Nun hab ich ein Anliegen: Gibt es Referendare mit kleinen Kindern, die es irgendwie im 2. Anlauf geschafft haben, die Mut machen können. Oder ist meine Konstellation eher ungünstig, jemals die Prüfung zu bestehen.
Ich habe zwar keine kleinen Kinder, bin aber selbst schwerbehindert, weiß also, was es bedeutet, ein Referendariat unter besonderer Belastung zu absolvieren. In meinem Kurs gab es einige Anwärter:innen mit kleinen Kindern. Die meisten haben ihr Ref erfolgreich abgeschlossen. Am nachdrücklichsten für mich war die Situation einer Mitanwärterin. Diese hatte zu Beginn des Refs bereits zwei kleine Kinder, hatte sich mit ihrem Lebenspartner perfekt organisiert, dass dieser während des Refs deutlich mehr Verantwortung für die Kinder übernommen hat als sie (vorher war das wohl halb-halb aufgeteilt), damit sie das auch gut schaffen kann. Ungeplant wurde sie dann früh im Ref mit Kind Nr.2 Nr.3 schwanger. Sie hat dann- direkt vor dem Mutterschutz- noch ihre vorgezogenen Kolloquien absolviert, um dann nach dem Mutterschutz und kurzer Elternzeit (6 Monate meine ich waren das) wieder einzusteigen ins Ref und ihre Lehrproben höchst erfolgreich zu absolvieren. Sie meinte, sie habe das nur so gut geschafft, weil von Beginn an völlig klar gewesen wäre, dass ihr Partner die Hauptverantwortung für Haushalt und Kindererziehung übernommen hat während ihres Refs, aber sich eben auch sehr sehr strikt und klar selbst organisiert habe.
Alle meine Mitanwärter:innen, die Lehrproben im ersten Anlauf nicht bestanden hatten und wiederholen mussten haben diese unabhängig von ihrer persönlichen Situation erfolgreich absolviert. Bei uns wurde aber bereits nach dem ersten Halbjahr ("Hospitationsphase") sehr deutlich ausgesiebt, so dass rund 10% des Kurses diese ersten Phase wegen Nichtbewährung wiederholen mussten, fast dieselbe Anzahl hat nach/in der ersten Phase das Ref infolge entsprechender Beratungen abgebrochen.
Per se ungünstige Konstellationen unter denen ein Ref sich nicht bestehen lässt gibt es zwar sicherlich. Kleine Kinder zu haben ist aber keine davon, sondern nur eine Situation, die in Kombination mit dem Ref ein sehr hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstkonsequenz erfordert, sowie Unterstützung durch andere Menschen.
Zitat
Mein Mann arbeitet in Vollzeit und kann auch kaum wechseln in Teilzeit.
Das ist meines Erachtens der Punkt, an dem du und ihr ansetzen müsst. Kaum wechseln zu können ist nicht gleichbedeutend mit "er kann gar keine Teilzeit machen". Also Kröten schlucken, finanziellen Gürtel enger schnallen, um diese deutlich befristete Zeit gemeinsam gut zu stemmen. Es ist geradezu absurd für mich, dass du offenbar bisher ein Vollzeitref gestemmt hast UND dazu noch die Kinderbetreuung mit unter einen Hut bringen musstest, während dein Mann in Vollzeit das nicht kann. Der Wechsel in ein Teilzeitref ist sicherlich eine gute und wichtige Entlastung, dennoch musst du dich auf diesen erneuten Anlauf mit aller Kraft konzentrieren können, sprich dein Mann auch in Teilzeit gehen und die Kinderbetreuung mit übernehmen. Alternativ muss von seinem Gehalt eine Tagesmutter (o.ä.) finanziert werden können, die dich an den Nachmittagen so entlastet, dass du gut deinen Unterricht und die Prüfungen vorbereiten kannst.
Deine Ausbildung ist wertvoll, deine Arbeit und Arbeitszeit genauso wichtig und unersetzlich wie die deines Mannes. Die ungünstige Konstellation, die ich erkennen kann lässt sich also auflösen, wenn du an dieser Stelle gemeinsam mit deinem Mann bereit bist deine Ausbildung und Arbeit als genau so wertvoll und unersetzlich zu erachten, wie es seine Arbeitszeit offensichtlich bereits für euch ist. Andernfalls könnte es sein, dass du zwar nicht an einer "ungünstigen Konstellation", durchaus aber an dir selbst scheiterst im Ref.
Ich wünsche dir viel Erfolg für deinen zweiten Anlauf! ![]()