Zitat von Caroli
Stehen Fortbildungen, eurer Meinung nach, denn Informationen aus Foren / Literaturrecherche nach oder ist es langwierig und aufwendig daran teilzuhaben, bzw. weniger schnell und zielführend? Und wie erfährt man überhaupt von (speziellen) Fortbildungen? Sind sie in der Regel kostenfrei?
Kommt auf die Fortbildung, das Fortbildungsziel, die Organisation etc. an. Manchmal kann es besser sein als erhofft, je nach Vorkenntnissen kann es aber zu unterschiedlich nervtötenden Redundanzen kommen, die eine eigenständige Weiterbildung zielführender gemacht hätten. Ich weiß nicht, ob es das in allen BL gibt, aber zumindest in BW gibt es massenhaft offizielle Fortbildungenden zu allen Arten von Themen, die Informationen dazu gibt es online, in kleinen Katalogen in der Schule und zusätzlich werden wir sehr regelmäßig per Mail noch auf aktuelle Fortbildungen mit freien Plätzen die dem KuMi/RP/Schulamt besonders am Herzen liegen aufmerksam gemacht. Die offiziellen Fortbildungen sind meist komplett kostenfrei, zusätzlich gibt es kostenpflichtige Angebote privater Anbieter. Da ist dann von sehr teuren Angeboten (die zwar gut klingen, aber auch mehrere hundert Euro kosten) bis zu sehr kostengünstigen Angeboten alles dabei. Gerade die Gewerkschaften bieten einige gute Fortbildungen an, die zumindest für die Mitglieder meist kostenfrei oder gegen einen reduzierten TN-Beitrag buchbar sind.
Mach erstmal dein Studium zuende und das Ref und schau dir dann an, an welcher Schule du landest, welche Bedürfnisse zur Weiterbildung sich daraus für dich ergeben und wähle dann aus dem an allen Schulen mit Sicherheit sehr umfassend vorhandenen Angebot an Fortbildungen aus. Die deutlich interessantere Frage ist dann später nicht, ob es eine Fortbildung gibt, sondern ob du freigestellt wirst, um an dieser teilnehmen zu können, ob es ein kostenfreies Angebot oder eine Kostenübernahme gibt oder ob du abwägen musst Ferien und Privatvermögen zu investieren um eine berufliche Hersausforderung besser bewältigen zu können.
Zitat von Caroli
Was ist eure Einschätzung dazu, wie man es mit der Beschulung von Flüchtlingskindern allgemein handhaben sollte? Im Internet findet man sehr verschiedene Meinungsaussagen dazu. Wie viele SuS mit Fluchterfahrungen maximal in eine Klasse? Alle Flüchtlingskinder in eine Klasse bis Deutschkenntnisse vorhanden sind? Oder Einschulung in normale Klasse und parallel andere Maßnahmen (z.B. Sprachförderung)? Rein von Integration ausgehend, sollten ja vermutlich alle geflüchteten Kinder von Beginn an in Regelklassen aufgenommen werden, oder? Was haltet ihr zwecks Lernens der Kinder für am förderlichsten?
Ich glaube, da gibt es nicht die eine allgemein gültige Antwort, die alle Bedürfnisse jedes SuS erfüllen und abbilden könnte. Grundständig sehe ich die Separierung in Eingangsklassen kritisch, weil das ein echtes Integrationshemmnis ist und halte mehr von Konzepten der gemeinsamen Beschulung, die ergänzt werden um intensiven DaZ-/DaF-Unterricht in einer entsprechenden Teilgruppe. Um das aber tatsächlich innerschulisch so gut umsetzen zu können, wie es für SuS und Lehrkräfte nötig wäre, müsste man deutlich mehr Personal bei deutlich kleineren Klassen einsetzen. Wie bei der Inklusion auch ist es am Ende auch bei der Beschulung von DaF-SuS am Ende so, dass es größte Unterschiede zwischen den Schulen gibt. Ich weiß von Mitanwärtern an deren Schulen in jeder Klasse 2-3 Leute sitzen ohne jedwede Deutschkenntnisse. Bei 30 Schülern in der Klasse und ohne irgendeine Art von Weiterbildung oder Kenntnisse wie mit diesen SuS sinnvoll zu arbeiten wäre, gehen diese oft völlig unter, stören entsprechend häufig, werden vor allem als lästig empfunden (auch von Mitschülern) und nicht integriert. Die Ansage an die Referendare war diesbezüglich diese SuS komplett zu ignorieren, also Standard-AB an diese austeilen in dem Wissen, dass sie dieses nicht bewältigen können und normal weiterarbeiten, weil die Lehrkräfte auch keine Ahnung hatten, was sie machen sollten und völlig überfordert waren von diesen Rahmenbedingungen. DaZ-/DaF-Unterricht hatten diese Schüler dann oft erst nach Wochen und Monaten in der Regelklasse.
