Beiträge von Antimon

    Von guter Durchlässigkeit kann im mehrgliedrigen Schulsystem eher nicht die Rede sein

    Das stimmt in dieser Pauschalität eben nicht. Wir haben das Gymnasium und eine weitere Mittelschule meist im gleichen Schulhaus, dann klappt das recht gut. Es gehen sicher mehr vom Gymnasium an die FMS als anders rum, die Schwächeren machen den Stufenwechsel meist schon in der Sek I nach "oben". Es hat eigentlich in allen 1. Klassen Gymnasium etwa 2 SuS, die direkt aus dem Niveau E der Sek I kommen und noch 1 - 2 weitere, die in der Sek I einmal vom E ins P gewechselt sind. Wären es noch mehr Wechsler, wäre ja die Zuteilung davor schon fragwürdig. Eine Quote von 40 % oder so Wechsler interpretiere ich nicht als Merkmal für gute Durchlässigkeit, sondern als Merkmal dafür, dass Lehrpersonen an der Primar hahnebüchene Übertrittsempfehlungen aussprechen. Tun sie offensichtlich nicht.

    In einem FMS-Kurs mit 8 Personen habe ich im Moment 2 Personen, die in der Sek I mal im Niveau A angefangen haben (das ist die deutsche Hauptschule) neben 3 Personen, die im Aargau an der Bezirksschule waren wovon eine völlig problemlos direkt ans Gymnasium hätte gehen können. In einer 4. Klasse Gymnasium habe ich ein ehemaliges E-Mädchen die mir in der mündlichen Abschlussprüfung sicher eine 6 machen wird. Das ist völlig normal bei uns.

    Ich glaube schon deshalb nicht an eine Kausalität, weil im viel gelobten Finnland noch so viele andere Faktoren völlig anders sind, dass sich mindestens bei diesem Vergleich dieser Rückschlüss methodisch absolut verbietet. Z. B. wird immer betont, wie hoch der Anteil an Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife doch sei. Weiss man, wie viel dieser Abschluss im Vergleich wert ist? Ich weiss, dass die duale Berufslehre in der Schweiz als weltweit bestes System dieser Art gilt. Ich vermute, ein schweizer Elektrotechniker würde in Finnland vielleicht studieren gehen. Auch die Wertigkeit der deutschen Abschlüsse ist erst Mal sehr gut, deutsche Migranten sind im Ausland gern gesehene Arbeitskräfte. An der Stelle geht's, so glaube ich, erst mal nicht so sehr um "Gerechtigkeit". Die wird im finnischen System meiner Meinung nach durch viel mehr Unterstützung in Form von Lernbegleitung nach dem Unterricht, etc hergestellt. Die haben dort auch kaum Privatschulen. Das zeichnet übrig auch die Schweiz aus, das staatliche Bildungssystem ist messbar deutlich besser.

    Die innerdeutschen Vergleiche sind da schon sehr viel ehrlicher. Deine anekdotischen Erfahrungen glaube ich dir gerne, sie sind halt genauso anekdotisch wie meine. Typisch deutsch ist nach der ersten PISA-Studie halt irgendein Aktionismus ausgebrochen und man hat sich auf die Dreigliedrigkeit eingeschossen. Kritik an der Auswertung der Studien gab es immer schon. Ich wundere mich auch immer schon über die zahlreichen Fehlschlüsse, die da gezogen werden. Die Aussage, die nicht differenzierenden Systeme würden bei PISA besser abschneiden, trifft halt überhaupt nicht zu. China, Singapur, etc. Auch daraus lässt sich schliessen, dass A mit B nicht viel zu tun hat.

    Für mich klingt der Versuch da einen kausalen Zusammenhang herstellen zu wollen immer schon etwas wie die Behauptung, Homöopathie wirke eindeutig bei Kühen. Natürlich hat die Kuh auf dem Demeter-Hof das bessere Leben. Nur nicht ursächlich wegen der Kügeli. Homogene Leistungsgruppen sind sehr viel einfacher und effizienter zu unterrichten. Daran ist erst mal gar nichts Ungerechtes. Zugegeben finde ich aber auch, dass die Selektion in Deutschland pervers früh passiert. Da überreissen die Kinder doch selber noch nicht, was das bedeutet. Unsere wer erst zwei Jahre später das erste Mal sortiert, das ist in dem Alter natürlich ein riesen Unterschied.

