Beiträge von HeraKlion

    Ich werde mich sofort impfen lassen, als Referendarin werden wir aber vermutlich wieder als Menschen zweiter Klasse behandelt und erst einmal keinen Impfstoff erhalten. Es würde mich auch nicht wundern, wenn ich einen Termin erhalten würde, der in den Sommerferien läge (mein Ref wäre dann schon vorbei).

    Ich kann verstehen, wenn sich meine Kollegen aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen würden. Für alle anderen Gründe habe ich mittlerweile kein Verständnis mehr.

    Das klingt übel HeraKlion ! Gerade, dass du noch keinen richtigen Unterrichtsbesuch hattest, finde ich großen Mist. Unsere Refis hatten trotz Corona bis zur Schulschließung im Dezember UBs (nur halt unter anderen Bedingungen, z. B. ohne Gruppenarbeit).

    Ich wünsche dir viel Kraft für den Rest deines Refs :rose:!

    Ich danke dir :geschenk:

    Ich finde es auch absolut furchtbar und ich mache drei Kreuze, wenn ich aus diesem Zwangsverhältnis rausgekommen bin. Gott sei Dank sind die Prüfungen schon ab April. Ich schlafe kaum und fühle mich permament schlecht. Oft wache ich mitten in der Nacht auf, weil ich das Gefühl habe, ich muss jetzt noch irgendwas für die Arbeit erledigen. Ich hasse das Ref. Aber ich liebe den Beruf und ich versuche, mich so oft es geht daran zu erinnern, dass es ein Leben nach dem Ref gibt.


    Ich denke, da kommen viele Faktoren zusammen. Das Ref ist allgemein stressig. Es wird von vielen (älteren) Kollegen als normal angesehen, dass man im Ref nicht schläft, Nachtschichten schiebt und permanent unter Stress steht. Es wird in Kauf genommen, dass man sich kaputt macht und wenn man sich darüber beschwert, gilt man bei diesen Leuten als Jammerlappen. Scheint allgemein in unserem Job weit verbreitet, daher ja auch die hohen Burnout-Raten. Die Hauptprobleme sehe ich aber hier:


    1. Durch Corona gibt es nie zuverlässige Informationen, mit denen ich planen kann. Beispiel: Meine Klausur für die 11er musste 3-4 verschoben werden. Beispiel 2: Stand heute kann uns niemand sagen, wie unsere Abschlussprüfungen stattfinden werden- ob es eine Prüfungslehrprobe geben wird, usw. Normaleriweise arbeitet man auf die Prüfungslehrproben hin und richtet auch seine Stoffverteilungspläne entsprechend aus. Das können wir gerade nicht tun. Ich habe kein klares Endziel, auf dass ich hinarbeiten kann. Hier braucht es endlich mal eine klare Ansage vom Seminar. Es sollte keine Prüfungslehrprobe geben. Als Alternative kann es einen ausführlichen Entwurf geben. Das ist auch die einzige Variante, auf die wir bisher vorbereitet wurden.


    2. Die Ausbildung findet nicht so statt, wie sie sollte, und wie wir auch eigentlich ein Anrecht darauf hätten. Wir müssen uns mehr selbst erarbeiten als sonst. Trotzdem werden an unseren Ausbildungsdurchgang (der ganze 2 Wochen Normalbetrieb hatte) die selben Maßstäbe angelegt, die menschlich aber einfach nicht erfüllbar sind. Viele von uns sind daher auch schon mit der Gewerkschaft im Gespräch, aber ob das was bringen wird...ich weiß ja nicht.
    Beispiel: Ich hatte bisher keinen einzigen richtigen Unterrichtsbesuch. Ich habe stattdessen schriftliche Entwürfe verfasst, die diesen ersetzen sollten. Ich wurde also nicht auf die Prüfungslehrprobe vorbereitet.


    3. Dazu allgemein: Die Leute müssen aufhören, zu glauben, man könnte in diesem Ausbildungsdurchgang für irgendwen die selben Maßstäbe wie für andere Jahrgänge nutzen. Das gilt für die Schüler, aber auch in der Lehrerbildung. Eine Ausnahmesitutation wie diese erfordert eine Anpassung dieser Bewertungsmaßstäbe. Aber die Mühlen der deutschen Bürokratie mahlen langsam.


