Beiträge von Paul89

    Hallo zusammen, ich bedanke mich für eure vielfältigen Anregungen und Impulse. Ich habe heute meine Immatrikulationsunterlagen weggeschickt und es ist im Endeffekt das Lehramt an Berufskollegs in der Fachrichtung Sozialpädagogik mit Psychologie als Unterrichtsfach geworden. Ich habe in der Erzieherausbildung schon bemerkt, dass ich ein ziemlich theoretischer und eher introvertierter Mensch bin und damit bin ich wohl in der Erwachsenenbildung besser beraten als in der Primarstufe, welche ja noch sehr von extrinsischer Motivation lebt und dass man die Dinge in der kindlichen Entwicklung greifbar macht, da liegen mir theoretische Denkmodelle um einiges besser.


    Zum Thema Psychologie (ganz ohne einen Rechtfertigungsdrang zu verspüren, ich bin froh mit euch darüber in den Dialog gekommen zu sein): Psychologie war schon immer meine Leidenschaft, welche ich nun eeendlich studieren darf und das kombiniere ich einfach mit einer permanenten, beruflichen Mangelrichtung wie Sozialpädagogik und Berufspädagogik. Es gibt eine handvoll Berufskollegs in NRW, die das berufliche Gymnasium Gesundheit mit Psychologie als Unterrichts- und Abiturprüfungsfach anbieten und dahingehend immer mal wieder eine Psychostelle ausschreiben und manchmal sogar Psycho in Kombination mit SozPäd bevorzugt einstellen. Ich beobachte gelegentlich die Stellenausschreibungen bei LEO NRW und aktuell ist genau diese Kombination mit Option für den Seiteneinsteig wieder drin, da es einfach keine Bewerber mit der passenden Fächerkombination gibt. Ferner steht Psychologie auch in der Stundentafel der FOS Soziales/Gesundheit und bspw. in den Fachschulen der Heilpädagogik und der Pflegeberufe. An meiner ehemaligen Schule waren gleich zwei Lehrerinnen mit der Kombi SozPäd/Psycho und beide wurden verbeamtet.


    Wie angedeutet sind jedoch meine Chancen verbeamtet zu werden nicht die allerbesten, weswegen ich mich schon mental darauf einstelle später als Angestellter im öffentlichen Dienst nach TV-L zu arbeiten oder auf Schulen kirchlicher Trägerschaft auszuweichen oder mich neben NRW auch in Niedersachsen inkl. Bremen und Hamburg zu bewerben. Dort werden auch überall Quereinsteiger in der Fachrichtung Sozialpädagogik gesucht, was einfach für die Nachfrage dieser Disziplin spricht und ich habe es ja bis dahin entsprechend mit Berufspädagogik auf Lehramt studiert und zähle daher als Regelbewerber und nichtmals als Quereinsteiger. Darüber hinaus wären für mich nur Wirtschaft/Politik oder Biologie als Nebenfächer von Interesse, welche leider in Dortmund nicht angeboten werden. Deutsch oder Englisch kommen für mich wie beschrieben nicht in Frage, da ich weder Interesse an Literatur habe noch daran mir verschleierte Doppelkorrekturfächer aufzubrummen. In Anbetracht meiner Situation mit nicht allzu hohen Erwartungen an die Beamtenlaufbahn ranzugehen + der Flexibilität auch nach Niedersachsen oder an Ersatzschulen auszuweichen + der Nachfrage der beruflichen Fachrichtung SozPäd bin ich da zuversichtlich, dass ich mir da schon mit Psychologie nicht selbst das Genick brechen werde. Jedenfalls danke ich euch allen für das Gespräch und verbleibe mit noch erholsamen Restferien!

    Hallo zusammen,


    ich habe dieses Jahr mein Abitur über den zweiten Bildungsweg bestanden und mittlerweile meine beiden Wunschstudienplätze in Dortmund erhalten.


    Nun tue ich mich allerdings mit der Entscheidung schwer, da es ja auch wirklich zwei grundlegend unterschiedliche Disziplinen sind und ich hoffe bei euch vielleicht die ein oder andere Anregung zu erhalten, die ich bei meiner Entscheidungsfindung noch nicht bedacht habe.


    Vorweg bin ich familiär an die Bundesländer NRW und Niedersachsen (+Bremen und Hamburg) gebunden, weswegen eine Flexibilität in den Osten oder Süden nicht gegeben ist. Zudem habe ich zwei chronische Wehwehchen, wodurch mir wahrscheinlich eine Verbeamtung erschwert bzw. unmöglich gemacht wird. Aber nun zum hauptsächlichen Thema.