    So ist es. Es gibt irgendwo Filmaufnahmen zu der Untersuchung in Afrika, von der ich schrieb. Ich schaue mal, vielleicht finde ich das noch irgendwo. Ich selber wechsle tatsächlich von Ferse zu Vorfuss, wenn ich die Schuhe ausziehe. Andere tun das nicht m

    Von wem der Beitrag geschrieben wurde, wusstest du natürlich. Im Kontext ist das unmissverständlich. Da geht es noch weiter mit irgendeinem Müll um kulturelle Teilhabe und so. Der Staat geht davon aus, dass du mit Deutschkenntnissen auf B1-Niveau wählen gehen kannst.

    Das sind Äusserungen wirklich jenseits von Gut und Böse. Den Beitrag weiter oben haben übrigens noch 2 Personen geliked. Alles klar soweit. Vielleicht fällt jetzt mal der Groschen, aus welcher Richtung das Getöse kommt.

    Ich könnte jetzt aus dem "Aufreg-Thread" ne ganze Menge Zitate holen, in denen sinngemäss steht "man weiss doch, bei welchen Kindern geholfen wird", "man weiss doch, bei welchen Kindern man mehr helfen muss", "man weiss doch aus dem Elterngespräch, dass ...". Natürlich wisst ihr. Auch wenn es nicht irgendwo explizit steht. Natürlich erzählen die Eltern im Gespräch von der Schichtarbeit wenn's drum geht, wie gut sie jetzt zu Hause helfen können oder nicht. Dass alle hier immer nur das Beste im Sinn haben, daran zweifle ich nicht im geringsten. Warum man aber nicht eingestehen kann, dass man als Lehrperson und auch als Eltern natürlich Teil eines ungerechten Systems ist und dass man nicht sieht, welchen Teil man dazu beiträgt, dass die Dinge sich nicht ändern, das erschliesst sich mir wahrhaftig nicht. Ich glaube ferner, kaum jemand hat meinen ersten Beitrag zum Thema Hausaufgaben im "Aufreg-Thread" wirklich zu Ende gelesen. Da hing noch ein Zitat von Quittengelee an, die meinte, es könnte ja einen Grund geben, dass es in Bayern besser geht, als anderswo. Ich schrieb, ja das kann ich mir auch vorstellen, wenn dort die Lehrpersonen die Hausaufgaben, die sie aufgeben, wenigstens verpflichtend kontrollieren. Infolge wurde ich insbesondere von mehreren Lehrpersonen aus Bayern fast gelyncht.

    Caro07 Ich stimme dir absolut zu bezüglich der Vermutung, dass viele bildungswissenschaftliche Erhebungen methodisch nicht sauber sind. Wann immer es um menschliches Verhalten und soziale Strukturen geht, ist es sehr schwierig, Kausalitäten herzustellen. Man kann verschiedene Korrelationen sehen, die unterschiedlich stark ausfallen und daraus Rückschlüsse ziehen. Und wir wissen alle, dass verschiedenste Gruppierungen jeweils unterschiedliche Motivationen haben, dass die Korrelationen in ihrem Sinne interpretiert werden. Uns Lehrpersonen eingeschlossen. Quittengelee wird eher an die Studien "glauben", die zeigen, dass ein stark differenziertes System schlecht im Sinne der Bildungsgerechtigkeit ist, ich werde eher an die Studien "glauben", die das Gegenteil zeigen. Weil es in meiner anekdotischen Welt Sinn macht.

