Beiträge von CDL

    Frag sicherheitshalber nochmal bei deiner Gewerkschaft nach, wie du die Schwangerschaft am besten einbringst. Die sind im Regelfall sehr fit bei den Sozialpunkteregelungen ihrer Bundesländer.

    Möglicherweise kann die bestehende Schwangerschaft mit ärztlichem Attest und darin vermerkter Angabe zum erwarteten Geburtsdatum als Kind bereits anerkannt werden.

    (...) Außerdem sollte das selbstverständlich sein, dass man 13 Stunden nicht auf 5 Tage verteilt. So schlecht kann dann der daraus resultierende Stundenplan des Vollzeitlers gar nicht sein, dass er noch schlechter wäre als dieser.

    13 Stunden eigenständigen Unterricht hat man normalerweise im Ref in BaWü (Sek.I). Ich habe die auf 4 Tage verteilt bekommen. Nicht aus Bosheit, Unwillen oder gar Unfähigkeit des Stundenplaners, sondern weil ich explizit um eine möglichst gleichmäßige Stundenverteilung gebeten hatte zur gesundheitlichen Entlastung und selbige meiner SL außerordentlich wichtig war.

    Ich finde Volker_Ds Ausführungen zur Stundenplanung sehr ausführlich und nachvollziehbar. Hervorheben möchte ich nur, was er am Rande erwähnte als noch nicht berücksichtigte Raumprobleme: Darunter fallen Dinge wie die Schwimmhalle, die nur Montags zur Verfügung steht zwischen 8 und 12, die Sporthalle, die man sich mit zwei weiteren Schulen teilt, in der Oberstufe die schulübergreifenden Kurse (Schule A bietet den Musik-LK an, Schule B den GK in Geologie und Astronomie, Schule C den Latein-LK, etc.), die zwei Fachräume für die Naturwissenschaften, durch die alle Klassen geschleust werden müssen und so weiter.
    Ich weiß von Familienmitgliedern die in der Stundenplanung aktiv sind, dass es zwar Programme zur Stundenplanung gibt, die wirklich hervorragenden Stundenpläne aber nur dank der zusätzlichen händischen Arbeit der Stundenplaner entstehen, die dafür gut und gerne 3 Wochen ihrer Sommerferien dransetzen, während derer wir anderen uns erholen können (zusätzlich zu den vielen Extrastunden während des Schuljahrs, um weitere Änderungen oder auch Änderungswünsche zu berücksichtigen). Wer über die Arbeit der Stundenplaner meckern mag, sollte sich erstmal dieses Engagement und diesen Aufwand vor Augen halten.

    Das mit dem schönen Abgang klingt nach großen Ängsten bzw.Unsicherheiten deinerseits. Hol dir auf jeden Fall Unterstützung vor Ort, um dich nicht so allein zu fühlen, Gewerkschaftliche Beratung ist auf jeden Fall eine gute Idee, wenn schon euer PV aktuell keine Unterstützung ist. Frag in deiner Schule auch rum, wer Ansprechpartner deiner Gewerkschaft innerhalb der Schule ist. Vielleicht lässt sich so auch schulintern eine verbündete Person finden, die dich beim Gespräch mit dem Stundenplaner bzw. der Schullieutng bzgl.Pausenaufsichten und Co.unterstützen könnte oder zumindest mal ein Ohr für dich hat.
    Klammer den Gedanken an die Probezeit aktuell erstmal aus: Diese scheitert nicht an der Wahrnehmung deiner Rechte und dem Schutz deiner Gesundheit und der deines ungeborenen Kindes. Die stehen jetzt im Mittelpunkt.

    Was die Vorfälle mit Schülern betrifft: "Sie werden noch was erleben" hat mein SL kürzlich auch von einem Schüler gehört und Anzeige wegen Bedrohung gestellt. "XY wird sie erschießen" wäre spätestens für mich ein klarer Fall um ganz unabhängig von der Haltung der SL Strafanzeige zu stellen und zusätzlich zu remonstrieren gegen eine dienstliche Anweisung einer SL in der Sache die Füße still zu halten.

    (...) Es gibt andere legitime Forderungen, die ich (und Ihr vermutlich auch) nicht gut finde. Wenn nun Schüler diesen Forderungen politisches Gewicht verleihen möchten und dafür streiken? Ich finde, dass wir da dem Gleichbehandlungsgrundsatz unterworfen sind.


    Ist für mich beim Grunddilemma Schulpflicht versus Versammlungsfreiheit ein eher schwaches Argument Flupp.

