Hier meine "Maßnahmen" für die 3./4. Klassen:
Ich bin fest davon überzeugt, dass Hausaufgaben zur Vertiefung und Übung des Stoffes da sind und auch einmal um etwas vorzubereiten. Das vertrete ich im 1. Elternabend auch so. Wenn jemand die HA nicht machen konnte, reicht eine schriftliche Entschuldigung der Eltern und ich fordere die HA da nicht nach. Bei Krankheit ist sie auch keine Pflicht, empfehle aber den Eltern, das nachzuholen, was das Kind braucht, damit es im weiter gut mitkommt. Außerdem finde ich es nicht fair den Ganztagesklassen gegenüber, wenn die SuS der Halbtagesklassen die HA nicht machen. Die Ganztagesschüler sind deswegen bis 16 Uhr in der Schule. Das ist erst einmal die Grundlage.
1) Bewusstmachen der Hausaufgaben
In der 3. Klasse thematisiere ich 2-3 Unterrichtsstunden unter dem Aspekt "Lernen lernen" die Notwendigkeit der Hausaufgaben (Übung, Vertiefung) und wie man sie am besten macht (Ablauf usw.). Auf dieser Schiene finden auch manche Einzelgespräche (nicht belehrend!) mit den Kindern statt, die Probleme haben, regelmäßig die Hausaufgaben zu machen. Ich lasse mir den Aufschrieb im HA- Heft zeigen - manchmal haben sie es einfach nicht genau aufgeschrieben - , bespreche mit ihnen Abhaktechniken und Rituale, spreche mit ihnen über häusliche Störfaktoren (ich wollte schnell raus ...), zeige ihnen (und in Elterngesprächen) die Liste von fehlenden HA ( da erschrecken sie oft selbst). Außerdem ist bei manchen SuS bei den Lernentwicklungsgesprächen das Thema "Hausaufgaben". Da werden Ziele z.B. gesteckt und nach einem Monat überprüft, in wie weit die Ziele erreicht wurden und mit mir in den offenen Unterrichtsphasen besprochen.
2) Belohnung/Rückmeldung (übermittlender Stellenwert der HA)
Gerade am Anfang, wenn ich eine 3. Klasse übernehme, klappt es nicht so ganz mit dem System. Wenn es die Klasse einmal schafft, komplett die HA vollständig zu haben, dann gibt es eine Belohnung (Sticker, Fleißkärtchen). Die Belohnung ist aber nicht zwingend. Da ich alle HA anschaue, mal überfliegend oder genauer, bemühe ich mich um einen lobenden oder ermunternden Kommentar. Wenn es inhaltliche oder andere Probleme bei den HA gibt, rede ich wie über Schularbeiten in der offenen Phase mit dem Schüler.
3) Vergessen von Kleinigkeiten
Das Vergessen von Kleinigkeiten resultiert aus einer gewissen Oberflächlichkeit und des ungenauen Lesens der Arbeitsaufträge. Wenn es nur 5 min Arbeiten sind, machen das die Kinder in der ersten Phase des offenen Unterrichts, der immer morgens stattfindet, nach.
4) Unvollständigkeit /ganze HA vergessen
Meistens haben die Kids das nicht richtig aufgeschrieben oder nicht in ihr Aufgabenheft geschaut. Dann müssen sie mir eine Woche lang ihren Aufschrieb zeigen und ich zeichne es gegen. Fehlendes schreibe ich sowohl in das Heft, wo es fehlt (Hole S. ... Nr. nach, HA vom...) und ins Hausaufgabenheft. Wenn es dann den Tag später immer noch nicht da ist, muss es unterschrieben werden von den Eltern. Wenn die Unterschrift fehlt, schreibe ich eine Mail oder ich rufe an. Alternativ: Ich lasse die Kinder das immer dann nachholen, wenn wir etwas Angenehmes machen: Erzählkreis, Sport, große Pause.
Wenn Hausaufgaben öfter fehlen oder unvollständig sind, bestelle ich die Eltern meistens in die Sprechstunde und berede mit ihnen die HA- Situation.
5) Art der Hausaufgaben
Ich gebe nur solche Hausaufgaben auf, wo den Schülern klar ist, was zu tun ist.Wenn ich noch Unklarheiten befürchte, dann kläre ich dies im Vorab. Für heutige SuS ist leider fast nichts mehr selbstverständlich. Man muss alles einführen.
6) Was bringt nichts?
Die Eckenkarte und die Hausaufgabengutscheine hatte ich auch einmal. Eltern sahen die vielen Ha- Gutscheine gar nicht gerne, weil sie immer daheim einen Kampf hatten. Deswegen gibt es nur noch an Geburtstagen, an Weihnachten und an Ostern HA- Gutscheine. Die Eckenkarte (wer die HA vergessen hatte, dem wurde eine Ecke abgeschnitten, wer eine volle am Ende des Monats hatte, bekam einen HA- Gutschein). Die notorischen HA- Verweigerer habe ich damit nicht erreicht. Nacharbeiten am Nachmittag brachte bei notorischen Vergessern auch nichts auf die Dauer. Außerdem sehe ich nicht ein, dass ich den SuS damit noch eine extra Aufmerksamkeit beschere und ich halte das nicht für meine Aufgabe. Das ist für mich ein persönlicher Zeiträuber. Außerdem signalisiere ich damit Eltern und Schülern, dass ich angeblich für die Durchführung der HA verantwortlich bin. Bin ich nicht. Mein Arm reicht nicht bis ins Kinderzimmer oder den Küchentisch zuhause.
Ehrlich gesagt habe ich mit dem oben beschriebenen System keinen solchen großen Kampf. (Eher ein Kampf mit mir selbst, dass ich regelmäßig die HA nachkontrolliere.) Kleinigkeiten werden öfter einmal nicht gemacht, das ist aber auch kein Beinbruch, die sind schnell nachgeholt.Ich kontrolliere allerdings täglich die HA, d.h., sie werden eingesammelt - einmal nach einer gemeinsamen Kontrolle oder auch gleich morgens. Bei mir kontrollieren so schätzungsweise 1/3 der Eltern regelmäßig die Hausaufgaben. Wir haben ein normales kleinstädtisches Einzugsgebiet, bunt gemischt. Ich hatte selten notorische Vergesser in den letzten Jahren, vielleicht habe ich einfach Glück gehabt.
Ich habe alles etwas ausführlich aufgeschrieben. Vielleicht kannst du dir etwas herausziehen.