Beiträge von Timm

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    Erika schrieb am 22.04.2005 22:58:

    Kinder wollen von Natur aus lernen! Wenn sie es nicht wollen, dann gibt es unterschiedliche Gründe dafür.

    Wenn man Lernen als Erfahrungen sammeln und einordnen bezeichnet, dann will in der Tat jedes Kind/ jeder Jugendliche lernen. Nur stimmt das persönliche Curriculum eben nicht immer mit dem schulischen und gesellschaftlich erwünschten überein.
    Wahrscheinlich stehen bei einem durchschnittlichen 14jährigen z.B. auf dem eigenen Curriculum das "Erobern" des anderen Geschlechts ganz oben; die quadratischen Gleichungen aber recht weit unten ;)

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    Enja schrieb am 19.04.2005 07:07:

    Meine Kinder kommen zumeist um 4 Uhr völlig ausgelaugt aus der Schule und bringen dann noch eine Riesenmenge Hausaufgaben mit. In der Schule werden sie ununterbrochen benotet und müssen ständig Höchstleistungen erbringen. Beinahe täglich bekommen sie Noten mitgeteilt. Einfach mal so lernen, ist nicht mehr vorgesehen.

    Hm, ich weiß ja nicht, wann das bei dir war. Aber wir hatten in den 80igern in der 11. Klasse Gymi mit Latein AG 40 Wochenstunden. Stressfrei war das nicht, aber trotz allem hatten wir noch genug Freizeit, obwohl wir regelmäßig lernen oder zum Schulbesuch erscheinen mussten.

    Mit dem NC stimme ich dir aber voll zu. Die Engagierten haben heute ein ganzes Portfolio an Zukunftsplänen, weil sie wissen, wie schwer es ist, sich festzulegen. Dass dann andere nicht wissen, wohin der Zug fährt, ist mir schon in gewisser Weise verständlich!

    Zitat

    Hermine schrieb am 17.04.2005 15:25:
    ernsthaft, wenn man jeden Tag Angst hat, in die Schule zu gehen und wirklich nur noch ums nervliche Überleben kämpft, dann hat man keine Kraft mehr, sich zu wehren!


    Meines Erachtens wird die Rolle des Seminars viel zu sehr überschätzt. Ich hatte das Glück im ersten Jahr eine sehr gute Ausbildungsschule mit tollen Kollegen und einem hervorragenden Mentor zu haben. Letzterer hat sich auch schützend vor mich gestellt, wenn es wieder Pingeligkeiten der Fachleiter gab.
    Dort habe ich das Meiste fürs tägliche Handwerk gelernt.
    Glücklicherweise sind die meisten Mentoren nämlich motivierte gute Lehrer, denen es weder um die Karriere noch um das geringe Deputat eines Fachleiters geht.
    Das ganze System mit der notenmäßig Allmacht der FL ließe sich schnell aufbrechen, wenn die Examensnote zum größten Teil aus der Ausbidlungsschule kommt und nicht von den FL. Die könnten ja in einer mündlichen Prüfung - wie dies jetzt schon in BW ist - die Didaktik prüfen und dann wäre aber gut...

    Danke für die zahlreichen interessanten Beiträge.

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    Remus Lupin schrieb am 16.04.2005
    Edit: Meine Weltrevolution ist ja auch abgeschlossen: Reagan ist nicht länger Präsident, Thatcher nicht länger PM. Die Mauer ist weg, der Präsident von Südafrika ist schwarz, der amerikanische Aussenminister zusätzlich noch weiblich, der Warschauer Pakt ist Geschichte, die Grünen sind in der Regierung incl. Aussenminister, der Ausstieg aus der Kernkraft ist beschlossen, man sieht den Horizont vor lauter Windmühlen nicht mehr, ... und ich werde nicht mehr ständig wach, weil ich vom 3. Weltkrieg geträumt habe!

    Kurzum, dies ist eine andere Welt geworden. Es hat seit den 70iger Jahren eine Weltrevolution stattgefunden. Gut, bis Irland oder Nordkorea ist sie noch nicht vorgedrungen, aber das ist nicht wirklich mein Problem... denn irgendwoher habe ich die positive Überzeugung, dass auch diese Orte sich dem Wandel nicht auf Dauer entziehen können.


    Nun ist es ja so, dass die ältere Generation quasi nur Anbieter von weltverändernden Ideologien sein kann, wie dies z.B. Marcuse oder Adorno waren, jedoch selbst die Bewegungen nicht auslöst.
    Zündstoff sehe ich allerdings genug und ich finde es erstaunlich, dass sich bei den Jungen noch wenig Widerstand regt. Die Globalisierung und die zunehmende Partikularisierung des Individuums in Verbindung mit dem Zurückdrängen gesellschaftlicher Normen hat schon erste Gegenbewegungen wie ATTAC oder in den USA die fundamentalistischen Sekten/Kirchen (Stichwort: Evangelikale) geschaffen. Ob das Pendel nun nach Links oder Rechts schlägt, wird sich noch zeigen.

