Beiträge von CDL

    In BaWü gibt es auch noch Sonderschulen in Form der SBBZ. Ob das immer noch der Fall sein wird wenn aktuelle Studienanfänger ihr Studium beendet haben werden kann man aber letztlich nur vermuten, nicht sicher sagen. Insofer hat Frapper mit dem "Blick in die Kristallkugel" dem das gleicht recht.

    Wenn dein Herz eigentlich an der GS hängt Jaemli, dann überleg dir entweder, ob du dein Studium in einem anderen BL absolvieren willst: Viele BL haben angesichts des eklatanten Mangels an GS-Lehrern aktuell keinen NC auf diesem Studiengang (in BaWü wurde der NC für GS-Lehramt beispielsweise vor kurzem erst abgeschafft bei geringfügiger Erhöhung der Anzahl der Studienplätze). Nach dem Studium könntest du dann immer noch nach Sachsen zurück gehen fürs Ref. Alternativ prüfen, ob du nach dem Ref a) damit leben könntest dein Ref (und ggf.auch den weiteren Schuldienst) an einer Sonderschule zu leisten oder b) dir vorstellen könntest in ein anderes BL zu wechseln, in dem es keine Sonderschulen mehr gibt und ausschließlich inklusiv beschult wird (mit allen sich daraus ergebenden Problemen für bestimmte Schülergruppen).

    Irgendeinen Kompromiss wirst du angesichts des aktuell in Sachsen gültigen Bildungssystems für dich finden müssen.

    Mit Minijob wird sie vor dem Hintergrund eures Familieneinkommens voraussichtlich nur oder zumindest hauptsächlich für die KV arbeiten. Das könnt ihre euch aber online einfach mal durchrechnen, um eine grobe Vorstellung zu haben, was finanziell in der gesetzlichen Krankenkasse auf euch zukommen würde. Wenn das Ziel ist über den Minijob an eine sozialversicherungspflichtige TZ-Stelle zu kommen, kann das aber ja unter Umständen eine akzeptable, da zeitlich befristete Kröte sein. Die Frage ist halt, ob deine Frau entsprechend mehr Wochenstunden arbeiten kann/will, die sie leisten müsste, um eine TZ-Stelle für einen Arbeitgeber attraktiv zu machen. Beim aktuellen Mindestlohn kann sie ja wöchentlich im Schnitt um die 12 Stunden arbeiten, damit sich die TZ-Stelle mit den Kosten für die Sozialversicherung für einen Arbeitgeber lohnt, müsste sie vermutlich wenigstens 20 Wochenstunden arbeiten.

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    CDL: Letzens im Reflexionskreis erzählte ich den Schülern auch, dass ich bei Häufung wohl mal mit den Eltern in Kontakt treten müsse. Und dass evtl. die Störenfriede ein paar mehr Hausaufgaben bekommen, sodass sie sich in Zukunft stärker zusammenreißen. (...)
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    @Krabappel: Es liegt vor allem daran, dass kein Mensch einen auf diese Situationen vorbereitet und es einfach heißt "Mach mal. Du MUSST das jetzt können." Woher um Himmels Willen? Dass das Studium nicht sonderlich auf die Praxis vorbereitet, war klar, aber es ist schade, dass das Referendariat in meinen Augen seinen Zweck als Ausbildung verfehlt.

