Tom arbeitet, so wie ich es einordne, in einer Stadt, die viel Geld in die Grundschulen gibt.
Es gibt Pool-Lösungen für I-Hilfen, Sozialpädagog:innen, Bufdis, die im Alltag wie auch bei Klassenfahrten zur Verfügung stehen. Für ihn scheint es ein Leichtes zu sein, ein Team für eine Klassenfahrt zusammenzustellen.
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Ach ja, der Nachsatz:
Verwirrend ist, wenn man äußert, dass man Verständnis hätte, dies dann aber doch nicht hat, wenn andere sich abgrenzen. Grundschulen in Niedersachsen haben keinen Anspruch auf I-Hilfen, auf Bufdis, auf Schulbegleitungen, das wird alles von anderen Trägern gestellt und von anderen entschieden. Sie haben auch keinen Anspruch auf 100% Unterrichtsversorgung. Ich finde verwirrend, dass man das in relativer regionaler Nähe nicht wahrnimmt.
Wir sind finanziell Mittelmaß. Nicht mehr und nicht weniger. Ich kenne mehrere Gemeinde, die deutlich mehr für ihre Schulen ausgeben. Es gibt aber auch Gemeinden, denen es deutlich schlechter gibt. Am Ende sind wir sicherlich alles andere als gut versorgt.
Eine Pool-Lösung für I-Hilfen ist schlecht. Da gibt es kein Pro. Statt 3 Helfer für drei Kinder, bekomme ich eine und jedes Kind nur 1/3-Anspruch. Dass aber alle drei Kinder in der ersten Stunde Bedarf haben, ist Pech. Dafür habe ich dann in der 5. Stunde eine I-Helferin, wo 2 Kinder bereits zu Hause sind und Kind 3 Sport hat. Davon abgesehen wird permanent versucht irgendwelche Ausfälle durch Hin- und Herschieben von Helfern zu kompensieren. Wenn Eltern Stress machen, bekommen Sie mehr Stunden dafür bekommen Kinder mit höheren Bedarf weniger Stunden, wenn die Eltern sich nicht so wehren (können). Ich habe einmal ein Kind mit einem Richter als Vater gehabt. Die Versorgung war ein Traum. Wenn ich könnte, würde ich sofort aus der Pool-Lösung aussteigen. Aber sie spart Geld.
Sozialpädagogen werden über das Land finanziert. Ich kenne die genauen Vorgaben nicht. Soweit ich weiß gibt es da aber auch das Kriterium Schulen mit schwierigen Klientel bevorzugt zu versorgen. Zu mindestens wurde uns das so gesagt. Sie werden jedenfalls landesweit eingesetzt. Solltet ihr hier einen besonderen Bedarf haben, ist es sicherlich sinnvoll sich an euren Dezernenten zu wenden.
Ein Bufdi kostet rund 4.500 € im Jahr. Das kann man aus dem Schuletat finanzieren. Ist halt die Frage, ob man ein paar PM-Stunden oder einen Bufdi nimmt. Statt zwei Betreuungsgruppen mit jeweils einer PM, mache ich dann eine riesige Gruppe mit einer PM und einem Bufdi. Wenn ihr einen Ganztag habt, könnt ihr Lehrerstunden kapitalisieren. Davon kann man auch einen Bufdi bezahlen. Wir bezahlen zwei Bufdis aus Landesmitteln. Die erhält jede Schule. Dazu gab es auch noch verschiedene Förderprogramme in den letzten Jahren. Es gibt auch kostenlose Praktikanten. Wir hatten schon Jahrespraktikanten, Sozialpädagogenpraktikanten, Da muss man natürlich sagen, dass man sie nur schwer bekommt. Auch bei den Bufdis gibt es bei uns einen Wettbewerb zwischen den Einsatzstellen. Entsprechend muss man sich natürlich bemühen. Werbung machen, Leute ansprechen, offen sein, ... Wir arbeiten z.B. auch intensiv mit den weiterführenden Schulen zusammen. Wir sprechen auch gezielt Leute an. Für Klassenfahrten finden wir aber immer Leute. Wir haben auch schon Schüler vom Gymnasium als Helfer zur einer Schulfahrt mitgenommen. Die dortige Schulleitung hat es sehr unterstützt, dass sich ihre Schüler an der Grundschule engagiert. Da ging es natürlich nicht um Aufsicht sondern sie sind als Schiedsrichter bei einer Sportfahrt mitgefahren.
Was mich an deiner Aussage echt stört, ist der letzte Satz. Schulhelfer und I-Kräfte sind bei uns das gleiche. Und selbstverständlich haben Schüler mit entsprechenden Einschränkungen darauf einen Anspruch. So etwas muss eine Schule wissen. Das sind Bundesgesetzes. Das gilt deutschlandweit. Sicherlich gibt es regional kleinere Unterschiede. Grenzfällen werden vielleicht von einem Sozialamt anders entschieden als von einem anderen. Zu vielen Fragen gibt es aber inzwischen Urteile. Betroffene Kinder haben einen Rechtsanspruch. Ohne wenn und aber. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es Kommunen gibt, die das anders sehen. Und wenn es Probleme gibt, gibt es auch Sozialverbände und notfalls können Eltern klagen. Auch die Ansprechpartner der Schulbehörde helfen dort. Es gibt doch regionale Beratungszentren für die Inklusion. Die unterstützen einen auch bei solchen Fragen. Es ist auch eine Aufgabe von Schulsozialarbeit Eltern dort zu unterstützen.
Wir haben übrigens auch wie wahrscheinlich alle Schulen in Niedersachsen keine 100% Unterrichtsversorgung. Uns fehlen auch fast 10%. Aber es hilft nichts. Und wenn man sich deswegen entscheidet keine Klassenfahrten zu machen, kann ich es verstehen. Aber Du/ihr solltet euch da wirklich einmal beraten lassen, was es für Unterstützungsmöglichkeiten gibt. Vielleicht liegt es auch an euerer Schulleitung. Aber dir scheint gar nicht bewusst zu sein, wie Schule aktuell unterstützt wird. Vieles läuft falsch, vieles ist schlecht. Aber gerade deswegen ist es so wichtig, dass wir wissen, wo wir Hilfe bekommen und welche Möglichkeiten wir haben. Und dann kann man sich überlegen, wie man mit den Ressourcen umgeht.
P.S.
In Niedersachsen sind Schulfahrten keine zusätzlichen Aufgaben. Sie gehören zum normalen Schulalltag. Einzelne Lehrkräfte mögen das als Urlaub oder Bonus wahrnehmen. Für das Land gehören sie aber zu den normalen Dienstgeschäften.