Mia
Natürlich hast du da auch irgendwo Recht.
Es gab aber in meinem Bundesland hitzige Diskussionen darüber, wer besser ist: 5./6. Klasse am Schnellläufergymnasium oder 5./6. Klasse an der Grundschule. Stichwort: Förderung Leistungsstarker. Es wurde dann gesagt, dass Fachlehrer in die 5. und 6. Klassen müssten, weil dort eben Grundschullehrer sitzen, die fachfremd Mathematik oder was auch immer unterrichten und ein Studium im Lernbereich "Mathematik" unterscheidet sich in Berlin erheblich vom Fachstudium Mathematik für die Sek I oder SekI/II. Es ist ein völlig anderer Ansatz im Studium. (Stichwort: praktisches Rechnen - wissenschaftlicher Weitblick) Auch da gibt es Grundschullehrer, die das toll hinbekommen und Fachlehrer, die es nicht gut machen, aber es ging eben ums Prinzip der Lehrerbildung und des Lehrereinsatzes.
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Original von Mia
Unsere Schule läuft von der VK bis zur Klasse 10. Und Förderschullehrer haben bekanntlich keine stufenspezifische Ausbildung, folglich werden wir auch überall eingesetzt.
Das ist in meinem Bundesland anders geregelt. Förderschullehrer haben bei uns eine fachliche Ausbildung im Bereich der Sek I und ihnen wird nahegelegt, auch in der Grundschulpädagogik grundschulspezifische Veranstaltungen zu besuchen.
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Es gibt ja glücklicherweise schon einige Schulen, die im Übergang 4/5 kooperieren und in denen gegenseitige hospitiert wird. Die Rückmeldungen sind meist sehr positiv und werden als unheimliche Bereicherung empfungen, aber das müsste in meinen Augen sogar noch deutlich ausgebaut werden.
Dieser Ausbau kostet Arbeitszeit und damit entweder Geld oder weitere zeitliche und nervliche Belastung (dann im Endeffekt auch Geld, wenn man sich den derzeit schon erheblichen Anteil an Langzeitkranken ansieht).
Ferner ist es so, dass ich z.B. mit der KiTa kooperiere und mit den Klassenlehrerinnen, die im 3. Schuljahr meine Kinder übernehme. Mehr Kooperation kann ich nicht leisten - bzw. nur auf Kosten meiner Unterrichtsqualität.
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Ich weiß auch ehrlich nicht, was für einen Sek.-Lehrer schlimm sein sollte, einem Grundschulkind beim Anziehen zu helfen
Für manche ist es schlimm (eigene Erfahrung). Ich finde es nicht schlimm, aber ich habe ja auch freiwillig die Kleinen genommen.
Was allerdings auch für mich schwierig ist, ist es, gleichzeitig 8 Kindern beim Anziehen zu helfen, 5 davon abzuhalten, sich gegenseitig zu verletzen und den Rest einigermaßen dabei zur Ruhe zu bringen.
Ganz ehrlich: An den Berliner Grundschulen sind viele Kolleginnen aus der SekI. Diese gehen vorbereitet bis Kl. 3 runter, in Vertretungssituationen meist bis in die 1. Meine Kolleginnen fürchten sich z.T., wenn sie in eine Eingangsphasenklasse müssen, gerade weil die ja nun jahrgangsübergreifend sind. Und ich fürchte mich, wenn ich krank war und zurück komme vor dem Chaos, das in der Zeit entstanden ist, sowohl im Klassenraum, als auch unter Eltern, weil Kolleginnen bei meinen Schülern so viel Selbstständigkeit vorausgesetzt haben wie in der 5. und dann eben mal einer abhanden kam oder die Hälfte seiner Sachen verloren gegangen und nicht mehr auffindbar sind. Ich darf es dann richten.
(Und nein: Kolleginnen, die für die GS ausgebildet sind und auch immer mal wieder die Kleinen unterrichten gehen hier durch die Bank weg sorgsamer vor.) Zusätzlich muss ich meist heimlich Arbeitsblätter vernichten, die von Vertreterinnen - obwohl alles detailliert vorbereitet da war - angefangen und nicht beendet wurden, in meinen Augen aber total sinnlos sind.
