Beiträge von Conni

    Grundschule halt. Da ist es schon ein Wunder, wenn jemand mal wenigstens einen Telefonvermerk in die Akte heftet. ich glaube, dass viele es auch nicht mehr machen, weil die Sekretärin (!!!) beim Übergang an die weiterführende Schule, alles derartiges aus den Akten entnimmt und sie denkt, dass das so gemacht werden muss. Die alten Kollegen haben das so übernommen und wenn die Jungen was sagen, haben die keine Ahnung. Jaja ich weiß, Umsetzungsantrag. Ich bin aber innerlich noch nicht so weit, weil ich noch Hoffnung habe. Aber ich bin so weit, mir eine innerliche Deadline gesetzt zu haben.

    Aus eigener Erfahrung: Dringend Deadline! Eventuell Coach mit Erfahrung mit Lehrern suchen. Ich habe viel zu lange Hoffnung gehabt. Ich habe den 1. Antrag zu spät gestellt, danach keinen 2., weil meine SL mir einen Wunsch erfüllte, im Jahr darauf einen, weil ich Hoffnung hatte, jetzt muss ich es an meiner Schule noch länger aushalten, obwohl ich mich mit ihr absolut nicht mehr identifizieren kann, die Motivation ist im Keller und ich bekomme Sinnlosigkeitsgefühle beim pädagogischen Handeln.
    Oberflächlich betrachtet ist es gut, aber die darunter liegenden, auf den ersten Blick nicht sichtbaren Grundstrukturen im kollegialen Umgang, in der Transparenz und Orientierung und in der Art der Arbeit haben sich trotz hoher Fluktuation nicht wirklich geändert, im Moment wird es rapide schlechter. Ich ärgere mich, dass ich damals nicht bei den Anträgen geblieben bin.

    Den Termin habe ich mir schon notiert, weiß aber nicht, ob ich mich tatsächlich traue. (Referendariats"trauma" und so...). Es ist übrigens wirklich bezeichnend, dass sie sich das bei älteren Kollegen nicht erlauben.
    Wer bezahlt denn dort zufällig am Copyshop? Es geht um Grundschüler!

    Entschuldige bitte, aber wie lange willst du das aushalten? Bis die Umsetzung genehmigt wird, kann es 3 Jahre dauern.

    Ich schließe mich Seph hier an. Jedes kleine Detail dokumentieren, auch Zitate, wenn sie beleidigend sind. Jedes Telefonat als Mini-Protokoll in der Schülerakte dokumentieren.
    Die Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen nacheinander durchführen. Es kann sein, dass es zu oft einen "Tadel" gab und nie etwas Schlimmeres folgte.

    Die Schulleitung regelmäßig ansprechen wegen der Probleme, damit sie mitbekommt, dass nicht alles gut läuft - bitte von verschiedenen Seiten. Man könnte ja auch "Pubertät, über die Ferien offenbar deutlich schlimmer geworden" anführen, wenn es mal wieder um die Aktenlage geht. (Jeder vernünftige und klar denkende SL kennt im Übrigen seine "Pappenheimer" unter den Kollegen oder weiß zumindest, dass es möglich ist, Akten unvollständig zu führen oder Probleme zu "deckeln", die dann bei Folgelehrern eskalieren.)
    Möglicherweise regelmäßig Klassenkonferenzen mit Elternvertretern, Schülersprechern und Schulleitung sowie abwechselnd den Jungen und deren Eltern - falls es euch sinnvoll erscheint.
    Manchmal kann es sinnvoll sein, die Eltern zu nerven. Wir haben jedes Jahr ca. 2 auffällige Schüler, die die Schule verlassen, weil ihre Eltern finden, dass das Kind lieb und brav ist und ungerechterweise die Schule ständig anruft und nervt. Klar, die Kinder nehmen die Probleme mit und es ist nicht besonders pädagogisch - aber an der anderen Schule sind vielleicht nur 2 Chaoten in der Klasse und bei euch dann einer weniger - denn die restlichen 20 gehen ja so, wie du es beschreibst, unter.

