Beiträge von CDL

    Ach Hase, du hast da letztes Jahr für dich gesorgt, damit es kein größeres gesundheitliches Problem wird. Das kostet Mut, Kraft und innere Stärke und ist nichts, was dir auf die Füße fallen sollte- im Gegenteil! Also mach dir deshalb keine Vorwürfe, sondern sei stolz auf dich, weil du gut auf dich srlbst geachtet hast. Solche Arbeitskräfte wünscht sich am Ende jeder Arbeitgeber.

    Besorg dir das Attest des Psychiater und lass dich nochmal von deiner Gewerkschaft beraten. Mit dem von mir genannten Text, der einer Empfehlung der Schwerbehindertenvertretung entnommen ist, stehen deine Chancen aber gut, dass es durchgeht, da ein Amtsarzt sich nicht einfach über ein fachaerztliches Gutachten hinwegsetzen kann.

    Erstmal: Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Ländle! Schön, dich bei uns zu haben.

    Zu deinen Fragen: Es gibt keinen festen Amtsarzt mehr, sondern Ärzte, die für die erforderlichen Untersuchungen zugelassen sind verteilt übers alle vier RPs. Beim Landesgesundheitsamt findest du weitergehende Informationen dazu: https://www.gesundheitsamt-bw.de/lga/DE/Service…e_Bewerber.aspx samt Link zur Liste der zugelassenen Ärzte. Aus der wählst du einen Arzt aus, der/die dir besonders geeignet scheint. Speziell bei vestehenden Vorerkrankungen die vernünftig eingeordnet werden müssen, kann es sinnvoll sein, sich einen passenden Facharzt auszuwählen, damit man nicht vorschnell einsortiert wird.

    Auf der Seite findest du auch verlinkt den auszufüllenden Anamnesebogen (darin steht auch sehr genau, was du alles angeben musst). Attest des Berliner Psychiaters würde ich auf jeden Fall anfordern, aus dem klar hervorgeht, dass es keinen Rückfall gegeben hat, eine weitere medikamentöse oder therapeutische Behandlung nicht erforderlich ist und keine Einschränkung für den Zielberuf besteht. Damit ist die Hürde hoch angesetzt, über die ein weitere Arzt nicht einfach hinweggehen kann.
    Wenn du seit zwei Jahren abgesehen von den psychischen Problemen gesundheitlich komplett fit warst ist das natürlich kein Nachteil. Geh einfach mal den Anamnesebogen durch und wenn sich daraus weitere Fragen ergeben, melde dich noch einmal. Ich denke aber dieser ist größtenteils selbsterklärend.

    (...)Aber eine Nachfrage stellen: Hat denn JEDER Schüler "WBS" und "GK"? (Ich nehme an, "WBS" ist was mit Wirtschaft und "GK" mit Politik und Soziologie?). Oder besteht auch die Möglichkeit, nur eines der Fächer anzuwählen? Dann wären die fächerübergreifenden Maßnahmen ja schon wieder futsch.

    Ja, alle SuS haben WBS (=Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung) und GK (=Gemeinschaftskunde). WBS am Gym müsste ich nochmal nachschauen in der Kursstufe, zumindest GK kann kein SuS bis zum Abitur abwählen. In der Sek.I wo ich bin haben alle SuS ab Klasse 7- 10 jeweils eine Wochenstunde Wirtschaft. In GK gibt es die Möglichkeit in einem Schuljahr ab Klasse 7 im Rahmen des Schulcurriculums eine Doppelstunde zu setzen, ansonsten wird das Fach bis Klasse 10 einstündig unterrichtet. Bei uns ander Schule ist das Fach in Klasse 7 doppelstündig, ich weiß aber auch von einigen Schulen, die die Doppelstunde erst in Klassenstufe 8 setzen.

