Beiträge von Rieke20

    Ich fasse mal zusammen:

    Die meisten derjenigen, die sich in meiner Aussage nicht wiederfinden können,

    kommen von der beruflichen Bildung BBS, BK und vom Gymnasium,

    einige wenige auch aus dem Gesamtschulbereich. Von dort kommen auch einige

    Kommentare, die ähnliches erlebt haben.


    Insgesamt glauben diejenigen, die mich kritisieren (bis hin zu Wollsockes, "was fuer ein Sch--), das man die Verhältnisse in den schwierigen Klassen schon hinbekommen hätte, wenn man denn eine "ordentliche" pädagogische Ausbildung genossen hätte.


    Ich frage mich dann aber auch: Kommt ihr aus dem Bereich Naturwisasenschaften ?

    Habt ihr schon einmal eine 7, 8, 9, Klasse in einem für optische Versuche verdunkelten Raum erlebt ? Habt ihr schon mal mit einer Klasse an Bunsenbrennern gearbeitet oder Gruppenarbeiten betreut, bei denen echte Teamarbeit an technischen Geräten verlangt war ?

    Diejenigen, die glauben etwas mehr "classroom Management" reicht,

    kennen Unterricht mit Arbeitsblättern und Büchern in Deutsch, Geschichte und SoWI. Das ist etwas anderes. Und ihr habt die fehlenden anderen Fächer:

    Technik, Physik, Informatik und Chemie nicht in ausreichender Anzahl studiert, warum eigentlich nicht ?


    Die meisten Seiteneinsteiger können Anfängern im Praktikum gutes Experimentieren beibringen. Sie kennen mögliche Fehler und bringen viel Geduld mit. Aber all das ist nicht möglich in beschriebenen schwierigen Klassen, selbst mit nur einigen wenigen Lernverweigerern und Störern, die noch dazu im Fachraum bleiben müssen und die man nicht zu einer "Lerntheke, einem Auszeitraum, oder

    zum Schulleiter schicken kann.


    Ich würde gerne an einer Gesamt- oder Hauptschule unterrichten, wenn ich wüsste, dass ich ein ausreichendes Backup und Gehör beim Schulleitungsteam finde, in dem meistens an denjenigen Schulen, an denen es gehakt hat, kein Physik- oder Chemie- oder Techniklehrer war.


    P.S.: Nicht alle Lehramtsstudenten studieren aus den ethisch "richtigen" Gründen und nicht alle Seiteneinsteiger sind arbeitslose Spinner, die sonst keinen Job finden.

    Auch wenn ich mich mal wieder unbeliebt mache:


    Wenn ich mir die Fotos von Kollegien anschaue, aus eigener Erfahrung in den letzten 5 Jahren

    und aus Gesprächen mit Schulleitern kann man feststellen, dass Schulen zunehmend weiblicher werden.

    Oder liege ich da falsch ?

    Eine Frauenquote von 80% (meist jungen Frauen) ist doch heute fast der Normalzustand (?)


    Warum wird erlaubt, dass junge Frauen auch sehr spezifisch bestimmte Fächer

    bevorzugen und auswählen (Sprachen, Geisteswissenschaften).

    Warum gibt es nicht bessere Regelungen für Elternzeitvertretungen, als dass Schulleiter

    regelmäßig mitten im Schuljahr für mehrere Kolleginnen Stundenpläne umstellen,

    händeringend passende Vertreter finden und warum werden Vertreterstellen erst wenige

    Wochen vor dem Beginn des Mutterschutzes ausgeschrieben ?

    Es sollte doch schon Monate vorher bekannt sein, wann es soweit ist.


    Ich finde auch eine Schule "der jungen Mütter" ist eine der Ursachen für Probleme mit

    "anstrengenden Jungen", die ja seit der Kita (fast) keine männlichen Pädagogen kennenlernen.

    Und es ist eine der Ursachen für den Lehrermangel aufgrund einseitiger Fächerwahl und

    den vielen Elternzeiten.

    Frauen sind nicht deshalb die besseren Pädagogen, weil sie Frau und Mutter sind.

    Ich bin für eine Quote bezüglich der Fächerwahlen (mehr NaWi) und außerdem für eine

    Männerquote.


    Jetzt könnt ihr in den Shitstorm gehen, wenn ihr wollt,


    Servus,

    Rieke

    Man sollte ein Fach auswählen, weil es einen selbst interessiert und das man Schülern

    vermitteln möchte.

    Wenn bei vielen Seiteneinsteigern die Frage ist, warum sie den Beruf des Lehrers ergreifen,

    frage ich mich bei vielen Lehramtsstudenten auch, warum dieser Beruf.

    Wenn man schon als Ref/Studi danach auswählt, was wohl am wenigsten Arbeit macht,

    ist man sicher an einer Schule falsch.

    Übrigens hast du viele Tätigkeiten, die Lehrer neben dem reinen Unterrichten machen,

    noch gar nicht in Betracht gezogen:

    mit Eltern nachmittags sprechen, den nächsten Wandertag und Tag der offenen Tür vorbereiten,

    Lehrpläne überarbeiten, den Umbau der Fachräume mitplanen und und und.


    Trotzdem viel Spaß bei Chemie, das ja zur Zeit auch wirklich an Schulen gebraucht wird.