    4. Wir sind nicht für den digitalen Unterricht ausgebildet. Die Schulen sind schlecht ausgerüstet. Meine hat nichtmal Wlan und ich arbeite mit Tafeln und OHP aus der DDR.


    5. Die Fachleiter und Mentoren haben zu viele Freiheiten in ihrer Bewertung. In dieser Situtation brauchen wir vor allem Sicherheit. Ich würde diese Personen gerne aus ein ganz bestimmtes Bewertungsraster oder Bewertungsverhältnis (von Lehrprobe, Entwurf, Reflexion) festnageln, geht aber nicht, weil das Schulrecht hier wieder Schlupflöcher bietet.


    6. In diesem Sinne auch: Es gibt keinen einheitlichen Rahmen. Weder im Umgang mit Corona, noch mit den Coronamaßnahmen der Länder oder in der Lehrerausbildung.


    7. Mentoren werden nicht ausgebildet, sondern einfach bestimmt. So ist es zumindest hier in Sachsen. Sie sind also weder auf die Ausbildung allgemein vorbereitet, noch auf diese besondere Ausnahmesituation und auch für Mentoren sind bisher alle Dienstberatungen ausgefallen.

    Nu mach ma halblang, ich lebe hier schon ein paar Jährchen und weiß, wovon ich rede. Die Kommunikation IST eine andere.

    Es war nur ein Vorschlag, selbst zu versuchen, die Dinge anders anzugehen. Dass ein Danke reicht, habe ich nicht gesagt. Aber frag dich an dem Punkt "ihren Unterricht gelobt" einfach mal selbst, was du für ein Bild von der Person hast. Wieso meinst du, sie wolle "gelobt" werden?


    Es ist immer schade, wenn ein zwischenmenschliches Verhältnis schief läuft und als Ref bist du natürlich in einer besonders schwierigen Situation. Aber du steigerst dich da meiner Meinung nach auf eine Weise rein, die dir selbst nicht gut tut. Mentor*innen haben nicht die Position und "Macht", die du ihnen zuschreibst. Und weder in einem "das wäre eher eine 3 als eine 2", noch in einer Mail sehe ich rein sachlich einen persönlichen Angriff.

    Ich habe nicht von dir gesprochen, du beziehst das gerade nur auf dich. Ich meinte damit grundsätzlich Vorurteile auf "beiden Seiten". Es sollte meiner Meinung nach überhaupt keine Seiten geben, aber das lenkt jetzt vom Thema ab. Ich begegne möglichst jedem unvoreingenommen.


    Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass niemand gern hospitiert wird und sich die meisten Ausbilder sehr unsicher sind. Deshalb habe ich mir dann am Anfang einzelne Dinge ihrer Stunden herausgepickt, die ich besonders interessant fand und auch probieren würde. So oder so ähnlich habe ich das damals formuliert. Ich habe nicht sowas gesagt wie "oh, du bist ja doch zu was zu gebrauchen". Und ich bin auch nicht hier, um irgendwen zu bewerten. Wenn ihr Ego durch ein positives Feedback angeknackst wird und sie sich für die Perfektion in Person hält, dann ist das schade. Sagt aber schlussendlich mehr über sie aus als über mich. Wenn mir ein Refi unterstünde und er mir sagen würde, dass er eine bestimmte Sache in meiner Stunde inspirierend fand und gerne ausprobieren würde, dann würde ich mich darüber freuen und ihm entgegen kommen. Aber Menschen sind eben unterschiedlich und das ist auch gut so. Sie und ich passen einfach nur nicht zusammen und unsere Kombination ist für uns beide unglücklich.

    Du hast damit wahrscheinlich auch Recht. Ich werde hier natürlich nicht alles darlegen, aber es stimmt schon, dass ich einige Dinge ihrerseits zu persönlich nehme. Ich will an den Punkt kommen, wo ich überhaupt nichts mehr, was sie sagt, persönlich nehme. Aber das ist ein Prozess, der dauern wird.

    Ist sie nicht, die Fachleiter jedoch sehr wohl. Was die Schulen oft nicht wissen, es gibt allgemein keine gute Kommunikation zwischen Schulen und Seminaren. Aber egal, ich erkenne einfach keine Bösartigkeit, sondern eine Überengagiertheit bei Frau A. Vielleicht hilft echt mal ein Perspektivwechsel oder der Versuch, anders zu reagieren als sonst. Z. B. "Danke" zu sagen für ihre Arbeit. Und dann auch mal "Ich lese prinzipiell immer erst nach der Schule dienstliche Mails, ich brauche diese bewusste Arbeits- und Freizeitphasen." oder so, sprich per ich. Aber dass man es als Wessi in Sachsen nicht einfach hat, daran wirst du dich gewöhnen müssen.

