Beiträge von CDL

    Die Mitwirkungspflicht der Eltern gibt es aber doch schon jetzt und die versagt nunmal leider in bestimmten Fällen, in denen sie auch bei einer solchen Systemänderung versagen würde.

    Ich weiß nicht, ob diejenigen Kinder, die Home schooling tatsächlich gesundheitlich bedingt bräuchten und in keiner der bestehenden Varianten unterkommen nicht am Ende auch nur eine Minderheit sind, finde das aber auch nicht relevant, denn am Ende geht es um jedes Kind, nicht nur um die eine Minderheit, die uns vielleicht gefälliger ist. Vielleicht braucht man für die medizinisch bedingten Sonderfälle eine noch stärkere Flexibilisierung des Regelschulsystems (wobei ich mich viel zu wenig mit den Möglichkeiten von Förderschulen und Klinikschulen auskenne, um so etwas sagen zu können), vielleicht braucht man für die Drop-Out-Kandidaten, die drohen komplett aus dem Sytsem herauszufallen infolge von Schulabsentismus und Co. nicht nur ausnahmsweise, sondern generell entsprechende DropOut-Angebote, die es in manchen Kreisen ja auch gibt und die wirklich gute Arbeit leisten (in Freiburg gibt es so ein Angebot, in meinem Landkreis leider nicht und die Angebote die es bisher gibt in BW sind begrenzt auf SuS eines bestimmten Einzugsgebiets) und die deutlich mehr Plätze bräuchten, als sie aktuell anbieten können da die Nachfrage erheblich höher ist.

    Gibt es eigentlich irgendeine Problemorientierung oder Leitfrage dieses Threads? Mal abgesehen von den Stöckchen, über die ich nicht hüpfen mag und persönlichen Anekdoten scheint es mir hier doch etwas oberflächlich zu bleiben, was möglicherweise an mangelnder Zielschärfe/Eingrenzung/Problemorientierung des Themas liegt. Ich stelle mal die provokante These auf, dass wir das diskursiv besser könnten wenn wir nicht nur verbal wöllten, sondern wollen würden und mithilfe einer entsprechende Leitfrage/Problemorientierung motiviert würden.

    Zitat von Caroli

    Stehen Fortbildungen, eurer Meinung nach, denn Informationen aus Foren / Literaturrecherche nach oder ist es langwierig und aufwendig daran teilzuhaben, bzw. weniger schnell und zielführend? Und wie erfährt man überhaupt von (speziellen) Fortbildungen? Sind sie in der Regel kostenfrei?

    Kommt auf die Fortbildung, das Fortbildungsziel, die Organisation etc. an. Manchmal kann es besser sein als erhofft, je nach Vorkenntnissen kann es aber zu unterschiedlich nervtötenden Redundanzen kommen, die eine eigenständige Weiterbildung zielführender gemacht hätten. Ich weiß nicht, ob es das in allen BL gibt, aber zumindest in BW gibt es massenhaft offizielle Fortbildungenden zu allen Arten von Themen, die Informationen dazu gibt es online, in kleinen Katalogen in der Schule und zusätzlich werden wir sehr regelmäßig per Mail noch auf aktuelle Fortbildungen mit freien Plätzen die dem KuMi/RP/Schulamt besonders am Herzen liegen aufmerksam gemacht. Die offiziellen Fortbildungen sind meist komplett kostenfrei, zusätzlich gibt es kostenpflichtige Angebote privater Anbieter. Da ist dann von sehr teuren Angeboten (die zwar gut klingen, aber auch mehrere hundert Euro kosten) bis zu sehr kostengünstigen Angeboten alles dabei. Gerade die Gewerkschaften bieten einige gute Fortbildungen an, die zumindest für die Mitglieder meist kostenfrei oder gegen einen reduzierten TN-Beitrag buchbar sind.
    Mach erstmal dein Studium zuende und das Ref und schau dir dann an, an welcher Schule du landest, welche Bedürfnisse zur Weiterbildung sich daraus für dich ergeben und wähle dann aus dem an allen Schulen mit Sicherheit sehr umfassend vorhandenen Angebot an Fortbildungen aus. Die deutlich interessantere Frage ist dann später nicht, ob es eine Fortbildung gibt, sondern ob du freigestellt wirst, um an dieser teilnehmen zu können, ob es ein kostenfreies Angebot oder eine Kostenübernahme gibt oder ob du abwägen musst Ferien und Privatvermögen zu investieren um eine berufliche Hersausforderung besser bewältigen zu können.