    Zu Heikes Ausführungen ist wenig hinzuzufügen. Nur in einem Punkt muss ich widersprechen:

    Zitat


    - die Schüler haben weniger Angst vor der Zukunft, ein größeres "Weltvertrauen" (manchmal naiv, aber wenigstens mit positiver Grundstimmung)


    Die Angst vor der Zukunft sehe ich sehr wohl; mal glaube ich sie nur zu spüren, mal sehe ich sie handfest: Jugendliche, die erst durch das allgemeinbildende Schulsystem gereicht worden sind und nun schon einige Jahre im beruflichen auf dem Buckel haben, fragen sich ängstlich, wohin die Reise geht. Dabei spreche ich nicht von den Dummen oder Unmotivierten, sondern von denen, die irgendwann einmal aus einer Schublade gefallen sind und jetzt versuchen, wieder Halt zu bekommen.

    Zitat


    5. Worin zeigen sich Schüler heute stärker ? (Computer ?)

    6. Was gefällt uns - besonders den älteren Lehrern - ganz generell besser an ihnen als Schülern vor 20 Jahren oder unserer eigenen Schülergeneration der 50-er und 60-er Jahre?

    M.E. sind die Ängste gegenüber der Technik stark gesunken. Nicht alle Schüler bringen (vor allem bei den bildungsferneren Schichten) Computerkenntnisse mit; viel mehr als zu meiner Zeit gehen sie aber vorurteilsfrei/positiv an die Technik und speziell den Computer heran.

    Auch das selbstätige und selbstorganisierte Arbeiten über längere Phasen beherrschen viele Schüler besser. Wird das Ganze aber zu lang, müssen klare Hilfestellungen und Kontrollen erfolgen.

    Letztlich: Die Fähigkeit, Informationen und sich optisch und rhetorisch zu präsentieren, ist bei allen Schüler wesentlich stärker ausgeprägt als früher. Fast ausnahmslos schaffe es auch schwächere Schüler, drei bis vier Minuten vor der Klasse zu stehen.

    Zitat

    Herr Rau schrieb am 15.04.2005 18:22:
    Ansonsten stimme ich Remus zu: Weniger Revoluzzer. Ich hätte das vielleicht zu Punkt 1 geschrieben. Den der Jugend zugeschriebenen Ehrgeiz und den Glauben, alles besser machen zu können und zu wollen als die Elterngeneration, sehe ich nicht.


    Interessant!!!
    In der Tat gibt es doch seit dem Erschlaffen der Friedens- und Umweltbewegung nichts mehr, was man als "Projekt" der Jugend bezeichnen könnte.
    Insofern halten uns die Schüler den gesellschaftlichen Spiegel vor: Sie sind reine Pragmatiker.
    Dazu passt ja:

    Zitat


    Ganz sicher waren wir in der Oberstufe nicht so notengeil. Hauptsache Abi, der Rest war nicht so wichtig. Heute wird um jeden Punkt gefeilscht und die Schüler beklagen sich über 12 Punkte bei einem Referat. Ich sehe das als Defizit.

    Mit Nachaußentragen meine ich ganz schlicht:
    Wie reden Kollegen vor Kollegen, Eltern, Schülern,... über ihre Schüler im Allgemeinen.
    Wie gesagt, ich habe jetzt 2 Wochen lang zu oft gehört, was die Schüler alles nicht können...

    [edit: kompletter Beitrag neu verfasst]

    Hallo,

    etwas in Überschneidung mit diesem thread
    https://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100778728399
    aber vor allem aus Beobachtungen der letzten Zeit:
    Lehrergespräche drehen sich meiner Erfarung nach zu einem großen Teil um die Defizite der Schüler, insbesondere im Hinblick auf die jetzige Schülergeneration. Ich halte das doch zu einem gewissen Teil für problematisch, weil man schnell in den Bann der selbsterfüllenden Prophezeiung kommt. Mich würde deshalb interessieren:
    1. Welche Defzite hat eures Erachtens nach die heutige Schülergeneration besonders im Hinblick zu früher.
    2. Welche Ursachen vermutet ihr?
    3. Wie ist das allgemeine Schülerbild in eurem Kollegium, das nach Außen getragen wird? (Es geht mir nicht darum, was gedacht, sondern was tatsächlich gesagt wird!)
    4. Inwieweit seht auch ihr das Problem der selbsterfüllenden Prophezeiung?
    Ich hoffe, ihr antwortet zahlreich; dem Ganzen liegt ein Kollegengespräch in einer Hohlstunde zugrunde, das mit Brecht endete:
    Nun stehen wir und sehen betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen ;)