    Ansonsten: Was Yummi sagt. Große Frage, ob das Fach "Wirtschaft" eher VWL- oder BWL-lastig sein soll. BWL können wir als Sowi-Lehrer wohl echt nicht leisten.So, wie es mir erscheint, soll es aber tendenziell eher in RIchtung VWL gehen, was ich persönlich auch richtig finde (nicht, dass BWL sinnlos wäre, als Diff-Fach wäre das sicherlich ne tolle Ergänzung, aber vor dem Hintergrund der Stundentafel kann ich mir ein zusätzliches Fach oder eine stundenmäßig massive AUsweitung für Wirtschaft/Politik eben kaum vorstellen).

    Bei der Demokratieerziehung möchte ich vehement widersprechen - das ist aber vielleicht auch eine Art Glaubensfrage. Demokratieerziehung muss erstens ohnehin in jedem Fach stattfinden. So wie sprachsensibler Unterricht als Maßnahme der Sprachförderung auch in jedes Fach gehört, nicht nur in den Deutschunterricht.
    (...)
    Insofern: Wirtschaftspolitik hat m.M.n. einen großen Einfluss auf die Lage der Demokratie in einem Land. Daher kann man "Demokratieerziehung" von ökonomischer Bildung eben nicht trennen - man braucht beides, und das am besten miteinander verwoben.

    Ich bin zwar nicht einig mit dir, was das eine interdisziplinäre Fach anbelangt, mit dem Rest deiner Argumentation zur Demokratieerziehung aber umso mehr, die auch mir ein fundamentales Anliegen ist.
    Ich verstehe deine Argumentation aber durchaus. Tatsächlich konnte man in BW auch für die Sek.I bereits etwa 10 Jahre lang "Wirtschaftslehre" ( hauptsächlich VWL+ Wirtschaftspolitik für den Schuldienst mit einem Hauch von BWL, was auch genau dem entspricht, was wir hier in BaWü dann in der Sek.I unterrichten) studieren, ohne, dass es das Einzelfach gegeben hätte. Wirtschaftsaspekte wurden im Rahmen eines Fächerverbundes aus Politik-Geographie- Wirtschaft unterrichtet. Erst seit letztem Schuljahr gibt es das Fach eigenständig in der Sek.I, weil der alte Fächerverbund aufgelöst wurde. Dennoch gibt es noch kaum ausgebildete Lehrer für Wirtschaftslehre, weil bislang die Mehrheit der Absolventen des Fachs dieses für die beruflichen Schulen studiert haben und dort eingesetzt sind.

    Mir wir der Thread konstant auf der Dashboardseite angezeigt, als Thread mit ungelesenem neuen Beitrag des TEs. Wenn ich den Thread öffne, ist mein Beitrag Nr.4 allerdings der Letzte, den ich sehen kann. Ist der Beitrag z.B. wegen beinhalteter Werbung o.ä, nicht freigegeben?

    Na ja, ganz gleich, was einem "medial vermittelt wird" darf man von einem mittelprächtug intelligenten Menschen, pardon: Einem Menschen mit abgeschlossener Promotion, breiter Allgemeinbildung, hohen Ansprüchen an die fachliche Qualität und Führungsaspirationen dann schon erwarten, dass diesem klar ist, dass ein Internetforum kein geeignetes Bewerbungsportal für den Schuldienst, geschweige denn eine Führungsposition ist.

    @brasstalavista : Mein Tee nahm bei der Lektüre deines Beitrags einen kleinen Umweg über die Nase. Danke für den herrlichen Lachanfall! :top:

    Die Inflationsrate betrug in Deutschland seit 2013 konstant unter 2% ( vgl. https://de.statista.com/statistik/date…es-zum-vorjahr/ ). Im Durchschnitt der letzten 27 Jahre - um die Jahre mit wirklich hoher Inflationsrate zu Beginn der 90er noch einbeziehen zu können- hatten wir im Schnitt eine Inflationsrate von 1,68%. In den letzten 10 Jahren lag sie durchschnittlich sogar nur bei 1,22%. Welche Jahre genau hast du zur Grundlage des von dir angegebenen Durchschnitts der "letzten Jahre" gemacht @plattyplus ?

