Beiträge von Antimon

    Die Leistungen reichen den Lehrkräften nicht aus, gleichzeitig will man nur einen bestimmten Prozentsatz beschulen, weil man darin die Lösung sieht

    Nein, nicht "gleichzeitig". Die Differenzierung nach Leistungsniveaus *ist* die Lösung. Ich bin überwiegend zufrieden mit dem Potential meiner Jugendlichen, ich unterrichte aber auch nur 20 % eines Jahrgangs am Gymnasium und weitere 20 % an der FMS. Die Unterschiede im Leistungsvermögen werden da sehr offensichtlich.

    Warum hört man das nicht von den Kunstlehrkräften und selten von den Deutschlehrkräften?

    Bei uns im Schulhaus sagen alle so ziemlich genau das gleiche was die schlechten Vorkenntnisse aus der Sek I betrifft. Am verzweifeltsten sind eigentlich unsere Romanisten. Es heisst sehr oft und aus allen Fachrichtungen, dass die Lehrmittel der Sek I scheisse sind. Geht schon ziemlich genau in die Richtung, die @alpha beschreibt. Wir wurschteln es in der Sek II dann halt irgendwie hin, unsere Abgänger sind eigentlich recht gut aufgestellt. Doof sind die alle nicht und schon gar nicht dööfer als früher.

    ich kann nur sagen, wer findet, dass die SuS in der SEKII mit den Aufgaben überfordert sind, müsste dann wohl früher ehrlicher mit ihnen sein.

    Eben das. Dann hast du aber keine 40 % oder schlimmeres eines Jahrgangs in der gymnasialen Oberstufe mehr.

    Du verstehst das nicht s3g4 , du warst wahrscheinlich nur noch nicht oft genug impfen und du musst fester dran glauben!! Ich bin ja eine der wenigen hier an meiner Schule, die wahrhaftig noch ein 4. mal impfen gegangen sind, mit diesem angeblich überarbeiteten und angepassten Zeug. Und tatsächlich: Ich war schon seit Juni 2022 nicht mehr krank, das war eben meine erste und bisher einzige Covid-Infektion. Also anekdotisch bewiesen ... ES HILFT!!!1!!11!!!!

    Ehrlich gesagt finde ich es auch schade, dass kaum noch jemand richtiges Handwerk beherrscht und das weitergeben kann.

    Das kommt mir gerade wieder in den Sinn da ich an der Schule bin und fix was ausprobiere. Wie kommst du denn zu dieser kühnen Behauptung bzw. was verstehst du unter "richtigem Handwerk"? Kannst du denn irgendeine Art von "richtigem Handwerk" dass du überhaupt beurteilen kannst, was "richtig" ist?

    Ich habe letztens mal so nebenbei im Gespräch gelernt, dass man im Chemiestudium heutzutage offenbar keine Spektralanalyse mehr "von Hand" macht. Da habe es einfach eine Maschine gegeben, in die man das Zeug reingestellt hat, sagt meine junge Kollegin (Baujahr 1994). Dann fiel mir ein, hey, wir haben an der Schule doch auch eine Maschine dafür und hab's im Praktikum mit einer Klasse gleich mal ausprobiert. Die fanden das richtig cool, hat so was "professionelles". Wenn wir's digital machen, schaffen wir es in einer Doppellektion eine vernünftige Aufgabenstellung zu bearbeiten. "Von Hand" wäre die Prozedur ziemlich mühsam und wir könnten nicht halb so viel an Informationen rausholen. Man macht im Chemiestudium auch keine Schwefelwasserstofffällung mehr und der Soda-Pottasche-Aufschluss zur Silikat-Bestimmung im Glas ist auch gestorben. Halleluja.

    Ich meine, retrospektiv betrachtet war's ja auch irgendwie lustig, verklärte Vergangenheitserinnerungen und so. Aber es ist schon OK, dass die ganze quantitative Analytik auf ein Semester zusammengeschoben ist und man dafür heutzutage Molecular Modelling lernt. Chemie ist ein sehr zielgerichteter Studiengang, für die allermeisten Absolventen geht's hinterher zu Bayer oder der BASF. Der Einsatz computergestützter Verfahren im Drug Design z. B. hat sich in den letzten 20 Jahren phänomenal weiterentwickelt. Wir hatten das damals im Studium mal als Praktikumsversuch irgendwann im Hauptstudium, gerade so viel, dass man mal gesehen hat, dass es da so einen Algorithmus gibt. Ich freue mich aufs kommende Herbstsemester an der Uni, es gibt Vorlesungen dazu, die ich fürs Informatik gebrauchen kann.