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Wir haben angesichts von U-Plus inzwischen einen großen und guten Pool an Materialien für spontane Vertretungsstunden.
Das ist gut, dass es das an eurer Schule gibt. Es setzt sich aber nicht an allen Schulen durch. Wir werden teilweise belächelt, wiel wir "noch so jung" sind. In unserem Arbeitsblattpool finden sich Blätter für etwa Kl. 3/4.
Ich werde mir jetzt selber irgendwo was Mathematisches besorgen und dann im Zweifelsfall irgendwas machen, was man immer üben kann. Und vielleicht noch ein paar Kunstblätter, wenn ich was finde.
Klar, da sagt sich schnell: "Organisiert es doch einfach anders." Da es aber nicht ein "ihr" gibt, welches das stört, die hangeln sich durch, sondern nur ein paar Leute stört, ist das nicht einfach mal umzusetzen. Junge Lehrer verschleißen schneller, wenn sie die Starrköpfigkeit der älteren ausbaden müssen.
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Wenn man einen qualitativ hochwertigen Vertretungsunterricht möchte, muss der nun mal von seiten des Klassenlehrers auch ein wenig organisiert werden. Welcher Lehrer den Unterricht dann ausführt, halte ich aber für zweitrangig.
Naja, das ist nicht allein Organisation des Klassenlehrers, da bei uns ab Kl. 3 der Fachlehrereinsatz sehr hoch ist, es kommt immer auf den Fachlehrer an. Und zweitens: Siehe oben, nicht alle Kolleginnen trauen es sich zu, einen vorbereiteten Unterricht durchzuführen. Wobei ich selber meinen Unterricht detailliert vorbereite, also eigentlich auch wenig Grund sehe. Auf der anderen Seite fühle ich mich schon unsicher, wenn ich 6 Wochen vertreten soll und der Stoffverteilungsplan für diese 6 Wochen "Geschichte der Bundesrepublik ab 1945" heißt (gesamter Verteilungsplan, nichts weiter!). Und auch bei einer gut vorbereiteten Vertretungsstunde gerate ich dann doch mal an einen Punkt, in dem ich fachdidaktisch erst nachlesen müsste, wie man das Phänomen auf das Niveau schwacher Sechstklässler bringt.
Klar, wenn mir jetzt jemand sagen würde, ich dürfte meine jetzigen Zweities behalten bis zur 6. Klasse, das würde ich machen. Und da würde ich auch fachfremd Geschichte, Kunst oder Erdkunde unterrichten. Und wenn sie dann 6. wären, könnte ich auch problemlos in eine andere 5. oder 6. zum Vertreten gehen und wäre vermutlich auch noch nicht sehr weit weg von den 1./2. Klassen.
Aber wenn man ständig nur in den kleinen Klassen hockt und da nicht raus kommt, da auch keine Berufserfahrung weiter hat und dann plötzlich mal eben aus der hohlen Hand heraus vertreten soll, finde ich es sehr unangenehm. Ich möchte ja schließlich auch nicht "irgendwas" machen, sondern etwas, was dem fachlichen Lernen der Klasse zu Gute kommt.
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Stichwort: Soziales Lernen. Da gibt es wahnsinnig viele Spiele von Klasse 1 bis Klasse 10.
Mir wurde im Vorbereitungsdienst beigebracht, dass es 2 Sorten von sozialen Spielen gibt:
Kennenlernspiele, wenn Klasse und Lehrer sich neu zusammenfinden und
Spiele, die man dann spielt, wenn man die Schüler kennt.
Im Vertretungsunterricht kennen sich die Schüler jahrelang untereinander, Kennenlernspiele sind also nicht angesagt. Und die Spiele, bei denen man Kenntnisse über die Schüler und ein Vertrauensverhältnis haben muss, sind wohl auch unangebracht, wenn ich jedes Mal auf den Sitzplan gucken muss (wenn ich Glück habe und es einen gibt).
Grüße,
Conni