    Die Vorteile an Grundschulen:
    - wenn man gerne mit Kindern arbeitet, dann stellt man in der Grundschule die Weichen für den weiteren Berufs- und Lebensweg, was durchaus ein sehr befriedigendes Gefühl ist
    - bei vielen Grundschülern ist noch kein Lehrerfeindbild vorhanden und sie gehen gerne zur Schule
    - es gibt zwar keine offiziellen Männerquoten, jedoch reißen sich meiner Erfahrung nach Grundschulen um männliche Kollegen, was ein Bonus bei der Bewerbung sein kann?


    Die Nachteile an Grundschulen:
    - bei keiner Verbeamtung ein Gehalt in der Stufe E11 (Netto: 1909.72 €), was nach 5 Jahren Studium + 1,5 Jahren Ref eher mickrig ist
    - sehr heterogene Klassen, die Inklusion überfordert das gesamte Schulsystem und vieles davon prallt an den Grundschulen ab und die Arbeit wirkt sich unter diesen Umständen weder zufriedenstellend noch positiv für die eigene Gesundheit auf Dauer aus (vielleicht irre ich mich ja?)
    - die Elternarbeit kann ziemlich anstrengend werden, wenn Eltern einerseits ihre Erziehungsverantwortung auf die Schule übertragen, aber den Kindern andererseits abends einreden, dass sie sich nichts von den Lehrern sagen lassen sollen und wie Helikoptereltern alles an unserem Lehrerhandeln kontrollieren möchten
    - Mein Unterrichtsfach wäre Sachunterricht, also nichts besonderes wie Musik oder Sport. Wird es damit wohl schwieriger sein an eine gute Schule zu kommen?



    Die Vorteile an Berufsschulen:
    - Die Fachrichtung Sozialpädagogik gehört laut meinen ehemaligen Berufsschullehrern und den Einstellungsprognosen in NRW + Niedersachsen zu den Fachrichtungen, die auch in Zukunft sehr gefragt sein werden
    - falls es zum Angestelltenverhältnis kommen sollte, dann würde ich E13 anstatt E11 bekommen
    - es gibt eine theoretische Distanz zum Inklusionschaos im Sozial- und Erziehungswesen. An der Berufsschule bildet man Erzieher dafür aus mit der Inklusion in KiTas und Schulen zu arbeiten und zurecht zu kommen, aber man selbst hat als Ausbildungslehrkraft nicht direkt etwas damit zu tun, da Schüler mit emotional-sozialem Förderschwerpunkt Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen kaum ergreifen, sondern eher dazu tendieren ins Handwerk gehen.


    Die Nachteile an Berufsschulen:
    - Mein Zweitfach wäre Psychologie. Dieses Fach existiert in NRW, aber nicht in Niedersachsen, weswegen mir die Anstellung möglicherweise verwehrt werden könnte? Ein Fach wie bspw. Deutsch möchte ich nicht wählen, da mich der Korrekturaufwand in der Sek II abschreckt und ich auch keine Begeistung für Literatur empfinde. Naturwissenschaften und Theologie kommen als Kompromiss nicht in Frage.
    - Man steht als männliche Theorielehrkraft oftmals vor Klassen mit 80-100% Frauenanteil (ich war am Ende der Erzieherausbildung der einzige Mann in meinem Jahrgang). Das stelle ich mir ähnlich anstrengend und herausfordernd vor wie als weibliche Lehrkraft jahrzehntelang Technikerklassen voller Kerle zu unterrichten.
    - Darüber hinaus fließen in die Sozialpädagogik neben den Erziehungswissenschaften mittlerweile auch Gender Studies und Migrationspolitik mit ein, was ich bereits in meinem Privatleben als sehr mühseelige Themen empfinde, welche ich nicht auch noch studieren und erst recht nicht später darüber Diskussionen mit heranwachsenden Schülern leiten möchte (eventuell eine Fehleinschätzung der beruflichen Fachrichtung SozPäd?)


    Ich bin mir darüber bewusst, dass mir hier niemand diese Entscheidung abnehmen können wird, aber vielleicht hat jemand ja einen Einwand auf einen meiner Punkte oder weitere Anregungen und Impulse?


    Vielen Dank für's Lesen und ich wünsche ein schönes Wochenende.

Werbung