Beiträge von Mueller Luedenscheidt

    Aus der aktuellen Kolumne von Margarete Stokowski:

    Zitat

    Niemand ist so besessen von »Gendersprache« wie Konservative und Rechte. Für sie ist es ein praktisches Thema, denn so kann man über Gleichberechtigung reden, ohne über Gleichberechtigung zu reden: Plötzlich geht es nicht mehr um Repräsentation verschiedener Menschen, sondern darum, das bitte keine Eliten irgendwem was vorschreiben sollen, blabla. Lustigerweise hat dann neulich der Hamburger CDU-Chef (Elite, oder?) Christoph Ploß ein Verbot geschlechtergerechter Sprache in Ministerien, Unis und Schulen gefordert. Ein Argument von Ploß war, dass »eine Syrerin oder ein Afghane« Wörter wie »Zu-Fuß-Gehenden-Zone« nicht verstehen könnten. Mann, wie peinlich kann es werden? Als ob auf der Problemliste geflüchteter Menschen in Deutschland geschlechtergerechte Sprache irgendwo auf den Plätzen 1 bis 1.000 auftauchen würde, im Gegensatz zu, sagen wir mal, Abschiebungen. Die Idee, dass das generische Maskulinum (also: nur die männliche Form) verständlicher ist, wurde inzwischen wissenschaftlich widerlegt, übrigens. 

    Dafür braucht man keine repräsentativen (weißt du, was das ist?) Untersuchungen. Das wird einfach statistisch erfasst.


    https://www.news4teachers.de/2…ies-wie-in-altphilologie/


    " In Deutschland gibt es demnach 146 Genderprofessuren an Universitäten und 50 Genderprofessuren an Fachhochschulen. Das entspricht nahezu der Anzahl der Pharmazieprofessuren (191) und ist fast doppelt so hoch wie die Anzahl der Professuren in Altphilologie (113)."

    Wenn ich dich richtig verstehe, gehst du also davon aus, dass sich Lehrstuhlinhaber*innen einer "Genderprofessur" inhaltlich mit dem Gendersternchen und mit keinen anderen Themen auseinandersetzen, richtig?

    Alleine, dass das "richtige Gendern" an deutschen Hochschulen überhaupt so häufig thematisiert wird (mal abgesehen davon, was für ein Geld für Lehrstühle dafür rausgehauen wird), zeigt doch schon, dass es dort zumindest einen unterschwelligen Konformitätsdruck gibt. Warum muss man dies auf wortwörtlich Kosten der Allgemeinheit und der Studierenden überhaupt so häufig thematisieren, wenn doch eigentlich jeder die Freiheit hat, es so zu machen, wie er möchte? Warum muss dort eine sprachliche Umerziehung stattfinden?

    Aufgrund deiner Kritik an Herr Rau gehe ich davon aus, dass du für deine (von mir in roter Schriftfarbe gekennzeichneten) Behauptungen "sehr repräsentative Untersuchungen" vorliegen hast, richtig?

    Die Sache mit der Todesstrafe stimmt und ist somit nicht Unfug. Bis vor wenigen Jahren stand die Todesstrafe offiziell im hessischen Landesgesetz drin.

    Das habe ich nicht angezweifelt.

    Na gut, ich gehe mal ernsthaft auf das von Dir entworfene Szenario ein. Eine allgemeine Wiedereinführung der Todesstrafe würde Diverse wohl nicht stärker betreffen, als andere Bevölkerungsgruppen. Insofern müsste man ihre Meinung auch nicht stärker gewichten.

    Davon abgesehen bin ich sowieso kein Anhänger von Volksentscheiden, da diese komplexe Sachverhalte auf Ja/Nein-Entscheidungen herunterbrechen und somit stark anfällig für Populismus sind. Am Ende kommt so ein Nonsens dabei heraus, wie das Minarettverbot in der Schweiz.

    Wenn man aber eine Gefahr für Leib und Leben oder die gewaltsame Vertreibung von Menschen mit der Frage nach dem Gendersternchen gleichsetzt, halt ich das für mehr als fragwürdig.

    Das habe ich genau wo gemacht? Oder wolltest du nur einen neuen Strohmann in die Diskussion einbringen?


    Ich bin lediglich auf die (unsinnige) These eingegangen, dass sich eine demokratische Gesellschaft stets in allen Punkten nach der Meinung der Mehrheit zu richten habe.

    Mueller Luedenscheidt: In Hessen gab es vor ein paar Jahren die Abstimmung über die Todesstrafe. Die Mehrheit entschied sich gegen die Todesstrafe. Passend in diesem Kontext wäre doch die Frage, wie über die Todesstrafe entschieden werden würde, wenn Männer und Frauen dagegen wären, Diverse hingegen dafür. Minderheitenschutz und so...

    Sorry, aber bei so viel hochkonzentriertem Unfug in so wenigen Zeilen unterstelle ich dir, dass du weder an Erkenntnisgewinn noch an Diskurs ernsthaft interessiert bist.

