Beiträge von Palim

    Meine Fahrten hatten in der Regel einen Hintergrund aus dem Sachunterricht (Bauernhof/ Wald) und entsprechend viele Inhalte dazu.

    Die Fahrt auf die Insel hatte ich nicht geplant, sie ist a) ins Wasser gefallen, b) war die Jugendherberge unterirdisch und c) das Programm nicht gut vorbereitet.


    In der Grundschule geht es auch darum, überhaupt woanders zu übernachten, das können und kennen etliche Kinder gar nicht,

    sich selbst zu kümmern und zu erfahren, dass Mama nicht alles bringt, erledigt und aufräumt,

    also auch Tischdienst und andere Aufgaben zu übernehmen.

    Irgendwie muss man das Thema auch mal im großen Zusammenhang sehen.

    Das ist ja genau der Punkt.

    Der große Zusammenhang stimmt überhaupt nicht.

    Da ist die Klassenfahrt doch nur ein Teil.


    Wie kann man auf die Idee kommen, dass da irgendetwas im Gegenzug gestrichen werden müsste?

    Es bräuchte erhebliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen um den Beruf überhaupt annehmbar und leistbar zu machen.

    Leicht gesagt! Wenn in Schleswig-Holstein eine Teilzeitkraft die Klassenfahrt verweigert, weil es keinerlei Aufstockung (und keinerlei Abbummeln der Überstunden, oder auch nur irgendetwas gibt wie z.B. einen längeren Turnus, bis man wieder dran ist) gibt, dann gibt es ein Disziplinarverfahren, weil es auch für Teilzeitkräft (z.B. bei 50% Stelle) Dienstpflicht ist.

    Daran kann man dann sehen, wie fair so eine Dienstpflicht ist, statt sich zu freuen, dass es freiwillig ist und man in NDS nicht fahren muss.

    Wenn ihr genug Stunden und genug Reisekostenbudget hättet, würdet ihr dann auf Klassenfahrt gehen?

    Wenn wir insgesamt über Jahre genug Stunden hätten und nicht jede Woche wieder mit dem Stundenplan ringen müssten, Vertretungen selbst organisieren, Budget beantragen etc., jedes Mal umplanen, jedes Mal überlegen, wie es irgendwie noch gehen kann, jedes Mal innerhalb der Klassen auffangen, was an Förderung längst gestrichen ist, wären wir vielleicht entspannter und ausgeglichener, hätten Aussicht auf Entlastung und wären dann auch gewillt, die Aufgaben und die Verantwortung einer Klassenfahrt im inklusiven Setting samt Brennpunkt zu tragen, und würden versuchen, es allen Schüler:innen zu ermöglichen.

    Haben wir aber nicht. Dem Land ist es nicht wichtig genug, die Schulen so auszustatten, dass der Pflichtunterricht und die im Erlass geregelten Förderungen stabil über mindestens 1 Jahr laufen können.

    Meine Aussage ist: Wenn wir grundsätzlich Klassenfahrten anbieten sollen, müssen wir das als Pflicht machen, damit es fair auf alle verteilt wird.

    Ich habe ja geschrieben, dass ich über Jahre immer wieder gefahren bin, mit eigenen Klassen und mit anderen Klassen.

    Zu der Zeit hatten wir so ein gemischtes Kollegium, fast alle Lehrkräfte waren schon älter, viele haben in Teilzeit gearbeitet und hatten keine kleinen Kinder mehr.

    Einige sind gefahren, andere nicht und ja, einige Klassen waren dann nicht auf Klassenfahrt.


    Du störst dich an der ungleichen Verteilung von Aufgaben? Das betrifft doch nicht allein die Klassenfahrten.

    Wenn du doch aber gerne auf Klassenfahrt fährst und es womöglich genießt, warum kannst du dann diese Teil nicht für andere im Team übernehmen? Vielleicht haben sie Aufgaben, die du dafür nicht machen musst?

