Als in den 80ern geborene ...
Trotzdem finde ich auch die deutsche Nachkriegsgeschichte, die Gründung der EU, DDR etc. sehr wichtige Themen, die zu meiner Zeit im Schulunterricht eigentlich gar keine Rolle gespielt haben.
Bin auch in den 80ern geboren. Als die Mauer fiel lernte ich gerade lesen und schreiben. Dass die Deutschlandkarte mal so (~1940), mal so (Westdeutschland) und dann wieder anders (Wiedervereinigt) aussah im Atlas, das nahm ich jahrelang so hin. Daheim lagen die Atlanten meiner Oma, meiner Mama und von mir herum. Deutschland hatte viele Formen.
Natürlich finde ich es wichtig, dass sich Nazi Deutschland nicht wiederholt, aber in meiner Schulzeit wurde ich mit dem Thema ehrlich gesagt so vollgequatscht, dass ich davon und darüber nichts mehr hören möchte. Es ist mir selbst jetzt noch überdrüssig. Von der Lektüre in Klasse 6 (Damals war es Friedrich) über Reli, Geschichte, Erdkunde, ständig im Deutschunterricht, selbst Englisch - immer wieder! Ständig waren wir thematisch beim 3.Reich, und nie nie niemals bei aktuellerer Geschichte. In der 13.Klasse hat das erste Mal ein Lehrer vor der Klasse verwundert festgestellt, dass wir uns an die DDR nicht erinnern und dazu nichts wissen. Woher auch? Für eine Sechsjährige aus Baden-Württemberg ohne Verwandte in Ostdeutschland war die DDR genau so fern wie Honolulu. Nach dem mündlichen Abitur war das erste Mal die Aufteilung Deutschlands durch die Siegermächte und die Nachkriegsjahre Thema. An den letzten zwei Schulstunden dann auch ein wenig noch zur Wiedervereinigung. Ich fand es sehr erbärmlich. Hätte zu halbwegs aktuellem gerne etwas mehr gehört. KZ's dagegen hätten mir auch in zwei oder drei Schuljahren als Thema gereicht. Aber das kam ständig. Ich fühle mich durch den Schulunterricht deshalb immer noch geradezu abgestumpft bei dem Thema. Und ja, die Entrüstung wurde mir eindeutig anerzogen. Gefühlt hatte ich nie eine Chance mich selbst darüber zu entrüsten, das war sofort von vorne vorgegeben.