    Wirtschaftsunterricht isoliert unterrichten zu wollen, ohne Rückbindung an aktuelle (oder auch vergangene) Wirtschaftspolitik ist fachlich/fachdidaktisch ebensolcher Unfug, wie davon auszugehen, dass mit der Einführung eines Faches "Wirtschaft" der "neoliberalen Hegemonialpolitik" Tür und Tör geöffnet sei. Unsere Wirtschaft entsteht schließlich nicht im luftleeren Raum, sondern als Folge politischer Entscheidungen und gesellschaftlicher Grundwerte die ihren Ausdruck in Gesetzen und weiteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen finden. Wer seinen Schülern diese Verbindungen vorenthält, ihre Sinne nicht dafür schärft, sie nicht dafür qualifiziert, nicht nur funktional erfolgreich zu "wirtschaften" als Anbieter oder Nachfrager, sondern auch über nationale oder internationale Implikationen ihres Handelns nachzudenken und damit für wertorientiertes Urteilen und Handeln qualifiziert hält diese in einer künstlichen Unmündigkeit die jeder Form gesellschaftswissenschaftlicher Bildung fundamental widerspricht.
    Gerade Lehrwerke der Sek.I haben immer wieder eine erschreckende Tendenz dahingehend Sek.I-Schüler vorrangig zu guten, obrigkeitshörigen kleinen Soldaten erziehen zu wollen (dazu gab es erst vor zwei Jahren ein sehr erhellendes Fachbuch über Politik-Lehrbücher im Wochenschau-Verlag, bei Interesse kann ich den Titel mal im Bücherschrank raussuchen), wohingegen Gymnasial-Lehrwerke deutlich stärker auf echte, kritische Mündigkeit abzielen. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass wir als Lehrkräfte uns des Hauptziels unseres Unterrichts - Mündigkeit- bewusst sind und diese zu befähigen suchen. Simple Fachlichkeit wiederzukäuen hat mit dem Unterrichtsfach Wirtschaft - zumindest so, wie wir es hier in BaWü verstehen, interpretieren und unterrichten- höchstens am Rande zu tun und wird weder diesem Fach und seinen Zielen, noch unseren Schülern gerecht.

    Ich gebe zu: Ich habe die letzten Beiträge nur überflogen...es sind mir dann doch etwas zu viele, um sie (jetzt) alle zu lesen.

    Als Lehrer an einem Gymnasium bin ich froh, dass dort nicht das Fach Wirtschaft eingeführt wird.
    Die einseitige Stärkung der ökonomischen Bildung und die neue Symbolik im Namen des Faches finde ich gefährlich.
    Man bekommt oft den Eindruck, dass der Schulministerin gerade am Beginn ihrer Amtszeit nicht klar war, dass das Fach ohnehin schon "Politik/Wirtschaft" heißt (bzw. bald: hieß).
    Ich empfinde gerade die Interdisziplinarität des Faches Politik/Wirtschaft bzw. Sozialwissenschaften als großen Gewinn. Ein Urteil sollte verschiedene Perspektiven abdecken. Gerade in den letzten Jahren/Jahrzehnten hat sich ja durchaus eine "neoliberale Hegemonie" ausgewickelt, bei der sich alles nur noch irgendwie wirtschaftlich lohnen muss, damit man es politisch umsetzen kann. Mein Standardbeispiel ist die Agenda 2010. Wenn ich die beurteilen will, muss ich doch sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen und sozialen/soziologischen Aspekte berücksichtigen.
    Und wenn ich mir z.B. die Mitte-Studien oder die Wahlergebnisse der jüngeren Vergangenheit anschaue, kann ich beim besten Willen nicht behaupten, dass ich es für legitim hielte, (weiter) an der politischen Bildung zu sparen.