An anderen Schulen ist es dagegen wie ich weiß völlig selbstverständlich, dass DaF-Leute zunächst einmal einige Wochen zum Spracherwerb in Spracheingangsklassen beschult werden, ehe sie - möglichst schnell- Regelklassen zugeordnet werden. Der DaF-Unterricht in einer speziellen Teilgruppe läuft dabei zusätzlich zum regulären D-Unterricht weiter. An diesen Schulen gibt es dann nicht nur entsprechde Lehrkräfte und Konzepte, sondern auch einen Plan, wie SuS in die Regelklasse sprachlich integriert werden können sowie Ansprechpartner bei akuten Problemen, was die Arbeit für alle Beteiligten erheblich erleichtert.
Und schließlich gibt es aber auch SuS für die es hilfreich und gut ist auch längerfristig in ihrer Gruppe weiterzulernen aus der Spracheingangsklasse und mit diesen Mitstreitern, mit denen sie bestimmte Erfahrungen teilen, die andere nunmal weder kennen, noch oftmals verstehen können z.B. einen Hauptschulabschluss vorzubereiten, weil sie in diesen Extraklassen oft auch in Programmen sind, die ihnen mehr Zeit für die Vorbereitung der Schulabschlüsse lässt, die vom einen für die Spracharbeit genutzt wird, vom anderen für notwendige seelische Arbeit bei bestehenden Traumata (denn auch diese Art von Arbeit kann ja ein Lernhemmnis darstellen, selbst wenn Sprache schon längst kein Problem mehr darstellt).
Der Idealfall wäre es, wenn nicht aus Kostengründen von Schulträgern, Schulämtern und Kultusministerien nur eine bestimmte Vorgehensweise vorgeschrieben würde, sondern man tatsächlich personell und fachlich so gut ausgestattet wäre, dass man aufs Kind schauen könnte. Der Regelfall sieht anders aus.
Zitat von Caroli
- Gibt es wohl Ballungszentren für Schulen, die Flüchtlingskinder aufnehmen, nämlich vorwiegend Brennpunktorte /-schulen oder täuscht der Eindruck?
Ja gibt es, also Ballungszentren. Schlichtweg deshalb, weil einerseits die Flüchtlingsunterbringung staatlich organisiert wird und keine freie Wohnortwahl vorsieht, so dass es eben Landeszentren oder auch kommunale Flüchtlingeinrichtungen in bestimmten Stadtvierteln gibt oder auch der soziale Wohnungsbau oft einhergeht mit Wohngebieten mit einem besonders hohen Anteil an Bewohnern ausländischer Herkunft, die ebenfalls im Regelfall wohnortnahe Schulen besuchen (woraus sich dann eben teilweise die Brennpunktschulen ergeben). Zusätzlich gibt es Schulen die spezielle Vorbereitungsklassen etc. anbieten, im Idealfall sogar dafür entsprechndes Personal bekommen haben (oder auch nicht..) und an denen entsprechend natürlich deutlich mehr Jugendliche mit wenig Deutschkenntnissen oder auch ganz ohne diese landen.
Diese "Ghettoisierung" ist kein spezifisches Phänomen der Flüchtlingsunterbringung und - beschulung, sondern bedingt durch die gesamtgesellschaftliche Segregation (ökonomisch und/oder kulturell, vgl. auch dazu Habitus-Theorie von Bourdieu), die sich gerade bei der Beschulung überdeutlich zeigt.