    Ich kann mich dunkel dran erinnern, dass wir noch ein Telefonbuch ins Milchkästli (!) bekamen, als wir 2011 hierher gezogen sind. Ich habe gerade mal Tante Google gefragt: Tatsächlich kann man die gedruckte Version seit gerade diesem Jahr gar nicht mehr beziehen. Bis Ende 2022 muss es die Dinger irgendwo gegeben haben. Auf der Post habe ich die nie gesehen, wahrscheinlich musste man aktiv nachfragen. Einzahlungsscheine gibt es seit diesem Jahr übrigens auch nur noch mit QR-Code.

    Es gibt Klassenreisen, auch ohne Sternehotel,

    Naja, das ist eine Liste mit Vorschlägen. Das ist mal ein Anfang, ja, aber der Service bei der SBB ist schon ein anderer. Wenn ich da morgen hingehe und sage, ich will mit einer Schulklasse am Hochstuckli auf die Rodelbahn, habe ich 20 min später die komplette Fahrt inkl. aller Postis und der Seilbahn durchgebucht und die Tickets für die Rodelbahn mit 20 % SBB-Rabatt.

    Aber du hast natürlich recht. Was will die DB anbieten, wenn in der Wallapampa kein Bus fährt. Dass das traurig ist, da sind wir uns mehr als einig.

    Für mehrtägige Fahrten klingt das sehr verlockend.

    Wie handhabt ihr das bei Wandertagen/Exkursionen/kleineren "Fahrten" oder Ausflügen?

    Das geht bei uns alles über die SBB, die bieten komplett organisierte Tagesausflüge für Schulklassen an und es wird obendrein noch günstiger, wenn man über die bucht. Was glaubst, warum wir hier alle so gerne Bahn fahren, die SBB hat's in Sachen Kundenbindung wirklich drauf :P Leider gibt's das bei der Deutschen Bahn immer noch nicht, hab grad mal nachgeschaut. Sie bieten Städtetrips mit Übernachtung im Sternehotel an, Kinder und Jugendliche scheinen keine gewünschte Klientel zu sein. Schade.

    Das Abitur ist fachlich einfach, aber so verklausuliert, dass es trotzdem nicht "de facto" leicht ist eine gute Note zu bekommen.

    Das ist eben wirklich ärgerlich wenn man als Lehrperson merkt, die scheitern jetzt nicht an der Mathe sondern an der schlechten Aufgabenstellung. Und man fragt sich, was wird da eigentlich abgeprüft. Aber es ist doch so, dass die Prüfungsvorschläge von aktiven Lehrpersonen kommen, nicht? Ich verstehe nicht, warum das am Ende dann offensichtlich doch so viele mittragen, sonst wär's ja nicht so.

    Ich kann mich bis heute an den Wutausbruch meiner Biolehrerin am Gymnasium erinnern. Bayern hat ja immer und ewig schon dieses Zentralabitur, als Schüler besorgt man sich einfach den Stark-Abitrainer und löst zur Vorbereitung die Aufgaben der letzten 10 Jahre. Irgendwann muss dann offenbar mal ein Jahrgang kommen, bei dem ALLES anders ist und 1999 hat es eben den Bio Leistungskurs erwischt. Die Aufgabenstellung zur Evolutionsbiologie war so scheisse, dass sie eigentlich nicht lösbar war. Ich hatte mit 10 Punkten immer noch die beste Klausur im Kurs, davor hatte ich aber sowas wie 13 oder 14 Punkte im Zeugnis. Fairerweise muss ich dazuschreiben, dass der Mathe LK es in diesem Jahrgang besonders leicht hatte ^^

    Ich weiss. Das ist die Meinung der Politik, mit der Realität hat die nichts zu tun. Wir Bayern sind halt immet schon gut in dem, worauf wir trainiert werden, der Rest hat sich der Strategie dann angepasst. In Wahrheit ist es die Übertrittsquote mit der die Leistung am stärksten korreliert. Alle wissen das, ist aber nicht sexy.

    Edit: Du weisst ja, wann die PISA-Tests durchgeführt werden, das passiert in Klasse 9. Überleg dir einfach, wie da der Zusammenhang mit den zentralen Abschlussprüfungen sein soll. Früh übt sich, was ein gut dressiertes Äffchen werden will! Könnte man jetzt ganz bösartig behaupten.*

    Seph Dein Beitrag ist in sich widersprüchlich. Die Basics fehlen, weil sie nicht adäquat geübt werden.

    *Ich provoziere gerade nur ein bisschen, man darf da gerne anderer Meinung sein.

    Das Zentralabitur galt noch nie als Garant für "Niveau" sondern für die Vergleichbarkeit der Abschlüsse. Natürlich trainieren alle Lehrpersonen ihre SuS auf das Format der Abschlussprüfungen, das war immer schon so und es ist vollkommen logisch. Ich habe im Juni mündliche Abschlussprüfungen. Meine SuS wissen ziemlich genau, was ich sie fragen werde: Das, was wir die letzten 4 Jahre im Unterricht gemacht haben.

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