    Also mich hindern zwei getrennte Unterrichtsfächer namens "WBS" und "GK" keineswegs daran im Wirtschaftsunterricht immer auch den Blick auf relevante politische Entwicklungen zu werfen, die mit dem jeweiligen Wirtschaft- oder Politikthema zsammenhängen. Nennt sich "fächerverbindender/fächerübergreifender Unterricht" (=Teil unsere Bildungsplans in BaWü) nicht "neoliberale Hegemonie" die zumindest in BaWü nicht so simpel unseren Bildungsplan in Wirtschaft umschreiben könnte (der Beutelsbacher Konsens gilt schließlich auch im Wirtschaftsunterricht). Getrennte Fächer bedeuten aber, dass man Lehrkräfte einsetzen kann, die tatsächlich studiert haben, was sie vermitteln sollen. Nicht jedes Wirtschaftsthema lässt sich allein auf Basis eines politikwissenschaftlichen Studiums fachlich sauber entwickeln. Ich erwähnte bereits, dass ich an meiner Schule die Einzige bin, die WL studiert hat. Im Ergebnis berate ich regelmäßig meine Kollegen- sämtlich hervorragende Lehrer mit jahrelanger Erfahrung im GK-Unterricht- wie man bestimmte Fachkonzepte reduziert und erarbeitet, verteile von mir entwickelte Arbeitsblätter zu Aspekten, die das Buch nicht verständlich (oder nicht kontrovers genug) darstellt.

    @FreMe : Was genau bringt dich auf die Idee, dass ökonomische Bildung einseitig gestärkt würde oder deshalb an der politischen Bildung gespart werden würde? Was verstehst du unter "neuen Symbolik im Namen des Faches" und inwieweit soll diese gefährlich sein?

    Mündigkeit ist der zentrale gemeinsame Nenner im Wirtschafts-, wie im Politikunterricht. Ökonomische Mündigkeit erzielt man auf vielen ähnlichen Wegen, wie die politische Mündigkeit, es beschreibt aber eben nicht dasselbe, sondern zwei Teilaspekte von Mündigkeit die am Ende ineinander greifen.
    Das neue Fach WBS hat bei uns in BaWü zum ersten Mal GK- und Wirtschaftsunterricht bereits ab Klassenstufe 7 gebracht (damit also die Chance ein Schuljahr früher als bislang politische und ökonomische Bildung zu betreiben- ein echter Gewinn!). Zusätzlich sind die Bildungspläne der beiden getrennten Fächer deutlich geschärft worden, was der Fachlichkeit zugute kommt, aber eben auch mehr Möglichkeiten zu sinnvollen Verknüpfungen- anstelle von "Zwangsehen"- in Form von fächerübergreifendem Unterricht ermöglicht. In Wirtschaft arbeite ich beispielsweise in Klasse 7 zur Geschäftsfähigkeit und erarbeite grundständig, was man unter einem Kaufvertrag versteht (nein, das gehört nicht erst in die Berufsschulen, die gar nicht alle SuS besuchen. Das ist grundständiges rechtliches und ökonomisches Wissen, um als Konsument wenigstens halbwegs eine Ahnung zu haben, was man eigentlich macht, welche Rechte man ab welchem Alter hat etc.). Ich hänge das sehr gerne am Thema der Ingame-Währungen auf, weil so viele Jugendliche online zocken und auch Geld einsetzen, ohne zu wissen, wo Anbieter rechtliche Grenzen überschreiten (Stichwort "Loot-Boxes"). In GK arbeite ich etwa im selben Zeitfenster zu Jugendlichen in der Medienwelt und setze mich mit der jeweiligen Klasse dann z.B.damit auseinander welche Games sie spielen, diskutiere den Sinn von Altersfreigaben, werfe mit ihnen einen kritischen Blick auf Gaming in all seinen Facetten (unser Schulbuch beschränkt sich dabei auf eine Veurteilung, spricht lediglich von "Killergames", was weder dem Thema gerecht wird, noch der Lebensrealität von Jugendlichen entspricht). Am Ende schaffe ich in beiden Fächern konstante thematische Überschneidungen, wobei aber eben dennoch eigenständige Fachaspekte beleuchtet werden. Das machen übrigens alle Kollegen an der Schule so, nachdem fast durchgängig GK und WBS jeweils vom selben Lehrer unterrichtet werden.

    Ganz gleich, welche politischen Prozesse so ein Fach hervorbringen: Bildungspläne werden am Ende nicht nur nach der Nase einer Partei entwickelt und vor allem am Ende nicht derart einseitig umgesetzt.