    Aber gut, spielen wir den hypothetischen Fall mal durch: Jeden Montag versammelt sich die "Mondays for nationalism"-Bewegung unter der Ägide von Pegida und den Jungen Alternativen während der Schulzeit vor einem lokalen Asylbewerberheim oder alternativ einem Wohnhaus mit mehrheitlich Bewohnern mit Migrationshintergrund, um gegen die Durchmischung des deutschen Volkskörpers (oder ähnlich dringender Anliegen) zu demonstrieren. Die AfD fordert als unterstützende Partei gefälligst von Sanktionen für absente Schüler abzusehen bzw.analogen Umgang wie mit der "Fridays for Future"-Bewegung.
    Schule X erhält einen Urlaubsantrag von Schüler Y, der aus Sorge um die Volksgesundheit von seinen demokratischen Rechten Gebrauch machen will. Wie geht Schule X damit um?

    Antwort: Lehrer Plattyplus trägt für die Fehlstunde vermutlich eine 6 ein, Frau Wollsockens Schule lehnt sich zurück- betrifft ja kein Schweizer Anliegen- und prüft eine Teilnahme ihrer Schüler an einem Schweizer Ableger vor dem Hintergrund der politischen Uberzeugungen der Schulleitung (korrigier mich, falls ich das falsch verstanden haben sollte). In Bayern oder Sachsen wird geprüft, ob es ein Beurlaubungsgrund im Sinne des Schulgesetzes sein könnte. Lehrerin CDL gibt an der Stelle zu bedenken, dass die Junge Alternative unter Beobachtung des Verfassungschutzes steht als Anti-System-Bewegung (=rechtsradikale Bewegung), damit also nicht vereinbar ist mit dem Grundgesetz der BRD, womit zumindest für die Bundesrepublik Deutschland kein legitimes Anliegen vorliegt (Stichwort "wehrhafte Demokratie") und eine Beurlaubung nicht nur verweigert werden muss, sondern eine erwiesene Teilnahme eines Schülers auf weitere Konsequenzen zu prüfen wäre (z.B.wenn der Schüler innerhalb der Schule für sein Anliegen agitiert). Lehrerin Meike führt mit ihren Schülern eine angeregte Diskussion über Zivilcourage und persönliche Konsequenzen mit dem Ergebnis, dass zusätzlich zu Schüler Y 60 weitere SuS am Montag fehlen, um an einer Gegendemonstration teilzunehmen.

    Wäre die dir vorschwebende hypothetische Diskussion damit hinlänglich geführt? Wenn nicht, schreib bitte konkret, woran du denkst, danke. Für mich ist das einfach keine Frage, die sich komplett von konkreten Inhalten abstrahiert diskutieren lässt.

    Liebe GEW,

    vbdo hat mir erzählt, dass ihr keine Mitgliederbefragung zur Tarifrunde 2019 durchführen wollt. (Voll böse! Bestimmt macht ihr das nur, um eure Klientel zu missachten und zu vergraulen!) Ich will mehr dazu wissen. Genaueres weiß mein Meister, der bitte für präzise Fragestellungen zu kontaktieren wäre.


    MFG, CDL

    Darum ging weder deine Frage, noch meine Antwort (deine Fachabschlüsse hattest du ja bereits eingangs benannt). Die Frage drehte sich um die Darlegung der pädagogischen Vorerfahrung für die Bewerbung. Du wolltest wissen, was du dir "aus den Fingern saugen könntest"; bislang sind dir an möglicherweise relevanten Vorerfahrungen Dinge wie naturkundliche Führungen/Umweltbildung eingefallen, sowie die Erstellung informativen Fachmaterials für den schulischen Einsatz im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes.
    Meine Frage war, warum du selbst dich - abgesehen von der fachwissenschaftlichen Eignung- für geeignet hältst Unterricht zu erteilen? Da geht es darum deine Vorerfahrung in schulische Kontexte einzuordnen (also nicht nur zu sagen "ich habe Flyer für Lehrer/Schüler erstellt" sondern anzugeben, dass du didaktisiertes Material zum Thema X erstellt hast etc.). Welche Vorerfahrungen das sind weiß aber eben keiner außer dir. Wenn dir dazu nichts einfällt, dann setz dich mit dem von dir angestrebten Beruf auseinander, prüf´ dein Vorwissen, deine Motivation, dein bisheriges Engagement. Ich würde annehmen, dass du da fündig werden kannst in dir, schließlich hast du ja sicherlich jenseits des rein fachwissenschaftlichen Abschlusses gute Gründe für deinen Seiteneinstieg und die Annahme, dass der Schuldienst der richtige Beruf für dich ist.