    Doch, sie ist hier leider weisungsberechtigt:


    § 11 Vorgesetzte, Dienstvorgesetzte(1) 1Der Präsident der Schulaufsichtsbehörde oder der von ihm hierzu beauftragte Bedienstete ist Vorgesetzter des Studienreferendars und als Ausbildungsleiter für die gesamte Ausbildung verantwortlich. 2Die Lehrbeauftragten, der Schulleiter der Ausbildungsschule und die den Studienreferendar betreuenden Lehrkräfte (Mentoren) sind in ihrem jeweiligen Teilbereich der Ausbildung gegenüber dem Studienreferendar weisungsberechtigt.



    Das weiß ich, aber ich muss es nicht gut finden. Ich mag voreingenommene Leute nicht und ich werde niemals verstehen, wieso man in einen Ausbildungsberuf geht, wenn man so denkt. Mir wurde auch in Hessen stark von Sachsen abgeraten, was ich auch nicht fair finde. Ich glaube nicht, dass ein "Danke" für sie reicht, das habe ich auch schon versucht. Ich habe sogar vor allem in der Anfangszeit ihren Unterricht gelobt und mich für ihr Feedback bedankt. Bis ich eben gemerkt habe, dass von ihr sowieso nichts positives zurück kommt. Ich werde jetzt erstmal schauen, ob es mir hilft, wenn ich mich eher auf andere Kollegen fokussiere und im Gespräch mit ihr versuche, nichts persönlich zu nehmen. Das sagt sich aber eben so leicht. Ich muss da einfach eine Resilienz wieder aufbauen und mich komplett von ihrer"Anerkennung" abkapseln. Und dafür muss ich Strategien finden, die für mich gut funktionieren.

    Ja, du hast Recht. Ich versuche auch, ab einer bestimmten Uhrzeit einfach nichts mehr zu lesen, aber ich habe dabei ein schlechtes Gewissen. Und falls sie etwas "wichtiges" nachts um 8 wollte, dann wird sie mich 100% am nächsten Morgen anpampen, ob ich denn ihre Mail nicht gelesen hätte. Dann werde ich wieder fassungslos vor ihr stehen mich innerlich fragen, was mit dieser Person eigentlich nicht stimmt und irgendetwas diplomatisches antworten. Ich bin vielleicht einfach zu nett zu ihr, weil ich mich ihr ausgeliefert fühle.


    Ich weiß nichts von einem Personalrat für uns Refis. Es gibt einen allgemeinen Personalrat.

    Ich rede mit einigen anderen Kollegen, wir sind nicht alleine im Lehrerzimmer. Ich weiß auch, dass meine Mentorin wegen ihrer perfektionistischen, kühlen Art bei manchen unbeliebt ist und dass einige Kollegen sie nur mögen, weil sie wissen, dass sie gerne Extraarbeit erledigt, die sie dann nicht machen müssen. Ich werde aber einen Teufel tun und über meine Mentorin lästern, das wäre dumm. Ich höre mir diese Standpunkte nur an und sage meist irgendetwas neutrales dazu. In der Regel rede ich dann einfach über Unterricht oder worüber man eben so redet...
    Ich versuche, mehr bei anderen Kollegen zu hospitieren und so wenig wie möglich bei ihr zu sein. Das hat bisher leider nicht so gut geklappt, weil es bei uns stundenplantechnisch schwierig ist. Ich werde das aber ab übernächste Woche nochmal anstoßen. Das sollte mir erstmal ganz gut tun.
    Die anderen Kollegen sind eigentlich auch nett zu mir. Es ist für mich irgendwie so, als würden meine schlechten Erfahrungen mit dieser Mentorin für mich alles andere trüben...das ist genau das, was ich gerne abstellen möchte.