    Was man aber in Situationen, in denen es noch eine Übertrittsempfehlung gibt (scheint in einigen BL in Deutschland noch der Fall zu sein, bei uns sowieso) ganz sicher herausfinden kann ist, wie häufig bei formaler Erfüllung der jeweiligen Bedingungen diese oder jene Empfehlung ausgesprochen wurde. Jugendliche, die bei uns im Baselland am Progymnasium ein Zeugnis mit einer 4.0 im Schnitt haben, haben sich formal für den Übertritt in die gymnasiale Oberstufe qualifiziert. Ich kann dir allein aus persönlicher Erfahrung an meiner Schule schon versichert, dass mit dieser Qualifikation aber verdächtig viele Kinder aus Migranten- und Arbeiterfamilien an der Fachmittelschule landen. Ob es am Ende die Lehrpersonen sind, die auf die Eltern einreden oder die Eltern selbst sich nicht getrauen, die Kinder ans Gymnasium zu schicken ... keine Ahnung. Bei dem Prozess bin ich ja nicht dabei, ich sehe nur das Resultat. Eine messbare Tatsache ist auch das Ding mit der Übertrittsprüfung in Zürich und der bezahlten Nachhilfe. Ich habe ein Jahr Aargau gearbeitet als es dort auch noch eine Abschlussprüfung an der Bezirksschule gab. Da sind dann Kinder reicher Eltern mit sehr viel Druck und natürlich Geld für die externe Unterstützung ans Gymnasium gepusht worden wo sie schon ein halbes Jahr später kläglich abgesoffen waren. Ich war beim Wechsel ins Baselland am Anfang ziemlich erstaunt darüber, dass das Leistungsniveau unserer Erstis gar nicht schlechter, wenn nicht sogar besser ist, obwohl sie nur das 4er-Zeugnis haben müssen und keine Übertrittsprüfung schreiben. Das zeigt mir schon, wie krass die Rahmenbedingungen die Entscheidungsprozesse bei allen Beteiligten beeinflussen.

    Eine Erhebung und Speicherung des Berufs der Eltern ist in NRW zum Glück nicht zulässig.

    Diese Informationen sind auch nirgendwo gespeichert, die Jugendlichen füllen das Blatt entweder aus oder eben nicht. Ist ja freiwillig. Die meisten sind naiv genug, es zu machen, wenn's keine KLP gibt, die sagt, sie müssen das nicht.

    Ich habe meiner eigenen Klasse empfohlenen die Biographieblätter an diesen Stellen nicht auszufüllen. Ich finde es unverschämt, dass wir pauschal danach fragen. Zeigt aber, wie "wichtig" diese Informationen einigen doch erscheinen.

    Ich habe mich auch ziemlich geärgert, dass ich diese Angaben beim Migrationsamt machen musste. Was waren die Eltern von Beruf, was haben die Brüder gelernt... Freunde, das geht euch einen scheiss an, die Eltern sind tot und die Brüder wollen hier nicht eingebürgert werden. Sagste in der Situation natürlich nicht. :cursing:

    Ich kann ja nur für mich sprechen, aber in der Regel weiß ich überhaupt nicht, was die Eltern beruflich machen.

    Es ist vor allem an den Primarschulen absolut üblich, dass die Klassenlehrperson das weiss. Ich weiss es selbst als Fachlehrperson in der Sek II. Unsere SuS füllen in der 1. Klasse Biographieblätter aus, die in den Rundlauf gehen. Zudem habe ich in den 4 Jahren so viele Gelegenheiten mit den Jugendlichen zu tratschen, dass ich es allein daher schon weiss. Das gibt's bei uns noch häufig, dass man mal nachfragt, warum jemand ständig müde ist oder morgens zur 1. Lektion chronisch zu spät kommt. Und siehe da, der 16jährige kocht daheim für 3 Geschwister weil die Eltern Vollzeit arbeiten gehen. Dann kannst du dir natürlich grundsätzlich das Einzugsgebiet deiner Schule anschauen, dazu gibt es öffentlich verfügbare Statistiken. Ich habe original schon den Satz von einer italienischstämmigen Mutter gehört: "Am Progymnasium hiess es, das sei halt so, dass die Italiener kein richtiges Deutsch können." Natürlich ist das nur eine Seite der Geschichte, aber wie heisst es so schön ... irgendwas Wahres wird schon auch dran sein. Ich finde es erstaunlich, mit welcher Vehemenz und Empörung manche versuchen, das kleinzureden. Als seien wir alle vollkommen unschuldig an der Situation, die kam so vom Himmel gefallen.