    Eigentlich sollte eine solche offizielle Umfrage Klarheit in die Sache bringen. Wenn jedoch Diskussionsteilnehmer bewusst diese mit Hinweis auf Minderheitenmeinungen ablehnen, muss man die Sinnhaftigkeit von quantitativer Meinungsforschung grundsätzlich hinterfragen.

    Jeder darf eine Minderheiten- oder Mehrheitsmeinung haben. Als gesamte Gesellschaft sollten wir uns jedoch stets nach der Mehrheit richten.

    Die kleine Demokratiekunde mit @Lindbergh : Wenn die Mehrheit der Bevölkerung für die Wiedereinführung der Todesstrafe ist, soll diese also wieder eingeführt werden? Und wenn die Mehrheit für eine vollkommene "Liberalisierung" des Marktes für Schusswaffen ist, soll es diese Liberalisierung geben? Und wenn die Mehrheit der Bevölkerung dafür ist, dass alle muslimischen Mitbürger*innen aus dem Land geworfen werden, sollen diese aus dem Land geworfen werden? Was für ein Unfug.

    Davon abgesehen: In Sachen Coronapolitik hast du permanent Politik eingefordert, die der Mehrheitsmeinung widersprochen hätte.

    Labeling als "rechts", "reaktionär", "ewig-gestrig" ersetzen in diesen Diskussionen ja leider sehr oft echte Argumente. Da fallen die Leute aber auch immer nur eine begrenzte Zeit drauf rein. Irgendwann ist es ihnen egal oder sie wenden sich den echten Reaktionären zu.

    Den Vorwurf hast Du nun schon mehrfach hier geäußert. Gab es dieses Labeling in unserer Diskussion überhaupt von den "Gesprächsteilnehmer*innen", oder ist das frei erfunden?

    Da ich das so nicht geschrieben habe, wittere ich hier ein Strohmann-Argument ...

    Da Du auf den Rest nicht eingehst, wittere ich hier gar kein Argument.


    Edit: Um trotz der dünnen Replik inhaltlich auf diese einzugehen: Ich habe lediglich versucht, Deinen Ansatz, dass eine Gesellschaft nur eine bestimmte Anzahl von Problemen gleichzeitig bekämpfen kann, weiterzuspinnen.

    Nein, das ist kein Ausspielen. Es ist vielmehr die Einsicht, dass man sich nur mit einer begrenzen Anzahl an Themen gründlich auseinandersetzen kann. Das ist im normalen Schulbetrieb ja auch nicht anders (aus Konferenzen, Arbeitsgruppen, Aktenführung etc.). Was wir an Zeit dür die Diskussion ums Gendern aufwenden, fehlt einfach an anderer Stelle.

    Ich denke, eine moderne Gesellschaft sollte den Anspruch und die Kapazitäten haben, sich um zahlreiche Probleme parallel zu kümmern. Falls Du das tatsächlich anders siehst, ergeben sich hieraus einige Fragen. Zum Beispiel, wer bestimmen soll, welche Probleme vorrangig gelöst werden müssen, während die anderen zurückgestellt werden. Falls ich es bestimmen darf: ich halte den Klimawandel für das mit großem Abstand wichtigste Problem unserer Zeit. Falls es darüber einen gesellschaftlichen Konsens gibt, müssen dann - aufgrund der Bedeutung und Dringlichkeit - ALLE anderen Problem zurückgestellt werden?

    Ich würde behaupten, dass es in der Breite unseres gesellschaftlichen Lebens wenige Bereiche gibt, in denen man sich zugunsten der Minderheiten- und zulasten der Mehrheitsmeinung entscheidet. Mir fällt an der Stelle ehrlich gesagt nicht einmal einer ein. Man bräuchte demnach überhaupt gar nicht mehr zu wählen, da unser gesamtes Demokratieverständnis auf Mehrheiten basiert.

    Du offenbarst meines Erachtens ein fragwürdiges Demokratieverständnis. Der Schutz von Minderheiten ist durch unser Grundgesetz und weitere Gesetze normiert. Falls beispielsweise eine Mehrheit der Bundesbürger*innen der Meinung ist, dass "homosexuelle Handlungen" wieder ein Straftatbestand sein soll, kann sich die Mehrheit noch so auf den Kopf stellen - es wird nicht passieren. Theoretisch ist auch denkbar, dass eine Mehrheit für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert. Aber auch das wird nicht passieren, da dies dem Grundgesetz widerspricht.

    Und so könnte man beliebig viele andere Beispiele wählen, in denen die Mehrheitsmeinung nicht entscheidend ist.

    Dann klappt in 20 zwar das Gendern, aber der Antisemitismus (eigentlich wohl eher Antijudaismus) hat eben auch eine neue Hochzeit. Da sieht es bzgl. der generationsspezifischen Sensibilität nämlich genau entgegengesetzt aus.


    Ich habe eine recht feste Meinung darüber, womit ich eher leben könnte.