    Zitat von Caroli

    Was ist eure Einschätzung dazu, wie man es mit der Beschulung von Flüchtlingskindern allgemein handhaben sollte? Im Internet findet man sehr verschiedene Meinungsaussagen dazu. Wie viele SuS mit Fluchterfahrungen maximal in eine Klasse? Alle Flüchtlingskinder in eine Klasse bis Deutschkenntnisse vorhanden sind? Oder Einschulung in normale Klasse und parallel andere Maßnahmen (z.B. Sprachförderung)? Rein von Integration ausgehend, sollten ja vermutlich alle geflüchteten Kinder von Beginn an in Regelklassen aufgenommen werden, oder? Was haltet ihr zwecks Lernens der Kinder für am förderlichsten?

    Ich glaube, da gibt es nicht die eine allgemein gültige Antwort, die alle Bedürfnisse jedes SuS erfüllen und abbilden könnte. Grundständig sehe ich die Separierung in Eingangsklassen kritisch, weil das ein echtes Integrationshemmnis ist und halte mehr von Konzepten der gemeinsamen Beschulung, die ergänzt werden um intensiven DaZ-/DaF-Unterricht in einer entsprechenden Teilgruppe. Um das aber tatsächlich innerschulisch so gut umsetzen zu können, wie es für SuS und Lehrkräfte nötig wäre, müsste man deutlich mehr Personal bei deutlich kleineren Klassen einsetzen. Wie bei der Inklusion auch ist es am Ende auch bei der Beschulung von DaF-SuS am Ende so, dass es größte Unterschiede zwischen den Schulen gibt. Ich weiß von Mitanwärtern an deren Schulen in jeder Klasse 2-3 Leute sitzen ohne jedwede Deutschkenntnisse. Bei 30 Schülern in der Klasse und ohne irgendeine Art von Weiterbildung oder Kenntnisse wie mit diesen SuS sinnvoll zu arbeiten wäre, gehen diese oft völlig unter, stören entsprechend häufig, werden vor allem als lästig empfunden (auch von Mitschülern) und nicht integriert. Die Ansage an die Referendare war diesbezüglich diese SuS komplett zu ignorieren, also Standard-AB an diese austeilen in dem Wissen, dass sie dieses nicht bewältigen können und normal weiterarbeiten, weil die Lehrkräfte auch keine Ahnung hatten, was sie machen sollten und völlig überfordert waren von diesen Rahmenbedingungen. DaZ-/DaF-Unterricht hatten diese Schüler dann oft erst nach Wochen und Monaten in der Regelklasse.
    An anderen Schulen ist es dagegen wie ich weiß völlig selbstverständlich, dass DaF-Leute zunächst einmal einige Wochen zum Spracherwerb in Spracheingangsklassen beschult werden, ehe sie - möglichst schnell- Regelklassen zugeordnet werden. Der DaF-Unterricht in einer speziellen Teilgruppe läuft dabei zusätzlich zum regulären D-Unterricht weiter. An diesen Schulen gibt es dann nicht nur entsprechde Lehrkräfte und Konzepte, sondern auch einen Plan, wie SuS in die Regelklasse sprachlich integriert werden können sowie Ansprechpartner bei akuten Problemen, was die Arbeit für alle Beteiligten erheblich erleichtert.
    Und schließlich gibt es aber auch SuS für die es hilfreich und gut ist auch längerfristig in ihrer Gruppe weiterzulernen aus der Spracheingangsklasse und mit diesen Mitstreitern, mit denen sie bestimmte Erfahrungen teilen, die andere nunmal weder kennen, noch oftmals verstehen können z.B. einen Hauptschulabschluss vorzubereiten, weil sie in diesen Extraklassen oft auch in Programmen sind, die ihnen mehr Zeit für die Vorbereitung der Schulabschlüsse lässt, die vom einen für die Spracharbeit genutzt wird, vom anderen für notwendige seelische Arbeit bei bestehenden Traumata (denn auch diese Art von Arbeit kann ja ein Lernhemmnis darstellen, selbst wenn Sprache schon längst kein Problem mehr darstellt).