    Sie kann in Sachsen die Bewertung des Schulleiters beeinflussen, das war's. Diese zählt dann zweifach für die Gesamtnote. Ich kann eine schlechte Beurteilung - falls es dazu kommen sollte - durch eine gute Prüfungslehrprobe oder zwei gute mündl. Prüfungen ausgleichen. Ich bin da auch in Englisch ganz guter Dinge, hatte aber keinen bewerteten UB. Man hat in Sachsen einen einzigen bewerteten UB, und das ist die Prüfungslehrprobe. Die ist bei mir aber erst irgendwann ab April.

    Es gibt keine formale Grundlage für meine Mehrstunden - bzw, es ist rechtlich schwammig. Das Ausbildungsseminar geht von der Minimalanzahl aus. In der Prüfungsordnung heißt es: "3) 1Ab dem zweiten Ausbildungsabschnitt hat der Studienreferendar in seinen Unterrichtsfächern oder beruflichen Fachrichtungen mindestens drei Unterrichtsstunden wöchentlich zu hospitieren und in der Regel zwölf Unterrichtsstunden wöchentlich selbstständig zu unterrichten. 2Der selbstständige Unterricht erfolgt im Rahmen eines Lehrauftrages. 3Die Mentoren hospitieren je Unterrichtsfach oder beruflicher Fachrichtung in der Regel zwei Stunden monatlich."

    Ich verstehe mich mit den anderen Refis gut und habe mich auch mit der Kollegin angefreundet, die die anderen Kurse in meiner Jahrgangsstufe hat. Den anderen Refis geht auch nicht gut, wir haben alle so unsere Probleme.

    Danke. Ich sehe das mittlerweile objektiv gesehen ähnlich. Ich habe es nur noch nicht verinnerlicht.
    Ich habe schon oft über einen Mentorenwechsel nachgedacht. Meine HAL und auch die Supervision würden mich dabei unterstützen. Wahrscheinlich käme es dann aber auch zu einem Schulwechsel. Ich weiß einfach nicht, ob ich das wagen soll. Ich mag meine Schüler. Die Schule ist in Ordnung. Nur diese eine Person ist furchtbar. Ich denke, ich werde mal mit unserer Fachschaftsleiterin in Englisch sprechen und sie fragen, ob es jemanden gäbe, der mich stattdessen betreuen würde. Ansonsten versuche ich es jetzt erstmal mit der Strategie, sie zu bemitleiden.

    Damit wirst du auch Recht haben. Sie hat mir auch öfter gesagt, es geht ihr im die Prüfungslehrprobe.
    Ich könnte das meiner HAL darlegen (sie ist gleichzeitig meine Fachleiterin in Englisch). Meine HAL sagte auch eindeutig, es ist nicht erwünscht, dass die Mentoren jetzt nach den Herbstferien noch immer mehr als die vorgeschriebenen 2h/Monat hospitieren. Es gab nach dem Lockdown einen Ministerbrief, der es den Mentoren gestattete, für kurze Zeit mehr zu hospitieren. Diesen Brief nimmt meine Mentorin als Freischein. Sie begründet ihre Hospitation damit, sie müsse die Corona-Zeit ausgleichen und könne mir ja durch eine bessere Bewertung schreiben. Sie sei weisungsberechtigt und ich habe nicht das Recht, sie abzulehnen.

    Hier in Sachsen schreiben die Mentoren eine Bewertung über dich, die dann an die Schulleitung geht. Auf dieser Basis und eigenen Unterrichtsbesuchen formuliert dann die Schulleitung eine Bewertung. Die Stunden, die sie dafür in Anspruch nimmt, stehen aber meiner Meinung nach nicht im Verhältnis zu den Stunden, die sie angeblich verloren hat. Mal ganz abgesehen davon, dass mir ihre Hospitationen sowieso wenig weiterhelfen.

    Sprich mit deiner Schulleitung. Die soll sich eine Stunde ansehen und dir Feedback geben. Außerdem würde ich für mich aufschreiben, was sachlich schief läuft und dann bitten, ob der SL dir helfen kann, weil du nicht weißt, wie du den Konflikt beilegen sollst. Natürlich erzählst du dann nicht alles, was du hier hingeschrieben hast (was ich nebenbeibemerkt kürzen würde, wg. Wiedererkennbarkeit) aber einen Punkt, der dir besonders wichtig ist in Ruhe. Du steigerst dich zu sehr in die Konfliktsituation mit der Person A rein. Es ist nur eine Kollegin und sie ist dir gegenüber nicht mal weisungsbefugt.

