Brandenburg, alte Ausbildung, jetzt gibts eine neue, dazu müsste jemand anders was schreiben.
Lehramt der Primarstufe
Dauer: 24 Monate, ab Mitte Mai oder Mitte November, ändert sich manchmal.
Fächer: 3 Fächer, davon ein 1., ein 2. und ein 3. Fach. Gewichtung 1. und 2. Fach nachher etwa gleich, das 3. fällt etwas "unter den Tisch". Eines der beiden 1. und 2. Fächer muss Mathe oder Deutsch sein. Weitere mögliche Fächer: SU, Mu, Ku, Sp, Arbeitslehre, Lebenskunde-Ethik-Religion, Biologie, Geografie, Geschichte, Physik. (Hab ich was vergessen?)
Seminare: Ein Seminartag pro Woche. Vormittags 3 Unterrichtsstunden Hauptseminar (= allgemeine Pädagogik, Didaktik und Schulrecht).
Nachmittags 4 Unterrichtsstunden Fachseminar im Wechsel. Fachseminare nur im 1. und 2. Fach, im 3. Fach erfolgt keine Ausbildung im Seminar. Wenn man Glück hat, kann man den Seminarleiter mal im Unterricht besuchen. Andere Lehramtsanwärter werden nur auf Eigeninitiative hin besucht.
Unterrichtsbesuche
Je 6 im 1. und 2. Fach und 4 von der Hauptseminarleiterin. Die ersten 2 von jedem Seminarleiter sollen angeblich nicht zählen (wers glaubt, wird seelig). Dann sollen die nächsten für die Note nach einem Jahr zählen. Danach soll nochmal "neu" angefangen werden und nur die letzten Besuche für die Prüfungsvornote zählen. Aber das war bei keinem so, die Besuche davor zählten kräftig mit.
Seminarleiter
Normale Lehrer mit Abminderungsstunden und Fahrtkostenerstattung, keine Extrabezahlung oder Beförderung. In der Regel Primarstufenlehrer, teilweise aber auch in der SekI tätig. Mein Musikseminarleiter ist Realschullehrer und hatte dann natürlich super Lieder mit, die er grad mit seinen 9. und 10. Klassen sang, für die Grundschule war das nur mäßig ertragreich. Wir haben viel praktisch gemacht, die hatten in der Schule, wo wir Seminar hatten, auch tolle Instrumente, die man sonst an Grundschulen nie sieht, das war interessant (aber nur mäßig verwertbar, weil ich eben die Instrumente nicht habe und v.a. keine Schüler die nach Noten vom Blatt auf dem Keyboard was spielen). Für Kl. 1 bis 2 gabs leider kaum Tipps. Das war in Deutsch aber ähnlich, da war die Seminarleiterin eher in Kl. 4 bis 6 und als sie mir erzählte, was meine Erstklässler in der 7. Schulwoche alles in der Prüfungsstunde können sollten (angefangen von 3facher Differenzierung über Gruppenarbeit und fragmichnichtwas) wurde mir sehr übel. Zum Glück sah meine Hauptseminarleiterin das anders. Alle Seminarleiter waren jedenfalls nett und ich habe auch bei allen einiges gelernt.
Schule
Die Stundenzahl beträgt 12 für eigenen Unterricht und Hospitation zusammen. Die Zusammensetzung wird vom Seminar vorgegeben. Bei uns war eine Woche Hospitieren, dann im 1. und 2. Fach je 2 Stunden, nach 5 Monaten je 3 Stunden, nach einem Dreivierteljahr je 4 bis 5 Stunden und 1 Stunde im 3. Fach vorgesehen bis zum bitteren Ende. Soweit die Theorie. Ich hatte nach einer Hospitationswoche einen Monat lang 2 Stunden im 1. Fach und je eine Stunde im2. und 3., dann 3 Monate lang 4 Stunden 1. Fach, je eine Stunde 2. und 3. Danach 2 Monate 6 Stunden im 1., je eine Stunde im 2. und 3. Dann einen Monat 6/2/1. Ab dem folgenden Schuljahr hatte ich 5/2 bis 3/0. Ein paar Stunden im Zweitfach schnorrte ich mir dann bei meiner Musikausbildungslehrerin zusammen. In den letzten 4 Wochen vor der Prüfung wechselte ich die Deutsch-Ausbildungslehrerin und durfte fortan 5 Stunden die Woche im 2. Fach unterrichten. (Die wenigen Stunden davor lagen vor allem an der Ausbildungslehrerin, die es nicht gerne sah, wenn ich anders unterrichtete als in der Schule üblich.)
