Beiträge von Antimon

    "Der Pass allein macht noch keinen Deutschen". Das grenzt die "Bio-Doitschen" von den "Rest-Doitschen" ab. Woraus sich unterschiedliche Rechte ergeben - soll diese Aussage überhaupt Sinn ergeben. Denn in § 8, 9, 11, 12, 16 und §33 GG werden bestimmte Rechte "Deutschen" zugesprochen. Wer also kein Deutscher ist, besitzt logischerweise diese Rechte nicht.

    Wehret den Anfängen!

    Das ist Quatsch. Du behauptest, aus dem Zitat ginge EINDEUTIG hervor, dass ... Das steht da aber nicht, du interpretierst einfach irgendwas.

    Man müsste wohl auch den Typen bei der AfD mal erklären, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Eine Wiedereinführung des Abstammungsprinzips oder Abschaffung des Geburtsortprinzips oder wie auch immer man es nennen mag, verhindert keine einzige Einbürgerung.

    Ich bin mir übrigens auch nicht so ganz sicher, ob das mit der "Demokratiefeindlichkeit" in Bezug auf die AfD nicht ein bisschen arg weit gefasst wird. Die Sache mit dem Abstammungsprinzip gibt es auch in anderen europäischen Ländern. Straffällig gewordene Ausländerinnen und Ausländer werden bei uns schon seit 2010 unter bestimmten Umständen temporär oder sogar dauerhaft des Landes verwiesen. Ich schrieb es erst gestern in einem anderen Thread, es hat in jüngster Zeit zwei Männer hier in Basel erwischt, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden. Sowas hätte gerne auch die AfD, worüber sich von linker Seite auch kräftig empört wird. Nee, das finde ich schon ganz in Ordnung so. Ich würde jetzt sicher noch einige weitere Punkte finden, die der AfD da zum Vorwurf gemacht werden und bei uns längstens so sind.

    Ja, auch das ist nicht undemokratisch. Ich bin gerade auf Probe eingebürgert. Man kann mir innerhalb von 8 Jahren den Schweizer Pass wieder wegnehmen, sollte sich herausstellen, dass ich beim Verfahren falsche Angaben gemacht habe. Das Schweizer Bürgerrecht kann sogar jedem aktiv entzogen werden, auch wenn es qua Geburt erworben wurde. Das kommt tatsächlich auch vor. Ich mag mich an den Fall eines jungen Mannes erinnern, der sich im Ausland einer terroristischen Organisation angeschlossen hatte. Der war Doppelbürger. Schweizer ist er jetzt nicht mehr.

    Dies beinhaltet, dass einem Teil der deutschen Bevölkerung Rechte - wie z.B. das Wahlrecht - entzogen würde, weil diese Menschen nicht "biodeutsch" sind.

    Das ist deine Interpretation. Nach meinem Kenntnisstand kann die deutsche Staatsangehörigkeit gar nicht entzogen werden, so steht es jedenfalls im Grundgesetz, Artikel 16. Das sogenannte "Abstammungsprinzip" galt in Deutschland noch bis 2000 und das betrifft ausschliesslich Kinder, die in Deutschland geboren werden. Um die ordentliche Einbürgerung von später zugezogenen Ausländerinnen und Ausländer geht's da gar nicht. Wenn du das jetzt besonders undemokratisch findest, muss ich dich enttäuschen. In der Schweiz gilt das Abstammungsprinzip nach wie vor. Es zählt übrigens primär das Bürgerrecht der Mutter. Wenn die Schweizerin ist, ist es auch das Kind. Bekommt eine Ausländerin ein uneheliches Kind mit einem Schweizer, bekommt das Kind nur dann den Schweizer Pass, wenn der Vater das Kind als seines anerkennt.

    Aber um mal konkret die Frage des Threads zu beantworten: Ich bin seit 3 Wochen im 11. Schuljahr meines Lehrerinnenlebens. Meine Welt ist seither im Wesentlichen immer die gleiche, ganz einfach weil sich die Rahmenbedingungen nie geändert haben. Mit unseren Jugendlichen ist alles in Ordnung, die sind nicht anders als die ersten Klassen, die ich vor 10 Jahren übernommen habe. Die Zeugnisnoten meiner Schülerinnen und Schüler sind im Laufe der Zeit besser geworden. Das liegt daran, dass ich 1. besseren Unterricht gebe als vor 10 Jahren und 2. weniger streng bewerte. Das ist aber keine Anpassung an ein schlechteres Niveau sondern eine Korrektur meiner überzogenen Ansprüche. Ich bilde mir ein, dass das Phänomen "nervige Eltern" etwas zugenommen hat. Aber vielleicht registriere ich es auch nur eher, weil es zuletzt Kolleginnen und Kollegen getroffen hat, mit denen ich im gleichen Klassenteam bin. Mich selber nerven keine Eltern, ich hatte jetzt einfach mal nen Schüler, der mich echt absurd genervt hat. Also einen ... in 10 Jahren. Im gleichen Zeitraum hat sich in Deutschland im Bildungssystem sehr viel verändert. Dass man das aus verschiedenen Gründen belastend findet, kann ich nachvollziehen. Das ist aber nicht das Problem der jungen Menschen, die von uns bespasst werden wollen.