    Meine Freundin hat diverse orthopädische Probleme, ja sie hat spezielle Einlagen. Die sind mal in einem speziellen sport-orthopädischen Laden angefertigt worden, dort wurden eben auch die Füssse ausgemessen und ein Modell angefertigt. Man gibt einmal ziemlich Geld aus, da das Modell aber hinterlegt ist, wird es infolge günstiger, wenn nur noch die Einlagen ersetzt werden müssen. Ja, es bringt sehr viel bzw. sie kann gar nicht anders laufen. Du kannst die Fussmuskulatur schon trainieren aber je nachdem, wie deine Füsse aussehen, geht es eben wirklich nicht ohne Einlagen. Schau doch einfach mal, ob du aktiv, also mit deiner Muskelkraft, das Fussgewölbe aufrichten kannst. Wenn das geht, hast du da nicht wahnsinnig viel Optimierungsspielraum. Meine Freundin ist auch sportlicher als ich, sie hat trotzdem das instabilere Sprunggelenk. Ich kann mit Halbschuhen in die Berge gehen, sie nicht. Ich habe mir noch nie ein Band gerissen, sie hatte an einem Sprunggelenk schon alle 7 weg.

    Dass es angeblich so viel besser sei auf dem Vorfuss zu laufen, ist meines Wissens ein Mythos. Ich meine, es gab da mal eine Untersuchung an einer grösseren Gruppe Schwarzafrikaner die sehr häufig barfuss laufen. Es stimmt eben gar nicht, dass die alle auf dem Vorfuss laufen. Manche so, andere anders. Man soll wohl darauf achten, vor allem über den Mittelfuss abzurollen, also möglichst den ganzen Fuss zur Gewichtsverteilung nutzen. Direkt barfuss zu joggen würde ich dir nicht empfehlen wenn du das Barfusslaufen nicht gewöhnt bist. Du holst dir ziemlich sicher eine sehr üble Plantarfasziitis.

    Zum Thema Arbeitszeit wundere ich mich, dass nie die Kolleg*innen am meisten klagen, die Korrekturfächer haben, die sind nämlich die eigentlich gearschten, die wirklich ständig arbeiten

    Es gibt hier im Forum unzählige Threads, in denen genau darüber "gejammert" wird. Dass die "ständig" arbeiten, halte ich für ein Gerücht und meine KuK an meiner Schule behaupten das auch nicht. Die wissen selber, dass sie mehr Lektionen pro Klasse und damit weniger Klassen insgesamt unterrichten. Die wissen, zu welchen Uhrzeiten die Naturwissenschaftler, Musiker und Zeichner im Schulhaus sind. Und ansonsten hielte sich mein Mitleid auch arg in Grenzen wenn ich höre, dass die gerade die 10. Note eintragen obwohl sie nur 5 haben müssen. Und ich schrieb es schon mal, es gab Zeiten, da hatten bei uns im Kanton die Naturwissenschaftler 2 Lektionen weniger fürs Volldeputat. Seit wir die gleiche Anzahl Lektionen unterrichten haben wir eine Assistenz, das ist billiger als die Lehrerstunden zu zahlen.

    Wir machen auch Versuche und praktische Arbeiten, allerdings räumen die Schüler die Geräte aus den Schränken raus und später wieder ordentlich rein. Nur fehlendes Verschleißmaterial wird mir gemeldet und von mir neu bestellt.

    Fehlt auch noch, dass ich den Schülern alles hinterherraume.

    Ich erwähnte es bereits: Physikpraktika sind sehr viel einfacher zu organisieren und auch zu hüten. Ich habe KuK, die die SuS das Zeug auch selber aus dem Schrank holen lassen. Ich mache das selbst um etwas Zeit zu sparen. Meine SuS räumen nur selbst wieder ab. Wie Kris schrieb, die SuS dürfen keine Chemikalien versorgen, sie dürfen den Lagerraum nicht betreten. Im Praktikum legen sie benutzte Glaswaren in ein Körbchen, das ich dann zum Geschirrspüler bringen kann. Physik macht keinen Dreck.

    An meiner ersten Schule hat es ein Schüler im Praktikum geschafft, dass er am Ende Buttersäure im Haar hatte. Für den war der Unterricht dann frühzeitig beendet, ich hoffe bis heute, dass er nicht mit dem Bus nach Hause gefahren ist.