    Ihr könntet - wenn SL sich weiter taub stellt - Überlastungsanzeigen stellen (Infos beim Personalrat). Wenn man das alleine macht, kann es auf einen selber schnell mal zurückfallen. Wenn sich aber mehrere Fachlehrer zusammenfinden würden, wäre es wirkungsvoller - alle gleichzeitig. Kopie an Personalrat schicken. In die Überlastungsanzeige schreibt ihr, welche negativen Folgen auftreten könnten - für euch, für die Klasse. Der SL muss daraufhin seine Fürsorgepflicht wahrnehmen und reagieren. Es muss dann ein Gespräch mit konkret in einem Protokoll festgehaltenen Maßnahmen geführt werden und da könnt ihr einen Personalrat einladen.
    In meinem Bezirk gibt es demnächst eine Personalversammlung zum Thema "Gewalt an unseren Schulen". Ich weiß nicht, ob es dort neue Erkenntnisse gibt und es diese bei euch auch gibt, aber bei Personalversammlungen kann man Kontakt zu Personalräten aufnehmen.

    Der Sozialarbeiter muss eingreifen, das ist sein Job, egal ob er überfordert ist, vielleicht mit 3 Wochen Wartezeit, aber es ist einfach seine Aufgabe. Die Kinder sind nächstes Jahr 6. und im Übergangsjahr wird meiner bisherigen Erfahrung nach alles eher schlimmer. Bei uns gibt es aufgrund der hohen Arbeitsbelastung von Schulsozialarbeit Formulare, mit denen man ein Kind oder eine Klasse dort "anmelden" kann. Man muss das Problem kurz beschreiben und eine Idee, wobei Schulsozialarbeit helfen könnte. Geht auch wirklich kurz. Vielleicht macht ihr die Anfragen auch schriftlich? Kopie an die SL, Kopien in die Akten der Kinder.
    Beleidigungen sind psychische Gewalt, Grad I. Es gibt an jeder Schule einen Ordner mit Notfallplänen. Darin gibt es Formulare zum Melden. Stufe I ist an der Schule zu klären, d.h. man könnte so ein ausgefülltes Formular u.U. Schulsozialarbeit und SL reinlegen. Ferner muss es bei euch ein Krisenteam geben, auch die könntet ihr ansprechen und zumindest theoretisch sollten die sich zuständig fühlen. Dazu gibt es auf der Seite Telefonnummern der Schulpsychologen, die für Gewaltvorfälle zuständig sind. Vielleicht wäre das ein Ansprechpartner?


    Nun am Ende noch ungeordnete Vorschläge für den Umgang mit den Kindern, wobei ich nicht weiß, ob diese bei dieser Masse an Störern hilfreich sind:
    Gäbe es zusätzlich die Möglichkeit, mit einzelnen "Verhaltensverträge" zu schließen? Also Vereinbarungen, 1 Kind, Klassenleiterin und Fachlehrerin anwesend. Das Kind auswählen, das in dem Fach am schlimmsten nervt, wenn es Aussicht auf Erfolg gibt. Wenn nicht, das nehmen, was man am ehesten aus diesem Verhalten rausholen könnte.

    Möglich wäre auch ein Token-System: Stempel für jede Stunde, in der ein Kind leise am Unterricht teilnimmt. Wenn eine bestimmte Zahl von Stempeln voll ist, darf das Kind in die Schatzkiste greifen, die enthält kleine Spielzeuge, Armbänder etc. Diese Stempelkarten gibt es für jedes Kind und sobald die ersten etwas geschenkt bekommen, sind viele andere auch motiviert und strengen sich an (und dann muss man die Hürde zum Erreichen des Stempels für die schwierigen Kinder so legen, dass sie dies mit Anstrengung schaffen können).

    Einen Tisch vor die Tür stellen. Einen Störer mit einer unangenehmen Aufgabe ransetzen. (Bleiben leider noch 4.)

    Klassenraum umräumen. Die Störer zusammen an einen Gruppentisch. Die anderen mit etwas Abstand an die anderen Gruppentische. Erhöhe den Anteil an schriftlichen Aufgaben, versuche damit, diesen mündlichen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Gehe bewusst häufig zu den leisen Tischen und sage ihnen, wie fleißig sie arbeiten - so, dass die Störer das hören. Ich vermute, dass die Eltern die Zensuren nicht interessieren? Kann allerdings auch daneben gehen, wenn die am Störertisch dann noch mehr Halligalli machen.