    Und noch an Wollsocke und Calmac,

    Kennt ihr solche Begriffe wie Meinungsfreiheit, Respekt und Toleranz überhaupt ?

    Wollsocke: Ist das hier dein privates Forum und muß ich mich vorher bei dir anmelden ?


    Ich habe bei einem Elternsprechtag am Gymnasium 23 Eltern erlebt, die mir (alle !!)

    dafür gedankt haben, dass ich ihre Kinder unterrichtet habe.

    Der gesamt Unterricht der Stufe 7 und 9 in Ph/Ch wäre ansonsten ausgefallen !

    Die SuS fanden das Halbjahr gut und die Experimentalstunden interessant.


    Ich habe hier genausogut ein Recht mitzuschreiben wie Ihr beiden Nasen.


    Servus ,

    Rieke20

    Hi Forum,


    Interessante Antworten,


    Man kann guten Unterricht machen und interessante Experimente:

    in Gymnasialklassen, ruhigen Realschulklassen und kleinen Klassen in anderen Schulformen.

    Ich habe das nebenher seit vielen Jahren in Teilzeit gemacht und bin kein Anfänger mehr.


    In Hauptschulklassen und zT. Gesamt/Sekundarschulen fliegt einem das tolle "classroom managment"

    um die Ohren ! Niemand fühlt sich verantwortlich für die 3 SuS aus solchen Klassen, die regelmäßig stören, rumlaufen und gar nicht ansprechbar sind.

    Ein Raum und Auszeit-Betreuer für solche Fälle könnte nicht nur dem Lehrer, sondern auch den SuS,

    die lernen wollen helfen, es gibt es aber nicht !

    Und für die SuS, denen alles, aber auch wirklich alles zu schwer ist, auch wenn aus dem Buch,

    mehrmals wiederholt wird, ein Film dazu gezeigt wird, fällt mir nur eine gute Förderschule Lernen ein. Aber die werden ja reihenweise abgeschafft.


    Übrigens habe ich neben Hospitationen an Förderschulen, Fortbildungen in Didaktik,

    eigenen Schülerversuchen und mehreren Jahren im Schuldienst eine ganze Reihe von positiven

    Erfahrungen gemacht. Aber nicht an Schulen, an denen alle Schüler in einen Raum gesetzt werden

    und dann geglaubt wird, das ist jetzt das allerbeste.


    Übrigens auch ein Ratschlag aus einer dieser Hospitationen:

    Diese Schülergruppen brauchen sehr lange, bis sie Vertrauen zu jemandem haben.

    Sie müssen "ihre" Lehrer gut kennen, um ruhig zu sein.

    Ähnliche Beobachtungen, wie meine habe ich von mehreren Sonderpädagogen gehört und

    gebe sie an die Seiteneinsteiger weiter, die glauben es liegt alles an ihnen.


    Ihr seid als QE nicht das Problem und verursacht es auch nicht, aber es ist einfach zu schwer !

    Seiteneinstieg in den Fächern Chemie, Physik an Schulen der Sek I in NRW:


    Tut es nicht !


    Es gab eine Zeit, da war der Seiteneinstieg an Gymnasien möglich (2008 mit sehr vielen Stellen für OBAS)

    Heute gibt es den SE nur noch an Gesamtschulen, Sekundarschulen, Haupt- u. Realschulen.


    Meine Erfahrungen stammen aus diversen Vertretungen an allen Schulformen.

    Ich denke, man muß von Anfang an als Pädagoge an Schulen arbeiten, schon in jungen Jahren,

    um in den Schulformen außerhalb des Gymnasiums (u. evtl einer ruhigen RS) klar zu kommen.

    Wer noch nie als Vertreter oder in anderer Form mit Jugendgruppen gearbeitet hat, kann sich nicht

    vorstellen, was hier "abgehen" kann.


    Schüler holen nicht mehr selbständig ihre Hefte hervor,

    sie haben Probleme kurze Texte zu schreiben, vergessen selbst Inhalte,

    die kurz vorher besprochen wurden und in der letzten Arbeit ganz oft wiederholt wurden.

    Es ist aber immer der Lehrer schuld, der zB. zu viel, zu schnell und mit zu vielen Fremdwörtern arbeitet.

    (Selbst 2 Fachbegriffe in Optik, 7. Klasse sind ihnen zuviel.)

    es gibt immer wieder in allen Klassen aggressive und lernunwillige SuS,

    sie laufen durch die Klasse, an die Tür, werfen ihren Müll hinter sich und schlagen auch Mitschüler.


    Ich habe mehrfach mit den Kollegen gesprochen (echte Lehramtsabsolventen, schon lange im Schuldienst),

    die mir bestätigen, dass auch Sie : in solchen Klassen mit "Chaos u. Gewusel" keine Schülerversuche mehr machen,

    in Physik nicht verdunkeln können, weil ihnen Sechstklässler über Tische und Bänke gehen und anfangen zu

    schreien.


    Wenn ihr also einen MSc. oder Diplomabschluß habt, versucht auf dem freien Markt eine Arbeitsstelle zu finden,

    die euch zufrieden macht. Bei allen Vorteilen, die ihr euch vom Lehrerberuf erhofft, denkt an die viele Arbeit,

    den Lärmpegel und eure Gesundheit. Es macht unter diesen Bedingungen keine Freude und krank.


    Rieke20, NRW

    Physik, Chemie

    M.Sc. Absolvent

    in Vertretungen

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