    Du meinst es gibt wissenschaftliche Nachweise seriöser Wissenschaftler, dass das Abendland durch anderes als den Klimawandel ernsthaft in Gefahr sein könnte? Falls ja, bitte Link posten, ansonsten erübrigt die hypothetische Diskussion sich ja.

    Warum genau denkst du, du könntest geeignet sein einer Schulklasse Unterricht zu erteilen (abgesehen vom Fachstudium)? Dafür muss es doch Gründe geben, Vorerfahrungen geben, etc. Es geht ja nicht darum "dir etwas aus den Fingern zu saugen", sondern deine Qualifikationen- die keinem hier bekannt sind- darzulegen.

    Ein paar der Anwesenden waren der Meinung, dass, sinngemäß, die meisten Lehrer ja eh links seien und deswegen das Schwänzen zu Demonstrationszwecken grundsätzlich gutheißen würden.

    Kuriose Begründung. Weder sind es ja aktuell nur "linke" Politiker die die Friday for Future-Proteste gut heißen, noch sind diejenigen hier im Forum, die diese Proteste für unterstützenswert halten ihren sonstigen Beiträgen nach eindeutig und ausschließlich eher "linken" politischen Überzeugungen zuzuordnen.

    Im Übrigen sage ich nur Björn Höcke, eine Zierde der Historiker...

    Als Politikwissenschaftlerin habe ich eine Menge politischer Diskussionen auch schon im Studium geführt. Da gab es an der PH eine leichte Mehrheit im linken Spektrum unter den politisch aktiven Lehramtsstudenten, grundlegend war offen aktiv bis auf den Bereich rechtsaußen das gesamte politische Spektrum vertreten. Im Ref habe ich bei einem meiner Mitanwärter im Päd-Kurs den Verdacht gehabt, dieser könnte mit der AfD (und zwar nicht den gemäßigten Positionen innerhalb der Partei) zumindest sympathisieren. Die geäußerten Wertvorstellungen insbesondere als es um den Umgang mit Schülern mit Fluchterfahrung ging waren doch sehr unmissverständlich; weitere Mitanwärter würde ich anhand der Aussagen speziell zu diesem Themenbereich dem konservativen Spektrum zuordnen.

    Liebe(r) CDL,

    du hast offenbar keine, aber auch wirklich überhaupt keine Ahnung davon, was einem im Referendariat alles passieren kann.
    Nochmal: Ich freue mich für dich, dass du eine professionelle Ausbildungssituation vorgefunden hast.

    der Buntflieger

    1. Erwachsen werden
    2. Differenzieren lernen
    3. Relativieren lernen
    4. Wer lesen kann... (ich hatte bereits vor diesem Beitrag von dir deutlich gemacht, dass meine persönlichen Erfahrungen nicht nur eitel Sonnenschein waren.)

    Hallo CDL,

    die von dir genannte Durchfall- bzw. Ausscheidequote erscheint mir sehr hoch zu sein! Kann das Seminar dies in Zeiten des Lehrermangels überhaupt nach außen rechtfertigen? :ohh:

    Lehrermangel kann, muss aber eben nicht bedeuten, dass man jeden durch die Prüfungen "winkt" der/die die Arbeit nicht leisten kann. Schüler haben ein Recht auf qualifizierte Lehrer und einen entsprechenden Unterricht. Ich finde es außerordentlich begrüßenswert, dass das Land Baden-Württemberg hier weder mit Unmengen an Quereinsteigern arbeitet noch nachweislich nicht qualifizierte Anwärter durch die Prüfungen (oder vorab in den eigenständigen Unterricht) winkt. Die Schwelle nicht in den eigenständigen Unterricht entlassen zu werden ist ja schon sehr hoch, die 2x zu reißen ist also nicht leicht. Das die Fehlsteuerung bei den Studiengängen in BaWü (kein NC im völlig überrannten gymnasialen Lehramt, dafür bis vor kurzem noch NCs in den Mangelbereichen GS und Sonderschulllehramt bei entsprechend deutlich weniger Studienplätzen als im gymnasialen Lehramt) fatal ist- geschenkt. Den Preis zahlen - leider - die vielen aktiven Kollegen noch einige Jahre lang. Mit unzureichend qualifizierten Kollegen die ihre Aufgaben nicht wahrnehmen können wäre diesen aber wohl auch nicht geholfen.