    Zumindest so wie du das hier schreibst Lehramtsstudent klingt das nach sehr unbestimmten Ansagen ("Ich muss dann wohl mal mit euren Eltern Kontakt aufnehmen." / "Eventuell müssen die Störenfriede ein paar mehr Hausaufgaben bekommen, damit sie sich in Zukunft zusammenreißen."). Falls du das deinen Klassen gegenüber ähnlich formulierst, achte darauf klare Ansagen zu machen, z.B.: Wer dauerhaft stört muss in die Parallelklasse den Vormittag über. Die Eltern werden mittags direkt darüber informiert (Email?). / Wer den Unterricht wiederholt stört muss die an der Tafel notierten Zusatzaufgaben bis Montag machen.
    "Wohl", "eventuell" - das klingt nach Verhandlungsspielraum und danach, dass du selbst nicht hinter deinen Maßnahmen stehst. Ich verstehe, dass du aktuell ein fremdes System umsetzt, das nicht unbedingt deinen Überzeugungen entspricht. Sieh es als Lernschritt im Ref an, dich einfach mal mit einem anderen System auseinanderzusetzen und dieses auszuprobieren. Ich nehme an gerade in der GS kann es einem immer wieder passieren, dass man die Klassenführungsregeln von Kollegen anwenden muss, wenn man als KV in einer fremden Klasse kurzzeitig eingesetzt wird. Vielleicht irre ich mich da, aber ich nehme an, bei den Kleinen ist es nicht immer möglich neben der Bezugsperson auch das komplette Klassenführungssystem zu verändern, zumindest, wenn es nur um einen sehr überschaubaren Zeitraum geht.

    Zum Ausbildungswert des Refs:
    Grundlegend gibt es in den meisten BL und Schularten ja 1-x Schulpraktika, um zumindest eine Vorstellung zu erlangen von der Herausforderung die gelernte Theorie und das gesammelte theoretische Wissen in der Praxis in guten Unterricht zu verwandeln und diesen auch entsprechend zu halten. Dennoch ist das Ref sicherlich für alle Anwärter eine gänzlich neue Erfahrung, ganz gleich wie viele Erfahrungen man ggf.bereits in der Lehre gesammelt hat. In meinem Kurs sind inzwischen fast 30% der urprünglichen Anwärter nicht mehr dabei. Rund 20% waren Verlängerer die nicht in den eigenständigen Unterricht entlassen werden konnten. In Einzelfällen tragisch, weil einfach nur die Lernzeit im Ref zu kurz war und die Leute mit einem Jahr mehr Ref bestehende Lücken (v.a.bei der Unterrichtsplanung) sicherlich hätten schließen können, mehrheitlich Leute bei denen schon das Bestehen der Schulpraktika knapp war und die auch ihr 1.Staatsexamen mit 3,x bestanden hatten, wo es also auch fachlich dünner war. Man könnte jetzt einfach behaupten, dass bei diesen Leuten das Ref sein Ausbildungsziel verfehlt hat oder aber -so tragisch das für manche ehemalige Anwärter persönlich auch ist- anerkennen, dass der Schuldienst kein Beruf ist der jedem und jeder liegt, dass manchen frühzeitig die kritische Selbsterkenntnis fehlte entweder einen anderen Beruf zu ergreifen oder aber sehr konsequent an sich selbst zu arbeiten, um den Anforderungen dieses Berufs gerecht werden zu können. 12-24 Monate (je nach BL und Ausbildungsmodus im Ref) sind eine verdammt überschaubare Zeitspanne um sich einem hochkomplexen Beruf zumindest insoweit annähern und diesem gerecht werden zu können wie man das am Ende des Refs legitimerweise erwarten darf ("fertige" Lehrer erwartet zu diesem Zeitpunkt niemand).
    Die Qualität des Refs hängt natürlich von Menschen ab, allerdings von vielen Menschen, so dass man auch viele Möglichkeiten hat sich den benötigten Input zu holen: Wo Mentoren das nicht ausreichend leisten (weil sie vielleicht Schwerpunkte haben und man in anderen Bereichen noch etwas benötigt oder in Einzelfällen man tatsächlich mal Pech mit einzelnen Mentoren hat) hat man mit Seminar, Mitanwärtern, Kollegen an der Schule genügend Möglichkeiten sich ergänzenden Input zu suchen und steht als erwachsener Mensch mit erfolgreich abgeschlossenem Fachstudium auch in der Verpflichtung das selbständig zu machen. Wir sind schließlich keine 16jährigen Azubis mehr..

    Nun ja.Es ist nicht nett, einen Referendar in so eine Klasse zu stecken. Wenn ich das richtig verstanden habe, ja nicht nur mit einem Fach, sondern sogar mit zwei Fächern. Das klingt für mich sogar einen Hauch nach "Da sind Stunden offen - ach, wir bekommen doch einen Referendar, der soll mal zeigen, was er kann."
    (...)

