Beiträge von qchn

    ich hab in letzter Zeit viel über die absolute Priorisierung der Gesundheit vor allen anderen Werten/Rechten nachgedacht (bin spaßeshalber auch mal alle mir bekannten ethischen Theorien durchgegangen) und bin hin- und hergerissen, ob es eine gute Sache ist. Wir haben hier viele Straßenzüge, in denen Maskenpflicht herrscht und ich sehe, dass sich insbesondere die Älteren nicht daran halten. Vermutlich sind das "Einzelfälle", aber es ärgert mich schon, dass ich mich ihretwegen einschränken soll. Nach einem Gespräch mit ein paar selbständigen FreundInnen ist mir ein Argument für das Maskentragen und die Disziplin im Privaten eingefallen, das nicht mit dem Schutz der Risikogruppen zu tun hat und teste es hier mal:

    Wenn wir davon ausgehen, dass die Politik weiterhin nur einen Shutdown öffentlich zugänglicher Institutionen vornimmt und den privaten Raum nahezu unangetastet lässt, dann gebietet es die Solidarität mit den Personen, die in den von einem etwaigen Shutdown betroffenen Branchen arbeiten, dass man sich im Privatleben diszipliniert verhält.

    Ich bin tatsächlich auch der Meinung, dass strukturell kein Unterschied zwischen einer Entscheidung für Hunde oder für Kinder besteht (möglicherweise hat man für beides auch Teilzeit beantragt und wird entsprechend weniger bezahlt), aber Ehe und Familie genießen nunmal besonderen grundgsetzlichen Schutz und sind daher Hunden nicht gleichgestellt.

    Ergänzend zu qchn s Ausführungen: Es will und muss nicht jede Frau Karriere machen - und das ist gut so. Man hat hier teilweise fast das Gefühl, als ob sich eine Frau schlecht fühlen müsse, weil sie "nur" Mutter und Hausfrau ist. In einigen Fällen ist das eine bewusste Entscheidung der beiden Ehepartner - und es soll sogar Frauen geben, die ganz froh sind, nicht Vollzeit arbeiten zu müssen.

    Ich find Deine Äußerungen mindestens mal unglücklich formuliert - und glaube nicht, dass wir da die selbe Position vertreten. Ich schlage Dir folgende Ergänzung vor, damit Deine Äußerung nicht nach nem unfassbar vorgestrigen, gönnerhaften Sexisten klingt:

    "Es will und muss nicht jede Frau und jeder Mann Karriere machen - und das ist gut so. Man hat hier teilweise fast das Gefühl, als ob sich eine Frau und ein Mann schlecht fühlen müsse, weil sie "nur" Vater und Hausmann oder Mutter und Hausfrau sind. In einigen Fällen ist das eine bewusste Entscheidung der beiden EhepartnerInnen - und es soll sogar Männer und Frauen geben, die ganz froh sind, nicht Vollzeit arbeiten zu müssen."

    ich denke nach wie vor, dass es sinnvolll ist, nicht alles zu vermischen.

    Da sind die Frauen von der Schule an besser, machen die besseren Uninoten und sind im Job erfolgreich und dann geht es einfach nicht weiter. Kinder sind sicherlich ein Grund, aber die meisten qualifizierten Frauen (und auch Männer) haben garkeine Lust auf so nen unmenschlichen 80-Stunden-die-Woche-ManagerInnenjob, was ich persönlich total gut verstehen kann, weil man da eben auch die entsprechen psychopathische Persönlichkeitsstruktur haben muss, die halt bei eher zur "Verträglichkeit" erzogenen Frauen eher selten ist. Ob jetzt die Neigung zu so Psychopathenjobs bei Männern eher anerzogen ist oder biologisch angelegt, kann man gerne diskutieren, aber interessant ist, dass in extrem auf Geschlechtergleichheit achtenden Gesellschaften sogar weniger Frauen MINT-Berufe machen, als in ungleichen. Dass dann trotzdem die paar Frauen, die diese Jobs gerne machen, dikriminiert werden, ist davon aber unberührt.

    Insofern würde ich - was die Bezahlung angeht - eher folgende Aspekte kritisieren:

    - die extrem ungerechte Bezahlung/ Wertschätzung von u.a. Care-Arbeit im Vergleich mit anderen Branchen, die zT sogar gesellschaftlichen Schaden anrichten.

    - die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer

    - dass die Berufstätigkeit von Frauen grundsätzlich als emanzipativ verstanden wird, wogegen doch gerade in unteren Einkommensschichten der Frauenjob eher zum Überleben der Familie beiträgt, weil das Lohnniveau seit Jahren sinkt.