    Hallo,

    also das Problem ist mir bekannt und es zieht sich prinzipiell durch alle Klassen. Allerdings würde ich mit 2 Stunden Geschichte die Zeit nicht für Rechtschreibung opfern, da sich m.E. auch kein fachlicher Bezug herstellen lässt.
    Zum Thema Texterarbeitung kommt bei mir eigentlich immer das sehr kleinschrittige Arbeiten an. Also im ersten Schritt unterstreichen die Schüler zur Antwort passende Textpassagen. Dann wird im feV/UG genau abgeglichen und diskutiert, was unterstrichen ist. Im nächsten Schritt werden gemeinsam an der Tafel wieder im feV/UG die Antworten ausformuliert.
    Sehr gerne sehen Schüler auch einmal eine ausformulierte Musterlösung des Lehrers.
    Als Hilfestellung zur Erarbeitung der Aufgaben würde ich einen Operatorenkatalog austeilen, ihn immer wieder zur Hilfe nehmen und bei den KAs als Hilfsmittel zulassen.
    Habe schon einmal einen Link für einen Oberstufenkatalog gepostet, aber hier nochmal:
    http://www.juergenkalb.de/operatoren.PDF
    Das Ganze wird immer wieder an etwas umfangreicheren Quellen oder Darstellungstexten geübt. Schrecke nicht davor zurück, auch schwierigere Texte heranzuziehen. Das macht den Schüler nämlich besonders augenfällig, dass eine Notwendigkeit besteht, Texterarbeitung zu üben.

    Zitat

    Forsch schrieb am 13.04.2005 17:40:


    Und jetzt kommt das große ABER:
    1) Als Politiker kann man Geld, was nicht da ist, auch nicht ausgeben. Aber man kann beschließen, aus bestimmten Gründen (von mir aus Umweltschutzgründen) weniger Geld einzunehmen.
    Das sind zwei unterschiedliche Dinge.
    2) Schule ist immer noch (meiner Meinung nach: leider, aber das ist eine andere Frage ...) Ländersache. D.h. der Bund kann diese Entscheidung, mehr Geld, Personal, Sachmittel in die Schulen, so garnicht fällen. Unabhängig davon, ob es nun da ist, oder nicht.


    ad 1) Man kann auch weniger ausgeben. Der Vorschlag der SPD die Eigenheimzulage abzuschaffen (=Mittelstandsförderung) und das Geld in die Bildungspolitik zu stecken, wird leider von der CDU blockiert. Die Taktik ist perfide, aber die Verantwortlichen haben sich neulich klar geäußert: Man brauche nach der Regierungsübernahme eine eigene Dispositionsmenge, um an anderer Stelle als Wohltäter dazustehen.
    ad b) Kfz-Steuer ist Ländersache, damit auch die steuerliche Förderung der Rußpartikelfilter!
    Allerdings halte ich es für daneben, die eine sinnvolle Maßnahme gegen eine andere (unterbliebene) aufzurechnen. Die meisten Bestellungen der Oberklasse-Diesel beinhalten bereits jetzt ohne Subvention den Rußpartikelfilter (so eine Pressemeldung über Daimler-Chrysler); es geht hier schlicht um den Wiederverkaufswert. Wichtiger ist die Förderung für das Familienauto oder den Nachrüstsatz eines Gebrauchtwagens des Geringverdieners!

    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 12.04.2005 21:24:

    Ja, am Gym ist das m.E. auch der Schlüssel. Daher ja auch die von mir beschriebene Vorgehensweise. Wenn du die Schlüsselfiguren erst mal gewonnen hast, setzt oft eine Klimaveränderung ein...

    Kann das nur unterschreiben; auch mit der Schwierigkeit, dies bei Klassen zu erreichen, die man nur 1 oder 2 Stunden in der Woche hat. M.E. übrigens ein viel zu wenig beachtetes Thema in der Pädagogik...

    Zitat

    gemo schrieb am 11.04.2005 06:28:
    Wenn Arbeiten so schwer gestellt werden, dass man eine "4" bekommt, wenn man weniger als die Hälfte geschafft hat, dann müüsen die Schüler doch gefrustet werden. Das Bewußtsein "ich hab mehr als die Hälfte nicht gewußt" zu erzeugen, halte ich für "nicht pädagogisch sinnvoll" !


