Zitat
Conni schrieb am 10.09.2005 20:03:
Dazu bin ich leider nicht mehr gekommen, ich war 15 als die Wende kam und gehörte zu keiner privilegierten Familie, die eine Kuba-Reise ergattern konnte. Alle 2 Jahre haben wir einen Familienurlaubsplatz an der Ostsee bekommen, da waren wir immer sehr glücklich drüber.
Ich habe auch öfter alleine oder mit meinem jüngeren Bruder nach Obst angestanden: Freitags nach Schulschluss im Sommer an einem Stand, an dem es dann mit 50%iger Wahrscheinlichkeit Erdbeeren, Pfirisiche oder ähnliches gab, im Winter auch mal 2 Stunden nach Navel-Orangen. Nein, das war nicht wirklich gemütlich. In meinen Arbeitseinsätzen während der Schulzeit wars auch nicht gemütlich: Spulen putzen und Kleinteile zusammenschrauben, 333 in 4 Stunden oder so als Norm, auch nicht wirklich gemütlich. Weiter mag ich meine Erfahrungen mit Planwirtschaft gerade nicht ausführen.
Auch, wenns OT ist:
Ich habe mich allein auf das Arbeiten in der Planwirtschaft bezogen. Als Historiker und Politologe braucht es da keine Aufklärung. Desweiteren habe ich im Frühjahr 1990 bei einem Besuch unserer Partnerstadt einen guten Eindruck über die Noch-DDR erhalten. Ich bin Trauzeuge einer Ehe aus dieser Städtepartnerschaft und habe in dieser Stadt gute Bekannte, die ich regelmäßig besuche. Diese Leute berichten auch, wie die Arbeitswelt, auf die ich mich allein bezog, in vielen Betrieben der DDR aussah (und in Kuba wohl noch etwas extremer aussieht). Und da war es eben so, dass sehr viele Leute die Energie während der Arbeit zugunsten der Datsche, des Ergatterns selter Güter usw. eingespart haben.
Besonders vor denen, die sich - in welcher Weise auch immer - dem System entzogen oder gar gegen es gearbeitet haben, habe ich größten Respekt, denn ich selbst weiß nicht, wie ich mich in einer solchen Diktatur verhalten hätte.
Und noch zum Thema:
Manche Leute (wohl auch ein wenig eine deutsche Malaise) regen sich über alles Mögliche auf, statt die Möglichkeiten einer neuen Situation zu sehen und zu nutzen. So etwas wirkt auch auf die Arbeitsmoral. Wirklich schlimm wird es, wenn man sich über angebliche Ungerechtigkeiten, die anderen widerfahren, auslässt und einige hier krude Unterstellungen fabrizieren, obwohl sie den Sachverhalt nur aus 3. Hand kennen...
Es gibt immer wieder Leute, denen übel mitgespielt wird. Viele derer, die aber lautstark die Ungerechtigkeit des Systems anprangern, kaschieren nur ihre eigenen Schwächen oder gar ihr eigenes Scheitern. Gott sei dank sind diese Leute hier im Forum eine verschwindend kleine Mehrheit, ich habe aber lange ihre Beiträge in referendar.de verfolgt...