    - die gesellschaftlichen Auswirkungen des Kapitalismus generell.

    das finde ich jetzt wirklich ziemlich komisch, dass von Euch der Satz aufgrund der Ehemöglichkeiten für Homosexuelle nicht mehr als missverständlich gewertet wird. Ist nämlich die selbe Abbiegung, die immer bei dem Chirurg/Unfall-Gedankenexperiment genommen wird, bevor man an Frauen denkt. m.E. kommt in diesem Satz die Möglichkeit, dass da eine oder mehrere Frauen involviert sein könnten, garnicht vor, aber witzig, dass einem jetzt männliche Homosexualität eher in den Kopf kommt, als das Frausein (was ja wohl ein bisschen häufiger vorkommen sollte +g)

    Was ist an so Aufgaben wie: "Notiere die Namen von zwei Schauspielern, Sängern, Lehrern etc." u.ä. problematisch? Die SchülerInnen kommen erfahrungsgemäß selbst dann nicht drauf, Frauen aufzuschreiben, wenn wir vorher über Gleichberechtigung von Mann und Frau gesprochen haben.

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    Persönlich fühle ich mich vom generischen Maskulinum manchmal mitgemeint und meistens nicht. Ich glaube aber immernoch, es ist hier ziemlich wichtig, weg von der individuellen Perspektive zu kommen und sich damit auseinanderzusetzen, dass es Folgen hat, wenn ein Teil der Bevölkerungsschicht das generische Masulinum nicht versteht. Ob man dann die Folgen als relevant oder vernachlässigbar bewertet, ist Gegenstand der eigenen Bewertung, aber ich finde es schade, wenn man es aus persönlichen Gefühlen heraus garnicht so weit kommen lässt, da mal die Metaperspektive einzunehmen. Wenn das ganze dann noch möglichst in einem herrschaftsfreien/ idealen Diskurs stattfindet, wär das ein Traum =)

    Grundsätzlich erwarte ich nicht, dass irgendwer für meine Rechte kämpft, oder mir seine Privilegien kampflos überlässt - das wäre ja ziemlich einzigartig in der Geschichte, aber ich freue mich über Männer, die wahrnehmen, dass sie Privilegien genießen, die andere nicht haben oder versuchen, das zu verstehen. Und ich freue mich über Frauen, die von ihrer eigenen Position abstrahieren können.

    mir ist auch neulich erst die Idee gekommen, dass sich diese Fähigkeit von Menschen zwischen 20 und 30, lange ohne Schlaf auszukommen, garnicht entwickelt hat, damit man tagelang im Club feiern kann, sondern damit ein Kind aufgezogen werden kann, ohne durchzudrehen. oO

    Ich hab hier jetzt garkeine HardlinerInnen wahrgenommen, sondern allerhöchstens stützende Argumente für einen sprachlich nicht sehr problematischen Vorschlag - warum musste denn dann trotzdem mit Ironie das Anliegen ins Lächerliche gezogen werden? Ich empfinde diese Slippery-Slope-Argumentation (aka "wenn wir jetzt diesen Satz im Forum ändern, dann müssen wir in Zukunft in jedem Satz 52 Geschlechter und 300 Minderheiten unterbringen") ebenfalls AkademikerInnen für unwürdig. Es muss doch möglich sein, sich darüber auszutauschen, warum es sinnvoll sein kann, die Hälfte der Bevölkerung sprachlich sichtbar zu machen und wann es an seine Grenzen stößt, ohne dass es wieder um Paprikaschnitzel, angeblichen Genderwahn und Denkverbote geht.

    (Im Übrigen meine ich nicht, dass das alles in die selbe Kategorie gehört - Transgenderpersonen und Frauen/ FeministInnen haben mitnichten immer die selben Interessen, nur weil sie als Randgruppe wahrgenommen werden, aber das ist ein sehr anderes Thema.)

    Ich find es super, dass pepe bei "Ärzte" nicht nur an Männer (und die beste Band der Welt) denkt, aber im Allgemeinen, ist das Verständnis ein anderes, u.a. auch bei Kindern und Menschen mit weniger Bildungshintergrund. Da ich ne ähnliche Erfahrung gemacht habe, wie Veronica Mars (Eine Professorin von mir verwendete durchgehend das generische Femininum und aufeinmal war für mich sichtbar, wie viele Frauen auch Wissenschaftler(innen) sind), mache ich die üblichen Awareness-Tests in allen meinen gymnasialen Oberstufenkursen. Natürlich ist das Ergebnis nicht repräsentativ, aber wenn auch nur eine Person pro Gruppe das generische Maskulinum als solches identifiziert, ist das schon viel. Insofern könnte die Frage, ob eine Anpassung wichtig oder nicht wichtig ist, möglicherweise doch nicht nur eine Frage des individuellen Geschmacks sein.