    Betriebspraktika fordern meines Wissens nur die Fachhochschulen. Oder irre ich mich da?

    War bei uns im Wirtschaftsstudium für die Sek.I ebenfalls Vorschrift: Wahlweise X Wochen Praktikum in einem ausbildenden Betrieb in verschiedenen Bereichen oder Nachweis einer einschlägigen Berufserfahrung. (Wie lange das Praktikum sein musste weiß ich nicht mehr, da ich die Berufspraxis nachweisen konnte.) Die Mehrheit der Wirtschaftsstudenten konnte das Ganze dabei dank Berufsausbildung/Berufserfahrung ohne Praktikumswochen nachweisen. Es ist also in diesem Bereich auf jeden Fall deutlich üblicher bereits eine berufliche "Vorgeschichte" zu haben, ehe man sich für Wirtschaftslehre als Studienfach entscheidet. Ich finde das auch sehr wichtig. Berufsorientierung ist schließlich ein zentraler Bestandteil des Wirtschaftsunterrichts. Wenn die eigene Arbeitsmarktkenntnis dann über Schule-Uni-Schule und vielleicht mal einen Ferienjob nicht hinausgekommen ist, wird das einfach sehr schnell sehr dürftig, was man Schülern tatsächlich an die Hand geben kann. Das ist einfach kein Bereich, in dem es ausreichend wäre, sich Fachwissen anzulesen und dann zu vermitteln.

    Ich habe für Bayern (Ralschule) diese Dokument gefunden. Das liest sich wie die in BaWü geltenden Regelungen denen nach die Erteilung von Sportunterricht zwar nicht generell verboten ist, wenn es allerdings nicht möglich ist bestimmte Gefährdungen z.B. durch das Leisten von Hilfestellung, Geräteaufbau, etc. organisatorisch nicht vollständig auszuschließen, darf die werdende Mutter keinen Sportunterricht erteilen. Das kannst du ja einfach mal als erste Orientierung und Argumentationshilfe für dich durchgehen.

    Och wie ergänzen uns doch optimal Chemikus. ;) Ich hatte heute früh nur den Satz unterschlagen, dass nach dieser Lohnfortzahlung Krankengeldanspruch besteht, ehe es sinnvoll weitergeht mit "Besteht dann kein Anspruch mehr auf Krankengeld...". Gut, dass dir das aufgefallen ist. :top:

    Stimmt bei den von Chemikus genannten Zeiten. Als Präzisierung: Bei weniger als 6 Monaten Abstand zwischen zwei Krankschreibungen wegen der selben Erkrankung werden die Krankheitszeiten zusammengerechnet. Besteht dann kein Anspruch mehr auf Krankengeld hat man ersatzweise Anspruch auf ALG I bzw.wenn das ausläuft und man noch immer krank geschrieben sein sollte auf ALG II.

    Dann frag doch einfach mal ganz "blöd" nach Quebec, wo das eigentlich genau steht mit der generellen Vor-Ferien-Attestpflicht. Wenn nichts kommt (was ich für sehr wahrscheinlich halten würde), weißt du, was du davon zu halten hast und kannst z.B.mal deinen PR darauf ansetzen.

    Die Manipulation der Nationalität über den Namen wurde in verschiedenen Forschungsarbeiten eingesetzt, daher habe ich diese Idee übernommen.

    ...und genau deshalb versteht jeder hier direkt, worum es geht, weil alle diese Art von Studienansatz bereits x-mal gelesen haben. Das ist spätestens seit PISA 2000 - und damit seit fast 20 Jahren- ein ebenso konstantes, wie präsentes Thema mit dutzenden Studien, die es seitdem dazu gegeben hat. Die gab es auch schon vorher, aber eben nicht als "Dauerbrenner".

    Zitat von nico_97

    Es gibt auch Studien, die untersuchen, mit welcher Nationalität ein Name assoziiert wird, die als Grundlage der Namenswahl dienten.