    Müssen wir dann alle anderen Aufgaben auch als Pflicht einsetzen? Wie viele Klassen hast du als Klassenleitung, wie viele Fachklassen, wie viele Hauptfächer, wie viele Pausenaufsichtzen/-zeiten, wie viele Fachkonferenzen und wie viele Beauftragungen? Und wie schafft man einen Ausgleich zwischen den Schulen?


    Warum sind diese Aufgaben nicht in der Arbeitszeit generell mit eingebunden, sodass es dann zu keinem Ungleichgewicht kommen kann? Wie wäre es, wenn ein angemessener Ausgleich für die Klassenfahrt gewährt würde? 4 oder 5 Tage 24 Stunden statt 8 Stunden Dienst - im Anschluss 2 Wochen frei, und zwar ohne Vertretungsmaterial hinlegen zu müssen, Bereitschaft zu haben, für Absprachen oder Konferenzen zur Verfügung zu stehen.

    Man kann sich etwas wünschen und sich freuen, wenn es freiliig erledigt wird.

    Stimmt.

    Aber weil Klassenfahrten dann doch nicht so wichtig sind, ist es nur ein Wunsch, den man ablehnen kann, u.a. mit der Begründung, dass man diesen Wunsch zwar erfüllen möchte, aber nicht kann, weil die individuelle Arbeitszeit und Belastung es nicht ermöglichen und die Unterrichtsversorgung innerhalb der Schule seit Jahren so klamm ist, dass man keine weiteren Ausfälle für die eine Woche wie auch im Anschluss tragen kann.


    Anders sieht es eigentlich bei DaZ, Förder etc. aus, das ist nämlich per Erlass geregelt.

    Dennoch ist es offenbar nicht wichtig genug dafür, dass man entsprechende Stunden in der Unterrichtsversorgung zur Verfügung stellt und auch für entsprechende Vertretungsstunden sorgt.

    Das hinkt natürlich etwas, weil man ohne Klassenfahrten auskommt, aber man braucht auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder,

    Man hat ja auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder, Stunden für Inklusion etc., weil sie Jahr für Jahr zu Vertretungszwecken gestrichen werden, um den Pflichtunterricht besetzen zu können.

    Wenn man nicht genug Personal hat, müssen Klassen zu Hause bleiben.


    Fahren also 2 Lehrkräfte auf Klassenfahrt, bleibt mindestens eine andere Klasse zeitgleich zu Hause, damit für den Rest der Unterricht bzw. die Betreuung gewährleistet werden kann?

    Nach deiner Schulleitung wäre das ja auch nicht erwünscht...

    Das habe ich so gar nicht geschrieben und darum ging es auch gar nicht.

    Die SL erwartet die Klassenfahrt nicht, sie setzt niemanden unter Druck, es machen zu müssen, zumal es in NDS freiwillig ist.


    Aber weil du den Punkt ansprichst:

    Es ist eben nicht möglich, alle aufgetragenen Aufgaben in der regulären Zeit zu schaffen, also muss man Prioritäten setzen. Der eine gestaltet den Unterricht so, dass er wenig Arbeit macht, der andere verzichtet auf Klassenfahrten, weil es individuell zu unverhältnismäßig hoher Belastung kommt.


    Bei deiner Bewertung solltest du, Tom123 , im Blick behalten, dass du von 5 Betreuungspersonen für 2 Klassen ausgehst, von jungen BuFdis, die Aufgaben übernehmen, und offenbar nicht davon, dass man sich über Jahre mit Unterversorgung irgendwie über Wasser hält. Auch die schlechte Unterrichtsversorgung ist ein Grund, weshalb Klassenfahrten unmöglich erscheinen. Wenn ich den Unterricht so schon nicht besetzen kann, ist keine zweite Lehrkraft zu entbehren - mit den neuen PM-Verträgen dann auch nicht mehr zu vertreten.

    Wie sehen das das Kollegium und die Schulleitung? Und wie reagieren bei euch die Eltern, wenn jemand nicht fährt? ("AbER DiE aRmEn KinDEr!1!") Oder springt dann eine Kollegin ein?

