Eigentlich habe ich gehofft, Bilder von Klassenregeln zu bekommen, die von den Lehrern selbst oder zusammen mit den Schülern erarbeitet wurden - so die Theorie. Wie ist es denn in der Praxis? Ist es üblich für die Einführung der Regeln, Zeit zu "opfern"?
Ich "opfere" keine Zeit für die Einführung von Regeln, im Gegenteil: Es ist überaus wichtig, gemeinsame Regeln zu haben, zu vereinbaren, daran regelmäßig zu erinnern und sie durchzusetzen.
ABER: Wenn die Schüler die Regeln malen sollen, sind sie regelmäßig unzufrieden (oder tun es erst gar nicht), weil man schlecht erkennen kann, was sie zeichnen wollten. Ich selber male nicht so sehr schlecht, habe etwas Probleme mit Proportionen. Also wozu soll ich mich am Abend oder Wochenende hinsetzen und stundenlang Regeln aufmalen, um nachher Zeichnungen zu haben, auf denen man ungefähr die Regeln erkennen kann, deren Farbe innerhalb von wenigen Monaten (auch laminiert) verblasst und vergilbt (Sonneneinstrahlung im Klassenraum)? Es gibt gute Bilder für Klassenregeln für verschiedene Altersstufen, für deren Nutzung u.U. man ein wenig bezahlt und die man sich wiederholt ausdrucken kann (wenn sie verblassen). Die Herstellung kostet einen Bruchteil der Zeit, sodass ich wesentlich weniger Unterrichtsvorbereitungs-Zeit für das Selbermalen "opfern" muss.
"Was du falsch machst": Wenn du Lehrerin werden möchtest, versuche dir diese Gedanken vor dem Berufsstart abzugewöhnen. Sonst wirst du nämlich sehr oft das Gefühl haben, etwas falsch zu machen.
Schulen und Lehrer sind von der Reformwut der vergangenen Jahre/Jahrzehnte gebeutelt. Der Aufwand ist immens. Wir haben derzeit eine Grippe- und sonstige Erkrankungswelle und gerade an den Grundschulen Engpässe in der Versorgung mit Lehrern. Immer mehr Arbeit wird auf immer weniger Schultern verteilt. Es kommen viele Leute mit supertollen Ideen in die Schule, ständig wird uns jemand vorgestellt für XYZ und Z hoch 23. Jeder denkt, er wolle doch nur ein bisschen, und man könne sich doch als Lehrer mal interessieren und drum kümmen. Regelmäßig ergibt sich dann ein viel höherer Aufwand als gedacht. Statt "Wir buchen eine Veranstaltung und zahlen dafür." heißt es dann spontan, ohne dass es jemals vereinbart war: "Wir buchen eine Veranstaltung. Einmal pro Woche möchte die Durchführende eine E-Mail, in der ihr geschrieben wird, dass die Veranstaltung stattfindet. Ich muss mich darum kümmen, dass in allen 4 Klassen Wasseranschlüsse vorhanden sind. Ich muss mindestens 5mal zurückmelden, an welchen Tagen welche Kollegin in welchem Raum aufgesucht wird. Ich soll die Dame an der nächsten großen Straßenkreuzung abholen - und zwar um 8 Uhr, egal ob ich da Unterricht habe oder nicht.etc. pp... Im Anschluss möchte sie dann die Fotos mit ihr und den Kindern, um sie ins Netz zu stellen."
Die letzte Studentin, die mal eben kurz mit ganz geringem Aufwand meinen Klassenraum fotografieren wollte (nach eigenen Angaben maximal 20 Minuten), hat mich 3 Stunden Zeit gekostet (Fotografieren mindestens 60 Minuten, in der Zeit musste ich dann die Klasse umquartieren, anschließend längeres Interview, mehrere Mails, da sie ihren Nachweis vergessen hatte, dass sie uns besucht hat, musste ich den für sie organisieren und ihr schicken etc.) und erwartete, dass ich sie "mal eben schnell" den Klassenraum mit Kindern darin fotografieren lasse und sie dann noch bei mindestens 2 weiteren Kollegen spontan in den Unterricht gehen und das gleiche tun darf und ich das alles für sie in die Wege leite. Sie staunte nicht schlecht, als ich ihr etwas über das Recht am eigenen Bild erzählte und alles weitere ablehnte.
Man kann irgendwann nicht mehr. Und man will diese "schwarzen Zeitlöcher" irgenwann nicht mehr.
Zusätzlich gehst du an das Problem "Urheberrecht" ran, was zu großen Unsicherheiten führt. Eigentlich müsstest du vorher kompetent sein und genau wissen, was du wann wo wie fotografieren darfst.
Nimm es nicht persönlich. Lass dir von deinen Dozenten Schulen empfehlen oder dich über die Dozenten, die dieses Projekt von dir wollen, bei den Schulen anmelden. Damit hast du bessere Chancen.