Am Ende können wir auch keine Wunder vollbringen und wenn beim Schüler schlichtweg die Grenze des Wollens und des Könnens erreicht ist, muss man das akzeptieren. Wenn er die Schule am Ende ohne gesicherte Lesekompetenzen verlässt, muss er sich überlegen, ob er so sein ganzes Leben irgendwie verbringen will oder vielleicht doch noch einmal zur Volkshochschule geht und einen Kurs belegt. Manche bekommen im Erwachsenenalter noch einen Motivationsschub, bei Anderen ist halt wirklich Hopfen und Malz verloren.
Ich hatte ja weiter oben schon geschrieben, dass eine „macht was ihr wollt“ Einstellung in den Grundschulen nicht vorstellbar ist und dass es nicht ausreicht, ein Angebot auszulegen.
Gymshark
Zu diesem Beitrag bescheinige ich dir persönlich ein geradezu erschreckendes und extrem herabwürdigendes Menschenbild, das du da zeichnest.
Nahezu alle Schüler:innen sind in der Grundschule in der Lage, lesen zu lernen, wenn sie Hilfe beim Üben erhalten.
Kinder mit Unterstützungsbedarf Lernen benötigen länger, diese Zeit wird ihnen über den Unterstützungsbedarf gewährt.
Selbst die Kinder mit Unterstützungsbedarf Geistiger Entwicklung, die bisher bei uns an der Schule waren, haben es geschafft, lesen zu lernen. Letztere hatten aber Helfende an ihrer Seite, die für sie allein da sind und täglich mit ihnen wiederholen und üben können. Und sie benötigen sehr viel Zeit, da reicht ein Jahr nicht aus, in Klasse 3 oder 4 freut man sich dann über die Fortschritte. Sie lesen auch dann keine Bücher, aber sie bleiben keine Analphabeten.
Sich darauf zurückzuziehen, dass einige es einfach nicht könnten, ist … mir fehlen angemessene Worte, aber ich finde die Einstellung mehr als herabwürdigend.
Es wird Kinder geben, die es nicht erlernen können, bestimmt, aber es sind bei Weitem nicht 25% der Kinder, die kognitiv nicht dazu in der Lage sein sollen.
Von „wollen“ kann noch weniger die Rede sein, gerade die beeinträchtigten Kinder wollen oft unbedingt und üben engagiert und kommen doch nur langsam voran, was nicht am Wollen, sondern an der kognitiven Beeinträchtigung liegt.
Und ja, es gibt auch in der Grundschule Kinder ohne Neugier, ohne Interesse, abgestumpft, gezeichnet, übermüdet, hungrig, manche grenzenlos, das sind solche, die vor lauter Schrecken und Sorgen im eigenen Leben gar nichts mehr wollen oder wagen.
Es werden keine Wunder erwartet?
Doch.
Aber anders, als du es zeichnest:
Erwartet werden sollte dass man die Aufgaben in der Grundschule ernst nimmt und dafür die notwendige personelle Ausstattung gewährt, um Kindern schon frühzeitig im Lernprozess Unterstützung zu geben. Das wäre aus heutiger Sicht ein Wunder, auch wenn es eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Weil dies seit 20 Jahren nicht erfolgt, gebärdeten man sich nun erstaunt … und erwartet einmal mehr, dass Lehrkräfte in der Grundschule dies mit vorhandenen Mitteln retten.
Dieses „Wunder“ werden die Grundschullehrkräfte nicht liefern können.
Bestimmt suchen die Lehrkräfte an Grundschulen, wie sonst auch, nach Möglichkeiten und Lösungen, was sich auch hier im Forum abzeichnet. ( Quittengelee Liste folgt).
Das fehlende Personal werden die Lehrkräfte nicht einstellen können und den Lehrkräftemangel müssen sie seit vielen Jahren auffangen, Abordnungen und anderes Personal einarbeiten und Material wie Wissen teilen.
Es geht also einmal mehr auf dem Rücken der Grundschullehrkräfte, die es nicht schaffen, sich genügend abzugrenzen, um bei einer 40-h-Woche zu landen, weil sie die lesenden Kinder sehen wollen und wissen, was den ihnen anvertrauten Kindern möglich wäre, wären die Bedingungen bessere.
Am Ende werden sich die Grundschullehrkräfte aber sicher nicht hinstellen und behaupten, die Kinder wären schlicht zu dumm und hätten nicht gewollt.