    Die Ausfallquoten sind im Übrigen aus gutem Grund nicht offiziell bekannt. Wer aber beim Prozentrechnen in der Schule aufgepasst hat und weiß, wie viele Anwärter zu Beginn da waren, wieviele inzwischen "verschwunden" sind (da hält das Seminar sich sehr bedeckt), kann selbst nachrechnen.

    Zitat von Buntflieger

    Mich freut es für dich, dass es dir offenbar bisher gut erging. Ich hätte an deiner Stelle sehr wahrscheinlich auch das Setting der Ausbildung verteidigt, anstatt dermaßen kritisch aufgelegt zu sein.

    Nö. ist sicherlich nicht "alles" rund gelaufen bei mir bislang. Aber ich bin erwachsen, kenne meine Rechte, stehe für mich ein (im Einzelfall auch schon mit Gewerkschaft und Anwalt an meiner Seite), kann mit den Menschen die an meiner Ausbildung beteiligt sind konstruktive Lösungen finden bei Bedarf und erwarte umgekehrt nicht, dass zugunsten meiner persönlichen Befindlichkeit alles auf mich zugeschnitten wird, sondern eben auch mal allgemein für Referendare (oder Lehrer) gilt (und an mir vorbei geht. Shit happens- gehört zu jedem Beruf dazu und ist kein Spezifikum des Schuldienstes.)
    Ich könnte meine Geschichte des Refs wenn ich wollte so erzählen: "Ich bin schwer krank, meine Rechte werden regelmäßig nicht berücksichtigt und ich muss konstant zusätzlich die Kraft aufbringen für mich zu kämpfen. Ich werde diskriminiert." Oder ich sehe eben wo meine individuellen Erfahrungen keineswegs repräsentativ für das gesamte System sind, weil ich konstant Menschen an meiner Seite habe die Teil dieses Systems sind, mich beraten, unterstützen, mit mir Seite an Seite kämpfen (oder auch mal von mir unbemerkt dicke Felsbrocken vor mir aus dem Weg rollen, von deren Existenz ich höchstens im Nachhinein erfahre). Am Ende ist das sicherlich auch eine Frage der grundsätzlichen Lebenshaltung: Mein Glas ist an den meisten Tagen dreiviertel voll, weil ich dankbar bin noch am Leben zu sein und die Kämpfe führen zu können die das Leben noch für mich bereit hält. Für mich ein großes und nicht selbstverständliches Geschenk und manchmal auch eine Verpflichtung, der es gerecht zu werden gilt.

    Hallo Lehramtsstudent,

    wie ein Referendariat verläuft, hängt meiner Erfahrung nach (und von dem, was ich mitbekomme) (...)

    ...die du wie ich finde zu wenig relativierst. Ich mache auch manche suboptimale Erfahrung im Ref, gehe aber nicht direkt davon aus, dass diese individuelle Erfahrung repräsentativ wäre um verallgemeinernd zu beurteilen wie das gesamte Referendariat verläuft.

    Zitat von Buntflieger

    (...)
    Leider ist es häufig nicht so, dass man "wertschätzend" behandelt wird und die "Fehlerkultur" ist nur ein pädagogisches Schlagwort von vielen, die durch die Schullandschaft geistern und mit denen fragwürdige pädagogische Handlungen begründet werden. Von dieser Vorstellung solltest du dich verabschieden, das reduziert das Ausmaß der Enttäuschung und setzt neuen Kampfgeist frei und den wirst du definitiv in den nächsten Monaten brauchen. Damit meine ich nicht, dass du gegen Windmühlen anrennen sollst (bloß nicht!), sondern du musst unsinnige Anweisungen mit einem Lächeln auf den Lippen befolgen und wenig sinnige Feedbacks (die sich z.T. auch direkt widersprechen können zu dem, was zuvor schon gesagt wurde) mit einem entspannten "vielen Dank für den nützlichen Hinweis" quittieren.

