Vielleicht reden wir insofern aneinander vorbei, als dass manche sich hier selbst einen Schuh anziehen, die ich gar nicht meinte. Auch bei dir hört es sich so an, als würdest du bzw. würde eure Schule einen (sehr erfolgreichen) Weg zur Inklusion finden, wenn du alle Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf ohne große Probleme inkludierst.
Deswegen betonte ich mehrfach, dass sich meine Kritik am Anfang auf generelle Wünsche nach Separation (auch abseits von Inklusion) und Vorurteile gegenüber inklusivem Unterricht bezog:
a) Eltern müssten eine Art berechtigtes Anrecht darauf haben, ihre Kinder von Schulen mit schlechtem Sozialindex oder inklusiven Schulen fernzuhalten.
b) Inklusiver Unterricht führe zu Chaos im Klassenraum.
Daraufhin habe ich kritisch gefragt, ob diese Haltungen das professionelle Handeln nicht negativ beeinflussen.
Es gab und gibt dann mehrere andere Lehrkräfte hier, wie sich in der Diskussion zeigte, die zwei weitere falsche Annahmen haben:
c) Inklusion sei auch mit unserem Förderschulsystem menschenrechtskonform.
d) Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf würden an Förderschulen besser gefördert.
Beides stimmt nachweisbar nicht.
Auch dein Beitrag bestätigt am Ende meinen Eindruck und meine These, dass
e) manche Lehrkräfte insofern eine ungesunde Haltung haben, als dass sie bei Inklusion oft das halbleere Glas sehen, obwohl auch in diesem Thread einige Lehrkräfte von einigen Erfolgsfällen der Inklusion berichten.
Dass es bereits vor der Einführung von Inklusion negative Haltungen und falsche Annahmen ihr gegenüber gab, ist mEn nicht zu bestreiten. Manche haben dann negative Erfahrungen gemacht, die zu einer negativen Haltung gegenüber Inklusion führen. Das habe ich schon verstanden und kann ich ebenso nachvollziehen wie den Frust über die Bedingungen, die dazu führten. Die Bedingungen können wir nicht ändern, aber das sollte nicht zu einer erlernten Hilflosigkeit führen.
Man muss sich also reflektieren, damit diese negativen Haltungen nicht zu einer self-fulfilling prophecy werden, bei der man eigene Erfolge und auch Lösungsmöglichkeiten und Handlungsspielräume nicht wahrnimmt.
Selbstwirksamkeit ist wichtig für die eigene Gesundheit, insofern führen solche Haltungen eben auch zu einer höheren Belastungswahrnehmung und psychischer Belastung.