    Im Übrigen ist mitunter auch das generische Maskulinum nicht eindeutig, sondern missverständlich, wie in diesem viel ziterten Satz aus der Strafprozessordnung deutlich wird: „Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt 1. der Verlobte des Beschuldigten oder […] 2. der Ehegatte des Beschuldigten […]".

    die Gleichsetzung (persönlich bewohnter) Immobilienbesitz = reich ist m.E. typisch deutsch. In anderen europäischen Ländern ist es viel üblicher bereits in jungen Jahren Wohneigentum zu kaufen, während es bei uns bis vor 15 Jahren auch kein Problem war, eine vergleichsweise günstige Wohnung zur Miete zu finden. Vermutlich rührt daher auch die Tatsache, dass die Deutschen im Europäischen Vergleich das Schlusslicht bei den Vermögen bilden.

    wir haben auf dem Pausenhof die gelebte Regel, dass SchülerInnen, die 1,50m Abstand halten, keine Maske tragen müssen, wenn sie gerade etwas essen. Klar muss man die Grüppchen in der Aufsicht immer mal wieder erinnern/ auseinandertreiben, aber nach 3 Monaten stelle ich fest, dass ich immer die selben ermahne, während sich 95% an die Schulhofregeln halten.

    wir haben in NRW leider keinen Einstellungskorridor wie in Bayern, wo die Besten auf jedenfall eingestellt werden. Insofern sind Prognosen wirklich ziemlich glaskugelmäßiges Raten, weil sich die Bedingungen jedes Jahr ändern und das Stellenangebot von demographischen und politischen Faktoren abhängt und auch die Nachfrage je nach Region und Fächerkombi sehr unterschiedlich ist. 2013 zB wurde kaum jemand irgendwo am Gymnasium eingestellt, obwohl die dringend Leute gebraucht haben. 2016 wurde wirklich jedeR eingestellt, der/die nicht schnell genug weggelaufen ist. Man kann lediglich sagen, dass die Kollegien an Gymnasien in den letzten Jahren extrem verjüngt wurden und absehbar kaum neue Stellen benötigt werden, außer dass G9 in der Oberstufe an Gymnasien nochmal für Bedarf sorgen wird. Zur Zeit gibt es fast ausschließlich die schon erwähnten Vorgriffsstellen, bei denen sich die KollegInnen dazu verpflichten, zur Hälfte an einer anderen Schulform zu unterrichten.

    In Italien hat das "Bei-Mama-Wohnen" nicht nur kulturelle, sondern genau wie bei uns auch sozio-ökonomische Gründe. In Rom beispielsweise war schon vor 20 Jahren die Vermietung von Betten (posto letto) in 6er-Zimmern an Studierende absolut normal. Wer in den Innenstadtabteilungen der Sapienza studierte, hatte garkeine andere Wahl. Mittlerweile ist die Ubahn-Anbindung an die Außenbezirke zwar deutlich besser, aber Wohnraum in italienischen Städten ist eher noch knapper geworden.

    in NRW gibt es seit Kurzem die Möglichkeit, eine Art "umgekehrtes Sabbatjahr" zur Pflege von Angehörigen zu nehmen - d.h. erst Freistellung, dann dafür arbeiten. Vlt. gibt es sowas in Niedersachsen auch oder ist in Planung?

    bisschen OT, weil keine Antwort auf die Frage:

    wir haben jetzt demnächst auch Einstellungesgespräche für diese "Vorgriffsstellen". ich persönlich empfinde sie als Unding; selbst bei höchster Begabung und besten Absichten ist man doch wieder nur ne Last für seine GrundschulkollegInnen und kaum hat man sich eingearbeitet, ist man wieder weg. Mit ein bisschen Glück kommt aus dem Konstrukt überdies noch bequem raus; ich denke da an: Elternzeit auf 6 Jahre ausdehnen und sich selbst an einer Sek II-Schule vertreten, bis die Zeit vorbei ist. Andererseits könnten vielleicht beide Seiten profitieren; wir am Gymnasium wissen praktisch nichts über die Grundschule.

    mich hat das Lautlese-Tandem (2x20min/Woche zu zweit gleichzeitig einen Text laut lesen. Der Lernende führt den Finger und bestimmt die Geschwindigkeit; der "Trainer" achtet auf Fehler und lässt bei einem solchen den Satz nochmal lesen. Den Ganzen Text vier mal durch.) ziemlich überzeugt und zeigt in der 5. Klasse tolle Erfolge. Könnte man ja für die Grundschule mit leichteren Texten oder nem ganz normalen Buch Seite fpür Seite machen?

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