    Der Idealfall wäre es, wenn nicht aus Kostengründen von Schulträgern, Schulämtern und Kultusministerien nur eine bestimmte Vorgehensweise vorgeschrieben würde, sondern man tatsächlich personell und fachlich so gut ausgestattet wäre, dass man aufs Kind schauen könnte. Der Regelfall sieht anders aus.


    Zitat von Caroli

    - Gibt es wohl Ballungszentren für Schulen, die Flüchtlingskinder aufnehmen, nämlich vorwiegend Brennpunktorte /-schulen oder täuscht der Eindruck?

    Ja gibt es, also Ballungszentren. Schlichtweg deshalb, weil einerseits die Flüchtlingsunterbringung staatlich organisiert wird und keine freie Wohnortwahl vorsieht, so dass es eben Landeszentren oder auch kommunale Flüchtlingeinrichtungen in bestimmten Stadtvierteln gibt oder auch der soziale Wohnungsbau oft einhergeht mit Wohngebieten mit einem besonders hohen Anteil an Bewohnern ausländischer Herkunft, die ebenfalls im Regelfall wohnortnahe Schulen besuchen (woraus sich dann eben teilweise die Brennpunktschulen ergeben). Zusätzlich gibt es Schulen die spezielle Vorbereitungsklassen etc. anbieten, im Idealfall sogar dafür entsprechndes Personal bekommen haben (oder auch nicht..) und an denen entsprechend natürlich deutlich mehr Jugendliche mit wenig Deutschkenntnissen oder auch ganz ohne diese landen.

    Diese "Ghettoisierung" ist kein spezifisches Phänomen der Flüchtlingsunterbringung und - beschulung, sondern bedingt durch die gesamtgesellschaftliche Segregation (ökonomisch und/oder kulturell, vgl. auch dazu Habitus-Theorie von Bourdieu), die sich gerade bei der Beschulung überdeutlich zeigt.

    Im Zweifelsfall werden Vorbereitungstage in BW über die Konferenzpflicht abgedeckt. Darüber haben wir im September Mo und Di der ersten Schulwoche (sind beides noch Ferientage) ebenfalls als Konferenztage ("Vorbereitungskonferenzen") ganztägig geblockt, bei denen dann von der Standard-GLK zum Schuljahresanfang über die Fachkonferenzen, Stufenkonferenzen bis hin zu besonderen Infoveranstaltungen zu den neuen Abschlussprüfungen alles stattfinden wird. Möglich ist also auch jetzt schon in BW an allen Schularten einiges, wenn man es denn nutzen will und begründet nutzen muss.

    Die Familien die du konkret beschreibst MrsPace sind mit Sicherheit die unproblematischen Kandidaten, bei denen man sich eine Flexibilisierung des deutschen Schulsystems wünschen würde. Aber es gibt nunmal auch Familien mit sehr einseitigen Erziehungsauffassungen (religiös-fundamentalistische Familien, Reichsbürger etc.) die in anderen Ländern nur allzugerne solche Dropout-Varianten aus dem Regelschulsystem nutzen und denen oft auch Privatschulen noch nicht ausreichen, um die eigene Wertbasis unverfälscht dem eigenen Nachwuchs mitzugeben. Zumindest bei diesen Familien sehe ich durchaus ein Problem darin ein Home schooling als maximal mögliche Dropout-Variante zu gestatten. Selbst mit zentralen Prüfungen zur Sicherstellung bestimmter Grundstandards fehlt da einfach der Austausch mit Anderen und damit zumindest die kleine Chance mit anderen Lebensweisen und Auffassungen ungefiltert durch die Eltern in Berührung zu kommen.

