Die Schülerzusammensetzung erschien mir heterogen, die Ausstattung, zum Beispiel mit Tablets für Schüler, gut.
Die Schule wurde als Brennpunktschule betitelt, sah jedoch nicht so aus.
"Auf engem Raum werden in der Gebrüder-Grimm-Schule rund220 Kinder unterrichtet, knapp die Hälfte von ihnen erhaltenLeistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, mehr als 100 habenMigrationshintergrund. Etwa jedes zehnte Kind hatsonderpädagogischen Förderbedarf." (Quelle)
An meiner letzten Schule lagen wir in allen drei Punkten (besonders im ersten und letzten) über der Preisträgerschule und waren in der "leichteren Brennpunktkategorie".
Daher war meine erste Reaktion: "Ach, geht ja noch."
Dort klingt das vielmehr nach wohlgewähltem Wochenplanunterricht (auch wenn er anders heißt) und Intensivkursen in denen die Basiskompetenzen trainiert werden (Rechtschreibung, Blitzrechnen, strategisch Rechnen).
Auf der Website ist dann von einer Projektepoche in einem begrenzten Zeitraum die Rede. Insgesamt macht die Schule den Eindruck als hätte sie eine Mischung aus Wochenplan-, gezieltem Kurs- und Projektunterricht gewählt.
Was mich am Artikel extrem gestört hat, war der Satz "So hat er sich gegen das an Grundschulen übliche Team-Teaching entschieden, bei dem zwei Lehrer gemeinsam eine Klasse unterrichten, " und ich dachte nur - schön wär´s!! Der Schulleiter hat "multiprofessionelle Teams" geschaffen, die scheinbar auch tatsächlich im gedachten Sinne zusammenarbeiten können. Das ist leider etwas, da sind die meisten Schule außen vor, da die entsprechenden Leute gar nicht vorhanden sind.
Die Schule wirkt auf mich, als hätte sie viele Dinge, die als wirksam bekannt sind, einfach gut umgesetzt. Klare Zielvorgaben für die Schüler, individuelles Feedback und viel Beziehungsarbeit. Na, dann soll die Schule als gutes Beispiel dienen. Ist doch schön.
Mich interessiert, wie die Schule in einigen Jahren dasteht. Im Moment ist alles gut und schick und neu, aber ob auch im nächsten Schuljahr und in fünf Jahren noch so tolle Epochenprojekte stattfinden wird sich zeigen. Ob die Personalsituation so bleibt oder das Ganze der Personalpolitik sei Dank zusammenschrumpft muss sich ebenfalls zeigen. Ob sich das viele Lob und die Lobbriefe abnutzen oder noch so wirken, muss sich auch zeigen.
Lassen wir mal die Kirche im Dorf, die Epoche in der Projektwoche und schau´n mer mal.
Das sehe ich in allen Punkten ähnlich.
Grundlagenkurse konnte ich auch herauslesen. Ohne Grundlagenkurse und mit "Jeder wie er will" könnten keine guten Leistungen bei Lernstandstests erzielt werden.
Projektunterricht finde ich prinzipiell nicht schlecht, wenn die Ressourcen (räumlich, personell) und der Wunsch vorhanden sind, das umzusetzen (von Erwachsenenseite) und zu nutzen (von Schülerseite aus, mir würden mehrere Klassen meiner ehemaligen Schule einfallen, die bei derartigem Betrieb für unregulierbares Chaos gesorgt hätten).
Multiprofessionelle Teams: Gab es an meiner ehemaligen Schule. Bedeutete leider auch, dass man wesentlich mehr Zeit investieren musste und nur mit Wasser gekocht wurde. Man bekam Ratschläge, die schon probiert worden waren und nicht funktioniert hatten oder die eigentlich selbstverständlich waren. Im schlimmsten Fall waren die Leute in mehreren multiprofessionellen Teams. Unsere Sozialarbeiterin war anfangs sehr hilfreich, kam aber irgendwann nicht mehr in meine Klasse, weil sie zu viel zu tun hatte (u.a. zu viele Teambesprechungen) und ich meine Klasse aus ihrer Sicht im Griff hatte. Dass die dann bei Fachlehrern ausgetickt sind und dem anderen Sozialarbeiter erzählt haben, dass ich niemals mit ihnen über Probleme reden würde (1 Stunde Klassenrat, dazu ein bis zwei Deutsch- oder Musikstunden zum Besprechen anderer Probleme pro Woche), interessierte nicht.
Hinzu kam, dass wir ständig irgendwelche Nachmittagssitzungen hatten, wegen dieser Schulentwicklungssachen, die von der Bosch-Stiftung gefordert wurden. Man saß da rum, es sollte eine Erleichterung sein, aber am Ende waren 90% der Zeit verschwendet und der Aufwand für die Unterrichtsvorbereitung war höher, da wir ja Methoden der Schulentwicklungsaufgaben umsetzen mussten und es Kontrolllisten gab, die zu führen waren.
Irgendwie waren alle überlastet. Ich glaube nicht, dass meine ehemalige Schule einen Schulpreis gewinnt, aber ich glaube, unsere Leitung hätte das gerne so gehabt.
Ich denke, es kommt immer auch drauf an, wie gut alle an einem Strang ziehen und wie viel Sinn für die praktische und effiziente Umsetzung in Kollegium und Leitung steckt.
Darüber, wie die Schulen nach einigen Jahren dastehen, erfährt man ja leider dann nichts mehr. Das würde mich auch interessieren.
Nachtrag: Was man nicht vergessen darf ist, dass viele Schulen, die einen Schulpreis erhalten, eine mehrjährige (teilweise 25jährige) Entwicklung hinter sich haben, bis sie auf dem Stand sind, der einem dann als Vorbild gezeigt wird.