    Ja, und diese Art von Vorurteilen gibt es natürlich gesellschaftlich. Allerdings prüft man diese häufig indirekt und nicht im Rahmen eines derart durchschaubaren- da altbekannten- Forschungsaufbaus. Qualitative Interviews können sehr erhellend sein, aber eben auch ein Forschungsaufbau, bei dem die TN tatsächlich nicht durchschauen, worum es eigentlich geht. So gab es beispielsweise in verschiedenen Ländern im Rahmen realer Bewerbungsverfahren parallele Bewerbungen z.B. von Aishe mit Kopftuch, deutschem (oder je nach Land entsprechendem) Pass und derselbe CV von der blonden, blauäugien Julia, dem nach deutschem Stereotyp aussehenden Peter oder nach Migrationsschema klingenden Ali (die Namen habe ich jetzt willkürlich gewählt). Am Ende konnte so sehr klar dargestellt werden, dass Personaler eben signifikante Unterschiede machen die sich nicht mit der Qualifikation begründen lassen, sondern Aspekte wie Geschlecht, kultureller Hintergrund des Bewerbers, aber auch die Erwartungshaltung der eigenen Zielkundschaft und deren Stereotype eine große Rolle spielen. Neben rein empirischen Erhebungen im großen Umfang wurden die Ergebnisse abgesichert durch begleitende qualitative Interviews mit Personalern zu deren tatsächlichen Entscheidungsgründen, damit am Ende eben nicht nur plakativ herauskommt "Personaler entscheiden rassistisch/sexistisch", sondern die Ergebnisse differenziert eingeordnet werden konnten mit Blick auf gesellschaftliche Erwartungshaltungen, die sich ungeachtet persönlicher Überzeugungen auf Personalentscheidungen auswirken.

    Das ist natürlich ein viel zu komplexer Aufbau für eine Studienabschlussarbeit, zeigt aber recht gut, wieviel Aufwand man bei einem derart präsenten Thema betreiben muss, um tatsächlich bestimmte Vorgänge einerseits herauszukitzeln und andererseits sauber einordnen zu können.

    Zitat von nico_97

    Das kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich soll variiert werden, welche Herkunft der Schüler zu haben scheint, den man bewertet. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass ein Stereotyp, sofern vorhanden, aktiviert wird, wenn man glaubt, einen Schüler entsprechender Herkunft zu bewerten und dass dieses Stereotyp eine Verzerrung mit sich bringt. (...)

    Niemand glaubt aber bei einer Online-Studie, dass es um einen realen Schüler geht. Damit werden auch weniger unbewusste Stereotype ausgelöst also vielmehr bewusstes Antworten im Rahmen einer Studie.

    Ich finde es schade, dass deine betreuenden Dozenten dich scheinbar nicht auf diese Problematik hingewiesen haben. Andererseits kann das ja jetzt auch eine Chance sein, um kritisch zu hinterfragen, was du hättest anders anlegen müssen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, die nicht bereits infolge des Studienaufbaus verzerrt werden.

    (...) Es hätte mich an dieser Stelle interessiert, welchem Leistungsniveau der (möglicherweise) entstandene Eindruck ungefähr (anhand einer Note) zugeordnet wird. "Bewusst unpassend" meint daher, sich bewusst gegen den Eindruck zu entscheiden. Damit meine ich nicht etwa statt einer 4+ eine 3- zu geben, sondern z.B. eine 2+ (was dem Leistungsniveau, das ich in der Beschreibung vorgesehen hatte, definitiv nicht entspricht).(...)