    Stimmt, nett ist es unter Umständen nicht, ggf.hat man aber keine Wahl, gerade bei einem Fach wie Englisch mit sehr begrenzter Stundenzahl an der GS.

    Ich bin ehrlich gesagt zwiegespalten was den Einsatz in "anfängerunfreundlichen" Klassen während des Refs anbelangt (habe auch schon mit einem Kollegen an meiner Schule darüber diskutiert, der der Auffassung war, dass man Refs in bestimmte Klassen keinesfalls stecken dürfe, weshalb er als Mentor seinen Ref vor dem Einsatz in solch einer Klasse im eigenständigen Unterricht bewahrt hatte.): Einerseits sind solche Klassen natürlich eine Herausforderung, die einen konstant an die Grenzen bringt (wo man im Ref sowieso schon oft genug an seinen Grenzen ist, die es zu erweitern gilt), andererseits lernt man gerade aus solchen Erfahrungen unglaublich viel für die weitere Klassenführung. Nach dem Ref kräht schließlich kein Hahn mehr danach, ob man das kann oder nicht, dann muss man es leisten. Im Ref hat man im Idealfall die Unterstützung der Mentoren und oft auch die Unterstützung weiterer Kollegen in der Klasse. Wenn alle wissen wie problematisch die Klasse ist- wie Lehramtsstudent schreibt- kann das ja auch eine Entlastung sein, denn das Grundproblem liegt nicht an ihm als Ref auch wenn er seine Klassenführung verbessern kann (und wird). Schwierig ist hier dann die geschilderte Erwartungshaltung der SL.

    Zum ersten Absatz: Das ist mir klar. Ich erhoffe mir halt immer, dass durch die Reflexion ein Bewusstsein "besseres Verhalten = bessere Lernatmospähre = ich profitiere davon" entsteht, bin aber durchaus "praxisschockiert", dass Kinder das nicht so mal eben umsetzen, nur weil es für uns Erwachsene logisch ist. (...)

    Was für uns Erwachsene logisch ist oder wir zumindest als gesellschaftliche Logik zu akzeptieren gelernt haben muss eben in Kinderohren und Kinderherzen überhaupt nicht logisch sein. Viele unserer erwachsenen Logiken berücksichtigen die Bedürfnisse und Entwicklungsschritte von Kindern ja nur sehr unzureichend, wenn überhaupt. Ich glaube jeder Referendar muss sich während des Refs schrittweise seiner Zielgruppe annähern um zu lernen, wo Kinder des jeweiligen Alters tatsächlich stehen, was man in der Realität voraussetzen kann. Das ist einfach etwas völlig anderes als in der Uni in einem Seminar darüber zu diskutieren. Je mehr Unterrichtserfahrung du sammelst, desto leicher wird dir dieser Zugang fallen. Erfahrene Mentoren wissen, dass das etwas Zeit braucht und gebe im Idealfall in Reflexionsphasen Hinweise, wie man die Voraussetzungen der Zielgruppe bei Unterrichtsplanung oder Klassenführung besser hätte berücksichtigen können bzw.könnte.