    Wir haben an allen Ecken größere Probleme als -Innen oder fünfte Geschlechter.

    Verstehe, wir spielen jetzt mutwillig Probleme gegeneinander aus, die nichts miteinander zu tun haben!

    Dann bin ich auf deine Einschätzung zu den folgenden "Duellen" gespannt:

    - Rassismus vs. Klimawandel

    - Wohnraummangel vs. Nitratbelastung in Deutschland

    - Investitionsstau im Bildungswesen vs. Volkskrankheit Rückenschmerzen

    Wenn man den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage zum Gendern in Stellenanzeigen folgt, handelt es sich bei diesem Thema auch um einen Generationenkonflikt. Die jüngste der befragten Altersgruppen (20- bis 29-Jährige) befürworten mit knapper Mehrheit bereits jetzt das Gendern in Stellenanzeigen, während sich nur 25 % der 50- bis 59-jährigen dafür aussprechen. Dass ältere Mitbürger*innen gesellschaftlichen Veränderungen tendenziell eher ablehnend gegenüberstehen als die jüngeren Generationen, ist natürlich kein neues Phänomen. Möglicherweise wächst sich der Widerstand gegen das Gendern in den nächsten Jahrzehnten einfach 'raus.

    Stimmt! Besser hätte man es nicht machen können und knapp ist der Impfstoff schließlich für alle, weshalb auch alle in etwa die gleiche Durchimpfungsrate... oh Moment.

    Welche Länder haben es denn besser gemacht? GB und USA mit ihrem Impfnationalismus oder Chile, das mit seiner unkritischen Impfstoffauswahl mittlerweile auf die Nase gefallen ist oder Israel, das mit seiner Bevölkerung eine großangelegte Studie durchführt?

    Dass 12 Impfdosen pro Hausarzt pro Woche unbefriedigend sind, ist in erster Linie nicht meine Meinung, sondern die der Patienten. Nur dass die das drastischer ausdrücken. Nur leider bei den Falschen. Denn die Hausärzte sind ja nun wirkich unstrittig raus, was die Herstellung und Beschaffung von Impfstoffen angeht.

    Die "Patient*innen" können sich noch so sehr auf den Kopf stellen und beleidigt sein. Der Impfstoff lässt sich trotzdem nicht herbeizaubern.

    Kurze Wasserstandsmeldung aus der Hausarztpraxis:

    2000 Patienten, über 300 auf der Warteliste bei immer noch verbindlicher Priorisierung, 12 (!) Impfdosen Biontech zur Erstimpfung für diese Woche. Für nächste Woche sieht es ähnlich rosig aus.


    Das läuft mal so richtig! Die Hausärzte denken laut über den Rückzug aus den Impfungen nach. Denn sie bekommen derzeit die geballte Wut ab, die einzig aus einer verkorksten Impfstoffbeschaffung resultiert. Und erheblicher Mehraufwand und Kosten + beschimpft, bedroht und beleidigt zu werden, sind nicht sonderlich motivierend.

    Was genau ist - zum aktuellen Zeitpunkt - an der Impfstoffbeschaffung verkorkst? Das Thema hatte wir zwar schon ein paar Mal hier, aber die weltweit verfügbare Menge an Impfstoff ist knapp und man kann sich bislang keinen herbeizaubern.

    Naja, der Dorfkindergarten war zumindest damals ab 3. Vielleicht auch eine Erklärung.

    Ja, das ist bestimmt Teil der Erklärung. Früher blieb ein Elternteil (= die Mutter) ja tendenziell länger nach der Geburt zu Hause, während heute schneller beide Elternteile wieder arbeiten gehen. Entsprechend kommen die Kinder heute auch tendenziell früher in die Kita.

    Bei meiner Tochter habe ich zudem das Gefühl, dass der frühzeitige Kita-Besuch gut für ihre Entwicklung und ihre Bedürfnisse war/ist.

    Danke für die Erklärung, meine Peer Group ist an Familienplanung nicht oder noch nicht interessiert, ich bekomme sowas wirklich nicht mit...


    Ich glaube da ist der Dorfkindergarten echt nochmal anders, da kennen sich große Teile der Kinder sowieso schon.

    Naja, unsere Tochter war 10 Monate alt, als die Eingewöhnung begonnen hat. Egal ob auf dem Dorf oder in der Stadt: ohne Eingewöhnungsphase wird man einem Kind dieses Alters meines Erachtens nicht gerecht. Ein so junges Kind hat ja nur sehr wenige Bezugspersonen. Und Kinder aus der Nachbarschaft gehören eher nicht dazu.

    Soo, mittlerweile doppelt geimpft und froh darüber. Die Zweitimpfung hat mir zwar eine schlaflose Nacht und einen Tag mit Gliederschmerzen beschert, aber das isses mir selbstverständlich wert.


    Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, wie man dem Impfen grundsätzlich kritisch gegenüberstehen kann. Wir sprechen hier über eine der größten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte. Das ist so als würde man die Erfindung des Rades oder der Elektrizität ablehnen.

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