    Du müsstest ja jetzt auch im zweiten Halbjahr sein, dann hat die Mentorin doch kaum noch Stunden zum Hospitieren, oder?


    Und zum Seminar: lass dich ein, nimm das mit, was interessant ist. Frag nach, wenn du was Bestimmtes wissen willst. Auch Fachleiter (mwd) sind abgeordnete Kollegen, die sich alles zusammensuchen müssen, was sie euch erzählen, da kann nicht jede Minute ein spannendes Feuerwerk an Methoden sein. Zudem erzählt sie euch aus diesen Artikeln aus gutem Grund, vermutlich hält sie diese für besonders gehaltvoll. Wenn du das noch nicht auf deine Klassen übertragen kannst, dann frage nach. Vielleicht könnt ihr auch Methoden aus euren Schulen mitbringen und euch gegenseitig bereichern? Man muss sich nicht nur berieseln lassen und kritisieren, man darf auch mitgestalten.

    Der Schulleiter war in einer meiner Geschichtsstunden meines Kurses und hat sich nicht beschwert. Er ist allgemein eher ein "lieber Brummbär". Ich habe mit ihm über Frau A und unsere "Feedbackkultur" gesprochen und er sagte, er würde mit ihr reden. Ich hatte danach das Gefühl, dass Frau A meine Stunden etwas weniger zerfleddert und mir auch nicht mehr oft E-Mails schreibt. Das Problem ist, als meine Mentorin ist sie weisungsberechtigt. Sie hat aber tatsächlich eigentlich kaum noch Stunden, um mich zu hospitieren. Ich weiß nicht, wieso sie unbedingt mehr hospitieren will, als sie muss. Wahrscheinlich liegt das an ihrem Perfektionismus.

    Ich denke einfach immer wieder: Vielleicht bilde ich mir das nur ein und nehme das nur so schwer. Vielleicht ist das alles nicht so schlimm. Vielleicht ist es normal und ich beschwere mich hier über nichts.

    Liebe Kollegen und Mitstreiter,


    ich hoffe, ich bin hier richtig. Ich muss mir mal etwas von der Brust schreiben. Der folgende Text könnte ein Roman werden und ich entschuldige mich im Voraus dafür. Zu meiner Situation:

    Ich, 26, habe in Hessen studiert, mein Staatsexamen im Dezember gemacht und absolviere seit März diesen Jahres mein Ref in Sachsen. Zwei Wochen nach Refbeginn kam der Lockdown. In dieser Zeit steckte ich auch noch im Umzug, da ich Anfang März für das Ref nach Sachsen gezogen bin. Soweit, so gut.


    Ich habe vor dem Ref selten an mir gezweifelt - zumindest nicht mehr, als es für jeden von uns gesund wäre. Mittlerweile zerfressen mich aber Selbstzweifel. Ich schiebe Aufgaben auf, da ich mir immer wieder sage, "egal, wie viel Aufwand ich betreibe - meine Mentoren werden nie mit mir zufrieden sein". Ich schlafe kaum. Brauche ewig für meine Vorbereitung. Arbeite von Mo-So. Habe kein Sozialleben mehr, keine Zeit für Mann und Hund. Und kurz vor den Sommerferien ist dann auch noch meine Schwester überraschend verstorben, von der ich mich auch nicht verabschieden konnte, weil ich so weit weg wohne und im Arbeitsstress war. Meine Eltern haben sowieso erst bei mir angerufen, als sie schon gestorben war. Ich will da jetzt nicht so weit ausschweifen, aber das belastet mich auch.


    Mich belastet die katastrophale Ausbildungssituation am meisten. Die Schüler sind für mich (noch) kein Stressfaktor. Ich unterrichte gern - solange ich nicht hospitiert werde. Unser Ausbildungsdurchgang wurde im Schulrecht de facto nicht ausgebildet. Trotzdem mussten wir natürlich die selbe Schulrechtsprüfung wie die Jahrgänge vor uns absolvieren. Ich habe eine 4. Das ist okay bzw. damit habe ich gerechnet. Auch der restliche Teil der Ausbildung läuft am Seminar ähnlich ab. Termine fallen aus und wenn sie stattfinden, sind sie selten für uns produktiv. Ich habe eine Geschichtsausbilderin, die denkt, sie bildet uns gut aus, indem sie uns irgendwelche methodischen Grundlagenartikel aus Praxis Geschichte einscannt und auch keine klaren Ansprüche an uns formuliert. Das fasst die Qualität unserer Ausbildung sehr gut zusammen.