    Über den Meldebutton - gelbes Dreieck mit Ausrufezeichen rechts unten- einen Mod darauf aufmerksam machen und um entsprechende Umnotierung bitten. Ich war so frei, dass mal eben dür dich zu machen. Ich drück dir die Daumen, dass du schnell wieder an das Buch und v.a. das Lied kommst.

    Nicht alle Männer hier im Forum haben eine derart spezielle Klientel wie Plattyplus sie hat, nicht alle scheinen sich vergangenen Posts nach zu urteilen per se und nur qua Geschlecht von körperlichem Kontakt (jenseits der Streitschlichtung) auszunehmen, auch wenn natürlich alle Lehrkräfte geschlechtsunabhängig bei körperlichem Kontakt äußerst umsichtig und mit besonders hohem Grenzbewusstsein agieren müssen, weil das - zum Glück- inzwischen ein Bereich ist, in dem Kindern im Regelfall nicht einfach nur etwas übergestülpt wird beständig (reicht ja, wenn Familie das viel zu oft auch weiterhin so handhaben). Ich vermute auch, dass die männlichen Kollegen spätestens wenn sie einmal einen Vorfall unberechtigter Vorfälle bezeugt oder gar selbst erlebt haben noch vorsichtiger agieren, als wir alles es sowieso schon machen sollten, kann das aber aus meinem Kollegium und den Gesprächen mit meinen Kollegen heraus nicht gesichert feststellen. Ob das am Ende an der Umsicht der Kollegen, dem vorhanden Grenzbewusstsein, unserer Schulkultur oder auch schlichtweg unserer Klientel liegt vermag ich nicht zu sagen.

    Ich finde das extrem beeindruckend zu lesen, wie ihr in Klasse 1 den Anfangsunterricht gestaltet. Mir war schon immer klar, dass ich null Ahnung davon habe, es aber etwas völlig anderes ist, als z.B. das erste Unterrichtsjahr GK in Klasse 7 etc. Einen kleinen Einblick zu erhalten wie ihr arbeitet ist insofern sehr interessant und erhöht meinen Respekt vor eurer Arbeit nur noch. Ich weiß, ich könnte das nicht was ihr macht und kann nichts von meiner Arbeit machen ohne die Basis, die ihr anlegt. Danke! :rose:

    Jup, ein BL- oder Politikwechsel nach dem Studium oder Ref ändert da schnell die Gegebenheiten. Insofern lässt sich die Frage nur bezogen auf ein BL und die aktuell dort geltenden beamtenrechtlichen Bestimmungen beantworten. (In BW wird man in der Sek.I mit A13 eingruppiert @Fragesteller und gehört damit bereits ab dem Ref. zum höheren Dienst. In jedem Fall bezieht sich diese Einstufung auf das Ausgangslehramt, nicht auf die Beförderungslehrämter, die ja - sieht man de bayrischen Ausnahme der Regelbeförderung mal ab- im Regelfall nicht allen Beamten offenstehen.)