    Ich bin früher selbst eingesprungen, als Co-Lehrkraft mitgefahren, bei Krankheit oder Lehrkraft-Wechsel auch kurzfristig mit Fachklassen.

    Dann gab es Absprachen, dass man sich gegenseitig versichert hat, dass man miteinander fahren kann.

    Auf den (meinen) letzten Fahrten gab es mehrere chronisch kranke Kinder und immer mehr zusätzliche Anforderungen. Auch da muss man bereit sein, die Verantwortung zu tragen.


    Zwischenzeitlich ist niemand mehr gefahren.

    Es gibt lange Gesichter, aber durchaus auch Verständnis, wenn man die Hintergründe darlegt.

    Letztlich können die Eltern/ Kinder nicht bewirken, dass man fährt.

    Die ganz neuen, jungen Kolleginnen möchten gerne fahren, mal sehen, ob und wie es dann umgesetzt wird.


    Die Schulleitung sieht die Mehrarbeit, nicht nur bei Schulfahrten, und ihr ist daran gelegen, dass die KollegInnen längere Zeit im Unterricht stehen und nicht kurzfristig ausbrennen.

    Aber momentan heißt es: Wir sollen auf Klassenfahrt fahren

    Wo steht das denn?


    Momentan ist es freiwillig und damit eine Zusatzleistung.

    Wenn das Ministerium dazu verpflichtet, muss ich fahren und kann die Mehrarbeit doch nicht ausgleichen.


    Auch wir sind sonst mit 2 Leuten gefahren, freie Zeiten sind da kaum drin. Woher ihr den üppigen Personalschlüssel nehmt, weiß ich nicht. Wenn nicht einmal der Pflichtunterricht gedeckt werden kann, reicht es für Extras schon gleich gar nicht.

    Leider ist die Teilnahme in Niedersachsen freiwillig.

    Nein, das ist ein Glück.

    Es gibt genug Jobs, die Unanehmlichkeiten mit sich bringen.

    ... Schulträger ... Ärzte, Feuerwehr, Krankenhaus, Notdienste ... Verkäufer... Stadtreinigung... Hausmeister ...

    Bestimmt.

    Und bei allen diesen Berufen werden die Schichten und Stunden als solche gezählt und müssen entsprechend entlohnt oder ausgeglichen werden. Darum sollen auch pädagogische MitarbeiterInnen nicht mehr auf Klassenfahrten fahren, da ihnen die Zeiten voll berechnet werden. Und darum haben I-Hilfen ein Anrecht auf Ruhezeiten während der Klassenfahrt und die Wahrnehmung ihrer Aufgaben endet damit.


    Lehrkräften stehen diese Ruhezeiten offenbar nicht zu, dagegen übernehmen sie nicht allein die Woche Klassenfahrt samt Vor- und Nachbereitung, sondern auch noch die Vor- und Nachbereitung des eigenen, dennoch zu erteilenden Unterrichts, der in den Grundschulen Niedersachsens durch pädagogische MitarbeiterInnen beaufsichtigt wird.

    Wenn ich dann die 4 Stunden, die man im Gegenzug für eine Wochenfahrt erhält, nehmen möchte, muss ich erneut die Vertretung ausarbeiten und den pädagogischen MitarbeiterInnen bereitstellen, also weitere Mehrarbeit für mich.


    Wenn die Arbeitszeit bemessen wird und entlohnt wird, können wir über Klassenfahrten reden, bis dahin einfach auch mal nicht.

    Und Lehrkräfte, die durch was auch immer gerade mehr als genug belastet sind, müssen dank der Freiwilligkeit in Niedersachsen nicht fahren und sich nicht genötigt fühlen, es doch zu tun, nicht mit und nicht ohne Kinder, nicht als Teilzeitkraft oder als Vollzeitkraft, nicht alle Jubeljahre und nicht jährlich.


    Kurzum: Ich kann das, ich mag das, ich finde es auch sinnvoll, auch in der Grundschule, aber ich mache es nicht länger unentgeltlich und sehe nicht, in welcher Form diese Arbeitsleistung an irgendeiner Stelle eine Entlastung erfahren könnte oder würde.