    Die Mentoren sind für mich in dieser Situation ein großes Problem. Wobei ich mittlerweile denke: Ich bin das Problem. Oder anders gesagt: Das Problem ist, dass ich diese Leute persönlich an mich heran lasse und noch immer eine Erwartungshaltung habe, die natürlich ständig enttäuscht wird. Meine Englischmentorin - nennen wir sie Frau A - hasst mich scheinbar seit Tag eins. Sie selbst ist Workaholic und hat keinen anderen Lebensinhalt als die Arbeit. Darin geht sie auf und das ist auch okay. Ich persönlich möchte mir aber ein Leben schaffen, von dem ich keinen Urlaub brauche, ich möchte reinen Gewissens Zeit mit meinem Mann verbringen können, ohne dabei an die Arbeit denken zu müssen. Ich möchte mir diese Freizeit freiarbeiten und ich möchte nicht nachts 20 Uhr noch irgendwelche E-Mails von Mentoren erhalten. Frau A findet, sie macht perfekten Unterricht. Sie ist jung und hat freiwillig viele Zusatzaufgaben im Kollegium übernommen. Die allererste Unterrichtsstunde, die ich in ihrer Gegenwart jemals gehalten habe, hat sie mit "das wäre bei mir nicht gut - das wäre nur eine drei gewesen" kommentiert. Meine erste Stunde überhaupt, nach dem Lockdown, in einem Bundesland und einem Schulsystem, dass ich bis dahin nicht kannte. Natürlich wünscht man sich da einen anderen Umgang. Ich habe auch schon Sätze wie "die Schüler können mehr als Sie" gehört. Sie hat vor allem im ersten Drittel der Ausbildung jede meiner Stunden zerlegt. Ich empfinde sie allgemein als unfreundlich und unsozial. Ihr Unterrichtsstil ist streng und kühl - meiner ist weniger streng, aber dafür habe ich ein enges Vertrauensverhältnis zu meinen Schülern. Sie interessiert sich primär für Noten (und sieht Noten als Motivation oder Strafe an, was ich auch problematisch finde), ich interessiere mich primär für die menschliche Seite. Das überträgt sich auch auf meine Ausbildung unter ihr. Ich habe sie oft explizit nach positivem Feedback zu meinen Stunden gefragt. Einmal war ich sogar so hartknäckig, dass ich ständig die gleiche Bitte wiederholt habe - woraufhin sie mir geantwort hat, sie brauche nichts positives zu sagen, denn dann würde ich mich ja nur auf meinen Lorbeeren ausruhen. Dies und weitere solche Kommentare habe ich monatelang gehört. Igrnedwann habe ich meine Hauptausbildungsleiterin eingeschaltet, die in dieser Sache Gott sei Dank auf meiner Seite steht. Meine HAL hat mich während der Coronazeit in meinem Unterricht besucht und war sehr zufrieden, aber die ständigen Meckereien von Frau A hörten nicht auf. Ich musste meine Mentorin quasi per Protokoll dazu verpflichten, in Zukunft nur noch drei Kritikpunkte an meinen Stunden anzubringen. Eigentlich ist das auch nicht das, was ich wirklich möchte - ich möchte eigentlich, dass wir wertschätzend kommunizieren. Und das weiß Frau A auch. Bevor ich den Schritt zu meiner HAL gegangen bin, habe ich ihr das häufiger gesagt, aber es hat sich nie etwas geändert. Ich wünsche mir eigentlich, dass sie mir auf Augenhöhe begegnet und mich als gleichwertigen Menschen ansieht. Und ihre ständigen Provokationen und Suggestivfragen einstellt.