    Lehramtsstudent: Es geht weniger um "Strenge", als um Konsequenz. Regeln transparent machen (eventuell visulisieren an der Tafel mithilfe einer selbstgebastelten Lärmpampel oder ein "Lärmthermometer" an die Tafel malen etc., damit die SuS sehen, wo sie sich aktuell befinden), klare Folgen nennen, wenn jemand auf rot steht und diese Folgen selbst auch "aushalten", also z.B.konsequent Email an die Eltern mittags um eins, um diese über größeres Fehlverhalten zu informieren, ggf.Eltern zum persönlichen Gespräch bitten, wenn du den Eindruck hast, es fruchtet nicht bei den SuS.
    Klare Regeln beschädigen eine L-S-Beziehung erstmal nicht. Vielen Kindern fehlt gerade diese Regelklarheit im Elternhaus. Nicht allen ist klar, dass sie das im Leben benötigen werden, manchen aber durchaus, weshalb sie dankbar sind für Stabilität, Klarheit und Belastbarkeit der zwischenmenschlichen Beziehung im Umgang mit Lehrern. Die wichtige Ergänzung zu den klaren Regeln hat Jazzy dir ja auch genannt: Investitionen in die L-S-Beziehung z.B.in Form von Interesse für deine SuS. Das beginnt mit Kleinigkeiten wie der Frage nach dem Fußballtraining, der Lieblingsmannschaft oder der Nachfrage, wie das Spiel der Jugendmannschaft am WE denn gelaufen ist. Wenn ich meine SuS mit einer neuen Zeitschrift aus unserer Schulbib kommen sehen frage ich sie beim nächsten Mal, ob sie mir einen Artikel daraus empfehlen können, den sie besonders spannend fanden. Die vielen Kleinigkeiten zählen und summieren sich, weil sie den SuS zeigen, dass du sie auch jenseits des Unterrichts als Menschen wahrnimmst und schätzt. Auch Fehler einzugestehen oder Nichtwissen gehört dazu: Freitag habe ich mit meinen SuS zwei Modelle entwickelt. Modell 2 war die umgekehrte Version von 1 mit entsprechend veränderter Beschreibung. Ein Wort habe ich übersehen und nicht verändert. Einem Schüler fiel der Widerspruch zum Glück auf. Als ich mich bedankt habe und meinte, das hätte ich glatt übersehen, hat die gesamte Klasse sich gefreut. Der Schüler, der den Fehler bemerkt hatte meinte, normalerweise würden Lehrer immer sagen, das wäre ein Test gewesen und nicht zugeben, dass sie etwas übersehen hätten. Mich hat es nichts gekostet ehrlich zu sagen, dass ich nicht unfehlbar bin und etwas übersehen habe an der Tafel, für die Beziehung zur Klasse war es Gold wert, gerade, weil in der KLasse viele sehr leistungsschwache Schüler sind, die sich oft von Lehrern Hinweise zu eigenen Fehlern anhören dürfen.

    Wenn deine Jungs begeisterte Gamer sind, frag sie, welche Spiele sie spielen, was sie daran begeistert. Gamer sind häufig interessiert an strategischen Überlegungen, die Teil vieler Spiele sind. Bestimmte Unterrichtsmethoden fordern genau diese Art von Denken. Gerade simulative, handlungsorientierte Unterrichtsmethoden können deine Gamer evtl.begeistern und einbinden helfen. Ich habe auch sehr viele Gamer in meinen Klassen, die sich zumindest teilweise auf diese Weise einbinden lassen. Teilweise verknüpfe ich auch einfach andere Themen mit Gamingaspekten oder Gaming-Themen (z.B. in GK ist Gaming ein zentraler Baustein im Bereich Medienkompetenz, in Wirtschaft arbeite ich beim Thema Kaufverträge mit Ingame-Währungen, etc.), um diese Schülergruppen "mitzunehmen".

    Sencha Grüntee, nein Earl Grey oder doch Darjeeling? Aber frischer Minztee oder Melissentee sind auch ne Wucht (vor allem im Hochsommer)...

    Ich geb auf- wer ist entschiedener als ich?

    Vielleicht beharkt ihr euch einfach in einem Extra- "Ich bin Deutsch-Lehrkraft und möchte meine Mituser beschulen"-Thread Yummi und WiederimSchuldienst? :computerrache: Oder angesichts des Zwiegesprächs gleich ein höflicher Austausch mit Duden und Co.bewaffnet via PN. :winkewinke:

    Macht in diesem Thread doch einfach weiter, wenn es arg pressiert: Was gegen sinkende Lesekompetenz hilft...