    Es sind im Grunde Disziplinkonflikte, klar, aber mit einer Beeinträchtigung hat man schlechtere Karten und muss weit mehr Alternativen finden und realisieren, als es andere KollegInnen müssen.

    Zudem glaube ich, dass man durch eine Beeinträchtigung angreifbarer wird und sich womöglich auch eher angegriffen fühlt.

    Auch ist es so, dass man die Beeinträchtigung selbst ja auch im Alltag kompensieren muss, ganz unabhängig von Störungen.


    Wenn dann kein Verständnis entgegengebracht wird, sondern ein "hilft dir selbst, sonst hilft dir keiner", wird es eher schlimmer.

    In den Klassen soll Inklusion für Kinder unterschiedlichster Unterstützungsbedarfe umgesetzt werden.

    Wie viel Entgegenkommen können Beschäftigte erwarten?

    Statt einer Ganz-oder-Gar-nicht-Einstellung vermisse ich, dass man Wege und Möglichkeiten findet, Lehrkräfte soweit zu unterstützen, dass sie noch viele Jahre trotz Beeinträchtigung im System Schule Aufgaben übernehmen können.

    ist es das nicht bei euch? Ich gehe ins Sekretariat und hole mir, was ich brauche.

    Das ist bei uns ziemlich gut und in den letzten Jahren noch um ein Vielfaches besser geworden.


    ABER an anderen Schulen ist es anders

    UND die abgeordneten Lehrkräfte stehen vor unserer Bücherwand und wundern sich darüber, dass wir vor allem für D+Ma wirklich eine gute Ausstattung haben, einschließlich Materialien für die Inklusion, die wir nach und nach weiter aufstocken wollen und werden.

    In manch anderen Fächern könnten wir noch zulegen, in manchen haben wir es gemacht, weil wir in den letzten 10 Jahren so viele Vertretungen (auch ohne Lehramtsausbildung) und Abordnungen hatten, dass es nicht länger ohne Bücher geht.


    Übrigens hat unsere Schulträgerin, man muss sie auch mal loben, im Haushalt generell einen Etat für Inklusion angesetzt, aus dem Unterrichshilfen gekauft werden können, aber auch plötzlich notwendige Ausstattung für die Schulen, sodass es dann keine Probleme mit der Finanzierung gibt, sondern eine zügige Umsetung möglich ist, weil ein Kind an die Schule kommt, das besondere Geräte o.a. benötigt.

    wieder_da

    Eines meiner Kinder in der Klasse hat ähnliche Probleme, manchmal ist es personenbezogen, oft nicht.

    Wie haben einen Verstärkerplan und eines der Ziele ist „kann Hilfe annehmen und nutzen“ (genaue Formulierung müsste ich nachschlagen.


    Im Plan gibt es für jede Stunde per Smiley eine Rückmeldung und er wird zu Hause von den Eltern unterschrieben, sodass diese informiert sind.

    Aber ich möchte doch zumindest selbst entscheiden, ob ich eine Bärchenwanduhr, Lachsmileystempel oder Fledermausstationenarbeit kaufe, selbst erstelle oder einfach ohne lebe.

    Ob ich mit oder ohne Fledermausstationenarbeit unterrichte, kann ich auch entscheiden, wenn sie an der Schule vorrätig ist, wie z.B. Lektüren oder andere Lehrwerke, Anschauungsmaterial etc.

    Auch Büromaterial, einschließlich stapelweise, nicht sanktionierter Laminierfolien sollten vorhanden sein.

    Warum kann man Lehrkräfte bei ihrer Aufgabe nicht derart unterstützen, dass sie aus dem Vollen schöpfen, statt zu erwarten, dass sie ihr Arbeitsmaterial selbst mitbringen?


    Wenn du dann ein Foto auf deinem Schreibtisch oder eine Bärchenuhr an der Wand zur Ausgestaltung deines Arbeitsplatzes benötigst, sei es dir überlassen, die grundlegende Ausstattung sollte aber getragen werden … und zwar nicht von meinem Gehalt.

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