    Um für den Eingangstext ausgerechnet von Lehrern eine halbwegs ernsthafte Antwort zu erhalten hätte zumindest beachtet werden müssen, dass es um mehrere Leistungs- und Beurteilungsbereiche geht, die man gerade nicht über einen Kamm scheren kann oder eben eine Möglichkeit schaffen müssen Teilbereiche (Deutsch-Mathe-Verhalten-Mitarbeit) getrennt zu beurteilen, so wie Lehrer das im Alltag auch tagtäglich machen. Ich gehe schließlich nicht hin und überlege mir bei Schülern, die ich in Französisch, Wirtschaft und Geminschaftskunde habe einen Mittelwert aus ihren Leistungen den ich- ergänzt um meine Einschätzung ihrer Mitarbeits- und Verhaltensleistung- dann in allen Fächern als Note eintrage (am besten noch mit kleinem Zauberwürfelchen in petto zur Nuancierung meiner Tageslaune *Achtung Ironie!*).
    Mir ist klar, dass man als Student kein Lehrer ist, aber du warst selbst einmal Schüler und weißt insofern, dass es getrennte Fachnoten gibt, selbst wenn man denselben Fachlehrer in mehreren Fächern hat. Wenn du einerseits wissenschaftlich saubere Ergebnisse erhalten möchtest und andererseits dir damit deinen Master erarbeiten willst, muss dir das soviel grundständige Überlegung wert sein (denn das ist weniger ein Zeitproblem, als ein grundständiger Fehler in der Studienanordnung).

    Zitat von nico_97

    (...) Nun zu den Kommentaren: Das Durchschauen mag dann einfach sein, wenn man die Beschreibung des türkischen Schülers bekommen hat. Möglicherweise ahnt man dann schnell, worauf die Studie hinaus will und es widerstrebt einem, den Schüler (zu) schlecht zu bewerten. Allerdings würde ich es auch dann nicht für ausgeschlossen halten, dass man ihn trotzdem tendenziell schlechter einschätzt. Nichtsdestotrotz halte ich es ebenso nicht für ausgeschlossen, dass manchen diese Fragestellung der Studie (es ist nicht die Einzige) nicht klar wird. In diesem Fall wäre die Bewertung dann ganz sicher verzerrt, wenn man die Kommentare gelesen hat.Wenn man allerdings die Beschreibung des deutschen Schülers erhält, sehe ich keinen Grund, wieso jemand vermuten sollte, dass die parallele Versuchsbedingung die gleiche Beschreibung mit türkischem Namen erhalten hat. Nachdem man die Kommentare hier gelesen hat, ist das allerdings sicher der Fall, sodass man anders über die Bewertung nachdenken würde, als man es sonst getan hätte.(...)

    Ich hatte eingangs einen Text zu einem "Luca" (Lukas?), da dachte ich sicherlich nicht an einen türkischen Schüler. Wie Conny aber gut erklärt hat sind derartige Studienaufbauten seit langem bekannt, so dass mir völlig klar war, dass andere TN denselben Text mit Vornamen haben würden, die klarer auf bei der Leistungsbewertung als sensibel geltenden Gruppen verweisen würden.
    Ob Luca/Lukas ein "deutscher Schüler ist, weiß ich angesichts des Textes übrigens ebensowenig, wie ich wissen kann ob ein "Mehmet" (oder wie das Pendant genannt worden sein mag) ein türkischer Schüler ist, schließlich sagt der Name nichts über den Pass aus, höchstens über die kulturelle Prägung und ggf.Wurzeln der Familie. Es lässt durchaus tief blicken, dass du hier von der "Beschreibung des deutschen Schülers" sprichst während du eigentlich nur einen bestimmten Vornamen meinst. Vielleicht solltest du zunächst deine eigenen Haltungen zum Thema sauber abklären, damit du diese nicht mit deinem Studienaufbau vermengst und - unbewusst- eigene Vorurteile zu bestätigen suchst, wodurch du deinen Studienaufbau letztlich verengst und potentiell aussagekräftige Ergebnisse verfälschst.

    Lehrer sind Akademiker, die ausnahmslos solche Studien zur Genüge kennen. Tu dir selbst den Gefallen und unterschätze niemals deine Zielgruppe und zwar ganz gleich, ob diese Lehrer sind oder die 3.Generation Empfänger von Transferleistungen zur Bestreitung des eigenen Lebensunterhalts. Einen eingebauten Bullshit-Alarm haben die einen wie die anderen mit schöner Regelmäßigkeit, auch wenn die Begründungsmuster sich am Ende vermutlich unterscheiden.


    @Conni : Sehr schöne, sehr sachliche Darstellung der argumentativen Schwachstellen des TE. :top:

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