    Auf welche Ideen man so am Schreibtisch kommen kann ?(
    Ich unterrichte über 250 Schüler in mehr als 10 Klassen. Natürlich ist das Verhältnis nicht zu allen Klassen gleich, aber mit dem Großteil der Schüler habe ich ein denkbar offenes Verhältnis. Auch evaluiere ich meinen Unterricht regelmäßig mit Fragebögen. Noch nie hat sich ein Schüler beschwert, er komme sich dumm vor, weil er in meinem Unterricht mehr als die Hälfte nicht verstanden habe.
    Ganz im Gegenteil wurde das Lernklima in meinen Klassen sowohl von den Schülern als auch in den Gutachten der Schulleitung immer als produktiv bezeichnet.
    Ich vertrete auch offensiv den Gedanken der "leichten pädagogischen Überforderung". D.h. in einer positiven Umgebung darf der Schwierigkeitsgrad des Unterrichts leicht über der idealen Passung liegen. Längerfristig - so habe ich auch im Ref gelernt - verbessern sich die Schüler mehr, als wenn die Aufgaben so passend sind, dass sie immer für die Schüler lösbar sind.

    Zitat

    Forsch schrieb am 06.04.2005 21:36:
    Meiner Meinung nach müsste man für jede Arbeit transparente Kriterien festlegen, die zu erfüllen sind. Und dann steht ein Kommentar unter der Arbeit, der die einzelnen Punkte beleuchtet und wertend einschätzt. Und auch Hinweise für den Schüler, wie er sich von seinem jetztigem Stand weiter entwickeln kann.


    Meine Schüler besitzen ein Blatt mit den Operatoren, nach der Arbeit bekommen sie den Erwartungshorizont mit der Punkteverteilung und wann immer es geht, wird die Arbeit während einer Stillarbeitsphase persönlich zurückgeben und von mit kommentiert und erläutert. Letzteres halte ich für wenig zeitaufwändig als das Kommentareschreiben; auch ist bei einer solchen Rückgabe meist eine Interaktion möglich, die beim bloßen Kommentareschreiben fehlt.

    Ich hoffe, ich darf für alias antworten, da wir an den beruflichen Schulen das gleiche System haben:
    Bei 1/3 der Punkte liegt etwa die Note 4- (4,3). Bei uns in BW sind diese Notentabellen üblicherweise mit einem Dezimalen- oder Viertelnotensystem verbunden.
    Da BW bis jetzt keinen großen "Bildungstourismus" von Haupt- und Berufsschülern erfahren hat, gehe ich in der Tat davon aus, dass unsere Tests anspruchsvoller sind (und damit auch der Unterricht). Wie gesagt, dieser Maßstab stammt aus den verbindlichen Vorgaben des KuMis für Abschlussarbeiten. Im Übrigen orientiere ich mich auch im Schwierigkeitsgrad des Unterrichts und der KAs an den Abschlussprüfungen.

    Ja - wie leppy es anmerkt-, Gemo, du hast meinen Beitrag mal wieder nicht ganz gelesen.
    Außerdem setzt doch deine hier veröffentlichte Notenskala bei 50% die vier an. Du "siebst" nur nach unten grobmaschiger, nach oben feinmaschiger. Das kann aber einem Schüler genau so zum Verhängnis werden, der zum Beispiel für zwei schlechte Leistungen in naturwissenschaftlichen Fächern gute Noten in deinen Fächern zum Ausgleich für die erfolgreiche Versetzung braucht.

    Übrigens - Frage an alle Realschullehrer in Bundesländern mit zentraler Abschlussprüfung:
    Welche Note ist dort bei 50% vorgesehen?

    Zum Schluss finde ich es schade, dass sich Gemo nicht mit meinem Argument/Beispiel auseinandergesetzt hat, dass Schüler auch selbst für schlechte KA-Schnitte verantwortlich sein können.

    philosophus und Remus Lupin:
    Ich mache jetzt keinen neuen Thread auf; gehört ja eigentlich ins Thema "Forum".
    Ich finde die (freiwillge) Angabe des LA immer sehr hilfreich und die damalige Einführung hatte auch eine dementsprechende Intention. Dass diese Angabe jetzt benutzt wird, um sich über die emgsler zu belustigen, muss Außenstehende befremden. So ging es zumindest mir, als auf einmal Lehramtsbezeichnungen ins Krähengebiet gewechselt haben und ich die entsprechenden Hintergründe noch nicht kannte.
    Ich möchte dabei an diese Diskussion erinnern:
    https://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=101383613053
    Wie auch immer, mir gefällt es mehr, die Avatare zu ändern, was ja auch einige von euch sehr ansprechend gemacht haben :D

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