Offensichtlich stehst du dir da sehr im Weg mit deiner Angst vor der Fehlentscheidung, die zur Angst vor einer Entscheidung überhaupt wird, welche du in der Folge vermeidest. Da musst du dich schlichtweg an irgendeinem Punkt selbst ins kalte Wasser stürzen und etwas wagen. Selbst wenn sich dann nach einem oder zwei Semestern herausstellen sollte, dass das Fach nicht zu dir passt hasst du ganz viel gewonnen an Wissen, Erfahrung, Verständnis für dich selbst und vor allem weißt du dann schon, dass du den Mut hast Entscheidungen zu treffen. Ohne diesen Mut kannst du nicht vorankommen, mit diesem Mut einher geht immer auch die Möglichkeit, dass man an irgendeinem Punkt bemerkt, dass der eingeschlagene Weg nicht (mehr) passt und verändert werden muss. Das kann aber, wenn du das zulässt, etwas unglaublich Bereicherndes sein und muss nichts sein, dass dich ängstigt und blockiert. Geh an die Uni, schreib dich für zwei bis drei Fächer ein, für die dein Herz schlägt und probier diese aus und wenn du nach einem oder zwei Semestern bemerkst, dass deine Vorstellung vom Fach nicht zur Realität passt- das kann man nur feststellen im Studium und nicht vorab- dann nutzt du das, was du dabei über dich und deine Interessen und Fähigkeiten gelernt hast dafür, um ein anderes Fach zu wählen und weiterzustudieren.
Ich habe Politik studiert und bereue die Wahl nicht. Für mich war das aber genau das richtige Fach, weil ich schon immer einen Schwerpunkt in den Gesellschaftswissenschaften hatte, sehr viel, sehr früh angefagen habe über den Schulstoff hinausgehend zu lesen und mich in Themen und Aspekte einzuarbeiten, die in der Schule gar nicht behandelt werden können. Tagesschau, Tageszeitung und politische Magazine/Zeitungen waren meine ständige Lektüre, ich habe leidenschaftlich gerne diskutiert. In den Politikwissenschaften kam ich also einfach voll auf meine Kosten und genieße es auch im Beruf ein Fach mit so hohem Aktualitätsbezug unterrichten zu können, bei dem ich sehr viel weniger mit Lehrbuchmaterialien arbeiten kann (und will) als z.B.in Französisch. Das hilft dir jetzt aber nullkommagarnix weiter, denn es geht am Ende ja um deine Leidenschaft und dein Interesse fürs Fach, die (ggf. ergänzt um Einstellungsperspektiven) für deine Entscheidung relevant ssein sollten.
Ich habe ehe ich Politik studiert habe auch schon ein anderes Studium begonnen gehabt, ein ganzes Grundstudium abgeschlossen, ehe mir klar wurde, dass das Fach mich zwar auch weiterhin reizt, der dahinterstehende Beruf aber nicht. So ein Wechsel ist kein Weltuntergang und ich empfinde es tatsächlich als sehr bereichernd, dass ich auch noch in einen anderen Fachbereich reinschnuppern konnte. Erlaub es dir selbst doch einfach auch Fehler zu machen. Die gehören dazu und sind oft die schönste Möglichkeit etwas über sich selbst zu lernen und zu verstehen. Umgekehrt kann man viele wundervolle und besondere Dinge (oder auch Menschen) nur entdecken, wenn man sich selbst die Möglichkeit einräumt sich am Ende womöglich getäuscht zu haben und etwas verändern oder einen neuen Weg einschlagen zu müssen. Das Leben ist viel zu kurz, um auf perfekte Entscheidungen warten zu wollen und viel zu lang, als das eine kleine Wegkorrektur hier und da einen ernstlich zurückwerfen könnte. 