    Wow, erstaunlich wie die Vorgehensweisen differieren

    Eigentlich sehr normal, denn nicht nur bringen 16 BL 16 verschiedenen Landesrechte mit sich die den Umgang z.B. bei der digitalen Kommunikation oder auch der Amtshaftung regeln (ergänzt um die Grundfrage, ob es bereits eine dienstliche Mailadresse gibt die man nutzen kann oder nicht), sondern zusätzlich ist jede Schule ein eigener kleiner Mikrokosmos mit eigenen Besonderheiten im Umgang mit der jeweiligen Zielgruppe, dem Einzugsgebiet, bestehenden Problemen etc. und in jeder dieser Schule sind es dann Individuen die ihre Aufgaben mit Leben füllen, keine Roboter, die auf einen bestimmten Leistungsumfang und eine bestimmte Leistungsinterpretation programmiert wären. Dazu kommt in pädagogischen Situationen, dass immer auch das Gegenüber/die Situation verschieden ist: Was für Schülerin A in Situation X genau richtig ist (einmal kurz umarmen zum Trösten) kann für Schüler B in Situation X völlig falsch und übergriffig sein.
    Wenn du dir unsicher bist, hältst du dich erstmal buchstabengetreu an Recht und Gesetz und erarbeitest dir dann sukzessive im Laufe der Jahre die nötige Berufserfahrung (und Menschenkenntnis), um differenzierter und individualisierter reagieren zu können. Also nicht einfach "aufs Bauchgefühl" hören, sondern ein professionell begründetes Bauchgefühl erarbeiten, dass sich aus deinen vielfältigen, kritisch reflektierten Berufserfahrungen, deinem Fachwissen und deiner Menschenkenntnis speist, ergänzt wird um ein gesundes, respektvolles Grenzbewusstsein, so dass man tatsächlich die eigene Feinfühligkeit, Wissen, Erfahrungen und echte Kompetenz zur Basis seines Bauchgefühls macht und nutzt.

    Wenn es dir um konkrete Fälle geht, wäre es hilfreich, wenn du das BL nennen würdest, um zumindest den rechtlichen Rahmen des BLs zu erfahren. Wie dieser dann mit Leben gefüllt wird ist aber eben immer sehr unterschiedlich.

    Das Mädchen ist Asperger-Autistin, das hat nunmal bestimmte Folgen ganz ungeachtet der Intelligenz, vor denen normalerweise ihre Eltern sie schützen sollten. Zumindest von außen betrachtet bin ich mir nicht sicher, ob das ausreichend geleistet wird, aber andererseits kennt ja keiner von uns Greta und ihre Bedürfnisss undInteressen oder die Familie Thunberg persönlich, das lässt sich also nur schwer beurteilen, aber ganz herrlich ausschlachten und verurteilen, um von den hehren Zielen Gretas und ihrem beeindruckenden Engagement abzulenken.

    Ich bin beeindruckt von eurem Wissen und erstaunt, wie viel man über so ein Forum mitnehmen kann. Habt ihr euch das alles selbst angeeignet, übers Lesen und Erfahrungen oder gab es Fortbildungen?

    Ich kann jetzt nur von mir ausgehen. Ich habe bereits im Studium mehrere Seminare zur Migrationsarbeit und zum Umgang mit Flüchtlingen belegt gehabt, habe rund 10 Jahre Migrationsarbeit gemacht vor dem Ref und auch im Ref ist der Umgang mit Flüchtlingen (ebenso wie sprachsensibler Unterricht) ein Thema der Ausbildung gewesen, da das zu den aktuellen Herausforderungen gehört, auf die man im Idealfall im Ref ein Stück weit vorbereitet wird. Der Umstand, dass ich selbst infolge von Gewaltverbrechen schwerbehindert bin und insofern einige Jahre Traumatherapie genießen durfte (Dinge wie Triggermomente bezogen auf Schule wurden in meinem Fall dann auch äußerst kritisch überprüft im Rahmen der amtsärztlichen Untersuchung) schadet vermutlich keineswegs beim Wissen um Traumata, Traumafolgen, etc., wobei es gerade als selbst betroffener Mensch umso wichtiger ist eine gesunde Distanz zu wahren, sich bewusst zu sein, dass es niemals um einen selbst geht, sondern ums Gegenüber.