    Und ganz wichtig: Wenn die Stunde mal wieder so richtig schief läuft, denke dir: Diese Kinder sind keine "Kunden" in der Schule, die wollen nichts lernen. Ihr Ziel ist es, aufzumischen, Kontra zu bieten und zu rebellieren. Das hat mit euch persönlich nichts zu tun. Die Eltern unterstützen euch nicht, die SL und die KL offenbar auch nur wenig. Versucht, euch innerlich zu distanzieren. (Und ja, das ist total schwer, ich scheitere auch immer wieder dran, aber an den Tagen, an denen es mir gelingt, gehe ich nicht mit der "Problemklasse" aus der Schule.)

    Overheadprojektoren tun ja auch ohne zu Murren jahrzehnte ihre Dienste. Und die Folien aus den Siebzigern sind noch gut. Themen, wie "die Verdauung des Hausrinds" oder "unsere sozialistischen Bruderländer" ändern sich ja nicht so schnell.

    Ich liebe unaufgeräumte Lehrkabinette :verliebt:

    Bei dem einzigen OH (liebevoll "Polylux" genannt) in unserer Etage ist die Glühbirne durchgebrannt und der Hausmeister kann leider keine neue einsetzen. Ich habe mal ein halbes Uralt-Kabinett weggeworfen und schäme mich heute noch dafür. So macht man sein Karma kaputt. Da waren kilometerweise altes Papier auf der Rolle dabei und Bildelemente für die Tafel, bei denen man schon nicht mehr erkennen konnte, was es mal sein sollte.

    Kreide. Ich darf Kreide holen, so viel ich mag. Also auch von der farbigen! Und Klopapier ist meistens da. Das graue :geschenk:

    Bei uns gibt es jetzt Klopapier auf Schülerklos. Nach Jahren! Und Papierhandtücher in Handtuchspendern. Möglicherweise sind noch Kreidereste da, aber keine bunten. (Ich habe in 12 Jahren 2 Pakete bunte Kreide erhalten und sie noch nicht aufgebraucht, habe also noch. Puh!)
    Im ersten Jahr kam der Chef rein, schaute auf den einen Mülleimer (nicht auf die Klassenraumdeko für die Einschulung oder so) und fragte: "Trennen Sie keinen Müll?" Ich: "Doch: Grüner Punkt wird von links reingeworfen, Restmüll von rechts. Falls die Schule noch einen Eimer hätte, wäre es natürlich noch einfacher." Seither habe ich genug Eimer zum Mülltrennen.
    Vor 5 Jahren habe ich nach jahrelangen Anträgen eine Pinnwand für den Klassenraum bekommen, die vor 3,5 Jahren angebracht wurde.
    Vor 4 Jahren bekam ich einen neuen Tafellappen.
    Vor 3 Jahren fand ich einen frauchenlosen Zirkel traurig und verstaubt herumliegend und adoptierte ihn.
    Letztes Jahr gab es gleich 2 tolle Sachen: Ein Holz-Zeichendreieck im Mülleimer des Lehrerzimmers (ebenfalls adoptiert) und den 2. Tafelschwamm meines Lehrerlebens.
    Achja: Einen CD-Player bekam ich nach mehreren Jahren meiner Tätigkeit als Musiklehrerin dann doch auch.

    PS: Da muss man einen gewissen Galgenhumor entwickeln. Kann ja nicht jedes Wochenende eine Delfintherapie machen.

    Gerade im Geometrieteil wird im Primarbereich (zugunsten der Arithmetikthemen) oft gekürzt, was vor allem für diejenigen Kinder, die besser mit konkret-handelnden Themen zurecht kommen, schade ist. Außerdem fehlt das Wissen dann an anderer Stelle, z.B. wenn es in der Sek I um komplexere geometrische Themen, die auf den Grundlagen der Grundschule aufbauen, geht, oder eben, wie von immergut bereits genannt, VERA.

    Ich möchte mal die SEK-I-Lehrer hören, wenn die Grundschulen die Geometrie ausführlich behandeln würden, dann aber z.B. wegen der mangelnden Zeit / sich schwer tuenden Schülerschaft z.B. die Division weglassen würden.

    :staun: das wiederum scheint mir (eingeschliffener?) Masochismus zu sein... monatlicher Elternsprechtag! 2 Nachmittage pro Woche Rederunde...? Gibt's da keine Vorgaben für Konferenzen?

    Nein, gibt es nicht. Wer was sagt, ist für immer unten durch bei der SL, daher traut sich keiner außer mir.
    Und das sind auch keine "Rederunden". Da werden sehr wichtige Kernkompetenzen des neuen Curriculums be....äh....redet? 8) Sehr wichtig.