    "Enttäuschung" ist ein Gefühl, das eine vorhergenden Täuschung voraussetzt, im Regelfall eine Selbsttäuschung, weil eine falsche Erwartungshaltung durch die Realität nicht bestätigt wurde. Manche Enttäuschung ist insofern eine begrüßenswerte Konfrontation mit der Realität, manchmal aber auch ein zu persönliches Gefühl im professionellen Kontext.
    Du schreibst häufiger über Wertschätzung und prangerst mangelnde Wertschätzung im Umgang mit Referendaren an. Ich vermisse deine Wertschätzung deiner Kollegen , die man keinesfalls alle und ausnahmslos über einen Kamm scheren kann. Eine etwas differenziertere Ausdrucksweise würde ich in dem Fall als wertschätzender empfinden und auch erwarten ehe der erste (oder in deinem Fall eher der hundertste) Stein auf die Ausbilder geworfen wird.
    "Unsinnige Anweisungen mit einem Lächeln auf den Lippen zu befolgen" hat für mich nichts mit dem Ref zu tun. Ich enthalte mich einer weiteren Bewertung, finde solch ein Verhalten aber unangemessen- Ref hin oder her und ganz unabhängig von einer beamtenrechtlichen Remonstrationspflicht, die bei tatsächlich "unsinnigen" Dienstanweisungen greifen würde.

    Zitat von Buntflieger

    Ob man dir die nötige Lernzeit gönnt, hängt wiederum sehr von den Menschen ab, die dich in deiner Ausbildung begleiten. Im ungünstigsten Fall wird dir das Lernen erschwert oder gar verhindert. Im Referendariat solltest du deine Energie darauf richten, den Modalitäten gerecht zu werden: Was muss ich tun, damit die Fachleiter/Mentoren zufrieden sind? Wie es ist, ein "richtiger" Lehrer zu sein, wirst du sowieso erst hinterher erfahren. Das Referendariat ist in seiner jetzigen Form vor allem eine sehr lange und belastende Prüfungsphase, die primär Dinge wie Durchhaltewillen und Stressresistenz prüft.
    Alles Gute dir, wir schaffen das!
    der Buntflieger

    Das Ref dauert ohne Verlängerung eine feste Zeitspanne und ist auch mit Verlängerung endlich. Insofern geht es nicht darum "ob man jemandem die nötige Lernzeit gönnt", sondern darum, ob Referendar x- egal ob Buntflieger, Lehramtsstudent oder auch CDL- in der vorgesehen Zeitspanne y die Grundlagen lernen kann um (fachlich, didaktisch, pädagogisch) "guten", lerneffizienten Unterricht zu halten oder nicht. Belastungsfähigkeit und Stressresistenz sind zwar Faktoren die die Art der Ausbildung mit (= sekundär) abfordert und damit letztlich ein Stück weit abprüft- ohne diese Eigenschaften wird man im späteren Beruf aber nunmal nicht bestehen können. Es wäre absurd, wenn nicht sogar grob fahrlässig angehende Lehrer erst nach dem Ref mit diesen beruflichen Realitäten konfrontieren zu wollen. Wer dem im Ref mit 13 Wochenstunden (BaWü, Sek.I) nicht gewachsen ist wird es nach dem Ref mit 26 Wochenstunden sicherlich nicht plötzlich schaffen auch wenn der Prüfungsdruck weg ist.

    (...)

    Ich wusste, dass das Referendariat eine neue Herausforderung für mich darstellt, ich hatte nur gehofft, dass man entweder zunächst Schritt für Schritt in die Materie eingeführt wird (Denn wenn Classroom Management soooo eine wichtige Sache ist, muss man doch als Anfänger darüber informiert werden, wie erfolgreiches CM geht, ohne dass man erwartet, dass man mit diesem Wissen geboren wird, oder?) ...)

    Die Theorie, wie erfolgreiche Klassenführung aussehen kann, welche Bausteine zentral sind kennen die meisten Referendare in Teilen aus dem Studium, zumindest in BaWü wird das dann im Seminar noch einmal wiederholt und in Bezug zur Praxis gesetzt. Dort ist auch der Raum, um Widersprüche zwischen Theorie und Praxis zu diskutieren. Was dir also an theoretischem Fundament noch fehlen sollte kannst du nachlesen.
    Die Praxis lebt von der eigenen Umsetzung, deinen eigenen Erfahrungen. Dazu gehört es eben auch zu scheitern, zu reflektieren, was du hättest anders machen können und es beim nächsten Mal entsprechend anders umzusetzen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung z.B.eines Mentors ist von vornherein zum Scheitern verurteilt: Jeder Lehrer hat eine andere Art der Klassenführung, die zur eigenen Persönlichkeit passt (mit etwas Erfahrung wird die eigene Klassenfühurng dann entsprechend differenzierter und ist je nach Klasse, Tagesform der Klasse, Beziehung zur Klasse etc. etwas verschieden, denn auch fertige Lehrer arbeiten nicht mit "dem einen" System.). Was also für deinen Mentor perfekt klappen kann, muss zu dir überhaupt nicht passen und wird womöglich niemals funktionieren können und sei es nur, weil du innerlich nicht "dahinter" stehst und es immer von außen aufgesetzt wäre. Im Ref bekommst du immer wieder Hinweise, welche anderen Wege du probieren könntest, probierst diese aus und entwickelst mithilfe von Reflektion (und im Laufe der Berufsjahre) ein Gespür dafür, was zu dir passt, in welcher Situation was wie angewendet werden muss, etc.