    Zitat von Caroli


    Ich schätze, dass man auf Situationen, wie ganz oben genannt (als Anfänger) selten richtig vorbereitet ist. Ich möchte das aber bei mir gerne im möglichen Rahmen ändern, weil ich durch diese Erfahrung festgestellt habe, wie alltäglich das Thema sein kann und was es für Auswirkungen auf den Unterricht u.a. hat. Dass es nicht nur traumatisierte Flüchtlinge, sondern auch andere Kinder mit Traumata gibt, stimmt natürlich. Das sollte man sich vor Augen halten. Allerdings haben die Flüchtlingskinder mir das Thema sozusagen eröffnet und ich könnte mir vorstellen, dass die Traumata bei manchen von ihnen, durch möglicherweise viele sehr schlimme Erlebnisse besonders ausgeprägt sind.

    Traumata sind individuell für die davon betroffene Person zumindest potentiell IMMER das schlimmste bislang erlebte Ereignis oder Ereignisse. Hier von außen eine Art Rangliste des Leids erstellen zu wollen geht an der Problematik vorbei. Ja, multiple Traumata sind belastender für Betroffene, als ein Einfachtrauma wie bspw. das Bezeugen eines Autounfalls. Nocht belastender wird es, wenn Traumata in verschiedenen Lebensphasen als multiple Traumata auftreten, also eine Retraumatisierung erfolgt. Multiple Traumata erleidet beispielsweise jeder Mensch, der Opfer wiederholten sexuellen Missbrauchs wird, jeder, der wiederholt Opfer häuslicher Gewalt/gewaltsamer Erziehung wird oder ja, auch Kinder, die wiederholt Kriegsereignisse erleben und bezeugen müssen in all ihrer Grausamkeit. Multiple Traumata sind also kein Spezifikum von traumatisierten Flüchtlingen, bei denen eine mögliche Traumafolgestörung auch nicht anders ausgeprägt sein muss, als bei jedem anderen traumatisierten Kind. Das ist individuell unterschiedlich und keine Frage des Ereignisses. Lies dich vielleicht mal zum Aspekt der Resilienz ein, das ist ganz hilfreich, um zu verstehen, warum das selbe Ereignis auf zwei Kinder völlig unterschiedlich wirken kann, warum eines dadurch schwerst traumatisiert ist, das andere aber möglicherweise das Erlebte kompensieren, integrieren und - ganz ohne Traumatherapie- heilen kann.

    Zitat von Caroli

    - Überschreitet man auf diesem Gebiet nicht manchmal doch die Grenzen seiner Zuständigkeit als Lehrkraft, weil einem ein Kind so Leid tut o.Ä.? Oder findet ihr das dann unprofessionell?

    Die Grenze überschreitest du an dieser Stelle mit der Vorstellung des Mitleids, die ja in der Formulierung "so leid tut" drinsteckt. Mitleid bedeutet, dass du rein emotional bei dir selbst bleibst, im worst case deine emotionale Verfassung der Ausgangspunkt deiner Beratung ist ("Was würde ich in so einer Sitation brauchen?") und du nicht mehr bei deinem Gegenüber bist. Die gesunde Haltung ist das Mitgefühl, als echte Form der Empathie und damit des Mitschwingens anstelle des Mitleidens. Wer nur mitschwingt, aber nicht mitleidet, kann Eltern für ihr Kind eine schulpsychologische Beratungsstelle empfehlen zur weiteren Abklärung etc. und kann die Grenzen der eigenen Aufgabe auch besser wahren. Wer mitschwingt statt mitzuleiden kann auch selbst seelisch gesund bleiben trotz des Leids der Betroffenen, das einen natürlich dennoch beschäftigt (da nimmt man so manche Geschichte auch mal mit heim und muss sie erst für sich verarbeiten, um wieder einen guten Job machen zu können, sprich professionell bleiben zu können), aber das nicht das eigene Leid ist. Das ist gerade in einem derart burnout-gefährdeten Beruf wie dem unseren ganz besonders wichtig diese Grenze für sich zu finden und zu wahren. Das bist du wert, das ist auch dein Gegenüber, dem du damit besser beistehen kannst im Rahmen deines Aufgabenbereichs wert.
    Und dies gesagt: Rund 10 Jahre Migrationsarbeit bedeuten natürlich, dass ich einiges Lehrgeld bezahlt habe, weil ich mich immer mal wieder v.a.zu Beginn über die Grenzen meiner Zuständigkeit hinaus engagiert habe. Dazuzulernen hat mir persönlich sehr gut getan, für die Betroffenen war es teilweise nicht leicht zu lernen, dass es da Grenzen gibt, weil sie sich infolge meines ursprünglichen Überengagements in eine Art Abhängigkeit begeben haben. Sie da heraus zu führen aus dieser selbst gewählten Unmündigkeit war unerlässlich und arbeitsintensiv und enorm lehrreich für mich. Die beste Hilfe kann man leisten, wenn man den eigenen Job gut macht, denn das ist wirklich verdammt viel, was wir damit als Lehrkräfte bereits bewegen können.