    und 2-3% Steigerung sind eine Steigerung, oder

    Ich dachte, du schaust nicht auf 2 - 3 % rauf oder runter? Du widersprichst dir selbst. 2 % wären dramatisch, wenn es um einen Anstieg von 3 % auf 5 % ginge. Geht's aber nicht. Es geht um +/- 25 % und das schon seit über 10 Jahren. Es gibt einfach keinen "Trend", den bildest du dir ein. Dass 25 % eines Abschlussjahrgangs mal irgendeine Ausbildung anfangen und ein halbes Jahr später finden, ah, nee, doch nicht, ist völlig normal. Die Zahl sagt absolut nichts darüber aus, wie es danach weitergeht. Die Studienabbruchquote im MINT-Bereich war zu meiner Zeit, also vor über 20 Jahren, höher als heute. Ich spare mir jetzt die Verlinkung weiterer Quellen, interessiert dich eh nicht.

    Wenn ich "Lehrabbruchsquote" google, werden übrigens nur Schweizer Links angezeigt

    So what? Verlinkt habe ich dir die Statistiken aus Deutschland. Wenn du "Poulet" googelst, wird dir wahrscheinlich das Wochenangebot der Migros angezeigt.


    und man könnte ja mal überlegen, was da mindestens seit den 90ern schief läuft

    Gar nichts. Es ist halt einfach so im Leben, dass Menschen eine wichtige Entscheidung noch mal überdenken. Mein Bruder hat irgendwann in den 80ern eine Ausbildung zum Betriebsschlosser gemacht und nie in diesem Beruf gearbeitet. Er hat aber nie nicht gearbeitet. Wenn ich nicht vom BaföG abhängig gewesen wäre, hätte ich den Studiengang auch gewechselt.

    Von Jugendarbeitslosigkeit sprach ich nicht, sondern von Personen ohne Abschluss.

    Ja, wobei fragwürdig ist, woher du diese Zahl hast:


    17% der 20-35jährigen hat keinen Berufsabschluss

    Hier heisst es, der Anteil Jugendlicher ohne Schulabschluss stagniert seit über 10 Jahren bei etwa 6 %:

    https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/…rt-seit-jahren/

    Von einem negativen Trend kann also auch hier nicht die Rede sein. Wer wird denn bei deinen 17 % überhaupt gezählt? Es ist nicht unüblich, dass man heutzutage mit Mitte 20 noch in Ausbildung ist weil man z. B. über den zweiten Bildungsweg erst einen höheren Schulabschluss erworben hat. Das ist übrigens ein ausgesprochen positiver Trend.

    Mir gehts aber auch gar nicht darum, welche Statistik sich in welchem Bereich um ein paar Prozentpunkte verschiebt, sondern um die allgmeinen Entwicklungstrends.

    Genau der zeigt aber nicht, was du behauptest - das Gegenteil ist der Fall.

    Dass Arbeitgeber über Nachwuchs klagen, der nicht mehr belastbar ist, ständig krank feiert, eine schlechte Vorbildung mitbringt, häufig abbricht usw. ist ja nunmal so und war vor ein paar Jahrzehnten in diesem Ausmaß noch nicht der Fall.

    Gefühlte Realität vs. Statistik:

    https://de.statista.com/statistik/date…in-deutschland/

    Die Lehrabruchquote ist innerhalb von 10 Jahren lediglich um 2 - 3 % gestiegen. Ich empfehle dir, dich mal mit dem Phänomen "Wahrnehmungsverzerrung" auseinanderzusetzen. Es ist recht gut belegt, dass insbesondere gut situierte Westeuropäer die Weltlage sehr viel schlechter einschätzen als sie tatsächlich ist. Dazu aus der Vorlesungs-Reihe "Bullshit-Reistenz" von Philipp Hübl:

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    Wieso habe ich jetzt spontan an Käsefondue gedacht? :weissnicht::gruebel:

    Es gibt so eine schöne 3sat-Doku über Lucens:

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    Wie da in einer Seelenruhe erzählt wird klingt schon nach Käsefondue. Man stelle sich das gleiche Ereignis in Deutschland vor. Würde eher nach Currywurst extrascharf klingen.

    Aber vielleicht meintest du das "Franzosending" mehr bezogen auf die Energieversorgung und weniger auf die Entwicklungs-/Forschungsgeschichte, Antimon ?