    Der aktuelle Stand sieht so aus: Wir begrüßen uns noch kollegial, reden sonst aber nur, wenn wir meine Stunden auswerten. Wir sind leider im selben Lehrerzimmer, sodass ich ihr nicht immer ausweichen kann. Sie sitzt mit dem Rücken zu mir und mir ist es sehr unangenehm, mit ihr irgendwo allein zu sein. Ich traue dieser Frau auch keinen Zentimeter. Sie lädt sich selbst zu meinen Stunden ein und hospitiert mehr, als sie soll. Hier in Sachsen sollen die Mentoren 2h pro Monat hospitieren. Sie kam vor den Herbstferien auf 8h. Jetzt ist sie bei 4h. Ich habe für diesen Monat aufgehört zu zählen und lasse es über mich ergehen. Was mich aber am meisten aufregt: Ich habe zugelassen, dass meine Enttäuschung und Verbitterung ihr gegenüber sich auf meine Performance auswirkt. Mir fällt das in meinen Klassen auf. Ich bin unterbewusst ganz anders zu der Klasse, die sie hospitiert als zu der, die ich für mich allein habe. Ich mache Fehler, die ich sonst nicht mache, sobald ich weiß, Frau A sitzt dabei. Ich habe sie deshalb auch schon aus meinem UB ausgeladen - in Absprache mit meiner Hauptausbildungsleiterin, was Frau A aber nicht weiß.
    Frau A und ich kommunizieren allgemein wenig. Wenn es irgendwelche wichtigen Neuigkeiten im Kollegium gibt, dann sagt sie dies auch nicht an mich weiter. Die anderen Kollegen gehen davon aus, dass sie das tut, und sind dann immer überrascht, wenn ich erwähne, dass mir das keiner gesagt hat oder ich es selbst erst im Schreiben xy erfahren habe. Ich habe zu Beginn der Ausbildung noch Fragen an Frau A gestellt, auch nach den Hospitationen - aber nachdem ich so oft dumme Antworten bekommen habe, habe ich das eingestellt. Ich habe mich zurückgezogen und ich fühle mich als Fremdkörper in diesem Lehrerzimmer. Ich will dort nicht sein und ich zähle die Monate bis zum Ende der Ausbildung.

    Ich habe mittlerweile einen richtigen Hass auf Frau A entwickelt. Ich wünsche ihr nichts böses, aber mein Tag ist gelaufen, sobald ich wieder eine Auswertungsstunde mit ihr hatte. Ich spüre richtig, wie sie mir die Energie heraussaugt. Ich denke auch nicht, dass ich unser Verhältnis ändern kann, das ist erstens nicht meine Aufgabe und zweitens glaube ich, dass dafür zu viel geschehen ist.


    Außerdem finde ich es unmöglich, was für eine Narrenfreiheit hier im Ref existiert. Hier werden junge Leute verheizt, gemobbt, zerbrochen. Es gibt nicht einen Standard für alle. Wir sind den Ausbildern quasi schutzlos ausgeliefert. Z.B. hospitiere ich aktuell auch noch ca. 7h die Woche - es sind eigentlich 4h beabsichtigt. Mir wird trotzdem von Frau A immer wieder vorgeworfen, ich täte nicht genug. Ich kenne eine anderen Refi, die auch zur selben Zeit mit mir an dieser Schule angefangen hat, und sie hospitiert gar nicht. Ich muss zusätzlich jede Woche Stundenvorbereitungen an meine Mentorin schicken, die anderen nicht. Ich finde nicht, dass ich schlechter bin als andere und diese Mehrarbeit verdient hätte.

    Ich muss für mich irgendwie eine Strategie finden, mit all dem klar zu kommen und es zuhause irgendwann ablegen zu können. Damit ich wieder schlafen kann und meine Stunden so effektiv vorbereiten kann, wie ich das möchte. Ich hasse dieses Gefühl, einer anderen Person so ausgeliefert zu sein. Ich habe mich auch irgendwie sehr in diesen Eindruck verbissen, dass Frau A mein "Feind" ist, den ich nie zufrieden stellen kann und der mir sowieso nicht helfen möchte. Dass sie sich nur selbst profilieren möchte, denn es kann ja nicht sein, dass ihre eigene Refi keinen perfekten Unterricht abliefert. Ich kann mich irgendwie nicht damit abfinden, dass ich aus ihrem Mund niemals "das war eine gute Stunde" hören werde. Ich verstehe auch selbst nicht, wieso ich das überhaupt möchte. Ich bin ja nicht hier, um anderen Leuten zu gefallen und ich habe mich noch nie zuvor in meinem Leben so sehr dafür interessiert, positives Feedback von einer Person zu erhalten.

    Wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt - Hut ab! Ich hoffe, es war verständlich. Ich habe mich jetzt kurz gefasst. Das alles brodelt in mir schon seit März.

    Herzliche Grüße

Werbung