    Schritt-für-Schritt-Anleitungen wären auch nicht mehr altersgemäß: Erwachsenbildung ist nunmal etwas anderes, als die grundständige schulische Bildung von Kindern oder Jugendlichen (auch wenn das Studium mit Einführungsveranstaltungen für die Eltern von Erstsemestern etc. das nicht immer widerspiegelt.). Ich würde mich mit Ende 30 dann doch veräppelt fühlen, wenn mir meine Mentoren abverlangten quasi Vorlagen zur Klassenführung zu reproduzieren, statt mir zuzutrauen aus eigenem Scheitern (ggf.mithilfe der mentorengestützten Reflektion) lernen zu können.
    Das Referendariat ist extrem anspruchsvoll und verlangt es uns ab auf vielen Gebieten zeitgleich nicht nur Lernfortschritte sondern regelrechte Lernsprünge zu machen, um nach einer für die Größe der Aufgabe sehr überschaubaren Zeitspanne Prüfungen bestehen und danach als Lehrkraft voll eingesetzt werden zu können. Zu kleinschrittige Einführungen, quasi ein Abholen des Refs -wie der Schüler- dort wo er/sie eben gerade jeweils steht, würde den zeitlichen Rahmen des Refs im Regelfall sprengen.

    Auch wenn ich nicht der Zielgruppe deiner Fragestellung entspreche, würde ich dir eine Hospitation an einer beruflichen Schule in den Zielfächern empfehlen, um einen persönlichen Eindruck davon zu erhalten, was dich tatsächlich erwarten kann.

    Ein Cousin von mir ist mit Physik und Mathe aus der freien Wirtschaft als Seiteneinsteiger (was in BaWü ja bedeutet mit Ref) in den Schuldienst gewechselt. Für ihn war für den Wechsel die berufliche Perspektive im Ausgangsberuf wichtig (er hätte infolge einer betrieblichen Neuorientierung in einem Bereich weiterarbeiten müssen, den er mit seinen persönlichen Werten nicht hätte in Einklang bringen können; eine andere Firma im ursprünglichen Berufsfeld wäre bei mehreren Kindern, eigenem Haus und Gattin mit eigener Praxis nicht so leicht umsetzbar gewesen), aber auch die Option sich beruflich verändern zu können eine spannende Herausforderung. Obwohl er gerne unterrichtet sucht er sich nach 5 Jahren im Schuldienst inzwischen aber innerhalb seiner Schule neue Herausforderungen, da er manche Dinge als eintönig empfindet: Bildungspläne ändern sich eben nur etwa alle 10 Jahre in BaWü. Positiv formuliert lassen sich daraus gute Routinen entwickeln, um Themen verschiedenen Lerngruppen gut nahezubringen, negativ formuliert kann sich daraus eine gewisse Eintönigkeit entwickeln, vor allem, wenn man bedingt durch Fachkräftemangel am Ende nur in einem seiner Fächer in den immer gleichen Klassenstufen eingesetzt wird. Glücklicherweise bietet der Schuldienst sehr viele Möglichkeiten sich beruflich weiterzuentwickeln und neue Aufgabenbereiche zu finden, insofern ist mein Cousin sehr zufrieden mit dem Schritt. Das Ref war für ihn allerdings eine enorme Belastung nicht zuletzt auch, da er im Vergleich zu seinem vorigen Verdienst erhebliche finanzielle Einbußen hatte. Sich viele Jahre nach dem eigene Studienabschluss noch einmal in die "Schülerposition" zu begeben war ebenfalls nicht leicht für ihn. Fachlich war er dank der Berufspraxis zwar herausragend, theretische Grundlagen zu Pädagogik und Didaktik musste er sich aber anders als die meisten Mitanwärter erst schrittweise erarbeiten im Hinblick auf die Prüfungen.

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