    WiederimSchuldienst: Die Kommentare über Referendare gingen gar nicht an dich, die/der du ja völlig klar in einer ganz anderen Situation bist. Von den hier im Thread aktiven Usern sind aber zumindest Buntflieger und ich auf jeden Fall noch Referendare. Insofern war das eine Nebendiskussion, die sich anhand deines Themas entsponnen hat. Das ist das Schöne oder auch Verwirrende an einem Diskussionsforum, dass sich auch weitere User mit einem Thema identifizieren können und beginnen über die eigene Unterrichtspraxis, Ausbildungssituation, Schulsituation zu reflektieren. :)

    Jup. Träume von meinen Schülern, wache auf und plane um 5 UHr früh am Samstag morgen Unterricht im Kopf oder überlege mir, wie ich mit bestimmten päd.Herausforderungen umgehe kommende Woche... :hammer:

    Wie sieht das bei der nächsten Userin* aus?


    (*generisches Femininum)

    Ich persönlich habe keine Schüler, die an diesen Demos teilnehmen möchten. Würde es ihnen auch nicht verbieten, jedoch die Stunden oder den Tag als unentschuldigt eintragen (solange keine "Entschuldigung " der Eltern für "Krankheit" vorliegt). Wer meint, sich über die Schulpflicht hinwegsetzen zu müssen, muss eben auch mit den Konsequenzen leben. Gehört auch zum erwachsen werden dazu.

    Abgesehen davon halte ich diese Demonstration für Schwachsinn. Umweltschutz halte ich für äußerst wichtig und versuche auch meine Schüler dafür zu sensibilisieren. Leider können ja 99 Prozent der Befürworter dieser Demos Umweltschutz und Klimaschutz gar nicht auseinander halten. Hierzu ein kleines Bild

    Das Bild das du gepostet hast hat leider eine Aussagekraft von nullkommanix. Da stehen am Ende nur unbewiesene Behauptungen mit dem Ziel der Stimmungsmache gegen eine politische Partei die man mit dem Begriff "Fakenews" anprangert. Etwas seriöser hätte deine Argumentation schon ausfallen dürfen... An dieser Stelle möchte ich mal insbesondere Wollsockens Einsatz im Parallelthread hervorheben. Da war einiges Erhellendes dabei, was ich zumindest nicht im Blick hatte bislang und worüber ich nachdenke.

    D(...)Aber danke für die Einordnung und die Erinnerung, dass ständig A von B abgeschrieben hat. Das relativiert den Anspruch, göttlich inspiriert zu sein bzw. Gottes Wort oder whatever verschriftlich zu haben, doch etwas. Kulturen beeinflussen einander (wollen ja manche auch nicht wahrhaben).

    Wir reden von Glauben, nicht von Wissen im Sinne menschlicher Logik, Beweisbarkeit und Wissenschaft. Zumindest für Gläubige -gleich welcher Religion- eine wesentliche Unterscheidung.

    Geiles Rezept, das probier ich mal.....du kennst nicht zufälligerwiese ein gutes Rezept für Haggis und/oder Shepperd Pie (gern schön würzig)?

    In Kanada gibt es eine Variante des Shepherd´s Pie, bei der die Hackfleischmasse während des Anbratens u.a. mit einer enormen Menge Thymian gewürzt wird (wenigstens 2 EL Thymian auf 500g Hack). Sehr speziell, aber irre lecker.

    Da ich diese Woche stimmlich ziemlich angeschlagen war, habe ich am Do tatsächlich aus der Not heraus - Stimme war zwischendrin immer wieder mal minutenlang nur noch auf Flüsterbasis vorhanden- eine Stunde zu 80% nonverbal gehalten. Gute Vorbereitung mit entsprechender Vorentlastung, ein paar fitte Schüler als 1.Ansprechpartner bei Fragen, ehe ich etwas sagen muss, klare Hinweise, wo im Buch oder auf dem Arbeitsmaterial Lösungshinweise zu finden sind- hat, da es eine entsprechend rücksichtsvolle Klasse war, sehr gut geklappt. So brav und ruhig sind die sonst nicht. (Dafür haben sie dann demnächst mal wieder einen "Pubertätskoller" gut in einer Stunde. ;) )