    Alles inklusive: Bei uns inzwischen 2 verbindliche Nachmittagstermine (Konferenzen, Arbeitsgruppen, Projektgruppen, Planungsgruppen, Jahrgangsteams, Fachteams) + ein für Fortbildungen freizuhaltender Nachmittag + einmal monatlich Elternsprechtage + Schulfeste + Subbotnik (Umgraben am Samstag).
    Unterrichtsvorbereitung wird überbewertet und ist eigentlich ein Hobby.

    Ansonsten bist du zu Fortbildungen und sonstigen Veranstaltungen verpflichtet, wie schon angesprochen wurde.

    - sprich in einfachen Worten möglichst langsam und deutlich, unterstreiche deine Worte mit Gesten. Klingt blöd, aber bei sprachlich so schwachen Kindern ist es wichtig! rede nicht zu viel, aber rede deutlich und klar.

    Mir wurde mal geraten, bei Kindern mit großen Konzentrationsschwierigkeiten in 2-Wort-Sätzen zu reden. Das ist dauerhaft nicht machbar, aber hat mich dazu gebracht, mich in kribbeligen Situationen zu beschränken. Kurze Arbeitsanweisungen in Form von Hauptsätzen, keine Nebensätze, keine Begründungen.

    Was auch hilft: Eine Lernhaltung / Zuhörhaltung, wie auch immer man die gestaltet. Lernhaltung: Arme vor der Brust auf dem Tisch, Blick zu mir. Dann habe ich die Aufmerksamkeit kurz und die Kinder reagieren nach recht kurzer Zeit auf "Lernhaltung" als Aufforderung. Manche haben den Leisefuchs. Einige meiner Kolleginnen klatschen, wenn es zu unruhig wird, verschiedene Rhythmen und zwar solange, bis alle mitmachen können. (Aufmerksamkeit, Hände frei haben) Meins ist das nicht.

    Das einzige Ritual ist, dass ich die Stunde gemeinsam im Sitzkreis beginne und am Smartboard darstelle, was wir heute alles machen werden. Geplant war eigentlich, dass ich zum Schluss noch mal den Sitzkreis bilden lasse, um die Ergebnisse zu besprechen, allerdings ist dies nicht möglich, da nicht alle rechtzeitig/kaum mit den Aufgaben fertig werden.Ob es ein Tokensystem gibt, muss ich noch herausfinden.
    Die sprachlichen (Schreib-)Probleme wirken sich in den Fächern der Klassenleitung kaum aus, sodass ich denke, dass es ihr kaum auffällt.
    In der letzten Stunde habe ich versucht, die Schüler einzeln mit Namen anzusprechen und ihnen mitzuteilen, dass sie gerade zu laut sind. Einen Schüler habe ich 2 mal vor die Tür geschickt. Danach hat er sich darüber lustig gemacht und gefragt, ob er erneut und diesmal für 10 Minuten vor die Tür kann...
    Ich habe 17 Schüler in der Klasse. Das klingt erstmal wenig, ist aber für mich bereits mehr als genug.
    Vor allem bereitet mir aber das fachliche Sorge. So wie die Klasse gerade ist, kann Sie kaum was von mir lernen. Plenumsunterricht (Sitzkreis) ist auch so nicht möglich, da jeder einen anderen Kompetenzstand hat.