    Genau, das meinte ich. Du hast natürlich völlig recht, Kernspaltung ist eine urdeutsche Erfindung, wenn man so will. Umso absurder, wie man sich davor fürchtet. Ich habe dazu irgendwann mal eine recht gute Doku gesehen, da wurde es eben mit der politischen Entwicklung im kalten Krieg erklärt. Halte ich für ziemlich plausibel. Schon direkt nach dem 2. WK hat Deutschland ja seine chemische Industrie zurückbekommen, hingegen hat man beschlossen, eigene Kernwaffen gibt's nicht.

    die Jugendgewalt nimmt zu

    Das stimmt nicht.

    https://www1.wdr.de/nachrichten/ju…6%2C8%20Prozent.

    Da heisst es, kürzlich sei zwar ein Anstieg zu beobachten, über viele Jahre zuvor haben die Straftaten hingegen stetig abgenommen. Im Text gibt es auch eine Erklärung für den Anstieg im 2021/22.


    17% der 20-35jährigen hat keinen Berufsabschluss

    Die Jugendarbeitslosigkeit nimmt ebenso wie die Jugendkriminalität in der Tendenz stetig ab. Die Statistik hier versteckt sich zwar hinter einer Bezahlschranke, man kann aber genug erkennen um zu sehen, es gab im 1. Corona-Jahr einen Anstieg, danach werden die Balken wieder kleiner:

    https://de.statista.com/statistik/date…in-deutschland/


    "Unsere" Jugend zeigt sich gerade als wenig belastbar,

    Mangelende Resilienz würde ich sogar unterschreiben. Das trifft aber auch auf viele Erwachsene zu. Woraus meiner Meinung nach auch die krasse Fehleinschätzung der tatsächlichen Lage rührt. Ich erlebe es durchaus auch bei uns an der Schule, dass Lehrpersonen sich schnell mal genervt vom Verhalten einzelner Jugendlicher geben wo ich finde, meine Güte, das wird auch wieder vorbeigehen.

    Darüber hinaus hinkt der Vergleich von populärhistorischen Philosophen mit der heutigen Wissenschaft und den Statistiken zu Burnout-Fällen in der Lehrerschaft massiv

    Wo du so auf "Wissenschaftlichkeit" bestehst ist dir ja sicher klar, dass ein Burnout vor 30 Jahren einfach nicht diagnostiziert wurde. Die offizielle Diagnose heisst übrigens auch heute nicht Burnout sondern "schwere Erschöpfungsdepression". Und natürlich sind die Zusammenhänge nicht monokausal, es hat sich in den letzten 30 Jahren alles mögliche geändert, nicht nur Schule. Aber fang doch mal an mit Quellenangaben, die deine Behauptungen belegen.

    Man will halt nicht. Weil... Such dir irgendwas Irrationales aus. Wir hatten letztes Schuljahr eine MINT-Veranstaltung, da war auch jemand von der NAGRA zu Besuch. Er dachte, er könnte "provozieren" mit der Frage, ob man denn auch einen Standort in der Nähe der Schule OK fände. Alle anwesenden Schülerinnen und Schüler waren der Meinung, dass das dann halt so sei, wenn es objektiv betrachtet ein geeigneter Standort wäre. Absolut niemand fand, man müsste das Zeug ins Ausland verklappen. Die Meinungen sind da extrem subjektiv und hängen sehr davon ab, was die Politik gerade so vorgibt. Deutschland ist traditionell vollkommen hysterisch beim Thema Kernenergie. Ist historisch auch gut begründbar, warum das so ist, an sich eine hochinteressante Sache.

    Und für die, die es nicht wissen (eigentlich ein bisschen captain obvious): Das liegt vor allem am kollektiven Ohnmachtsgefühl gegen die Fremdbestimmung während des kalten Krieges. Pershing-Raketen und so, Atom alles doof. Chemie hingegen super, weil historisch gesehen natürlich *die* deutsche Naturwissenschaft. Kein anderes Land hat relativ zur Grösse so viele Chemie-Nobelpreise abgegrast wie Deutschland. Im Unterricht fällt mir das gelegentlich fast ein bisschen peinlich auf. Ähem, ja, also das hat wieder mal ein Deutscher erfunden. Tschuldigung, aber Chemie ist halt unser Ding :victory:

    Ich weiss, ja. Das ist Mickey Maus gegenüber dem, was die chemische Industrie im gleichen Zeitraum an Schweinerei veranstaltet hat. Es gab Zeiten, da hat Bayer 25 %ige Schwefelsäure direkt in den Rhein abgelassen. Deutschland steht auf Kohle und Chemie, da kann man nicht schlecht drüber reden. Kernenergie ist so ein Franzosen-Ding. Suspekt.

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