Bei uns ist die Empfehlung über den Notenschnitt geregelt.
Aber:
Man schaut sich im Hinblick auf die weiterführenden Schulen neben den erreichten Noten die Arbeitshaltung und die Auffassungsgabe an.
Es kommt auch darauf an, ob gute Noten nur mit sehr viel Fleiß und evtl. Druck erreicht wurden - das Verständnis aber an eine Grenze kommt oder ob das einigermaßen locker und selbstständig ging.
Wenn Ersteres der Fall ist, spreche ich die Problematik den Eltern gegenüber schon an.
Ich habe schon solche Fälle, wo Eltern Schulen für ihre Kinder wählen, die eine Nummer zu groß sind. Ich kann mich noch an eine Mutter erinnern, wo ich eher zur Realschule geraten habe, das Kind aber auf das Gymnasium ging, weil es den Schnitt erreicht hatte. Das Kind "versprach" den Eltern zu lernen.
Letztendlich wurde dieses Kind nach zwei Jahren direkt bis zur Mittelschule (Hauptschule) durchgereicht. Mit der Nummer zu groß war überhaupt nichts gewonnen, eher etwas verloren, nämlich das Selbstbewusstsein. Das Kind kann natürlich in Bayern über die Hauptschule wieder in weiterführende Schularten gehen, das ist bei uns kein Problem, wenn man die entsprechenden Leistungen zeigt.
Ein Gegenbeispiel: Ein Kind aus einer verarmten Familie. Die Mutter musste schauen, wie sie ihre Kinder durchbringt. Ich kann mich noch erinnern, wie die Mutter und ich versucht haben, in die Zukunft zu schauen, ob ihr Kind das Gymnasium alleine ohne Hilfe schaffen würde - die Mutter war deswegen zögerlich - das Kind war gut, aber kein Überflieger, ich sah eher eine gymnasiale Tendenz. Das Kind hat das Gymnasium geschafft trotz weiterer Schicksalsschläge in der Familie. Hätte das Kind eher eine Tendenz zur Realschule und eine "Kann- Vielleicht - Tendenz" zum Gymnasium gehabt, hätte ich unter dem erschwerenden Aspekt, dass das Kind alleine auf sich gestellt ist, vom Gymnasium abgeraten.
Was ich damit sagen will, man muss bei Beratungen alle Umstände schon mit einbeziehen. Die Schüler sollen sich auf einer Schule auch wohlfühlen, wo sie hingehen und nicht ständig am Limit sein.
Die Wahl der weiterführenden Schule muss nicht unbedingt die endgültige Wahl sein. Es gibt immer einmal wieder so "Zwischendrinfälle" (Notenschnitt knapp erreicht), wo eine Reihe Eltern und Kinder sagen - ich versuche es, wenn es nicht klappt, gehe ich "runter".
Als Viertklasslehrkraft kann man natürlich nur aufgrund der augenblicklichen Situation bzw. der Situation der Zeit, in der man das Kind hatte, eine Empfehlung aussprechen. In die Zukunft blicken kann keiner.