Es gibt keinen bedarfsdeckenden Unterricht. D.h. theoretisch ist immer jemand dabei, der was zum Unterricht sagen kann. Praktisch funktioniert das unterschiedlich. Es kann gut gehen, es kann aber auch dazu führen, dass man sich ständig beobachtet fühlt. Wenn z.B. eine Mentorin ständig in den Unterricht eingreift, ist es auch schlecht, wenn sie drin ist. Im 2. Fach durfte ich z.B. kaum etwas selber entscheiden, auch blöd. Ferner wurde ich bei Vertretungsbedarf aus meinen Unterrichtsreihen herausgezogen um zu vertreten. Dass ich eine Unterrichtsstunde geplant hatte und halten wollte, war der Schulleitung total egal und anfangs (also die ersten 1 bis 1,5 Jahre) war es auch mit den Ausbildungslehrerinnen kaum zu klären, die wollten lieber in ihrer Klasse bleiben und keine Vertretung machen.
Das ganze wirkte sich auch auf Unterrichtsbesuche aus. Da das Seminar davon ausging, dass wir alles was wir dort lernen ausprobieren dürfen und die Klassen gut kennen, gingen meine Deutsch-Unterrichtsbesuche zu einem nicht unbedeutenden Anteil so richtig in die Hose. Einmal musste ich in einer 1. Klasse einen UB machen, die ich gerade die 5. Stunde unterrichtete, obwohl es schon die 10. Schulwoche war. (Da war eben eine Kollegin krank und ich Vertretung und zwischendurch noch ein Praktikum in einer anderen Schule. Prima.) Oder es wurde vorausgesetzt, dass die Kinder selbstständig lernen, Ergebnisse kontrollieren, Diskussionen leiten können etc. und sie konnten es nicht. Differenzierung wurde teilweise regelrecht abgeblockt im Unterricht. Zum Glück sahen meine Seminarleiterinnen das und waren mit der Note gnädig.
Insgesamt sind die Schulen schon sehr traditionell und es haben in den 2 Jahren, die ich dort war etwa ein Drittel der Kolleg/innen das Wort "Referendarin" gelernt, mal ganz zu schweigen von "Lehramtsanwärterin". Die anderen sagten "Praktikantin", "Studentin" etc. und das auch vor den Schülern. Ich hab mir den Mund fusslig geredet, aber das war vergebliche Müh. Auch einige andere Dinge waren etwas DDR-traditionell angelegt.
Teilnahme an allen Konferenzen verpflichtend, sofern kein Seminartag ist. Aufsicht nur mit einem Kollegen zusammen. Anbieten kostenloser, nicht auf das Stundenbudget anrechenbarer Arbeitsgemeinschaft(en) je nach Schule erwartet.
Notenfindung
Gutachten durch die Ausbildungslehrerinnen, vom Schulleiter unterschrieben. Seminarleiter sollen darauf ihre Note stützen und zusätzlich auf die Seminararbeit und die UBs. Je nach Seminarleiter zählt letzteres mehr als die Gutachten. Aus den FSL-Vornoten und ihren Eindrücken macht die Hauptseminarleiterin eine Note. Für die Prüfung zählt diese 2 Teile, die Examensarbeit 1 Teil, jede Lehrprobe 1 Teil und die mündliche Prüfung 1 Teil.
Prüfung
Lehrprobe im 1. und 2. Fach. Einmal Kl. 1 bis 4 und einmal Kl. 5 oder 6. Alles an einem Tag (alte Prüfungsordnung).
0. Stunde: Lehramtsanwärter und eventuelle Helfer besorgen Futter und Trinken für die Prüfer, 1. Stunde: Prüfungskommission liest Unterrichtsentwürfe, 2. Stunde: Lehrprobe, 3. Stunde: Reflexion, danach Beratung der Kommission. 4. Stunde: Lehrprobe, 5. Stunde: wie 3. Stunde. Danach mündliche Prüfung (1 Stunde). Danach Beratung und Notenaushändigung.
Kommission: Die 3 Seminarleiter/innen, Direktor der Ausbildungsschule, Schulrätin, Vertrauenslehrerin (vom LAA bestimmt).
Conni