten Hyperaktivitätsstörungen, die Kinder mit den sozial-emotionalen Förderbedarfen und die Kinder, die inklusiv an der Regelschule beschult werden, obwohl sie ganz eindeutig eine irreversible Einschränkung haben.


    Tiefer oder treffender kann ich das alles noch nicht beschreiben. Ich jedenfalls finde, dass im Bereich psychischer Erkrankung definitiv noch genauer diagnostiziert und der Grundschule besser kommuniziert werden sollte, wie mit vielen Kindern aus pädagogischer Sicht umzugehen ist, um sinnlose Alltagseklats zu vermeiden

    Hallo Viollina,


    ich weiß nicht wie das in Bayern ist (und soweit mein Buschfunkwissen noch einigermaßen aktuell ist, sind in Bayern Kinderbetreuungsplätze mehr als rar), aber hier in Berlin wurde mir bereits in einer Sozialberatungsstelle die Möglichkeit als Frau mit großem Kinderwunsch offeriert, dass man bis zu drei Jahre (nach Elternzeit, wobei ich dir dabei dann das Elterngeld plus Modell ans Herz legen würde...) Kindererziehungszeit (eben nach spätestens 24 Lebensmonaten des Kindes enden die Elterngeld plus Monate) beantragen kann, wobei es da wirklich möglich sein müsste, den Beamtenstatus zu behalten!


    Ich hoffe, dass ich dir etwas helfen konnte. Wenn du tiefgehendere Fragen dazu hast, kannst du mich gern persönlich anschreiben.


    Liebe Grüße von Exodus

    hallo liebes schnitzelchen89!


    ich bin übrigens Exodus, habe mein Ref zum 30.11.2016 abgebrochen und werde höchstwahrscheinlich am 01.03.2017 als in Berlin Geborene und nie Rausgekommene nach Leipzig ziehen und da nochmal Ref probieren, weiß noch nich ob ich Mittelschule oder Grundschule nehmen soll.


    Kannst du mir einen Tipp geben?


    Wie stehst du eigentlich zum Beamtenstatus? Welches deiner zwei Fächer unterrichtest du warum in welcher Altersstufe am liebsten?


    Dein Exodus

    Zitat von schnitzelchen89

    Wurstlappen,



    das ist die Vorstellungsecke. Vielleicht bist du verrutscht?

    So wird das bei mir angezeigt...


    und es wirkt auf mich schon auch leicht absurd


    moment, muss fragen, wie ich einen screenshot mache

    super, ich kann irgendwie die trollnachricht noch lesen oder hat sich schnitzelchen89 etwa selbst als wurstlappen bezeichnet? das fänd ich ja echt herrlich, wenn jemand soviel selbsthumor besäße.


    this made my evening - thank you for surfing on lehrerforen.de :P

    Liebe Piksieben,


    es tut mir ziemlich weh, von dir zu lesen, dass ich erst mit Ankunft meines Kindes erkenne, dass ich Verantwortung trage. Wie möchtest du die Sätze des zweiten Absatzes verstanden wissen? Das liest sich für mich sehr appellierend, so als ob ich nicht verstünde, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen und das empfinde ich als anmaßend und falsch. Denn das stimmt auch einfach nicht. Da zieht sich alles bei mir zusammen, wenn ich sowas lese. Ja, ich werde Kompromisse machen müssen. Auch das ist mir bewusst und ich mache doch bereits viele Kompromisse für meinen Partner und mein Kind.


    Wenn es dir hilft, mich als verkopft zu bezeichnen, dann stimme ich gerne zu, und wenn du dann auf eine intuitive Bauchentscheidung von mir appellierst, kannst du das gerne tun, aber das hilft mir leider nicht weiter -.- Ich denke, du hast meine Persönlichkeit gut erkannt. Ich habe hier ja auch nicht versucht, etwas zu verstecken.


    Derzeit is der Stand so, dass ich mich entscheiden kann, ob ich mich für Mittelschule oder Grundschule in Sachsen bewerben will. Die Bewerbung muss bis spätestens 25.02.2017 für das kommende Schuljahr abgeschickt sein und bisher schlägt mein verkopftes Pendel eher in Richtung Mittelschule aus. Gleichzeitig zweifle ich aber schon jetzt wieder daran, ob das richtig ist.


    Meine Belastbarkeit stufe ich als sehr gering ein, weil ich ja wie bereits beschrieben immer noch nicht über die negativen beruflichen Erfahrungen hinweg bin und deshalb Äußerungen tätige, dass ich der Berufswelt gleich ganz abtrünnig werden will :( Außerdem bin ich auch in meiner Elternzeit eingerostet. Du kannst mich auch gern als Phlegmatiker bezeichnen, wenn dir das hilft :D


    Weißt du, spätestens jetzt kommt meist der Moment, in dem mir Leute im Leben schon gesagt haben: "Ach Gottchen, so sind Sie wieder diese Künstler: so sensibel." (*hüstl, verklärt, aber auch leicht abfällig guckend) Und auch da kann ich leider nur sagen, was mich betrifft: "Das stimmt leider." Und ich sehe mich noch nicht mal als richtigen Künstler an! Ich mach´gern irgendwie kreatives Zeug, aber das bringt kein Geld ein. Zumindest was das angeht, bin ich schon mal pragmatisch genug. Ich arbeite gerne auf ein konkretes Ziel hin, wenn aber das Ziel "Künstlerdasein" von der Bauchentscheidung her sich als so unrentabel gestaltet, werde ich schnell faul.

    Ich reihe mich in den Reigen der Gratulanten und Danksager ein und bin froh, diesen Thread gelesen zu haben.


    Letztlich bestätigen hier getätigte Aussagen meine Wahrnehmungen aus den zugegebenermaßen wenigen Refmonaten, die ich erlebt habe.


    Insofern formiert sich mittlerweile doch ein sehr sehr klares Bild wie ich in Zukunft verfahren werde.


    DANKE @Bolzbold und auch @Schantalle und auch @Piksieben (Ich weiß, falscher Thread, aber es ist nie falsch einmal zu oft danke gesagt zu haben) :victory:

Werbung