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Original von neleabels
Ich kann nur das wiederholen, was ich immer in solchen Kontexten sage - dass der Lehrerberuf so "besonders" sein soll, halte ich für eine ideologische Luftblase. [...] Nur für den Lehrerberuf muss man anscheinend schon im Vorschulalter "brennen", ansonsten ist man per definitionem ungeeignet.
Es ist keine ideologische Luftblase sondern hat ganz handfeste finanzpolitische und wirtschaftliche Interessen:
Wenn man (durch geeignete "Wissenschaftler" sanktioniert) behauptet, Lehrer und Lehrerinnen müssten "brennen" und ein Großteil der Lehrer sei unfähig / ungeeignet / falsch im Beruf, gibt man Verantwortung ab:
Nicht die Bildungspolitik mit ihrer falschen Prioritätensetzung, der Staat mit seiner chronischen Unterfinanzierung des Bildungssystems, die schlechten Arbeitsbedingungen oder der Zustand der Schulgebäude ist (Mit-)Schuld an den Problemen im Bildungssystem, sondern der einzelne Lehrer, die einzelne Lehrerin höchtspersönlich ist Schuld. Umgangssprachlich sind wir die Sündenböcke für Versagen auf diversen Systemebenen (Politik im Allgemeinen, Bildungspolitik im Speziellen, aber auch Finanzpolitik oder falsche gesellschaftliche Prioritäten).
Verräterisch in diesem Zusammenhang z.B. die folgenden Aussage von Ute Erdsiek-Rave (SPD-Bildungsministerin von Schleswig-Holstein) anlässlich eines Besuchs in Schottland und der Besichtigung des schottischen Schulsystems, das als vorbildlich gilt:
Zitat
Nicht mehr als 18 Schüler pro Klasse sind das Ziel, noch sitzen bis zu 30 Schüler im Unterricht. Erdsiek-Rave ist skeptisch, dass die Pläne finanzierbar sind. "Zudem gibt es Stimmen, die sagen, dass man mehr in die Fortbildung der Lehrer investieren muss als in die Reduzierung der Klassengröße. Es kommt auf die Qualität des Unterrichts an", so die Ministerin.
http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/06/947998.html
Es geht immer nur darum, die billigste Lösung zu finden. Und wenn wir Lehrer und Lehrerinnen dieses Spiel mitmachen, werden sie uns immer weiter ausquetschen und an die Grenzen unserer Belastbarkeit und darüber hinaus drängen.
Man will nicht mehr Geld für das Bildungssystem ausgeben. In einer Zeit in der Dutzende von Milliarden für Banken (IKB, diverse Landesbanken, Hypo Real Estate, wer ist die Nächste ?), die sich an den Kapitalmärkten "verzockt" haben, aus dem Ärmel geschüttelt werden, ist das ein Witz, und das Dauer-Mantra "es ist kein Geld da" und wir müssen "den Gürtel enger schnallen" und insbesondere "die Beamten sollen sich nicht so anstellen" sind absolut unglaubwürdig. Es liegt an uns, ob wir uns weiter verar... lassen wollen oder nicht. Da hilft auch das x-te binnendifferenzieret Arbeitsblatt oder die nächste PISA-Runde nicht weiter.
Ich vermute immer noch, das Endziel ist, das öffentliche Schulsystem herunterzuwirtschaften, um dann die Privatisierung desselben voranzutreiben. Der Golden State in God's Own Country macht es ja vor, mit Arnie an der Spitze.
Gruß !