    1. Bin ich nicht dein Hase 2. Habe ich die Diskussionswechsel hier nicht eingeführt. 3. Überprüf mal was du hier teilweise von dir gibst und wie du mit anderen umgehst (Stichwort: Hase)

    3. In meinem ganz persönlichen Sprachduktus sind meine Hasen die Kinder (und manchmal, wenn ich an meine frühere Arbeitsstelle denke auch noch die jungen Erwachsenen oder auch deren Eltern), die ich anleite, erziehe, ausbilde und der Begriff ist äußerst liebevoll und wertschätzend gemeint. Wenn das bei dir anders ankommt, sollte damit klargestellt sein wie es intendiert ist. Was den Umgangston anbelangt darf ich dir einen Spiegel empfehlen, denn der Deine ist auffällig harsch und feldwebelartig, wenn eine Diskussion sich nicht wie von dir gewünscht entwickelt.

    2. Doch hast du, denn meine Beiträge bezogen sich immer auf deine Aussagen, stellten aber eben dar, was diese sprachlich beinhalten und welche Konsequenzen das hat. Sprache gestaltet Realität. Heute schon gelesen?

    1. OK, dann eben die erwachsene Frau, die leider nicht gerne darauf aufmerksam gemacht wird, wenn sie sich sprachlich und argumentativ vergaloppiert. Wertschätzender finde ich das ja nicht...


    Können wir den Kindergarten dann abhaken und wieder erwachsen miteinander kommunizieren? Danke!

    Hase lies dir einfach nochmal den Diskussionsverlauf in Ruhe durch. Ich verstehe rein menschlich das Bedürfnis das Thema wechseln und vom eigenen Lapsus ablenken zu wollen zwar durchaus, besonders souverän wirkst du dadurch aber nicht. Am Ende muss man es halt dann als erwachsener Mensch aushalten, wenn man mit seinen Aussagen aneckt und als angehende Lehrerin damit umgehen lernen, wenn man auf eine Diskrepanz von Selbst-und Fremdwahrnehmung hingewiesen wird. Das wird im Ref dein täglich Brot werden.

    Erstmal danke für deine Antworten. Ich hatte vermutet, dass es dir darum geht Verbindungen herzustellen wie ob die Thematisierung im eigenen Untericht ggf. zusammenhängt mit der eigenen sexuellen Orientierung.Genau das kannst du aber gar nicht sauber darstellen, nur mutmaßen und raten, da du weder erfragst, aus welchem BL die antwortenden Lehrkräfte kommen, noch ob das Thema im Rahmen eines Bildungspplans/Curriculums verpflichtend behandelt werden muss. Nachdem du auch den Umfang/die Art der Erarbeitung nicht erfragst (wird vielleicht nur eien Pflichtstundenzahl bearbeitet oder mehr), ist es faktisch nicht möglich diese Art Zusammenhang herzustellen.