    Es ist natürlich völliger Unfug einem Lehrer eine dienstliche Anweisung zu geben künftig gefälligst nur noch nonverbal zu ermahnen. Das ist nicht nur schulrechtlich fragwürdig, sondern geht natürlich auch völlig an schulischer und unterrichtlicher Realität vorbei: In manchen Lerngruppen, an manchen Tagen und wenn es auch zur eigenen Lehrerpersönlichkeit passt ist das angemessen, aber eben nicht generell und als einzig seelig machendes pädagogisches Konzept. Einem Ref bei der Entwicklung eines pädagogischen Repertoires behilflich zu sein, indem man diesen dazu anhält auch bislang eher unübliche Wege der Klassenführung auszuprobieren ist dagegen ein wichtiger Teil der Ausbildung. Gute Mentoren und LBs unterstützen ihre Anwärter bei diesem Prozess, indem sie nachhaltige Denkanstöße in Form von "machen Sie in der nächsten Stunde mal xyz" geben. Manchmal braucht es das, um die eigene "Komfortzone" zu verlassen, auch wenn es sich verständlicherweise in manchen Momenten wie eine gehörige Zumutung anfühlen kann, nochmal etwas anderes auszuprobieren, wenn man gerade den Eindruck hat, es laufe endlich gut in den eigenen Klassen. Mich haben derartige Anstöße -auch wenn sie manchmal ekelig anstrengend waren- bislang immer voran gebracht.

    (P.S. Im Hundetraining haben wir einmal Videoanalysen von Trainingssequenzen gemacht. Dazu mussten wir zunächst eine gut sitzende Sequenz mit dem eigenen Hund komplett nonverbal und ausschließlich mithilfe von Gesten durchführen. In der 2.Runde galt es möglichst sämtliche (bewussten) Formen der Körpersprache abzustellen und den Hund rein verbal zu steuern. Am Ende wurden beide Sequenzen analysiert. Zur Überraschung vieler TN, die ihre Hunde bislang zumindest bewusst rein verbal geführt hatten und die keinerlei bewusste Gesten verwendeten, funktionierte bei fast allen die Sequenz besser in der rein nonverbalen Variante, als in der verbalen Variante. (Mein kleiner Arbeitshund war der Streber, der die Regel sprengte, da ich viele nonverbale Gesten im Training verwende, ich aber auch meinen Hund "zulabere" im Training, die "verbale Toleranz" also sehr hoch ist, ohne, dass das Training davon beinträchtigt wäre.) )

    Na ja, der Text im Postillon dürfte wohl unter "Satire" laufen.

    Da ich keine Kinder habe ist die Frage hypothetisch. Selbst bin ich in den 80ern politisch sozialisiert worden auf Anti-Atomkraft-Demos, 1.Mai-Demos und weiteren Gewerkschaftsaktionen (35h-Woche, etc.). Mich hat das sehr nachhaltig geprägt und auch meine Berufswahl beeinflusst. Insofern würde ich ein politisches Engagement eigenen Nachwuchses definitiv begrüßen und -solange dieses sich im Rahmen des GG bewegt- unterstützen.

    Ähnlich sehe ich das bei Schülern: Als GK-Lehrerin jauchzt mein Herz angesichts des politischen Engagements dieser Schüler. Ziviler Ungehorsam kostet durchaus Mut und Engagement, schließlich werden alle diese Schüler ungeachtet ihrer Demonstrationsteilnahme am Ende in Klassenarbeiten auch zu verpassten Lerninhalten bestehen müssen. Wer die Demo also nur als Ausrede zum Schwänzen verwenden sollte bekommt bei der nächsten Lernzielkontrolle die Quittung; allen anderen noch extra eine "6" für die Stunde reinzuwürgen, wie pattyplus geschrieben hatte, halte ich für unangemessen und schulrechtlich fragwürdig.
    Im Sinne einer sich entwickelnden politischen Mündigkeit meiner Schüler hätte ich mich sehr gefreut, wenn einige heute bei der Demo gewesen wären. Leider befürchte ich, dass diejenigen, die gefehlt haben tatsächlich einfach nur krank waren. Vielleicht sollte ich kommende Woche mal in GK eine Diskussion über das Dilemma Schulpflicht versus politisches Engagement, ziviler Ungehorsam und Versammlungsfreiheit anstoßen... :teufel:

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