    Die Chemie-Fails sind in der Tat lustiger als die in der Physik. Eine unserer Sekretärinnen hat einfach schon Angst, wenn einer von uns während der Unterrichtszeit mit einer Klasse hinters Schulhaus geht. Das verheisst nichts Gutes.

    So habe ich auch meinen Chemieunterricht in Erinnerung. Bis auf die sexistischen Bemerkungen, wir hatten eine Frau. Inhaltlich kann ich mich an wenig Spannendes erinnern. Ich fand das mit dem Bohrschen Atommodell toll und habe aus Langeweile schon mal im Buch "vorgelesen". Dafür habe ich einen Anschiss kassiert, das ist mir bis heute geblieben. Ich weiss ehrlich nicht, warum ich das studiert habe, vielleicht Traumabewältigung oder so 😂

    Kris24 Unsere Assistenz hat 18 Jahre lang an einer deutschen Schule gearbeitet. War halt ne katholische Schule in privater Trägerschaft. Die grossen Synthese-Praktika sind eine derartige Materialschlacht, dass ich es ohne Unterstützung wirklich nicht machen würde. Schülerexperimente im "normalen" Theorieunterricht bereite ich immer selbst vor. Unsere SuS dürfen halt in die Vorbereitung und die Gläser selbst in den Geschirrspüler stellen.

    Beliebte Fehlerquelle bei uns: Kollegen bauen ein Messgerät aus und stellen es nach Benutzung auch brav wieder zurück. Im der Eile aber ein Kabel falsch wieder angesteckt. Da ich auch in Eile bin, übersehe ich das natürlich. Und die Dinge nehmen ihren Lauf... Das Dümmste, was mir bisher passiert ist: Ein Kollege legt mir ein Stück magnetisierbares Eisen auf das Modell für den Elektromotor und ich wundere mich, dass der nicht dreht. Ich habe dann ein Foto davon gemacht und der Klasse auf die nächste Lektion aufgegeben rauszufinden, was falsch ist 😂

    dass DU natürlich zu 99% Chemie unterrichtest und wie unglaublich aufwendig das ist

    Als ich noch 100 % Chemie unterrichtet habe war meine Welt meistens in Ordnung 😁 Im Ernst... Zwei experimentelle Naturwissenschaften sind gelegentlich echt anstrengend. Physik sind die Schülerpraktika einfacher, da arbeiten wir auch ohne Assistenz. Stromkreise zusammenstecken macht keinen Dreck. Ich habe dieses Semester Glück, ich bin zur 1. Lektion dran. Dann bin ich um 07:30 Uhr an der Schule und stelle alles hin, die SuS räumen selber ab. Die Schülerpraktika in Chemie wären ohne Assistenz in dem Umfang nicht leistbar. Ist auch von der Aufsicht her ne andere Nummer als in Physik. Dafür habe ich in Physik den grösseren Stress mit den Lehrerexperimenten. Wenn die Lichtschranke nicht genau an der richtigen Stelle, dann Experiment fail. In der Chemie geht's nicht so genau. Lösung wechselt die Farbe von rot zu grün und alle glauben, was ich dann erzähle. Am gechilltesten haben es schon die 100 % Mathematiker, das streiten die aber auch gar nicht ab.

    Ich bin einigermassen überzeugt davon, dass "gehobene" Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache absolut überbewertet werden. Wie bereits erwähnt wird man mit B1-Kenntnissen eingebürgert. Ich habe mich hier in der Schweiz dahingehend anpassen müssen, dass ich auf gewisse grammatische Konstruktionen, die im geschriebenen Hochdeutsch üblich wären, verzichte und dass ich generell kürzere Sätze schreibe. Ein Grossteil meiner Jugendlichen hatte, als ich vor 10 Jahren anfing an der Schule zu arbeiten, Mühe, meine Texte zu lesen. Zudem wird es im Zeitalter von ChatGPT & Co. sowieso bald mal lächerlich überhaupt noch auf eine fehlerfreie Orthographie zu bestehen. Ich habe an der Schule mehrere Kolleginnen und Kollegen, die kein fehlerfreies Deutsch sprechen bzw. schreiben. Die unterrichten ihre Fächer trotzdem sehr gut.

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