    Da ich bereits den Fragebogen beantwortet habe, will ich es an meinem Beispiel verdeutlichen:

    In BW ist das Thema verpflichtender Teil des Bildungsplans u.a. in Gemeinschaftskunde. Behandeln müssen das also alle Kollegen. Ich selbst bin bisexuell, was im Rahmen meines Unterrichts allerdings gar keine Rolle spielt. Ich behandel das Thema wie jedes andere auch, hole mir gemeinsam mit allen anderen GK-Kollegen (ganz gleich welcher sexuellen Orientierung diese auch sein mögen) in dem Fall externe Experten eines LGBTQ-Vereins dazu, die mit der gesamten Klassenstufe ergänzend arbeiten- was uns GK-Kollegen unabhängig von der jeweiligen sexuellen Orientierung wichtig ist. Das machen wir deshalb, weil es bestimmte Vorfälle mit Beidigungen bei uns an der Schule gab und gibt und wir es insbesondere für zielführend halten, wenn die SuS, die bei uns auf dem Land meist in Klasse 7 homosexuelle Menschen nur als exaltierte Persönlichkeiten aus dem TV kennen gerade schwule Männer persönlich kennenlernen und feststellen, dass das ganz normale Menschen sind. Das macht den Schülern manches bewusst, z.B. denken sie danach darüber nach, dass "schwul" kein Schimpfwort ist und es auch nicht ok ist den Begriff so zu verwenden. Das hat nichts mit meiner eigenen sexuellen Orientierung zu tun, aber alles mit unseren Bidungsplanvorgaben in Kombination mit dem, was meine SuS noch lernen müssen um Diskriminierung von Minderheiten (denn Homosexualität steht da ja nur stellvertretend in GK für diverse andere Minderheiten, die besonders häufig von Diskriminierung betroffen sind) selbst nicht einfach unkritisch mitzutragen und weiterzuführen.

    Ich verstehe die Verkürzung. Aber wenn du keinen Prof hast, dem es egal ist, ob du deine Schlussfolgerungen an den Haaren herbeiziehst, solltest du insbesondere bei diesen Verknüpfungen sehr sehr zurückhaltend vorgehen. Für künftige Hausarbeiten (oder gar die Zulassungsarbeit) empfehle ich dir mit einer etwas konkreteren Leitfrage oder Hypothese zu arbeiten. Eine derart offene Fragestellung bei einer Arbeit von gerade einmal 8 Seiten kann nur dazu führen, dass du Teilaspekte nur oberflächlich behandeln kannst, was weder der Wissenschaftlichkeit hilft, noch - je nach Prof- der Note unbedingt hilft. Klare Leitfrage, Thema eingrenzen und dann sauber wissenschaftlich arbeiten, statt alles mal nur irgendwie ankratzen und dann wild zusammenfassen, was gar nicht in einen Topf passt.

    Viel Erfolg.

    In BW müssen alle Anwärter im Rahmen ihrer Bewerbung die Teilnahme an einem 1.Hilfe-Kurs nachweisen. Danach muss dieser aber dann nicht mehr von allen Lehrkräften aktuell gehalten werden, lediglich eine bestimmte Zahl Ersthelfer sind verpflichtet diesen aktuell zu halten, bei Sportlehrern müsste ich jetzt nachlesen, ob das Teil der nachzuweisenden Rettungsfähigkeit ist (oder zumindest im Rahmen dieser sinnvollerweise vorhanden sein sollte), da mich das selbst nicht betrifft.

    Eines möchte ich noch anmerken.

    Kind und Job in Vollzeit, da gehen die Meinungen ja extrem auseinander.
    Das geht bei der Fremdbetreuung schon los. Viele können sich nicht vorstellen ihre Kinder fremd betreuen zu lassen.
    Anderen macht das nichts aus und sie arbeiten immer 40 Stunden.
    Auch wenn ich mir das mit einem Kind schwer vorstelle, wenn auch nicht unmöglich.
    Das muss aber sicher jeder selbst wissen.

    Was genau hat das jetzt mit deiner ureigensten Ausgangsfrage oder gar dem Diskussionsverlauf zu tun?

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