    Zusätzlich zum von anderen Geschriebenen:
    Übernimm Rituale und Regeln von der Klassenleiterin.
    Den Sitzkreis könntest du anfangs weglassen, wenn es dabei schon unruhig wird. Meine Erfahrung: Setzen in den Sitzkreis oder Aufstehen und ein paar Schritte gehen im Unterricht wird als "Wir haben Pause und können machen, was wir wollen / uns nett unterhalten / zum Freund gehen" missverstanden und wenn das bei mehreren passiert, könnte hier "das Schiff Unterrichtsstunde" bereits "anfangen zu schlingern".
    Wenn Kinder nicht fertig werden, kann man sie auch unterbrechen. Allerdings ist das momentan vermutlich dein geringstes Problem.
    Tokensystem: Wenn der Klassenleiter eins hat, übernehmen. Wenn nicht, eigenes schaffen. Beispiel unserer Englischlehrer: Es gibt eine große "Ampel" aus laminiertem Tonpapier: Roter Kreis, gelber Kreis, grüner Kreis. (Gelb könnte man sogar weglassen und nur Rot und Grün haben.) Die 3 Kreise sind noch untereinander auf eine Pappe geklebt oder mit Schnur verbunden. Dazu eine Wäscheklammer mit dem Namen jedes Kindes. Anfangs sind alle auf dem grünen Kreis, bei Störungen geht es auf Gelb oder Rot. Bei gewünschtem Verhalten (z.B. "Ich bin leise im Unterricht.") geht es wieder in Richtung Grün. Wer am Ende auf Grün steht, bekommt neben dem persönlichen Lob einen Stempel auf sein Stempelblatt. Wer das Stempelblatt voll hat, greift in die "Überraschungskiste", in der sich begehrte Kleinigkeiten befinden: kleine Spielzeuge, Leuchtknete, Stifte, Lineale mit aktuellen Filmmotiven. Spätestens wenn der erste dort reingreifen darf, sind viele andere auch motiviert. Wichtig ist, die Hürde nicht zu hoch zu hängen, nicht zu viele Stempel sammeln zu müssen (vielleicht so, dass ein vorbildlicher Schüler in 2 Wochen das Blatt voll hat), gegen Ende der Stunde motivierend tätig sein, um möglichst viele Kinder auf "Grün" zu bekommen und damit klarzumachen, dass gewünschtes Verhalten zu Erfolg führt.
    Vielleicht kannst du die Klassenleiterin dazu bringen, sich die Stempelkarten zeigen zu lassen und diejenigen zu loben, die viele Stempel haben. Die Ampel hat den Vorteil, dass du die Klammern wortlos verschieben kannst und deine Stimme schonst.
    Alternativ wäre ein Token-System für die ganze Klasse möglich, das funktioniert aus meiner Erfahrung her aber nur dann gut, wenn ein "Gemeinschaftsgefühl" existiert.

    Versuche den Schüler, der sich lustig gemacht hat (10 Minuten vor die Tür) in der kommenden Stunde in eine andere Klasse zu setzen. Gibt ihm Aufgaben mit, die anstrengend sind, aber nichts, wofür er Hilfe braucht, z.B. eine Abschreibübung. Völlig egal, ob es zum derzeitigen Unterrichtsstoff passt, darum geht es nicht. Es muss unangenehm sein. Ideal wäre eine ältere Klasse, da trauen sie sich meist nicht zu piepsen und eine strenge Kollegin. Das ganze machst du nicht "heimlich, damit der arme Schüler nicht bloßgestellt wird", sondern du erklärst den Kindern direkt am Anfang der Stunde ganz neutral und sachlich, warum der Mitschüler heute nicht dabei ist und dass er die Stunde mit einer anstrengenden Aufgabe in einer anderen Klasse verbringt. (Du musst das den Seminarleitern nicht erzählen, das ist keine wirklich moderne Pädagogik, aber ich finde, mit moderner Pädagogik kann man immernoch anfangen, wenn die Grundbedingungen stimmen.)
    Ich habe früher immer gedacht, dass man sofort eine Konsequenz parat haben muss (Folge der Ausbildung) und bin dann an meinen Ansprüchen gescheitert oder habe aufbrausend / mit wechselnder Konsequenz reagiert. Von der letzten Erzieherin, mit der ich zusammenarbeiten durfte, habe ich gelernt: Neutral-sachlich eine Konsequenz ankündigen und sagen, dass man sich diese noch überlegen wird oder mit der Klassenleiterin besprechen wird. Die Konsequenz muss dann bald (z.B. am nächsten oder übernächsten Tag) folgen und vorher erinnere ich noch einmal an den Auslöser. Ich kann feststellen, dass das wirkt und mich entlastet, indem ich nicht immer sofort alles entscheiden und auf alles reagieren muss.

