Diese Maßnahmen werden jedoch sicherlich nichts bringen, wenn nicht gleichzeitig eine Anpassung von Deputat und Besoldung an RS und Gym erfolgt. Warum sollte ich als Studienanfänger ein Lehramt wählen mit 4-5 Stunden mehr Deputat und gleichzeitiger Einguppierung in einer niedrigeren Besoldungsstufe? Darüber hinaus ohne Regelbeförderung (ohne Funktionsamt) wie an Gym und berufl. Schulen?
Wie Bayern seit 10-15 Jahren mit GS- und MS- Lehrern umgeht, ständig neue Arbeit aufhalst ohne zeitlichen Ausgleich zu schaffen, hat mit Fürsorgepflicht nichts mehr zu tun.
Gerade aktuelles Beispiel: Während RS und Gym statt eines Zwischenzeugnisses nur Notensammellisten austeilen, sind seit 2 Jahren an der MS 2-seitige Zwischenzeugnisse mit ausführlichen Wortgutachten Pflicht. Zeitausgleich: Fehlanzeige!
Du hast den Nagel auf dem Kopf getroffen!
Die Grundschulen werden schon seit dem alten 2000 Lehrplan, also vor ca. 20 Jahren mit diesen Berichten traktiert. Grundschulen haben immer die kleinste Lobby in den ganzen Interessenvertretungen.
In den Mittelschulen herrscht seit ca. 15- 20 Jahren ein ständiger Mangel, da traf es öfter die Grundschullehrer mit Abordnungen und Zwangsversetzungen.
Außerdem haben die Lehrerverbände, vor allem der BLLV massiv darauf aufmerksam gemacht, dass in diesen Jahren viele Lehrer in Pension gehen werden. Da hat man nicht entgegengesteuert, weil man immer noch der Annahme war, dass die Schülerzahl, wie vor ca. 5 Jahren in den Grundschulen zu merken, abnimmt.
Kurz vor der Flüchtlingskrise stiegen die Geburtenraten und kurz danach mussten Flüchtlingskinder beschult werden. Gleichzeitig wurden mehr Ganztagesklassen eingerichtet. Um das gut zu machen, brauchte man ab da mehr Personal. Erst seit wenigen Jahren muss man in Bayern das Staatsexamen in der Grundschule nicht mehr mit einer 1,... bestehen, um sofort übernommen werden. Innerhalb von 3-4 Jahren waren sämtliche Wartelisten abgeräumt und jeder, der die beiden Staatsexamen besteht, wird bis zu einem Schnitt von 3,5 in Grund- und Mittelschule übernommen.
Es stimmt: Vor ca. 15- 20 Jahren gab es schon einmal ein Arbeitszeitkonto, das danach wieder ausgeglichen wurde. Von daher denke ich, dass das passen wird.
Obwohl alles ärgerlich ist und von wenig Voraussicht zeigt, frage ich mich, was hätte man kurzfristig anders machen können um dem Lehrermangel zu begegnen.
Bei der Teilzeit geht es um die Antragsteilzeit ohne familiäre oder sonstige Gründe. Da musste man schon für dieses Schuljahr mindestens 21 Stunden machen. Nun muss man ab nächsten Schuljahr mindestens 24 Stunden unterrichten. Wer noch Kinder unter 18 hat, kann weiterhin weniger Stunden beantragen, diese Art von Reduzierung ist nicht betroffen. Das Sabbatjahr fällt weg und man kann auf Antrag frühestens mit 65 in den Ruhestand gehen. Die Altersermäßigung bleibt erhalten.
Wegen Stressreduktion haben viele in der Grundschule auch ohne familienpolitische Gründe diesen Antragsteilzeitantrag gestellt.
Ich denke, wer so kaputt ist, dass er die Vorgaben nicht mehr schafft, lässt sich eben krank schreiben. Ich bin einmal gespannt, ob die Maßnahmen wirklich zur Überbrückung helfen werden.
Vielleicht ist das Kultusministerium so schlau und entlastet uns einmal von Zusatzaufgaben: Konzepterstellung, ständig neue pädagogische Konzepte, Evaluation und Zielvogaben, Zeugnisberichte, Vorgaben der 22 Proben in D, M und HSU im 4. Schuljahr, Herunterfahren des Fortbildungszwangs....
Außerdem könnte man sich einmal überlegen, ob man das dreistündige Religion- und Ethikfach um eine Stunde kürzen kann. Selbst in Ba-Wü wird seit Jahr und Tag Religion nur 2stündig unterrichtet.
Die Qualifizierungsmaßnahmen von jungen Lehrern anderer Schularten finde ich gut. Allerdings bin ich dagegen, irgendwelche Seiteneinsteiger betreuen zu müssen, die fälschlicherweise meinen, dass Grundschule ein Spaziergang sei. Denn ich glaube einfach, dass dadurch viel Unruhe in das ganze Grundschulsetting hineingetragen wird und die gesamte Professionalität leidet. Die pädaogische und erziehliche Herausforderung in der Grundschule ist groß - diese muss professionell geleistet werden und ist nicht zu unterschätzen. Da unterrichte ich lieber eine Stunde mehr.
Um arbeitslose Lehrer anderer Schularten zu motivieren, muss erst einmal die Bezahlung gleichgestellt werden. Interessanterweise scheinen arbeitslose Gymnasiallehrer auch gerne an die Förderschulen zu gehen, obwohl die Herausforderung dort eine ganz andere ist als das, was sie ursprünglich studiert haben. Aber dort stimmt zumindest mit A13 die Eingangsbesoldung.