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eigentlich schreibe ich hier nicht mehr, weil es meistens nur nervt. Kaum einer versteht, was sich unbedingt in den Schulen und bei der Unterrichtsgestaltung ändern muss.
Eigentlich wollte ich auch nicht darauf antworten...
und eigentlich tue ich's dann doch.
Wenn die Leute in diesem Forum nicht offen für Verbesserungsvorschläge bezüglich ihrer Unterrichtsgestaltung sind, dann weiß ich es auch nicht. Ich habe selten so eine Häufung von wirklich modernen, engagierten, kooperativen und für Neues offenen Lehrern erlebt wie hier. Auch ich höre mir immer wieder gerne neue Ideen und Verbesserungsvorschläge an, aber wo soll ich diese hier gelesen haben? Bisher wurde immer nur gesagt, wie man es nicht machen sollte.
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Kein Mensch ist von Natur aus faul. Wenn der Unterricht interessant ist und Schüler in die Lage versetzt werden, ihm zu folgen und daraus zu lernen, dann sind sie nicht faul.
Hm, höre ich mir ja gerne an. Aber was ist mit der Anti-Haltung pubertierender Jugendlicher? Damit haben wir doch jeden Tag zu tun und es ist doch nicht nur in der Schule so, dass Jugendliche sich bewusst von den Erwachsenen abgrenzen wollen. Mit schülerorientiertem Unterricht kann man zwar viele pubertierende Schüler dennoch interessieren, aber selbst der für die einen total interessante Unterricht interessiert die anderen Schüler weniger, weil sie vom Thema/der Methode/dem Fach nicht angesprochen werden, gerade Liebeskummer oder Probleme mit der besten Freundin haben, am Vortag ein neues Handy bekommen haben, abends bis 0 Uhr Fernsehen geschaut haben oder bis 1 Uhr unterwegs waren, die Eltern sich gestritten haben (all dies sind alltägliche Probleme bei uns an der Realschule - und ich würde behaupten, dass ich viele ihrer Probleme mitkriege und viel Rücksicht darauf nehme).
Ich höre mir wirklich gerne Ideen für eine veränderte Unterrichtsgestaltung an, ganz ehrlich.
Also bitte ganz konkret: Wie soll ich realistisch 30 ganz verschiedenen Schülern mit verschiedensten Problemen gerecht werden (und meine Schüler haben nicht wenige davon, viele ihrer Probleme liegen auch im Elternhaus und im sozialen Umfeld), wenn ich diese höchstens 4 Stunden die Woche unterrichte, ihnen gleichzeitig Fachwissen, Sozial-, Methoden- und sonstige Kompetenzen vermitteln soll und innerhalb dieser 4 Stunden viele organisatorische Dinge regeln muss, auf die ich mich ebenfalls konzentrieren muss (Anwesenheit kontrollieren, ins Klassenbuch eintragen, Dinge an die Tafel schreiben...).
Wie setzt ihr all das konkret in euerm Unterricht um bzw. würdet es als Lehrer umsetzen?
Ich habe in meinem Studium jahrelang Nachhilfe gegeben und konnte damals nie verstehen, wieso meine Nachhilfeschüler Dinge in der Schule nicht verstanden, bei mir aber innerhalb kürzester Zeit verstehen, wieso alle angeblich so schlechte Lehrer haben usw. Jetzt weiß ich es: In der Schule fehlt einfach leider die Zeit, auf alle Schüler einzeln ausführlichst einzugehen. Das ist oft frustrierend, aber wir müssen leider mit großen Klassen und all den Dingen leben, ohne die das Unterrichten so viel einfacher wäre. Außerdem war es für meine Nachhilfeschüler manchmal auch einfacher zu sagen, der Lehrer hat etwas falsch an die Tafel geschrieben, als zuzugeben, dass sie nicht richtig abgeschrieben oder nicht richtig gelernt haben. Und meine Nachhilfeschüler waren wirklich nett und ich habe mich mit ihnen immer gut verstanden. Das ist für mich selbstverständlich und ich schreibe es nur dazu, weil ich in diesem Thread immer das Gefühl habe, das man sich für alles rechtfertigen muss (was ich sehr schade finde
).
Und trotz großer Klassen und sonstiger Probleme, die der Schulalltag so mit sich bringt, versuchen die meisten Lehrer aus der vorgegebenen Situation das Beste zu machen und sind auch für konstruktive Vorschläge wirklich dankbar.
Mir hilft es nicht zu sagen: Das Notensystem ist ungerecht. Dass es z.T. so ist, weiß ich selbst. Aber was sind die Alternativen im Alltagsleben? Ich bin für KONKRETE (sorry für die Großschreibung) Tipps für den Unterrichtsalltag wirklich dankbar. 