    Schüler, die - mal abgesehen von der Aufsichtspflicht, das ist wirklich problematisch - vor die Tür gehen, müssen übrigens immer nachholen, was sie verpasst haben. Und wenn sie nur mündliche Arbeit verpasst haben, schreiben sie halt etwas aus den Schul- oder Klassenregeln ab. Im Anschluss an die Stunde müssen sie noch dableiben und es gibt ein Gespräch über das Verhalten. Es ist nicht wichtig, dass es lange dauert, 30 Sekunden können reichen, aber das Kind muss merken, dass sein Verhalten Konsequenzen hat. Sprich ruhig, sage auch etwas Positives: "Du bist klug und ich weiß, dass du richtig gut Englisch lernen kannst, dazu musst du aber aufpassen. Wie kannst du das in der nächsten Stunde schaffen?" Es ist außerdem wichtig, dass du diese Konsequenz ebenfalls vor der Klasse ankündigst: "XY muss nun noch mit mir ein Gespräch führen." XY ist hier nämlich einer, der versucht, die Führungsposition zu erlangen: Er will vor seinen Mitschülern gut dastehen und dich in die Pfanne hauen. Wenn du es schaffst, solche Kinder auf deine Seite zu bringen (eine Bindung / gute Beziehung aufzubauen), folgen die Mitläufer.

    Bevor du über "alles hinwerfen" nachdenkst (was ich gut nachvollziehen kann), denke bitte immer erstmal Folgendes:
    Die Schüler testen dich aus. Das machen sie bei jedem, egal ob Referendarin oder nicht.
    Die Kinder waren erst 1 Jahr in der Schule, jetzt waren Ferien und am Anfang der 2. ist man manchmal erstaunt, was an Regeln alles "weg" ist. Selbst bei meiner 4. fange ich jetzt gerade mit Regeltraining an. Wichtig ist, dass die Regeln klar und positiv formuliert sind und dass es wenige sind. 2 bis 3 reichen für den Anfang (es sei denn, die Klasse hat Klassenregeln, die du übernehmen kannst). Falls es keine Klassenregeln gibt, würde ich mit dieser Klasse kein demokratisches Regelfinden veranstalten, solange sie sich so aufführen. Da würde ich die Regeln vorgeben. Bitte auch visualisieren, schöne Visualisierungen für Regeln gibt es beim Zaubereinmaleins, falls du etwas brauchst.
    Die Klassenleiterin hat bei den Kleinen den Klassenleiterbonus und jeder Fachlehrer hat es deutlich schwerer.
    Die Kinder können etwas von dir lernen: Nämlich als allererstes, dass es in der Schule mehr als nur ein "Alpha-Tier" (Klassenleiterin) gibt und sie auch auf andere Lehrer hören müssen.
    Im Plenum arbeiten: Es klingt, als würdest du sehr individualisierten Unterricht machen. Ist die Klasse daran gewöhnt? Falls nicht, würde ich das nochmal überdenken, denn diese Form des Unterrichts stellt hohe Anforderungen an die Kinder (Konzentration, intrinsische Motivation, Ausdauer, Arbeitsgedächtnis, Selbstbestimmung, Entscheidungsfähigkeit, Rücksichtnahme, Teamfähigkeit, die Klasse muss eine halbwegs funktionsfähige Gemeinschaft sein). Wenn sie das nicht gelernt haben, sind sie mit sehr offenem Unterricht überfordert.
    Dann können kurze Phasenwechsel mit regelmäßigen kurzen Sequenzen im Plenum anfangs besser geeignet sein. Im Plenum wird ein aktueller Unterrichtsinhalt besprochen und so viele Kinder wie möglich arbeiten an dem Thema. Wer es noch gar nicht kann, bekommt zur Not ein anderes Thema. (Auch z.B. beim Matherad, das ja sehr offen arbeitet, gibt es Plenumsrunden, bei denen sich alle zu einem Thema unterhalten, auch wenn sie noch nicht so weit sind.) Dieses Vorgehen eignet sich erst einmal nicht für Unterrichtsbesuche, aber um Fuß zu fassen in der Klasse und um die Kinder "abzuholen".

    Für die Kinder mit ganz großen Problemen: Gibt es Förderunterricht? Oder Nachhilfe? (Bei uns bekommen Kinder aus geringverdienenden Familien kostenlosen Nachhilfeunterricht, wenn sie sehr schlechte Leistungen haben.)

    Versuche, die Klassenleiterin mit "ins Boot" zu holen und die Kolleginnen in den angrenzenden Räumen (um mal einen dort hinbringen zu können, der dir die Stunde schmeißt).

    So, das ist jetzt sehr viel, das ist auch nur meine Meinung / Erfahrung und jeder ist anders. Aber vielleicht kannst du etwas für dich Sinnvolles herausziehen.

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